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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Der journalist 1945 - 1957


1. Drama
2. Liebe

Die Rückkehr nach Deutschland war für Andersch mit widersprüchlichen Gefühlen versehen. In der Haft in Amerika führte er ein abgeschirmtes und vergleichsweise sicheres Leben. Im zerstörten Deutschland mußte er sich ein neues Leben aufbauen. Doch durch die Bestätigung seiner journalistischen Fähigkeiten war Andersch mit viel Selbstvertrauen ausgestattet. Er fand schnell Arbeit bei der Neuen Zeitung in München. Der Chef der Zeitung, Hans Habe, teilte Andersch in den Redaktionsstab des Feuilleton ein, dessen Aufsicht Erich Kästner führte. Nach anfänglicher Euphorie merkte Andersch allerdings schnell, daß die Ziele der Zeitung und seine eigenen nicht identisch waren. Da die Neue Zeitung als offizielles Organ der US-Militärregierung fungierte, war man zur Loyalität gegenüber dieser Organisation verpflichtet. Alfred Andersch stand der Arbeit der Amerikaner eher kritisch entgegen. So hielt er die Durchführung der Politik der drei großen D´s (Demokratisierung, Denazifizierung und Dezentralisierung) für unzureichend. Auch mit dem Begriff der Kollektivschuld wollte sich Andersch nicht abfinden. Seiner Meinung nach sollte dies nur davon ablenken, daß der Aufstieg der NSDAP durch die Wirtschaft und große Unternehmen unterstützt wurde.
Für Andersch war die Neue Zeitung bald nur noch eine Übergangslösung. Zwar entwickelte sich Andersch durch seine Arbeit unter Kästner journalistisch weiter, doch ware die Meinung der Beiden grundsetzlich verschieden. Andersch wollte seine eigene Zeitung machen. Sie sollte den Titel \"Verlorene Generation. Kritische Blätter für junge Menschen\" tragen und völlig anders als die von Kästner sein. Doch das Projekt kam nie zustande. Statt dessen traf Andersch im Frühjahr 1946 die beiden ehemaligen Redaktionskollegen, Curt Vinz und Walter Kolbenhoff, vom \"US-Ruf\". Sie beschlossen einen neuen Ruf in München herauszubringen. Als Herausgeber taten sich Alfred Andersch und Hans Werner Richter, der auch schon für den US-Ruf arbeitete, zusammen. Der Rest der Redaktion war schnell gefunden. Am 15. August erscheint die erste Ausgabe des Münchner Rufs. Anders als alle bisherigen Nachkriegszeitungen waren alle Mitarbeiter aus dem gleichen Lager. Neben den Redakteuren verstanden sich auch die ständigen Mitarbeiter als Sozialisten ohne Bindung an Parteiprogramme. Wonach die Zeitschrift suchte, war die Synthese von Freiheit, Demokratie und Sozialismus. Mit der Zielsetzung, sich von jeglicher politischen, ideologischen und moralischen Bevormundung loszusagen, wollte man der Generation der heimkehrenden jungen Soldaten, die sich betrogen fühlten und genug von Staat und Parteien hatten, ein Sprachrohr sein. Die aggressive Schreibweise, die den Ruf kennzeichnete, führte häufig zu Ermahnungen durch regierungsamtliche Stellen. Dies sorgte allerdings auch dafür, daß der Ruf schnell als wirklich unabhängige Zeitschrift in der Öffentlichkeit an Ansehen gewann. Der Ruf hatte bald mehr als 100 000 Abonnenten in den vier Besatzungszonen.
Nachdem die Redaktion nach mehreren Ermahnungen ihren kritisch aggressiven Stil gegen die Besatzungspolitik weiter beibehielt, sorgte die amerikanische Aufsichtsbehörde dafür, daß die beiden Herausgeber, Andersch und Richter, nach der 16. Ausgaben des Ruf ausgeschaltet wurden. Der offizielle Kündigungsgrund lautete, sie hätten im Ruf nationalistischen Tendenzen Vorschub geleistet und nihilistische Parolen verbreitet. Als neuen Herausgeber fand der Nymphenburger Verlag Walter von Cube, der die Zeitschrift auf antikommunistischen Kurs steuerte. Mit Andersch und Richter verließ nach und nach fast die gesamte Redaktion den Ruf.
Doch Andersch und Richter waren nicht bereit aufzugeben. Sie wollten eine neue Zeitung gründen, die den Titel \"Der Skorpion\" tragen sollte. Im August 1947 lud Richter Freunde und ehemalige Mitarbeiter des Ruf ein, die weiter zu ihm und Andersch hielten, um an der ersten Probenummer zu arbeiten. Andersch war bei dieser ersten Tagung nicht anwesend. Obwohl schnell klar war, daß \"Der Skorpion\" nie zustande kommen würde, trafen sich die Teilnehmer weiter, um über Literatur zu diskutieren und eigene Werke zu verlesen. Daraus entwickelte sich die wichtigste nachkriegsdeutsche Schriftstellervereinigung, die später als \"Gruppe 47\" betitelt wurde. Andersch nahm nur selten an diesen Tagungen teil, da er u. a. die Programmlosigkeit, die bis zur Theoriefeindlichkeit ging, nicht akzeptieren wollte.
In den kommenden zehn Jahren machte sich Andersch durch seine fortschrittliche Arbeit im Rundfunk und seiner Förderung literarisch begabter, doch bisher unbekannter, Schriftsteller verdient. Im August 1947 zog er nach Frankfurt, um dort für die Zeitschrift \"Frankfurter Hefte\" zu schreiben. Einer der Herausgeber, Eugen Kogen, empfahl Andersch dem Rundfunksender \"Radio Frankfurt\" (später Hessischer Rundfunk). Andersch sollte daraufhin ein kulturell anspruchsvolles Nachtprogramm, das \"Abendstudio\", schaffen. Dies wurde der Vorreiter für die heutigen 3. Programme. Ab 1. August 1948 zog Andersch in sein Büro im Sendehaus ein und ging am 19. Oktober mit einer Arbeit über Ernest Hemingway auf Sendung. Nachdem dieses Projekt sehr erfolgreich lief, machte sich Andersch einen Namen im Rundfunkbereich. Er bekam vom Nordwestdeutschen Rundfunk das Angebot, eine gemeinsame Feature-Redaktion des Hamburger und Frankfurter Senders zu übernehmen. 1952 zog Andersch mit seiner zweiten Frau, Gisela Groneuer, und seinen Kindern nach Hamburg, um für zwei Jahre dort zu arbeiten. Ab 1955 wechselte er zum Süddeutschen Rundfunk nach Stuttgart, wo er Gründer und Leiter der Abteilung \"radio-essay\" wurde. Aus dem Projekt \"Frankfurter Hefte\" entstand der Ableger \"studio frankfurt\" der von Andersch geleitet wurde. Er setzte hier einen Gegenpol zu der überkommenen spießbürgerlichen Kultur- und Literaturansicht. Es wurden Werke veröffentlicht, die auf dem literarischen Markt keine Chancen gehabt hätten. Unter den bis dahin so gut wie unbekannten Autoren waren u. a. Heinrich Böll, Wolfgang Hildesheimer, Arno Schmidt, Hans Werner Henze und Ingeborg Bachmann mit ihrem ersten Gedichtband \"Die gestundete Zeit\". Im Programm von \"radio-essay\" setzte Andersch diese Linie fort.
Sein nächstes Projekt war die Zeitschrift \"Texte und Zeichen\". In dieser Zeitschrift erschienen in einer bis dato nie dagewesenen Breite deutsche Erstveröffentlichungen ausländischer Autoren. Außerdem fanden viele, teilweise noch nie vorher in Erscheinung getretene Nachkriegsautoren hier ein Forum. Darunter waren u. a. Günter Grass und Hans Magnus Enzensberger.
Zum Jahresende 1957 legt Andersch alle öffentlichen Ämter nieder.

 
 

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