Startseite   |  Site map   |  A-Z artikel   |  Artikel einreichen   |   Kontakt   |  
  


geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die geschichte der hexenverfolgung - hexenprozesse und hexenverfolgung



Die Hexenverfolgungen in Europa konzentrieren sich weitgehend auf den Zeitraum von 1550 bis 1650, zeitgeschichtlich das Zeitalter der Renaissance. Es ist eine Zeit des sozialen Umbruchs, der Revolution und der Entstehung des Kapitalismus. Das Zeitalter der Hexenprozesse ist vor allem das Zeitalter der Vollendung des Absolutismus.
Die Zeit vor dem Ausbruch des Hexenwahns, ca. von 1000 bis 1500, wird als Hoch- oder Spätmittelalter bezeichnet. Der Hexenwahn ist also nicht dem "finsteren Mittelalter" zuzuordnen, sondern dem Beginn der Neuzeit.
Die Gründe für die Verfolgung sind vielfältig: Kirchenspaltung, das Aufkommen von "Häresie" und "Ketzerei", die wachsende Zahl an der Redlichkeit des Klerus zweifelnden Gläubigen und die Veröffentlichung des Hexenhammers.

Ca. 1000 beginnt der Kampf der Kirche gegen die Katharer in Frankreich, nach deren Lehre nicht Gott, sondern der Teufel die Welt geschaffen hat.
Ca. 1500 Die Verbrennung wird in Nordfrankreich und in Deutschland die übliche Strafe für Ketzer.
1200 Der Zauberwahn ist im Volk und auch unter den Theologen weit verbreitet. Es besteht jedoch noch keine genaue Vorstellung vom Hexenwesen.
1209 Kreuzzug gegen die Albigenser, einer Ketzersekte in Südfrankreich.
1227 Papst Gregor IX. richtet neben den Bischofsgerichten Inquisitionsgerichte ein, deren Aufgabe das Auffinden, Überführen und Hinrichten von Ketzern war.
1252 Das Mittel der Folter wird als legitimes Mittel des Inquisitionsprozesses anerkannt.
1350 Der Hexenbegriff des 15. Jahrhunderts wird gebräuchlich, jedoch fehlt die Vorstellung der typischen weiblichen Hexe.
1484 Papst Innozenz VIII. erlässt seine "Hexenbulle". Es ist das erste Dokument der Hexenliteratur, das durch die Erfindung des Buchdrucks in der Bevölkerung weit verbreitet wird.
1487 Heinrich Institoris und Jacob Sprenger veröffentlichen den "Malleus maleficarum", den Hexenhammer. Sie initiieren die Hexenverfolgung und spitzen sie vor allem auf das Bild der Frauen zu.
1500 - 1700 Höhepunkt der Hexenverfolgungen. Massenhafte Vernichtung der Hexen in allen Teilen Europas.
1782 Letzte öffentliche Hexenhinrichtung in der Schweiz und so auch das Ende der Hexenprozesse in Europa.

Die Hexenprozesse sind unmittelbar aus den Inquisitionsprozessen hervorgegangen, d.h., die Verfahrensgrundsätze der Inquisition wurden übernommen, außerdem war das Erscheinen des Hexenhammers - durch die Erfindung des Buchdrucks massenhaft verbreitet - eine wichtige Grundlage auf die Zuspitzung des Hexenprozesses auf Frauen.
Institoris und Sprenger stuften die Hexerei als Sonderverbrechen ein, was den Beschuldigten nur noch eine geringe Chance bot, sich der Bestrafung zu entziehen. Sonderverbrechen der damaligen Zeit waren zum Beispiel Verrat, Verschwörung oder Raubmord. Bei Verbrechen dieser Arten galten andere Bestimmungen bezüglich der Schuldanzeichen, der Dauer und Intensität der Folter und der Aussagen von Zeugen und Denunziation.
In einem mittelalterlichen Strafverfahren hatte die Folter dem Angeklagten die Möglichkeit gegeben, sich durch die überstandene Folter von dem Verdacht zu reinigen. Im Hexenprozess wurde die Folter zum Mittel, die Schuld zu beweisen. Doch durfte man erst zum Mittel der Folter greifen, wenn ein Indiz gegen den Angeklagten vorlag.
Es gab kaum ein Mittel, dem Verdacht zu entgehen, noch weniger Möglichkeiten gab es, sich aus den Krallen eines Richters zu befreien, wenn man einmal in das Verfahren hineingeraten war.
Nicht alle Indizien waren von gleicher Wertigkeit. Die von einem zum Tode Verurteilten vorgebrachte Denunziation hatte die größte Bedeutung, denn im Anblick des Todes hielt man selbst eine Hexe für aufrichtig.
Für die Beibehaltung ihrer Denunziation bot man der Hexe die Zusage, dass sie in diesem Fall nicht lebendig verbrannt, sondern zuvor möglichst schmerzlos getötet werden würde. Die Verurteilten wurden teilweise enthauptet oder vom Scharfrichter, schon auf dem Scheiterhaufen stehend, erwürgt.
Da es sich bei der Hexerei um ein schwer nachweisbares Verbrechen handelte, hielt man es für ausreichend, wenn eine Vermutung für die Schuld des Angeklagten bestand.

Mit Einsetzen der Hexenprozesse sprach man auch Beschuldigten das Zeugenaussagerecht zu, so dass die unter der Folter erbrachte Denunziation als vollwertig anerkannt wurde. Da man davon ausging, dass jede Hexe am Hexensabbat teilnimmt, also mit vielen anderen Hexen zusammentrifft, suchte man die sogenannten Mittäter durch die Geständnisse herauszufinden. Aus Verzweiflung und unsagbaren Schmerzen heraus nannten die Verurteilten angebliche Teilnehmer des Hexensabbats. Angefeindete oder beneidete Personen wurden sicher bevorzugt berücksichtigt. Im 17. Jahrhundert, zum Höhepunkt des Wahns, war kein Mensch mehr seines Lebens sicher.
Im Hexenprozess, dessen Mittelpunkt nicht ein tatsächlich verübtes Delikt war, sondern lediglich die Vermutung über die Einstellung einer Person, benötigte das Gericht zusätzliche Hilfsmittel neben den Indizien, die geeignet waren, die Voraussetzungen zur Anwendung der Folter zu schaffen. Dies war die Aufgabe der Hexenproben. Ursprünglich nur als ergänzendes, wenn auch schwerwiegendes Indiz gedacht, übernahmen die Hexenproben bald die Rolle des Beweises.
Verschiedenste Hexenproben wurden angewandt, die Wasserprobe, die Nadelprobe oder auch die Wiegeprobe. Bei der Wasserprobe wurde die Angeklagte mit zusammengebundenen Händen und Füßen dreimal ins Wasser geworfen. Das Gericht wachte darüber, ob die Angeklagte schwamm oder unterging. Schwamm sie auf dem Wasser, war sie schuldig, ging sie unter, war sie unschuldig. Man ging davon aus, dass Hexen leichter sind als gewöhnliche Menschen. Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass viele Unschuldige bei diesem Verfahren starben, indem sie ertranken.
Auch die Wiegenprobe hatte ihren Ursprung in der Vorstellung, dass Hexen und Zauberer leichteren Gewichts seien. Stand das Gewicht nicht im rechten Verhältnis zu Größe und Körperform, war die Angeklagte schuldig.
Die am häufigsten und längsten angewandte Hexenprobe war die Nadelprobe. Die Haut wurde auf Unregelmäßigkeiten, Warzen, Narben oder Leberflecken untersucht, die als Hexenmale galten. Da die Vorstellung bestand, dass diese Stelle schmerzunempfindlich sei und nicht blute, wenn man hineinsticht, brauchte man dies nur zu tun, um einen Beweis zu erhalten.

Hexenprozesse und Hexenverfolgungen können nicht losgelöst von Staat und Kirche der frühen Neuzeit gesehen werden. Die Hexenverfolgungen dienten dem Staat als Mittel der Disziplinierung.
Nicht nur im staatlichen Bereich, sondern auch im kirchlichen Machtkampf wurden die Hexenverfolgungen als Mittel der Disziplinierung eingesetzt. Kirche und Staat gingen hier Hand in Hand.
Sowohl Protestanten, als auch Katholiken gingen gegen Hexen vor, was die Funktion der inneren Stabilisierung haben sollte. Das Aufrichten eines Feindbildes sollte die wahren Christen einen.
Während der Religionskriege blühte der Hexenwahn.
Häufig wird auch die These vertreten, dass die finanzielle Bereicherung bei den Hexenprozessen eine wichtige Rolle spielte. Hexenprozesse waren ein einträgliches Geschäft für Richter, Henker, Notare, Folterknechte und auch für die Landesherren. Bis 1532 war es üblich, das Vermögen der Verurteilten zu konfiszieren, unabhängig davon, ob Erben vorhanden waren oder nicht. Der größte Teil der Güter fiel den Landesherren zu. Nach dem Verbot der Konfiskation 1532 änderte sich allerdings in der Praxis nicht viel.

Es wäre falsch der Kirche die alleinige Schuld am Hexenwahn und an der Hexenverfolgung zu geben. Die Rechtsprechung und die Exekution des Gesetzes vollziehen weltliche Gremien.
Der Wandel in der strafrechtlichen Interpretation vollzieht sich erst während der Aufklärung.
Joseph II erarbeitete mit seinen Beamten das erste Strafgesetzbuch, die "Josephina", das die theokratische Staatsidee in der Rechtsprechung ausklammert (1787). Damit ist einer Anklage der Vorwurf des Verbrechens wegen Hexerei und Zauberei entzogen.
Maria Theresia, die in ihrer "Constitutio Criminalis" (1768) der "Zauberey, Hexerei, Wahrsagung und dergleichen" sieben Seiten widmete, sieht im Hexenglauben nur "sehr viel Einfalt und noch mehr Ignoranz".
Mit dem Hexenhammer begann die Massenverfolgung der Hexen. Die Autoren vertraten die Ansicht, es sei die ärgste Häresie, nicht an die Hexen und ihre Werke zu glauben. Beide waren zuvor in der Ketzerinquisition tätig gewesen und verfügten über die entsprechenden Erfahrungen. Durch sie ist der Hexenprozess endgültig von den Verfahrensweisen der mittelalterlichen Ketzerinquisition geprägt worden. So unmenschlich die mittelalterliche Ketzerverfolgung auch gewesen ist, der Hexenwahn der Neuzeit übertraf sie noch in grauenhafter Weise.
Anfangs wollten die Inquisitoren keine Hexen und Zauberer verhören, da sie dies von ihrer Aufgabe, Häretiker zu verurteilen, abhalten würde. Hexerei wurde nicht als Häresie gesehen, doch man machte sie dazu, indem man Dinge wie den Hexensabbat und die Verehrung des Teufels erfand. Erst als die Hexerei als Häresie angesehen wurde, begannen die großen Hexenverfolgungen.
Indem die Kirche Hexen verfolgte, verwurzelte sie unter den Gläubigen ein unmenschliches Verhältnis zur Frau, blinde Vorurteile, den Glauben an Teufelei, allgemeines Misstrauen und Verdächtigungen, Härte und Grausamkeit, Gleichgültigkeit gegenüber menschlichen Leiden, Verrat und Denunziantentum.

 
 

Datenschutz
Top Themen / Analyse
indicator Aufbauphase (1949 - 55)
indicator Aktivitäten der Seeräuber
indicator Mauerbau
indicator Ceija Stojka: "Weihnachten" und "Mit Roß und Wagen"
indicator Salvador Dalí
indicator Philosophie
indicator Die Situation der Juden während des Naziregimes in Deutschland
indicator Aktuelle Lage in Vietnam
indicator Die Türken und der Untergang des Oström. Reiches:
indicator Die Ursachen der globalen Erwärmung


Datenschutz
Zum selben thema
icon Industrialisierung
icon Realismus
icon Kolonialisierung
icon Napoleon Bonaparte
icon Mittelalter
icon Sozialismus
icon Juden
icon Atombomben
icon Pakt
icon Widerstand
icon Faschismus
icon Absolutismus
icon Parteien
icon Sklaverei
icon Nationalismus
icon Terrorismus
icon Konferenz
icon Römer
icon Kreuzzug
icon Deutschland
icon Revolution
icon Politik
icon Adolf Hitler
icon Vietnam
icon Martin Luther
icon Biographie
icon Futurismus
icon Nato
icon Organisation
icon Chronologie
icon Uno
icon Regierung
icon Kommunistische
icon Imperialismus
icon Stalinismus
icon Reformen
icon Reform
icon Nationalsoziolismus
icon Sezessionskrieg
icon Krieg
A-Z geschichte artikel:
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z #

Copyright © 2008 - : ARTIKEL32 | Alle rechte vorbehalten.
Vervielfältigung im Ganzen oder teilweise das Material auf dieser Website gegen das Urheberrecht und wird bestraft, nach dem Gesetz.
dsolution