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philosophie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Leben

Siddhartha





(von Hermann Hesse) Der 1946 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnete Dichter Hermann Hesse wurde am 2. Juli 1877 als zweites Kind des Johann Hesse und seiner Frau Marie, geborene Gundert, verwitwete Isenberg in Calw, vis a vis des Rathauses geboren. Die väterliche Familie ist baltendeutscher, die mütterliche schwäbisch-schweizerischer Herkunft. Der Vater, ein ausgebildeter Missionar ist nach kurzer missionarischer Tätigkeit in Indien als Dr. Hermann Gunderts, seines Schwiegervaters, im Calwer Verlagsverein beschäftigt.
Hesse besuchte die Calwer Lateinschule und ist 1891-92 Seminarist im evangelisch-theologischen Seminar im Kloster Maulbronn. Nach einer Mechanikerlehre bei der Turmuhrenfabrik Perrot wird er Antiquariatsgehilfe in Tübingen. Von hier wechselt er als Buchhändler nach Basel und unternimmt von dort aus zwei Reisen nach Italien. 1904, nach seinem ersten großen Erfolg (Peter Camenzind), heiratet er Maria Bernoulli und zieht an den Bodensee.
Bei Kriegsbeginn meldete sich Hesse freiwillig, wurde aber als dienstuntauglich zurückgestellt und 1915 der deutschen Gesandtschaft in Bern zugeteilt. Zahlreiche politische Aufsätze, Mahnrufe und offene Briefe wurden in deutschen, schweizerischen und österreichischen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht.
1916 führten der Tod des Vaters, die beginnende Schizophrenie seiner Frau und die Erkrankung des jüngsten Sohnes zu einem Nervenzusammenbruch Hesses. Ein Jahr später wurde Hesse nahegelegt, seine zeitkritische Publizistik zu unterlassen, dadurch kam es zur erstmaligen Verwendung des Pseudonyms Emil Sinclair.
1921 kam es zu einer Krise mit anderthalbjähriger Unproduktivität zwischen der Niederschrift des ersten und zweiten Teils von Siddhartha, welches ein Jahr darauf erschien.
Hesse erhält unter anderem 1946 den Nobel-Preis und den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt.
Am 9.August 1962 stirbt Hermann Hesse in Montagnola.


Inhalt

Siddhartha ist der Sohn eines Brahmanen, der ihn als einen Weisen und Priester heranwachsen sieht. Govinda, sein Freund, liebt und verehrt Siddhartha über alles. Er weiß, dass Siddhartha keiner von diesen Brahmanen wird und glaubt zu spüren, dass Siddhartha sie bald alle verlassen wird, und Govinda hat recht. Doch Govinda hat nicht vor, von der Seite seines Freundes zu weichen.
Siddhartha fühlt sich in seiner Weisheit unbefriedigt und weiß, dass seine Lehrer ihm nichts mehr beibringen können. So beschließt er, auch ohne Einwilligung seines Vaters, ein Samane zu werden. Er verlässt sein Dorf und somit seine Eltern, aber nicht, ohne dass Govinda ihn begleitet.
Bei den Samanen lernen die beiden zu fasten, die Kunst der Versenkung und der Entselbstung. Doch Siddhartha erkennt bald, dass das alles nur ein Entrinnen vor dem Ich ist, eine kurze Betäubung gegen den Schmerz und vor dem Leben.
Nach drei Jahren erfahren die beiden durch verschiedene Leute von einem Buddha, dem Gotama. Er soll das Leid des Lebens überwunden haben und an alle, die es hören wollen, verkündet er seine Lehre. Diesmal ist es Govinda, der vorschlägt, den Gotama aufzusuchen und seine Lehre zu hören.
So verlassen Govinda und Siddhartha die Samanen und ziehen los. Schon sehr bald treffen die beiden auf Buddha. Sie begleiten ihn einen ganzen Tag bei seinem Bettelgang und hören am Abend seine Lehre. Govinda beschließt, dem Buddha zu folgen und ein Jünger zu werden. Doch Siddhartha kann diese Lehre nicht annehmen. Nicht, weil er sie unbedingt falsch findet, sondern er will allein sein Ziel erreichen oder lieber sterben. Denn bei Gotama hat Siddhartha die Erkenntnis gefunden, dass er von sich selbst lernen muss. So ist Siddhartha auch froh, dass Govinda nun seinen eigenen Weg gefunden hat und nicht nur ein Schatten Siddharthas ist.
Als Siddhartha nach einer langen Wanderung durch die Wälder bei einem Fährmann Unterschlupf findet, ist er froh. Doch da er weiter will, bleibt er nicht lange.
In einer entfernten Stadt lernt Siddhartha die schöne und begehrenswerte Kurtisane Kamala kennen, die er schon bald zu seiner Lehrmeisterin wählt. Er gewinnt ihre Zuneigung, doch bevor er sie wiedersehen darf, muss er gut gekleidet sein, Geld haben und ihr Geschenke machen können. Das gelingt ihm bald, da er durch Kamalas Hilfe bei dem reichsten Kaufmann der Stadt als Gehilfe eingestellt wird und auch bei ihm wohnen kann.
Siddharthas Gabe zu denken, zu warten und zu fasten kommt ihm hier sehr zugute. Durch seine glückliche Hand für Geschäfte wird er schnell des Kaufmanns geschätzter Mitarbeiter. Doch sein Samanentun trennt ihn auf gewisse Weise von den Menschen. Er findet ihre Art vor sich hinzuleben nicht gut.
Da Siddhartha jetzt sehr viel Geld verdient, kann er es sich leisten, Kamala jeden Tag zu besuchen und wird so ihr Freund, Liebhaber und Schüler. Kamala lehrt ihn die Kunst des Liebens.
So lebt Siddhartha viele Jahre in der Welt des Geschäfts und ist mit der Zeit sehr reich geworden. Er besitzt sein eigenes Haus und seine eigene Dienerschaft. Mittlerweile hat er auch das größte Laster, das er bei anderen am meisten verachtet hat: die Habgier.
Durch einen Traum, der ihn ermahnt, schreckt Siddhartha aus seinem jetzigen Leben auf, das ihm nur noch wertlos und sinnlos erscheint. Nach dieser Nacht verlässt er die Stadt und kehrt nicht mehr zurück.
Kamala hatte so etwas schon geahnt. Sie empfängt seit diesem Tag keine Besucher mehr und bemerkt, dass sie von Siddhartha schwanger ist.
Jener durchwandert in der Zwischenzeit den Wald und kommt an die Stelle, wo der Fährmann lebt. Er will sich in den Fluss stürzen, doch auf einmal erklingt in ihm das Anfang und Schlusswort der brahmanischen Gebete und er fällt in einen tiefen Schlaf. Bei seinem Erwachen sitzt Govinda vor ihm, der ihn zunächst nicht erkennt, da Siddhartha noch seine vornehmen Kleider trägt. Nach einer kurzen Unterhaltung pilgert Govinda weiter.
Siddhartha erkennt, dass ihn bislang zuviel Wissen gehindert hatte, sein Ich zu finden. Nun sieht er ein, dass ihm kein Lehrer helfen konnte. Er hat seine eigenen Erfahrungen in der Welt machen müssen und beschließt, den Fluss nicht mehr zu verlassen.
Er wird von dem Fährmann Vasudeva aufgenommen, der schnell erkennt, dass Siddhartha von dem Fluss das Zuhören lernen will. So gehen die Jahre dahin und viele halten die beiden für Brüder. Als die Nachricht umhergeht, dass der Tod des Buddhas sehr nah sei, machen sich viele Mönche und auch Reisende auf den Weg zu Gotama, unter ihnen Kamala mit ihrem Sohn Siddhartha. Doch sie wird von einer Schlange gebissen und Vasudeva, der sie findet, bringt die beiden zu der Hütte.
Kamala und Siddhartha erkennen sich wieder, doch die Hilfe kommt zu spät und Kamala stirbt an dem Schlangenbiss. Siddhartha versucht die Liebe seines Sohnes zu gewinnen, was ihm jedoch missglückt. Vasudeva rät ihm, seinen Sohn zurück in die Stadt, in seine Welt, zu bringen, aber Siddhartha will seinen Sohn nicht aufgeben.
Eines Morgens ist sein Sohn verschwunden. Vasudeva versucht, Siddhartha davon abzubringen ihn zu suchen, aber Siddhartha zieht trotzdem los. Am früheren Haus von Kamala erkennt er die Vergeblichkeit des Suchens und kehrt zu der Hütte zurück.
Lange Zeit schmerzt ihn der Verlust seines Sohnes, bis er durch den Fluss zur Erkenntnis der Vollendung kommt. Seitdem geht in Siddhartha eine Wandlung vor, er hört auf zu leiden. Vasudeva, der dies erkennt, verlässt ihn um zu sterben.
Govinda hört von einem alten, weisen Fährmann und geht zu ihm, um seine Lehre zu hören. Govinda erkennt in dem Fährmann seinen alten Freund Siddhartha wieder und ist erfreut, ihn noch einmal zu sehen. Der aber erklärt Govinda, dass es nicht auf das Suchen, sondern vielmehr auf das Erkennen ankommt. Govinda kann ihn nicht verstehen und fragt immer wieder nach einer Lehre.
Siddhartha versucht Govinda deutlich zu machen, dass Weisheit nicht vermittelbar ist. Siddhartha erklärt, dass er die Welt lieben und nicht sie verstehen oder sogar hassen möchte. Govinda sieht darin einen Widerspruch zu Gotamas Lehre und ist damit nicht einverstanden. Als er sich dann verabschieden will, bittet ihn Siddhartha um einen Kuss auf die Stirn. Während Govinda noch an die Worte Gotamas und Siddharthas denkt, geschieht ihm plötzlich etwas Eigenartiges. Er sieht einen Fluss von Hunderten von Gesichtern, die sich ständig verändern doch alle Siddhartha sind. Nun küsst er Siddhartha auf die Stirn, verneigt sich und dankt dem Lächeln, das ihn an alles erinnert, was er jemals geliebt hat.


"Sinn des Lebens"

Siddhartha sucht sein ganzes Leben nach dem "Sinn des Lebens". In diesem Werk versteht man etwas anderes unter diesem Werk. Die ganze Handlung spielt in Indien, wo die Religion und Mentalität anders ist. Dort glaubt man an das Rad der Wiedergeburten, welches auch Sansara genannt wird. Der leidvolle Kreislauf von Geburt und Tod zu neuer Geburt und neuem Tod. Ausgelöst und fortgesetzt wird die Kette der Geburten dadurch, dass das Wissen um die Wahrheit fehlt. Aus diesem Nichtwissen folgen Gier und Hass. Basis ist die Vollendung einer totalen funktionalen Abhängigkeit aller Dinge und Wesen untereinander. Der Buddhismus unterscheidet nicht zwischen Substanzen, Qualitäten und Vorgängen, zwischen materiellen Ursachen und psychischen Bedingtheiten, sondern behandelt all diese Faktoren gleichermaßen als Realitäten, die in unauflöslicher Verflochtenheit die "karmischen" Transformationen bedingen. Das Karma ist die Summe der in einem Leben hervorgebrachten positiven wie negativen Willensregungen, welche auch nach dem Absterben eines Körpers erhalten bleiben und zum Kriterium werden, in welchem Rang und welcher Gestalt die Folgeexistenz in das Leben eintreten muss. Der Wissende erkennt die Blindheit vordergründiger Bedürfnisse, die den ewigen Kreislauf verursacht, und entledigt sich in einem langen und schmerzlichen Prozess dieser Abhängigkeiten. Sein Ziel ist es, die Wiedergeburt zu vermeiden und als Erleuchteter in das Nirwana einzugehen.
Das ist es auch, was Siddhartha als "Sinn des Lebens" sieht. Es gibt viele Arten diesen Weg zu gehen. Der Samane findet diesen und zwar in der Liebe und der Willigkeit, denn ihm scheint das...

"...was ist, gut, es scheint mir Tod wie Leben, Sünde wie Heiligkeit, Klugheit wie Torheit, alles muss so sein, alles bedarf nur meiner Zustimmung, nur meiner Willigkeit, meines liebenden Einverständnisses, so ist es für mich gut, kann mir nie schaden. Ich habe an meinem Leibe und an meiner Seele erfahren, dass ich der Sünde sehr bedurfte der Wollust, des Strebens nach Gütern, der Eitelkeit und bedurfte der schmählichsten Verzweiflung, um das Widerstreben aufgeben zu lernen, um die Welt lieben zu lernen, um sie nicht mehr mit irgendeiner von mir gewünschten, von mir eingebildeten Welt zu vergleichen, einer von mir ausgedachten Art der Vollkommenheit, sondern sie zu lassen, wie sie ist, und sie zu lieben, und ihr gerne anzugehören...
...eben den Stein, und den Fluss, und alle diese Dinge, die wir betrachten und von denen wir lernen können, liebe ich. Einen Stein kann ich lieben, Govinda, und auch einen Baum oder ein Stück Rinde. Das sind Dinge, und Dinge kann man lieben. Worte aber kann ich nicht lieben. Darum sind Lehren nichts für mich, sie haben keine Weiche, keine Farben, keine Kanten, keine Geruch, keinen Geschmack, sie haben nichts als Worte. Vielleicht ist es dies, was dich hindert, den Frieden zu finden, vielleicht sind es die vielen Worte. Denn auch Erlösung und Tugend, auch Sansara und Nirwana sind bloße Worte, Govinda. Es gibt kein Ding, das Nirwana wäre; es gibt nur das Wort Nirwana."

Das ist der Grundgedanke, den Siddhartha gefasst hat und durch diesen Glauben schafft er es seinen "Sinn des Lebens", sein Nirwana, zu erreichen. Er stellt sich gegen Lehren und Lehrer, da er der Ansicht ist, dass jeder in sich Buddha, Atman und die Vollkommenheit trägt, egal, was oder wer man ist. Aber jeder muss seinen eigenen Weg finden, welchen er beschreiten will. Keiner kann es dem anderen beibringen. Vielleicht ist es nicht gerade der einfachste Prozess, den man einschlagen muss, aber wie man sieht kann auch so ein Pfad zum Ziele führen.
Genau das zeigt Hesse im Beispiel Gotamas, welchem auch die Erlösung und somit der "Sinn seines Lebens" wiederfährt. Doch Gotama gelingt dies auf eine ganz andere Art und Weise als Siddhartha. Hesse zeigt damit eben, dass jeder es schaffen kann, aber auch dass jeder seinen eigenen Weg finden muss.
Er findet auch teilweise seinen "Sinn des Lebens" in der Liebe zu Kamala. Diese Kurtisane verkörpert die Gier nach Reichtum. Sie ist auch der Auslöser dafür, dass Siddhartha von seinem rechten Weg nach der Suche abkommt, da sie für die Lehre der Kunst der Liebe, die Siddhartha beherrschen will, Lohn verlangt. Er muss beginnen zu arbeiten und lernt die weltlichen Freuden kennen, die er aber nie selbst praktiziert.
Trotz all dem gibt ihm die Liebe zu Kamala so viel, dass er sich sogar umbringen will, nachdem sich die zwei getrennt haben. Dies ist ausschlaggebend für seine weitere Suche.

 
 



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