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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Im krebsgang günter grass - die rolle des alten


1. Drama
2. Liebe

1. Die Funktion des Alten! Der Alte wird in der Novelle auch "jemand", "er", "Auftraggeber" oder "Dozent" genannt. Er erscheint in der Erzählung wie eine Art Über-Ich. Im IV. Kapitel stellt es sich heraus, dass es sich um den Autor Günter Grass handelt.

Er ist die Triebfeder des Erzählers Paul Pokriefke und versucht regelmäßig Einfluss auf den entstehenden Bericht zu nehmen. Immer wieder mahnt er eine deutliche und ausführliche Beschreibung an.



Auf Seite 7 erscheint der Alte als "jemand" direkt in der 1. Zeile. Er schreibt zunächst in Ellipsen und drängt auf den Beginn.

Pauls "einstiger Dozent scheint sich hingegen leergeschrieben zu haben", sonst hätte er ihn "nicht als Ghostwriter in Dienst gestellt" (S. 30). Der Alte sitzt ihm im Nacken (S.31) und drängt darauf, dass das Tabuthema Gustloff aufzuschreiben, hingegen dem Verdacht " Der ist ein Revanchist".

Der Alter "verlangt deutliche Erinnerungen" (S.54) " Er lässt nicht locker." (S.55) und erwartet ausführliche Beschreibungen. Auf Seite 77 führt der Alte ein Arbeitsgespräch, indem er bedauert, dass er die Geschichte des Schiffes nicht selber erzählt hat.

"nur weil die eigene Schuld übermächtig und die bekennende Reue in all den Jahren vordringlich gewesen sei" aber durch Schweigen " das gemiedene Thema den Rechstsgestrickten überlassen" (S.99f) hätte, bringt er jetzt das Thema in die Öffentlichkeit. Es ist die Motivation des Buches.

Pauls Berichte werden von dem Alten als Novelle eingestuft, was der Erzähler Paul jedoch ablehnt und es nur als Berichte im Rahmen journalistischer Tätigkeit bezeichnet (S.123).

"jemand, der in Mutters Alter ist" (S.151) lässt das Alter des Alten erkennen. Der Alte bezeichnet Paul als "verspäteter Vater" (S.176). Es können Parallelen zu seiner späten Verantwortung für ein ihm Anvertrautes gezogen werden.

In dem Wechsel vom Journalistischen zum Literarischen lässt Paul den Auftraggeber zu Wort kommen: "Niemand weiß, was er dachte und weiterhin denkt. Jede Stirn hält dicht, nicht nur seine. Sperrzone. Für Wortjäger Niemandsland. Zwecklos, die Hirnschale abzubauen." (S.199f)



2. Das Verhältnis von Autor (Günter Grass) und der Figur des \"Alten\"!



Der Autor Günter Grass benutzt den Alten, um sein jahrelanges Nichthandeln zu erklären. Mit der Fragen "Warum erst jetzt?", versucht er seine Untätigkeit in der Vergangenheit zu entschuldigen. Die Figur des Alten kehrt das Innere, den steten Kampf, nach außen. Grass wurde "nach Erscheinen des Wälzers >Hundejahre< diese Stoffmasse auferlegt". Um die Schicksale der ostpreußischen Flüchtlingen und damit verbundenem Unrecht wusste er genau.

In einem Spiegel-Interview wird die Frage "Warum erst jetzt?" damit begründet, dass man schnell in den Verdacht geriet ein Revanchist zu sein, wenn man über die Schicksale der Flüchtlinge berichtete.

"Nun sei es zu spät für ihn". Daher gab er der Figur des Alten seine Wesenszüge, damit dieser jetzt das Tabuthema wieder aufgreift. Er beauftragt nun Paul Pokriefke sich dem Thema zu widmen.

Grass hatte bereits in dem Roman "Die Blechtrommel" die Flüchtlingsschicksale aufgezeigt. Trotz des großen Erfolges des Buches hatte die Thematisierung des Themas nicht die von Grass erwartetet Wirkung. Als in den Neunzigern Jahren das Thema der Vertreibung erneut aufbrach, nutzte Grass diese Gelegenheit für die Novelle "Im Krebsgang".

In der Figur des Alten verarbeitet Grass seine Vergangenheit. In einem Interview mit der FAZ sprach er über seine freiwillige Zugehörigkeit zur Waffen-SS.



Ausschnitt aus dem Interview:

". Warum haben Sie sich freiwillig zur Wehrmacht gemeldet?

Mir ging es zunächst vor allem darum rauszukommen. Aus der Enge, aus der Familie. Das wollte ich beenden, und deshalb habe ich mich freiwillig gemeldet. Auch das ist ja eine merkwürdige Sache: Ich habe mich gemeldet, mit fünfzehn wohl, und danach den Vorgang als Tatsache vergessen. So ging es vielen meines Jahrgangs: Wir waren im Arbeitsdienst, und auf einmal, ein Jahr später, lag der Einberufungsbefehl auf dem Tisch. Und dann stellte ich vielleicht erst in Dresden fest, es ist die Waffen-SS.

Hatten Sie ein Schuldgefühl deswegen?

Währenddessen? Nein. Später hat mich dieses Schuldgefühl als Schande belastet. Es war für mich immer mit der Frage verbunden: Hättest du zu dem Zeitpunkt erkennen können, was da mit dir vor sich geht?"

Sie haben sich als einer der ersten Ihrer Generation über die eigene Verführbarkeit geäußert und waren immer sehr offen im Umgang mit der deutschen Geschichte. Dafür sind Sie oft gescholten worden.

Ja, wir haben bis heute so viele Widerstandskämpfer, dass man sich wundert, wie Hitler an die Macht hat kommen können. Aber ich will noch einmal zurückkehren in die fünfziger Jahre, um Ihnen meinen Ansatz beim Schreiben der "Blechtrommel" zu erklären. Was zuvor, 1945, geschehen war, galt als Zusammenbruch, war nicht die bedingungslose Kapitulation. Verharmlosend hieß es: Es wurde dunkel in Deutschland. Es wurde so getan, als wäre das arme deutsche Volk von einer Horde schwarzer Gesellen verführt worden. Und das stimmte nicht. Ich habe als Kind miterlebt, wie alles am hellen Tag passierte. Und zwar mit Begeisterung und mit Zuspruch. Natürlich auch durch Verführung, auch das, ganz gewiss. Was die Jugend betrifft: Viele, viele waren begeistert dabei. Und dieser Begeisterung und ihren Ursachen wollte ich nachgehen, schon beim Schreiben der "Blechtrommel" und auch jetzt wieder, ein halbes Jahrhundert später, bei meinem neuen Buch. ...

 
 

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