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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Geschichtliche entwicklung von schrift


1. Drama
2. Liebe



Die Entwicklung zu einer Schriftkultur fand bereits vor der christlichen Zeitrechnung ihre Anfänge. Mehr als ein Zehntel der Sprachen, die jemals unter der Menschheit existierten, ist heute nicht mehr genau nachweisbar, da sie nie niedergeschrieben wurden. Bereits die Ägypter verwandten eine Schrift. Sie bestand aus Bildern und diente zur "(...) Symbolisierung einer Rechenoperation oder in der Beobachtung physikalischer Objekte bzw. im Versuch, diese Phänomene zu benennen." . Um etwas als "Schrift" zu bezeichnen, muß erst ein "(...) genau kodiertes System visueller Zeichen (...)" vorhanden sein. Es muß für den Leser erkennbar werden, was vom Verfasser gemeint war. Bei der Bildschrift kann von Standardisierung keine Rede sein, da der genaue Sinn nicht erkennbar wird. Man unterscheidet hierbei zwischen Piktogrammen und Ideogrammen. Piktographie war die Anfangsstufe aller Schriften. Ist zum Beispiel ein Baum abgebildet, so steht das Zeichen in der Piktographie für den Begriff Baum. Bei einem Ideogramm läßt sich der Sinn eines Zeichens nicht so leicht nachvollziehen. Die Abbildung eines Baums könnte hier zum Beispiel für den Begriff "Natur" stehen. Indem einzelne Zeichen für die Silbe eines Begriffs stehen, erweiterte sich die Bildschrift zur Silbenschrift. Um etwas eindeutig als Schrift zu definieren, muß vorausgesetzt werden, daß für einen Begriff nicht mehr die bildhafte Darstellung entscheidend ist, sondern daß der lautliche Klang eines Wortes festgehalten wird. Hierbei spricht man von einem Phonem, welches " (...) die kleinste bedeutungsunterscheidende lautliche Einheit einer Sprache (...)" darstellt. (Beispiel im Englischen: pig und big). Dabei wird versucht, "(...) einzelne Silben oder Konsonantengruppen in Zeichen zu übertragen (...)" . Erst der Einsatz von Buchstabenzeichen ermöglicht es, den Klang der Sprache genauestens wiederzugeben. Die sogenannte Buchstabenschrift setzt sich zusammen aus Zeichen für Vokale und Konsonanten. Ihre Gesamtheit bezeichnet man als Alphabet, benannt nach den ersten beiden Buchstaben des griechischen Alphabets, Alpha und Beta. Die Entwicklung des Alphabets hat eine lange Geschichte, die bereits bei den Phöniziern 1800 vor Christus begann. Sie verwandten als erste eine Buchstabenschrift. Diese war die Grundlage für alle nachfolgenden

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semitischen Schriften, welche jedoch bis zur heutigen Zeit ohne Vokale auskommen (Beispiel im Hebräischen: Punkte oder Striche unter, über oder neben einem Konsonanten ersetzen den Vokal). Erst den Griechen gelang es, "(...) Phoneme, Laute so zu sortieren, daß sie in einem Zeichensystem von zwanzig bis dreißig Zeichen repräsentiert werden können und eindeutig lesbar werden, (...)" . Zum ersten Mal gab es ein Alphabet, welches Konsonanten und Vokale beinhaltete. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts und vorwiegend im 20. Jahrhundert entwickelten sich ganz neue Schriftarten heraus, wie die Kurzschrift (auch Stenographie genannt), mit deren Hilfe ein Text ebenso schnell mitgeschrieben werden kann, wie er gesprochen wird; die im Telegraphenverkehr verwendeten Morsezeichen; die ertastbare Blindenschrift oder auch die für die Musik gebrauchten Noten.
Jedoch, auch wenn wir uns bereits im 21. Jahrhundert befinden und uns eine Medienwelt ohne die Erfindung der Schrift kaum noch vorstellen können, gab es, noch vor unserer Zeitrechnung, als die Schrift gerade erst eingeführt wurde, Kritiker, die mit dem Phänomen Schrift nicht im Einklang waren. Besonders Platon, einer der bedeutendsten griechischen Philosophen und ehemaliger Schüler von Sokrates, machte die Kritik an der Schrift in seinen Werken deutlich. Seine Werke sind dichterische Kunstwerke in Form von Dialogen. Insbesondere sein Werk "Phaidros" betont den "(...) Unterschied zwischen mündlicher und schriftlicher Informationserzeugung und Überlieferung (...)" . Platon lebte zu einer Zeit, in der Oralität und Schrift nebeneinander existierten und noch keine Ausdrucksform über die andere dominierte. Es ist anzumerken, daß mündliche Dichtungen zur damaligen Zeit die Funktion als "(...) zentraler kultureller ´Gedächtnisspeicher´" einer Gesellschaft hatten. Der Dichter war im alleinigen Besitz allen Wissens und es lag an ihm, das Gelernte vorzutragen/ zu vermitteln. Dabei konnte er seine Vortragsweise beliebig seinem jeweiligen Zuhörer anpassen.


Platons Schriftkritik
An dieser Stelle setzt Platon seine Kritik an. Sei ein Schriftstück erst einmal verfaßt, so hätte der Autor keine Kontrolle mehr darüber, wer es liest, so Platon in seinem Werk. Der geschriebene Text treibe sich "(...) überall herum, [...]bei denen, die ihn verstehen, wie bei



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denen, für die er nicht paßt (...)" . Somit könne die Schrift, da sie unbeseelt und leblos ist, sich bei etwaiger Kritik nicht selbst verteidigen. Ihre einwandfreie Interpretation sei nur mit Hilfe des Verfassers der jeweiligen Schrift möglich. Daher biete sich die freie Rede nach Platon zum Lehren viel eher an, da der Vortragende sich, wie bereits erwähnt, auf seinen Adressaten einstellen kann. Einen weiteren Kritikpunkt sieht Platon in der Tatsache, daß Schrift nicht den Wissensstand einer Person erweitere. Dies verdeutlicht Platon anhand der Geschichte des Königs Thamus zu Theut, in welcher der weise König bemerkt, daß zum Erlangen einer wirklichen Einsicht eine spezielle Unterweisung, zum Beispiel in Form eines Vortrags eines Lehrenden an seinen Schüler, gegeben sein muß und dies bei der Schrift nicht der Fall sein kann, sie könne höchstens, eine bereits erlangte Einsicht wieder zur Erinnerung bringen. Das durch eine Schrift zugelegte Wissen basiere nicht mehr auf den Erfahrungsschatz eines Menschen, sondern sei nur angelesen, vom jeweiligen Autor übernommen. Ebenso stellt Platon abwertend fest, daß Schrift nie mehr als ein "(...) Abbild (...)" der beseelten Sprache sein könne. Unter der Seele der Sprache versteht Platon die Seele des Lernenden, welche erreicht und aus dem Zustand der Wissenslosigkeit aufgeweckt werden solle. Hierbei zieht Platon den Vergleich zur Malerei, über welche er sich folgendermaßen äußert: "Auch die Erzeugnisse der Malerei nämlich stehen da, als wären sie lebendig: fragst du sie aber etwas, so schweigen sie in aller Majestät. Und genauso ist es mit den geschriebenen Texten: Du könntest meinen, sie sprechen, als hätten sie Verstand; fragst du aber nach etwas von dem, was sie sagen, weil du es verstehen willst, so erzählt der Text immer nur ein und dasselbe." . Zusammenfassend sei zu sagen, daß Platon als einzig richtigen Weg eine Erkenntnis zu erlangen, das Gespräch ansieht. Nur im Zwiegespräch, wie es in seinem Werk "Phaidros" stattfindet, könne es dem Schüler gelingen, zu anderen Ansichten als den bisherigen zu gelangen. Dabei sollte der Dialog zwischen Wissendem und Unwissendem ähnlich einem Frage- und Antwort- Spiel ablaufen, wobei der Lernende anhand von pointierten Fragestellungen das Wissen seines Lehrers in Frage stellt und nach



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ausgiebigem Untersuchen der jeweiligen Argumente zu einem eigenen Urteil kommt. Nur dabei sei es möglich, " (...) den Dingen wirklich auf den Grund zu kommen." .

Widerlegung der Schriftkritik Platons
Aus der heutigen Sicht scheinen die Thesenpunkte Platons nur noch teilweise überzeugend.
So ist anzumerken, daß ein geschriebener Text keinesfalls unveränderbar ist. Ein Autor verfasst ein Buch, einen Artikel, ein Essay, jedoch bevor es veröffentlicht wird, also bevor es zum Adressaten gelangt, muß es erst zur Rezension und wird von einem Lektor (welcher in gewissem Sinne auch ein "Leser" ist) durchgesehen und korrigiert. Erst wenn dies geschehen ist, darf das Textstück veröffentlicht werden. Gelangt es dann an die Öffentlichkeit, so findet schon beim Kauf des Buches (oder auch nicht) eine gewisse Kritik statt. Der Konsument trifft eine Entscheidung darüber, was er für lesenswert empfindet und was nicht. Konstruktive Kritik findet in Institutionen wie einem Literaturmagazin, sei es in schriftlicher Form ("Die Literatur") oder in mündlicher Form ("Das literarische Quartett") statt. Zwar wird der Autor nicht an Ort und Stelle damit beginnen, Veränderungen an seinem Werk vorzunehmen, zumal er sich ja in einer Gesellschaft der freien Meinungsäußerung und Pressefreiheit befindet und es keine Pflicht zur Veränderung besteht, jedoch nehmen viele Autoren die Kritiken zu ihren Texten ernst, streben Verbesserung an demselben Stück an oder versuchen, die neuen Sichtweisen in dem folgenden Werk mit ein zubringen.
Weiterhin anzumerken sei hinsichtlich Platons Schriftkritik, daß sich ein Text dem jeweiligen Adressaten nicht anpassen könne. Ein Dichter, ein Romanautor, der Journalist und auch der Schulbuchverfasser unterscheiden, ob sich ihr Stück an den allgemeinen Verbraucher, an den Wissenschaftler, das Schulkinder in der achten Klasse, an den Sportbegeisterten, den Politikinteressierten oder an die einfache Hausfrau wendet. Es soll auch schon mal vorkommen, das ein Autor, der bekannt dafür ist, nur von einer kleinen Gesellschaftsgruppe gelesen zu werden, versucht, durch Änderung im Schreibstil ein anderes größeres Publikum zu erreichen.


Der richtige Umgang mit Medien
Abschließend sei zu sagen, daß Platons Kritik bis in die heutige Zeit hinein "einen Ausgangspunkt für das Verständnis von aktueller Kritik an den Neuen Medien" darstellt.

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Jeder Nutzer eines Mediums, sei es der Briefschreiber, der Zeitungsleser oder auch der Internetsurfer, ebenso wie Dichter, Schriftsteller, Journalisten oder Programmierer sollten sich immer wieder der Beziehung zwischen Sender und Empfänger bewußt werden. Der Mensch sollte lernen, wie mit den Medien kritisch umzugehen ist, Vor- und Nachteile abwägend, um zu einer erfolgreichen Arbeit zu gelangen.

 
 



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