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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Das leben des galilei


1. Drama
2. Liebe



Entstehung: Es gibt mehrere Fassungen. Die erste Fassung entstand 1938/39 im dänischen Exil, die zweite, \"ameri¬ka¬nische\" Fassung 1945 bis 1947, die letzte schrieb Brecht 1954-1956 in Berlin. Seine verschiedenen Fassungen entstanden je¬weils nach

1. der Nachricht über die Spaltung des Atomkernes durch Otto Hahn

2. dem Atombombenabwurf über Hiroshima
3. dem Bau der ersten Wasserstoffbombe.
In der ersten Fassung stellt sich Galileis Widerruf als kluge List heraus (eine Abschrift der Discorsi wird ins Ausland geschmuggelt), in der zweiten klagt sich Galilei an: \"Ich hatte als Wissenschaftler eine einzigartige Möglichkeit ... Hätte ich widerstanden, hätten die Naturwissenschaftler et¬was wie den hippokratischen Eid der Ärzte entwickeln können ...\". In der 3. Fassung wird der Vorwurf gegen den \"negativen Helden\" noch mehr verschärft; Galilei bejaht dennoch die Frage, ob er noch an ein neues Zeitalter glaube.
Form, Gattung, Sprache:
Schauspiel in 15 Bildern. Es ist in Prosa verfaßt, enthält fast keine Lie¬der oder kommentierende Monologe.
Personen:

Galileo Galilei
Andrea Sarti Schüler

Frau Sarti Galileis Haushälterin
Virginia Galileis Tochter
Die meisten Personen sind Typen, die nur mit ihrem Beruf oder Aussehen bezeichnet werden, z.B. ein dicker Prälat; der Theologe; der Mathematiker; ...
Ort und Zeit:

Geschichtliche Hintergründe:
Galilei, Galileo, ital. Mathematiker und Philosoph, * 1564, + 1642, begrün¬dete durch seine Untersuchungen zur Fall- und Wurfbewegung die moderne Ki¬nematik, betrieb mit einem selbstgebauten Fernrohr astronom. Forschungen. Durch seine Verteidigung des kopernikan. Weltsystems geriet er in scharfen Gegensatz zur kirchl. Lehre. In zwei Inquisitionsprozessen wurde er zuerst zum Schweigen, dann unter Folterandrohung zum Widerruf gezwungen. Der ihm zugeschriebene Ausspruch \"und sie (die Erde) bewegt sich doch\" ist legen¬där. [Brockhaus]
Kopernikus, Nikolaus, Astronom, * 1473, + 1543, wurde 1497 in das ermländ. Domkapitel aufgenommen, leitete 1516 bis 1521 in Allenstein die Ländereien des Domstifts und wurde 1523 Bistumsverweser von Ermland. Um 1507 hatte K. sein Werk \"De revolutionibus orbium coelestium\" vollendet (erst kurz vor seinem Tod veröffentlicht), in dem das kopernikanische Weltsystem begründet wurde, nach dem, im Ggs. zu dem geozentrischen Weltsystem des Ptolemäus, die Sonne den von der Erde und den anderen Planeten umkreisten Mit¬telpunkt der Welt bildet. [Brockhaus]
Inhalt:
Das Stück hält sich im großen und ganzen an die historische Abfolge, die einzelnen Bilder folgen aber in einem sehr unregelmäßigen Abstand - von ei¬nem Tag bis zu mehreren Jahren - aufeinander.
Der Lehrer Galilei arbeitet an der Universität zu Padua. Aufgrund der schlechten Bezahlung muß er Privatschüler unterrichten, um seinen Lebensun¬terhalt bestreiten zu können. Durch einen seiner Privatschüler, Ludovico, erfährt er von einer Erfindung, die von nun an sein Leben beeinflussen wird - von einem holländischen Fernrohr.
Als er diese Erfindung als die seine ausgibt, erreicht er damit die langer¬sehnte und nötige Gehaltserhöhung. Mit \"seiner\" neuen Erfindung, diesem Fernrohr, entdeckt er die Jupitermonde und damit einen entscheidenden Be¬weis für das von Kopernikus theoretisch formulierte Weltsystem.
Obwohl ihn seine Freunde warnen, Venedig nicht zu verlassen, weil er hier vor der Inquisition sicher ist, geht er nach Florenz, wo er die Aufmerksam¬keit des Großherzogs Cosimo Medici erregt hatte. Als in Florenz die Pest wütet, schickt er seine Tochter und seine Haushälterin fort, die aber in Florenz bleibt, weil auch Galilei nicht fortgeht, um seine Forschungen fortzuführen. Somit verschuldet er indirekt den Tod seiner Haushälterin.
Als sich das Leben wieder einigermaßen beruhigt hat, werden die Entdeckun¬gen Galileis von der Kirche geprüft, wobei sich Galilei als ebenso mutiger wie geschickter Verteidiger seiner Lehre zeigt. In Rom erfährt er, daß die Lehre des Kopernikus als ketzerisch betrachtet wird, auch seine eigenen Entdeckungen und Beobachtungen werden verdammt. Er darf seine Forschungen zwar weiterführen, sie aber lediglich als Hypothesen verbreiten.
Ein junger Mönch diskutiert mit Galilei über seine Zweifel, ob diese neue Lehre dem Menschen auch Gutes bringe, doch Galileis Persönlichkeit ist so überzeugend, daß sich der junge Mann von nun an in seine Dienste stellt.
Als nach acht Jahren der alte Papst stirbt und Kardinal Barbarini zum Papst (Urban VIII., 1623-1644) gewählt wird, nimmt er seine Untersuchungen wieder auf, da er weiß, daß der Papst selber ein Forscher war. Damit zerstört er das Glück seiner Tochter, die bei ihrem Vater bleibt, anstatt einen reichen Landedelmann zu heiraten.
Mittlerweile hat seine Lehre im Volk Widerhall gefunden, was sich an einer burlesken Marktszene erkennen läßt, in der ein Marktsänger ein Lied (das einzige in diesem Stück) zum Besten gibt: \"Auf stund der Doktor Galilei/ Und sprach zur Sonn: Bleib stehn!/ Es soll jetzt die creatio dei/ Mal an¬dersrum sich drehn./ Jetzt soll sich mal die Herrin, he/ Um ihre Dienstmagd drehn.\"
Galilei wird erneut von der Inquisition nach Rom geholt, wo der Papst es zuläßt, daß man ihm mit der Folter droht. Galilei widerruft. Die Szene zeigt nicht den Widerruf selbst, sondern die Erschütterung, die er bei sei¬nen Schülern hervorruft. Die Gegensätze bleiben unauflösbar, wie der Dialog zeigt: \"Unglücklich das Land, das keine Helden hat\" (Sarti) - \"Nein, un¬glücklich das Land, das Helden nötig hat\" (Galilei)
Die letzten Jahre seines Lebens verbringt Galilei als Gefangener der Inqui¬sition in Florenz, seine Tochter pflegt ihn. Er darf zwar zu seinem eigenen Vergnügen forschen, aber nicht veröffentlichen. Sein ehemaliger Schüler Sarti, der Italien verlassen hat, um in Ruhe arbeiten zu können, kommt auf Besuch zu seinem alten Lehrer. Hier setzt Brecht drei verschiedene Fassun¬gen ein, die bereits weiter oben beschrieben wurden.

Aussage:
Brecht beschreibt den Kampf des vitalen Galilei gegen die diktatorische Un¬terdrückung der Kirche. Viele Widersprüche ziehen sich aber durch das ganze Stück.
Galilei begründet die neue Wahrheit, verrät sie aber auch wieder. Er trägt starke sinnliche, unintellektuelle Züge in sich, ist auf der anderen Seite aber ein strenger Empiriker. Seine Lust am Leben be¬dingt auch seine Angst vor der Folter.
Die Obrigkeit unterstützt die Forschungen, ist aber auch dem Wissen¬schaftler feindlich gesinnt, weil er ihren Machtanspruch gefährdet.
Das Thema des Stückes ist die Frage nach der Verantwortung des Wissen¬schaftlers in einer durch seine Erkenntnisse bedrohten Welt. (Vergleichbare Stücke sind: Dürrenmatt: Die Physiker; Kipphardt: In der Sache J.Robert Op¬penheimer)

 
 



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