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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Wie es zu einer bÜrgerlichen revolution in england kam, und was diese bewirkte



Wie die Plünderung Amerikas die Kaufkraft der Spanier und ihre Nachfrage nach englischen Tuchen steigerte, weshalb englische Grundbesitzer lieber Schafzucht als Ackerbau betrieben und die Bauern von den Feldern verjagten Nicht zuletzt infolge der in Spanien durch die Ausplünderung seiner amerikanischen Kolonien gestiegenen Kaufkraft stieg im 16. Jh. die Nachfrage nach Produkten der englischen und der flandrischen Tuchindustrie. Die Produktion von Schafwolle war in England bald lukrativer als die Produktion von Getreide. Das durch die Vergrößerung der Schafherden nötig gewordene Weideland beschafften sich die adeligen Grundbesitzer vielfach durch die Vertreibung der Kleinbauern ("Bauernlegen") von ihren Parzellen und durch die Aneignung und Einhegung des Gemeindelandes (Allmende). Die große Zahl an "freigesetzten" Bauern bildete nun das Reservoir an Arbeitskräften für die neuen Manufakturen, die zur Umgehung der Zunftgesetze oft in Landgemeinden errichtet wurden, die sich mitunter zu neuen ökonomischen Zentren entwickelten, während manche Kleinstädte zur Bedeutungslosigkeit herabsanken.
Wie es in England zu einer Verflechtung des Landadels und des Bürgertums gekommen war Dadurch, daß einerseits viele Angehörige des mittleren und niederen Adels (Gentry) zur bürgerlich-kapitalistischen Produktion übergegangen waren und andererseits viele Bürgerliche durch Landkauf zu Grundbesitzern geworden waren, traten die Gegensätze zwischen diesen Gesellschaftsschichten in den Hintergrund. In ihrem gemeinsamen Interesse lag die Entwicklung einer absolutistischen Zentralgewalt. Aus den "Rosenkriegen", in deren Verlauf (1455-1485) sich der Hochadel zerfleischt hatte, war mit Heinrich VII. das Haus Tudor siegreich hervorgegangen. Heinrich VIII. (1509-1547) leitete eine begrenzte Reformation ein, die lediglich die Kirchenorganisation vom Papsttum abkoppelte, katholische Traditionen aber weitgehend beibehielt. Damit war vor allem der Kapitalabfluß nach Rom unterbunden. Staatsbeamte und Kleriker hatten den König durch den sogenannten Suprematseid als obersten Kirchenherren anzuerkennen. Zu den prominenten Verweigerern des Suprematseids, die mit dem Tode büßten, zählt vor allem Thomas Morus, der Verfasser der "Utopia".
Wie der englische Absolutismus unter Elisabeth I. seinen Höhepunkt erreichte ... Der englische Absolutismus erreichte seinen Höhepunkt unter Elisabeth I. (1558-1603). Das Volumen des Überseehandels wuchs, zur Verminderung des Risikos wurden Handelskompanien gegründet, die auf den Handel mit Rußland (1553), mit der Levante (1581) und mit Ostindien (1600) spezialisiert waren. Handel (vor allem der mit schwarzen Sklaven) und Freibeuterei erbrachten hohe Gewinne. Die spanische Kolonialflotte erlitt durch Kaperfahrten (Drake, Raleigh) empfindliche Verluste. Spanien versuchte, die katholische Feudalreaktion Englands zu stärken, die sich der schottischen Königin Maria Stuart bediente und wiederholt Umsturzversuche unternahm, bis Maria Stuart 1587 hingerichtet wurde. Schließlich erlitt die gegen England entsandte Armada 1588 eine vernichtende Niederlage. Die Konkurrenz der deutschen Hanse wurde gebrochen und deren Niederlassung in London ("Stalhof") 1598 geschlossen.
... aber auch schon die Grenzen des Bündnisses Krone-Bürgertum sichtbar wurden Andererseits wurden unter Elisabeth I. auch schon die Grenzen des für den "fortschrittlichen" Absolutismus so typischen Bündnisses zwischen Krone und Bürgertum sichtbar: Der Verkauf von Handels- und Produktionsmonopolen zum Beispiel führte zur Entwicklung einer bürgerlichen Opposition, die in calvinistisch-religiösem Gewand als "Puritaner"-Bewegung auftrat.
Wie das Parlament dem König den Krieg erklärte und diesen gewann Mit Elisabeth erlosch das Königshaus der Tudor, die Stuarts folgten ihnen. 1628 trug die bürgerliche Opposition ihre Forderungen in Form der Petition of Rights an Karl I. (1625-1649) heran, der daraufhin das Parlament entließ und erst 1640 wieder einberief, als er Geld für einen Krieg gegen die aufständischen Schotten brauchte. Auch dieses Parlament entließ der König, als es politische Forderungen erhob. Ein neugewähltes widersetzte sich dem neuerlichen Befehl zur Auflösung, erzwang die Auflösung der Sternkammer (eine von Heinrich VII. 1487 eingerichtete Behörde) und die Hinrichtung verhaßter königlicher Berater (Strafford, Laud) und leitete damit die Revolution ein. 1642 kam es zum erklärten Krieg zwischen König und Parlament (1. Bürgerkrieg 1642-1646). Die bürgerliche Armee errang nach Aufstellung eines puritanischen Freiwilligenheeres ("Eisenseiten", 1643) als Kerntruppe und der Reorganisation unter Oliver Cromwell ("New Model Army" - "Neue Musterarmee") entscheidende Siege (Marston Moor 1644, Naseby 1645), der König floh zu den Schotten, wurde 1647 aber ausgeliefert.
Wie nach dem Sieg der Puritaner die Gegensätze zutage traten, die in ihrer Bewegung herrschten Nach diesen Erfolgen traten die Gegensätze innerhalb der puritanischen Bewegung selbst zutage. Den rechten, großbürgerlichen Flügel bildeten die "Presbyterianer", die im wesentlichen von den Interessen des Handelsbürgertums geleitet waren und ihre Hauptstütze im Parlament hatten. Den linken Flügel bildeten die "Independenten". Sie waren großbürgerliche Manufakturbetreiber, aber auch kleine Adelige, die - zu landwirtschaftlichen Unternehmern geworden - vielerlei Berührungspunkte mit dem Manufakturbürgertum hatten. Bürgerliche hatten, umgekehrt, Adelsgüter erworben und waren somit nicht leicht für die Anliegen der Zinsbauern zu gewinnen. Dazu kam die Masse der kleinen Handwerker und der Habenichtse in Stadt und Land. Die Independenten hatten ihre Hauptstütze im Heer. Durch die heterogene Zusammensetzung dieses Lagers war dessen weitere Spaltung bereits vorprogrammiert. Den linken Rand der Independentenbewegung verkörperten die kleinbürgerlich-demokratischen "Levellers", die die von den Presbyterianern angestrebte Auflösung der Armee nach dem Sieg über die Königstreuen verhinderten.
Was ist nun die Substanz des Gegensatzes zwischen Presbyterianern und Independenten? Das Handelsbürgertum konnte mit dem Feudalismus leben; das Handelskapital bedarf nicht der Beseitigung der Feudalgesellschaft, es bedarf nur einer gewissen Bewegungsfreiheit innerhalb des Feudalsystems. Von presbyterianischer Seite wurde oft auf Venedig oder die Generalstaaten als Vorbilder hingewiesen. In beiden Republiken war der (durch den Dogen respektive den Generalstatthalter verkörperte) monarchische Zug deutlich ausgeprägt. Nachdem Karl I. die dringendsten Forderungen der Presbyterianer - die Aufhebung bestimmter Steuern und Monopole - erfüllt hatte, strebten diese eine gütliche Einigung mit der Monarchie an. Ihr letzter größerer Erfolg war die Einführung der presbyterianischen Kirchenverfassung (1643). In ihr spielten die Ältesten - die "Presbyter", die mehrheitlich aus der reichen Kaufmannschaft kamen, eine entscheidende Rolle. Obwohl als einzige offiziell anerkannt, konnte sich die neue Kirche nicht vollständig gegen den Widerstand der Independenten durchsetzen.
Das produktive Kapital bedurfte etwas weiter reichender Veränderungen als sie die Presbyterianer mittragen konnten. Ziel der Independenten war ein neuer - bürgerlicher - Staat.
Wie diese Gegensätze zu einem zweiten Bürger¬krieg führten, worauf der König hingerichtet und die Republik errichtet wurde Die Auseinandersetzungen zwischen Presbyterianern und Indepen¬denten führten in den zweiten Bürgerkrieg (1648/49), der mit dem vollständigen Sieg der Independenten endete. Das (vorübergehend) von Presbyterianern gesäuberte Parlament ("Rumpfparlament") beschloß 1649 die Hinrichtung des Königs und errichtete die Repu¬blik ("Commonwealth").
Wie Cromwell zur Bekämpfung der radikalen Opposition weitgehende Vollmachten als "Lord-Protektor" eingeräumt wurden Nun brachen die Gegensätze innerhalb der siegreichen Bewegung der Independenten auf. Ein hoher Zensus reservierte das Wahlrecht den Besitzenden. Die Levellerbewegung sah sich um die Früchte des Sieges betrogen, wurde aber ebenso niedergeworden wie die von den Levellers abgespaltene kleinbäuerliche Bewegung der sogenannten "wahren Levellers" oder "Diggers", die utopisch-kommunistische Ziele verfolgte. Danach trat die Volksopposition nurmehr in Form von religiösen Sekten und Geheimbünden (Quintomonarchisten, Quäker) in Erscheinung. Zur Bekämpfung der Opposition waren Cromwell 1653 weitgehende Vollmachten als "Lord-Protector" eingeräumt worden. Damals hatte er unter dem Einfluß eines Kreises von Offizieren, die mit den radikalen Sektierern sympathisierten, das "Parlament der Heiligen" ernannt, das aber Forderungen erhoben hatte, die mit den Interessen des independentischen Bürgertums kollidierten: Kodifizierung des Rechts, Aufhebung des Zehnten, Befreiung der Zinsbauern (copyholders) von den auf ihnen lastenden Verpflichtungen. Wir haben bereits weiter oben auf die Verflechtung des independistischen Bürgertums mit dem niederen Adel hingewiesen: Wenn Land der Kirche oder ein Rittergut sich im Ei¬gentum eines Bürgerlichen befand, so wollte auch dieser nicht auf die sich daraus ergebenden Einkünfte verzichten.
Die Außenpolitik des bürgerlichen England war gegen Konkurrenten des englischen Kolonialismus und Kolonialhandels gerichtet: Die Navigationsakte (1651) behielt den Warentransport im englischen Überseehandel weitgehend englischen Schiffen vor, wovon in erster Linie die Niederlande betroffen waren. Die Navigationsakte sollte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in Geltung bleiben. In Kolonialkriegen ge¬gen Spanien wurde 1655 Jamaica erobert. Ein Aufstand der Iren (1649 - 52) wurde blutig niedergeschlagen.
Wie das Bürgertum, als es seine Ziele Erreicht hatte, der Militärdiktatur überdrüssig wurde, und die Stuart-Monarchie wiederherstellte 1658 starb Cromwell. Nachdem das Bürgertum seine Ziele erreicht hatte, war es auch der Militärdiktatur überdrüssig. Das Bedürfnis nach einer stabilen Ordnung führte zur Restauration des Königshau¬ses Stuart mit Karl II. (1660-1685). Die Bourgeoisie behauptete aber die durch die Revolution entstandenen neuen Besitz- und Rechtsverhältnisse (1646 waren die Lehen in bürgerliches Eigentum umgewandelt worden), die Habeaskorpusakte (1679) sicherte den Bürgern Schutz vor willkürlicher Verhaftung zu. Im Parlament formierten sich die politischen Kräfte zu neuen Parteien: "Tories" (alter Adel, Royalisten) und "Whigs" (neuer kapitalistischer Adel und Großbürger). die zwischen 1661 und 1679 an der Macht befindlichen Tories stellten die anglikanische Staatskirche wieder her und setzten die Puritaner unter Druck, die zahlreich in die neuerworbenen nordamerikanischen Kolonien auswanderten.
Wie die Stuarts versuchten, die Revolution rückgängig zu machen und damit die "glorreiche" Revolution auslösten Schon Karl II. hatte sich in einem Geheimabkommen mit Ludwig XIV. zur Wiederherstellung feudalabsolutistischer Zustände verpflichtet. Die auf Refeudalisierung und Rekatholisierung abzielenden Maßnahmen Jakobs II. jedoch lösten einen Staatsstreich der Whigs aus, die den König absetzten ("Glorreiche Revolution" 1688), jedoch die Thronfolge seiner protestantischen Tochter Maria II. Stuart (1689-1694) bestätigten, die gemeinsam mit ihrem Gatten Wilhelm III. von Oranien, Erbstatthalter der Niederlande, die Regierung ausüben sollte. Bei ihrem Regierungsantritt beschworen sie eine ganze Reihe vom Bürgertum geforderter Rechte (Declaration of Rights), die als Bill of Rights zu einem Staatsgrundgesetz wurden. Von demokratischen Verhältnissen war England nach wie vor weit entfernt. Nur etwa zwei Prozent der Bevölkerung waren wahlberechtigt.
Mit Jakobs II. Tochter Anna kam die letzte Stuart auf den englischen Königsthron (1702 - 1714). Sie verwandelte die Personalunion England-Schottland zwangsweise in die Realunion "Großbritannien" (1707). Ihr folgten (bis 1901) Könige aus dem Fürstenhaus Hannover.

 
 

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