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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Liberalismus, nationalismus, konstitutionalismus, burschenschaften



Konstitutionalismus -Regierungsform, die auf einer Verfassung beruht
-Bestandteil liberaler und nationalistischer Auffassungen über Staatsaufbau


Liberalismus:
-liberalis (lat.): freiheitlich; eines Mannes würdig
-Staats-, Wirtschafts-, Gesellschaftslehre
-Wurzeln im Vernunftdenken der Aufklärung (Locke, Montesquieu)
 Naturrecht (unantastbare Grundrechte); evolutionärer Fortschritt
-Staatsgrundlage: Gesellschaftsvertrag von freien und gleichen Menschen
-Allgemeininteresse erfüllbar durch größtmögliche persönliche Freiheit
 Einschränkung staatlicher Macht gegenüber Individuum
 Menschenrechte
 Verfassungsstaat (Gewaltenteilung, Grundgesetze/Konstitution, Rechtsstaat)
 Parlamentswahlen mündiger Bürger
 freie Wirtschaft (teilweise bis heute erhalten)
-Stütze: Bildungs- und Besitzbürgertum
 Utilitarismus (Nutzen), Laissez faire (Autoritätsauflösung), klass. Nationalöko-
nomie (A. Smith)



Nationalismus:
-übergreifender Begriff "Integrationsideologie von Großgruppen" (Eugen Lemberg)
-übersteigertes Bewußtsein der Macht & Bedeutung der eigenen Nation
 Egalisierung/Solidarisierung des Individuums in/mit Nation und souveränem
Nationalstaat, Aktivierung eines starken Nationalwillens (größer als Einzelwille
 gemeinsame Leistung  Verbundenheitsgefühl), Konstitutionalismus
-Nation: innerhalb eines Staates lebende Gemeinschaft vom Menschen gemeinsamer
Herkunft, Sprache, kultureller und politischer Entwicklung mit starkem internen
Zusammengehörigkeitsgefühl ( Volkssouveränität, romantische Volkstumsauffas-
sung)
-Erforschung/Erhebung national-spezifischer Eigenarten in Gegenüberstellung mit
anderen Nationen
-nationale Ziele durch Führungselite (von Volk gestützt)  Pflicht für jedes Mitglied
 sinngebend für deren Leben

-Entstehung in Westeuropa durch
. Wunsch nach verpflichtender Gemeinschaft aufgrund des Zerfalls historischer So-
zialgruppierungen ( Industrialisierung/Proletarisierung, Soziale Frage)
. zunehmender Integration des politisch gebildeten Individuums in Staatsgefüge (
Fundamentalpolitisierung, Opferbereitschaft)
. aufklärerische Freiheitsideen während französischer Revolution (Rousseau)
 erschwert durch Kleinstaaterei, Obrigkeitsdenken und Zerfall der politischen
Bindungen
 Imperialismus (Kolonialreiche), Chauvinismus (übertriebenes Nationalgefühl)

Entwicklung Nationalismus und Liberalismus
-moderne Begriffsdefinition/-entstehung von Nation, Patriotismus, Nationalstaat, Volk

während französischer Revolution
-Nationalgefühl von Napoleon z.T. gefördert, dennoch heftigst antifranzösisch
-konstitutionelle Ansätze im Rheinbund, besonders Baden und Bayern
-1807-14 trotz napoleonischer Fremdherrschaft liberal-nationale Reformen in Preußen
unter Hardenberg, von Stein, Humboldt, Clausewitz/Gneisenau/Scharnhorst:
Bauernbefreiung, Zunftaufhebung, Gewerbefreiheit, allgemeine Schulpflicht, Fach-
Minister, städtische Selbstverwaltung, Wehrpflicht mit modernem Volksheer  bis
1848 in fast allen Territorien
-1815 Enttäuschung durch Wiener Kongreß (Restauration, Metternich)  aktive poli-
tische Bewegung, freiheitlichere Verfassungen in Bayern und Baden, Entstehung
erster Burschenschaften ( Turnbund Jahn 1815/Jena)  "Grundsätze & Beschlüsse
der deutschen Burschenschaften" = erstes systematisches Programm des deutschen
Liberalismus  Pflegung "nationaler Traditionen", Fundamentalpolitisierung durch
lokale Vereinigungen
-1817 Wartburgfest (Erinnerung an Thesenanschlag & Völkerschlacht)  Verbren-
nung reaktionärer Symbole, nationalistisch-liberale Reden  Regierung beunruhigt
-1819 Ermordung des reaktonären russischen Beamten von Kotzebue durch Burschen-
schaftler Karl Ludwig Sand  Symbol liberalen und nationalen Protests  Karlsba-
der Beschlüsse (Universitätsüberwachung, Verbot der Burschenschaften, Zensur 
"Demagogenverfolgung")
-1820 Wiener Schlußakte  Unterdrückung durch Polizeiapparat
-1821-29 erfolgreicher griechischer Freiheitskampf  neuer Antrieb, Symbolwirkung
-bis 1830 Massenbewegungen in Deutschland mit Zentren in Südwestdeutschland
unter Professoren, Beamte, Juristen, Journalisten, Fabrikanten (Großbürgertum &
Intelligenz) sowie Handwerker, Kleinhändler, Wirte (Kleinbürgertum) & Bauern
infolge zunehmende Politisierung
-Norddeutscher Lib.: nationale Einheit unter Führung Preußens
Süddeutscher Lib.: nationale Ideen, Selbstverwaltung, Volksmiliz, Schwurgerichte
-1829-35 vierbändiges Staatslexikon von Rotteck  gemäßigt liberal, Verbreitung des
Gedankengutes
-Julirevolution 1830 in Frankreich  Hambacher Fest 1832 (Großdemonstration:
25000 Menschen, Bekenntniss zur deutschen Einheit und Freiheit)
-1833 Enthebung der "Göttinger 7" Professoren (u.a. Gebrüder Grimm, Dahlmann)
nach Protest gegen revidierte liberalere Verfassung
-1833/34 Zollgrenzen aufgehoben  kleindeutscher Wirtschaftsraum (List)
-1840-48 zahlreiche liberale/nationale Turn-, Gesangs-, Schützenvereine
-1848 Liberale "Märzminister" in Süddeutschland, Barrikadenkämpfe (Berlin) 
Nationalversammlung


"Turnvater Jahn" und die Burschenschaften
-Friedrich Ludwig Jahn, 1778 als Sohn eines brandenburgischen Pfarrers geboren
-erfogloser Gymnasiast, Student (Theologie, Geschichte, Germanistik) und Lehrer
-1810 Veröffentlichung "Deutsches Volksthum" ( Nationalgeist)
-Verbreitung des Nationalgeistes mit Fichte, Schleiermacher und Arndt
 einzigartige nationale Eigenarten, Deusche = Stammvolk, spannungsgeladenes
Nebeneinander der Nationen mit antifranzösischer Grundstimmung durch entge-
gengesetzte natürliche Anlagen, Volkserziehung durch Volksfeste notwendig

-Mitglied des "Deutschen Bundes"
-1811 historisches Turnen auf Hasenheide (Leibesübungen mit Musik & Kriegsspiel)
 volkstümlich, Stärkung physischer und moralischer Kraft des Volkes
-anschließende Etablierung an Universitäten (1814 "Jenaer Wehrschaft" und "Turn-
bund Jahn", 1815 Urburschenschaften, 1818: 150 Turnbünde mit 120000 Mitglie-
dern, patriotische Reden/Lieder und Turnfahrten zur Erweckung von Vaterlandsliebe
-Burschenschaftler aktiv in "Befreiungskriegen" (1814/15); Jahn Kommandeur im
Lützower Freicorps, später Agitator für Volkserhebungen
-1816 Ehrendoktor und Veröffentlichung "Deutsche Turnkunst"
-1817 Mitwirkung von Burschenschaften an Wartburgfest
-1819 Ermordung Kotzebues  Schließung von Turnplätzen, Verbot der Burschen-
schaften (Karlsbader Beschlüsse)  1820 Verhaftung ("geistiger Urheber"), Haft

-1825 Freispruch
-1825 Mitwirkung von Burschenschaften am Hambacher Fest
-1833-39 Festungshaft für zahlreiche Mitglieder wegen umstürzlerischer Tätigkeiten
( missglückter Frankfurter Wachesturm)
-1848 Burschenschaftler nehmen an Revolutionskämpfen und Nationalversammlung teil

 
 

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