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wirtschaft artikel (Interpretation und charakterisierung)

Niccolò machiavelli - der fürst



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Vorwort:
Bei dem folgenden Text handelt es sich um eine Zusammenfassung von Machiavellis Der Fürst. Ich, ein zwanzig jähriger Abiturient, der gerade seinen Zivildienst ableistet, habe Machiavellis Text mit eigenen Worten verkürzt, aber (hoffentlich) sinngemäß, wiedergegeben. Danken möchte ich meinem Bruder Stephan und Melanie Siegmann, die mir beim Verfassen und Abtippen des Textes geholfen haben. Mein Ziel ist es, dem geneigten Leser den oft zu unrecht verteufelten Machiavelli näherzubringen und ihn als Mann seiner Zeit (Renaissance) darzustellen.
Inhalt

. Literatur
. Über dieses Dokument ...

Vorbemerkungen:

Niccolò Machiavelli:
Geboren am 3.5.1469 in Florenz als Sohn eines Rechtsgelehrten. Beamtenlaufbahn im Dienst der Stadtrepublik Florenz. Dieses befreite sich 1494 vorläufig von der Herrschaft der Medici.
1497 wird Machiavelli in den Rat der Zehn gewählt, welcher dem Rat der Signorie, dem höchsten Organ, untergeordnet war. Später übernahm er dessen Vorsitz. Machiavellis Position führte viele Auslandsreisen im Namen Florenz mit sich, z.B. an den Hof der römischen Kurie, nach Frankreich zu Ludwig dem XII., zu Kaiser Maximilian (Haus Habsburg) oder zu italienischen Kleinfürsten wie Cesare Borgia. Nach 14 Jahren Tätigkeit im Dienste seiner Heimatstadt kehrten die Medici nach Florenz zurück. Sie warfen Machiavelli unter dem Vorwurf der Verschwörung ins Gefängnis und ließen ihn foltern. Schließlich stellte sich seine Unschuld heraus.
1513 wurde Machiavelli auf sein Landgut verbannt und begann im selben Jahr mit der Niederschrift von DER FüRST. Obwohl die Medici 1527 erneut aus Florenz vertrieben wurden, wurde er (da er der Kollaboration mit den Medici verdächtigt wurde) nicht wieder in den Staatsdienst aufgenommen. Er verstarb im selben Jahr. Außerdem entstanden in der Zeit von 1513 bis zu seinem Tode am 22.6.1527 noch mehrere andere Werke:
ABHANDLUNG ODER GESPRäCH üBER UNSERE SPRACHE, welche zum Ziel hatte, die toskanische Sprache als italienische Nationalsprache zu etablieren.
ABHANDLUNG üBER DIE ERSTEN 10 BüCHER DES TITUS LIVIUS, ein staatstheoretisches Werk mit Ähnlichkeiten und Unterschieden zu DER FüRST.

MANDRAGOLA, eine bissige Komödie.
L\'ARTE DELLA GUERRA (DIE KRIEGSKUNST)
Und im Auftrag von Giulio de Medici (des späteren Papsts Clemens VII.) DIE GESCHICHTE VON FLORENZ.
Das Erscheinungsdatum von IL PRINCIPE (DER FüRST) ist 1532. Verfasst wurde der Text 1513.
Machiavellis DER FüRST ist im Laufe der Geschichte immer wieder, bewußt oder unbewußt, falsch interpretiert worden. Die abartigen Interpretationen von Machiavellis Werk lassen sich vergleichen mit der Pervertierung von Darwins Theorien. Zum Beispiel benutzten die Nazis eben diese beiden, um einen faschistischen Obrigkeitsstaat zu legitimieren.
Machiavellis Werk aber muß streng in seinem geschichtlichen Kontext gesehen werden. Er verfasste es im angehenden 16. Jahrhundert in Italien. Dieses war zerrissen in Kleinstaaten, Teilstaaten, Zwergkönigreiche, Fürstentümer und den Vatikanstaat. Verschiedene größere Staatsgebilde und mächtige Monarchen, wie der französische König Ludwig der XII. und der spanische König Ferdinand von Aragonien, versuchten in Italien einzufallen. Sie wollten sich Gebiete auf Kosten der ansässigen verfeindeten Geschlechter einverleiben. Machiavelli ist vordergründig von dem Nationalstaatsgedanken überzeugt.
Überschrift Kapitel 26: Aufruf zur Befreiung Italiens von den Barbaren
Dies war für seine Zeit geradezu visionär und revolutionär. Machiavelli wünschte sich nichts sehnlicher als einen italienischen Nationalstaat, der groß und mächtig genug war mit den anderen Großmächten, wie Frankreich, England, Spanien und der Habsburger Monarchie konkurieren zu können. Wie weit Machiavellis Gedankengut seiner Zeit voraus war, zeigt sich darin, daß sein Traum eines italienischen Nationalstaates erst in den Jahren von 1861-1870 durch Guiseppe Garibaldi verwirklicht wurde. Wären Machiavellis Ideen verwirklicht worden, hätte Italien sicherlich schon vor dieser Zeit eine bedeutendere Rolle spielen können.
Die Abhandlung DER FüRST war speziell an das zu der Zeit in Florenz regierende Geschlecht der Medici gerichtet. Dieses wurde zwar 1527 zum wiederholten male aus Florenz vertrieben, schwang sich aber ab 1551 zu Herzögen (bzw. ab 1569 Großherzögen) der Toskana auf. Dieses machtvolle Geschlecht stellte unter anderem 3 Päpste und 2 Königinnen von Frankreich (Katharina, welche die Bartholomäusnacht verursachte, und Maria) 1737 erlosch das Haus der Medici. Machiavelli gestand diesem Geschlecht die Chance zur Verwirklichung eines italienischen Nationalstaates zu.
,,So verharrt Italien immer noch in Todesstarre und Erwartung, bis der kommt, der es von seinen Schlägen heile, (...)``
,,Seht auch, wie es durchaus bereit und geneigt ist, einem Banner zu folgen, wofern es nur Einer begriffe. Es gibt aber gegenwärtig niemanden, auf den es mehr Hoffnung setzen könnte als auf euer berühmtes Geschlecht, (...), es könnte die Führung der Befreiung übernehmen``
Machiavelli drückt sich sehr nüchtern und unbeteiligt aus. Er verlangt vom Fürsten Handlungsweisen, die in unserer Zeit als unmenschlich und realitätsfern erscheinen. Man muß seine Ausdrucksweise aber unbedingt im Kontext seiner Zeit sehen. DER FüRST ist gedacht als eine Anleitung oder Gebrauchsanweisung zur Lebenserhaltung von Fürstenhäusern und Staatsgebilden. Warum also bedient sich Machiavelli einer trockenen, manchmal brutal anmutenden Ausdrucksweise?
Fürst wurde man in der Regel nicht aufgrund seiner Qualifikation, oder durch Wahl, so wie es uns heute selbstverständlich ist, sondern durch Geburt oder durch Gewalt. Hierfür nur das Beispiel der Medici, die aufgrund ihrer finanziellen und territoriellen Macht in Italien 3 Päpste stellen konnten, welche sich sicherlich nicht durch besondere Frömmigkeit für dieses heilige Amt auszeichneten. Allein ihre Herkunft machte sie zu Päpsten. Daraus muß man folgern, daß einem großen Teil aller Fürsten (weltlicher wie kirchlicher) wohl kaum alle nötigen Fähigkeiten, wie Charisma oder Führungsqualitäten, zur Erhaltung eines Fürstentums in die Wiege gelegt wurden. Darum konnten sich schlechte, unintelligente und brutale Fürsten, die wie auch immer zu ihrer Würde gekommen waren, nur durch Lügen, Betrügen, Verraten und Bestechen halten. Wenn also ein großer Teil der Fürsten anders nicht überlebensfähig waren, so mußten auch alle guten und fähigen Fürsten diese Mittel anwenden können, um zu überleben. Man lebte in einer Welt, in der ein jeder Fürst eifersüchtig danach trachtete sich selbst zu erhalten und sich nach Möglichkeit an Macht, Land und Leuten zu vergrößern. Unter den Fürstentümern und Monarchien herrschte das Prinzip von fressen und gefressen werden. Auch die niedrigeren Leute waren nach unseren heutigen Maßstäben nicht viel besser; da sie von den Großen extrem ausgenutzt wurden, suchten sie ihrerseits nach jeder sich bietenden Gelegenheit um die Großen auszunutzen oder sie zu Fall zu bringen. Deshalb kommt Machiavelli zu für uns heute eigenartigen Feststellungen, wie
,,Denn von den Menschen kann man im allgemeinen das sagen: Sie sind undankbar, wankelmütig, heuchlerisch, scheuen die Gefahr und sind gewinnsüchtig; (...)``, Kap.17
Machiavelli beschreibt tatsächlich nichts weiter, als die Zustände der Menschheit seiner Zeit und speziell seines Landes. Machiavelli ist nun aber nicht nur unbeteiligter Beobachter ohne moralische Bedenken. Er erscheint vielmehr als ein desillusionierter Idealist, der zwar alle guten Eigenschaften begrüßt und für wünschenswert hält, sie aber dem Überleben in seiner Welt unterordnet.
,,(...) [ich] behaupte, daß es gut ist für freigebig zu gelten. Aber die Freigebigkeit, die du übst und die nicht anerkannt ist, ist dir schädlich.``, Kap.16
,,So hat er mit seiner Freigebigkeit sehr viele beleidigt und nur wenige beglückt [wenn er durch seine Freigebigkeit höhere Steuern verlangen muß]; (...)``, Kap.16
,,(...), das jeder Fürst danach streben muß, für mitleidig und nicht für grausam zu gelten; (...)``, Kap.17
,,Daher kommt die Streitfrage, ob es besser sei, geliebt als gefürchtet zu werden oder umgekehrt. Ich antworte: Man sollte beides sein.``, Kap.17
Es läßt sich viel Zynismus in seiner Niederschrift erkennen, vor allem, wenn er von Cesare Borgia spricht, einem rücksichtslosen und machthungrigen Fürsten und Ursupator, der aber andererseits die Ansprüche seiner Zeit erfüllte und sehr erfolgreich war. Machiavellis Visionen (und dies sollten sie für Jahrhunderte bleiben) erfassen allerdings noch weitaus größere Dimensionen. Machiavelli toleriert zwar Grausamkeiten bei der Erschaffung und Sicherung eines neuen Staatsgebildes (wobei er immer die Vorstellung eines italienischen Nationalstaates vor Augen hat), lehnt sie jedoch bei erfolgter Stabilisierung ab.
,,Die Mühen, die sie bei der Eroberung der Herrschaft haben, kommen zum Teil von der neuen Ordnung und den neuen Formen, die sie zur Begründung ihres Staates und zu ihrer Sicherheit einführen müssen.``, Kap.6
,,Cesare Borgia galt als grausam; trotzdem hatte diese Grausamkeit die Romagna wiederhergestellt, geeint und wieder zu Frieden und treuer Ergebenheit gebracht.``, Kap.17
Der nüchterne Tonfall, in dem er den Fürsten davon abrät verhaßt zu werden, ist nicht als eine weitere Form einer durchtriebenen Listigkeit eines rücksichtslosen, machtverherlichenden Staatstheoretikers zu werten, sondern als dringlich vorgebrachte Aufforderung eines Bürgerlichen an die Feudalherren/Fürsten (in Machiavellis Falle die Medici). Machiavelli bringt seine Thesen in angemessener Formulierung (vorsichtig und zurückhaltend) den Fürsten (die, wie es seiner Zeit entsprach, um so viel höher standen als er selbst) näher. Sei sollten nach der Konsolidierung gerecht, ehrenhaft, rücksichtsvoll und maßvoll regieren. Somit erklärt sich Machiavellis emotionsloser, einem unaufgeklärten Leser kalt und grausam erscheinender Schreibstil. DER FüRST sollte nicht als Provokation aufgefaßt werden.
Zwar liest sich der Text wie die Betriebsanleitung eines Videorecorders, dennoch bringt Machiavelli oft seine staatsbürgerlich geprägten Tendenzen ein. Er versucht diese unauffällig zu verpacken, dennoch läßt er manchmal seinen Zynismus durchblicken. Besonders beißend allerdings läßt er seinem Spott für Kirchenstaaten freien Lauf, bei denen er ebenso die fehlende Legitimation und Kompetenz zur Fürstengewalt vermißt, wie auch den Willen des Volkes sich von dieser Mißwirtschaft frei zu machen. Er kritisiert des Volkes Dummheit, welches aufgrund von Glauben und Tradition die Kirche weiter verehrt und die Patriarchen im Amt läßt.
,,Nur sie [die Kirchenfürsten] sind Alleinherrscher im Staat und verteidigen ihn nicht; sie haben Untertanen und regieren sie nicht; und obwohl ihre Staaten ungeschützt sind, werden sie ihnen nicht genommen; und obwohl ihre Untertanen nicht regiert werden, kümmern sich diese nicht darum und denken nicht daran, sich ihnen zu entziehen; (...)``, Kap.11
,,(...); denn da diese Fürstentümer von Gott errichtet und erhalten werden, würde es ein Zeichen von Anmaßung und Vermessenheit sein, darüber zu räsonieren.``, Kap.11
Insgesamt läßt sich das obengenannte in der Kommentierung des konservativen preußischen Geschichtsschreibers Leopold von Runke (19. Jht) zusammenfassen:
,,Machiavelli suchte die Heilung Italiens, doch der Zustand desselben schien ihm so verzweifelt, daß er kühn genug war, ihm Gift zu verschreiben.``
Machiavelli beweist seine herausragende staatstheoretische Vorsehungskraft aber noch an andere Stelle.
,,Ferner muß ein Fürst immer der Tüchtigkeit zugetan sein und die Hervorragenden jedes Faches belohnen. (...) [ohne das sich] nicht der Eine davor scheut, seine Besitzungen zu erweitern, aus Angst, sie könnten ihm weggenommen werden, und der andere, einen Handel aufzumachen, aus Furcht vor den Steuern; sondern er muß Auszeichnungen für die bereitstellen, die so etwas tun wollen und auf irgendeine Weise seine Stadt und den Staat bereichern.``, Kap.21
Im weiteren Sinne könnte man Machiavelli laut des Zitates als Vordenker der freien Marktwirtschaft bezeichnen. Diese wurde zwei Jahrhunderte später von Adam Smith (1790) entwickelt. Diese geht vom Prinzip des freien Wettbewerbs aus, frei von staatlicher Lenkung. Der Staat übernimmt die Rolle eines Beobachters und Bewachers (Nachtwächterstaat). Adam Smiths Theorien bestimmten die wirtschaftpolitische Gestaltung aller Industrienationen des 19. Jahrhunderts und bestimmen noch heute in wirtschaftpolitischen Konzeptionen konservativer Parteien (CDU, Republicans/USA, Conservatives/GB). Seine Ideen finden nämlich auch noch ihren Platz in der stark modifizierten sozialen Marktwirtschaft (nach Müller-Armack, Freiburger Schule), für die die CDU und vernünftige Teile der SPD sich entgegen der sozialistischen Planwirtschaft entschieden. Ein Teil dieser Theorien finden sich auch in Machiavellis Der Fürst wieder, wenn auch der zweite zentrale Grundgedanke Adam Smiths fehlt: Das individuell egoistische Interesse des Einzelnen vom naturrechtlichen Blickpunkt, in welchem das Individuum durch Vermehrung seines eigenen Wohlstandes zum Wohle aller beiträgt. Machiavelli kann sich aber, getreu seinem Zeitalter, nichts anderes als eine Monarchie, verbunden mit einer Feudalherrschaft oder ähnlichen Oligarchien vorstellen (anders als ein Adam Smith, der einen starken 3. Stand gewohnt war). Laut Machiavelli sollen Monarch und Bürgertum stark miteinander verkettet sein. Der Bürger hat sich bedingungslos in die Dienste des Staates stellen, ebenso wie der Fürst, sollten sich die Bürger verdient machen, die Dienste des Volkes belohnen soll.
,,Daher muß ein kluger Fürst eine Form ausfindig machen, bei der seine Bürger immer und in jeder Lage den Staat nötig haben; und sie werden ihm dann immer treu und ergeben sein``, Kap.9
,,(...); sondern er muß Auszeichnungen für die [Bürger] bereitstellen, die so etwas tun wollen und auf irgendeine Weise seine Stadt und den Staat bereichern.``, Kap.21
(siehe vorhergehende Zitierung der selben Stelle)
Ist der Fürst intelligent, gutartig und charismatisch (wovon Machiavelli offenbar nicht viele kannte), so fällt ihm dies leicht. Ist ein Fürst dies aber nicht, so muß der Fürst auch zu den schlimmen Mitteln greifen, die Machiavelli beschreibt, um das Wohl des Staates und der Bürger zu erreichen. Im Gegensatz zu seinem Titel beweist sein Werk Machiavellis Vorliebe für das Bürgertum. Machiavelli ist zwar der Meinung, daß nur eine Fürst es schaffen kann, einem Staat zu Ruhe, Ordnung, Sicherheit und angemessener Gesetzgebung verhelfen kann, dennoch ist der 3. Stand am wichtigsten. Alle seine Ratschläge, die vordergründig dem Wohle des Fürsten dienen, dienen ebenso, oder vor allem dem Wohle des Bürgertums. Zustände wie oben beschrieben, oder der freien wirtschaftlichen Individualität sollten allerdings erst zwei bis drei Jahrhunderte später zu den Forderungen des aufstrebenden Bürgertums werden. Machiavelli sah vielleicht voraus, daß das Bürgertum die Feudalherren irgendwann ablösen würde. Zumindest möchte er die Gleichstellung des Bürgertums gegenüber den Fürsten erreichen. Er versucht seine Tendenz zum Bürgertum nicht allzu offensichtlich darzustellen, läßt sich aber trotzdem ab und zu zu deutlichen Kommentaren hinreißen.
,,(...) denn das Ziel des Volkes ist viel sittlicher als das der Großen: diese wollen unterdrücken und jenes nur nicht unterdrückt werden.``, Kap.9
Er wünschte sich ebenso eine wirtschaftliche wie auch kulturelle Entfaltung des 3. Standes.
,,Ferner muß ein Fürst immer der Tüchtigkeit zugetan sein und die Hervorragenden jedes Faches belohnen. Er soll seine Bürger anregen, ruhig ihrer Beschäftigung im Handel, in der Landwirtschaft und jedem anderen Gewerbe nachzugehen, (...)``, Kap.21
Machiavelli zeigt sich außerdem in ganz entschiedenem Maße geprägt von den geistigen und kulturellen Einflüssen seiner Zeit. Er ist ein typischer Intelektueller der Renaissance (von rinascimento = Wiedergeburt), einer geistigen Kulturrevolution des 15. und 16. Jahrhunderts. In ihr wurde, ausgehend von Italien, die Wiederbelebung der Antike betrieben, was eine geistige Umformung des Welt- und Menschenbildes mit sich brachte. Machiavellis starke Beeinflussung durch diese Bewegung, obwohl sie eher noch an ihrem Beginn stand, zeigt sich allein an der Tatsache, daß er oft Handlungen und Lebensweise antiker Persönlichkeiten wie Schriftstellern, Kriegern und Herrschern beschreibt und zitiert. Die Renaissance förderte auch den menschlichen Drang nach wissentschaftlichen Entdeckungen und sonstig gearteten neuen Erkenntnissen, entgegen dem Geiste des Mittelalters, in welchem man technischen, politischen und geistig/theologischen Fortschritt mit vielen Maßnahmen entgegenwirkte. Stark beeinflußt von der Renaissance zeigt sich auch ein Shakespeare (1564, 1616) in dessen klassischen Dramen es oft um die Auflehnung des einzelnen gegen das kulturelle Erbe des Mittelalters geht. Oft nehmen die Hauptrollen seiner Dramen (z.B. MACBETH ihr Schicksal in die eigenen Hände (Renaissance) und verstoßen somit gegen die göttliche Ordnung (mittelalterliches Weltbild). Meistens werden sie ihrehr gerechten Bestrafung zugeführt. Daraus ergibt sich aber genau das Gedankengut, welches die Renaissance-Bewegung fördern wollte: die Eigenbestimmung des Individuums, die Auflehnung gegen vorherbestimmte Schicksale, das Lenken der eigenen Geschicke, In-Die-Hand-Nahme des eigenen Schicksals. Eine göttliche Ordnung, in welcher sich jedes Lebewesen in die ihm zugewiesene Stellung oder Position zu fügen habe, wurde nicht mehr anerkannt. Mit einer Vielzahl von Kommentaren zeichnet sich Machiavelli als Vereinnahmter und Vorantreiber der Renaissance aus, z.B. in Kapitel 25, in welchem er beschreibt wie man Fortuna (oder der göttlichen Vorsehung/ Schicksal) entgegenwirken kann, oder in seinem 26. Kapitel, welches einen feurigen Apell an die Medici enthält, Italien von den Fremdherren zu befreien und zu vereinigen.
,,Daher beugten die Römer immer vor, weil sie Ereignisse voraussahen, (...). (...) Ihnen mißfiel jenes Wort, daß jeder sagt und das die weisen Leute unserer Tage im Munde Führen: `Kommt Zeit,kommt Rat\';(...)``, Kap. 3
,,Ich meine daher, daß es besser sei, stürmisch als vorsichtig zu sein; denn Fortuna ist ein Weib, und wenn man sie unterwerfen will, muß man mit ihr streiten und kämpfen. Man weiß, daß sie sich eher von Stürmischen besiegen läßt als von jenen, die kalt erägend vorgehen.``, Kap. 25
,,Seht, wie es Gott bittet, daß er doch jemanden sende, der es von der Grausamkeit und der Qual der Barbaren befreie. Seht auch, wie es durchaus bereit und geneigt ist, einem Banner zu folgen, wofern es nur einer ergriffe.``, Kap. 26

 
 

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