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philosophie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Denken

Aristoteles

Ontologische voraussetzungen in der ne



Was außerhalb des Menschen existiert und was im Menschen existiert (Internes/Externes). Stabilität versus Veränderlichkeit. Bewegung und Ursache. Einzelgegebenes. Streben. Güter und Ziele. Die Güterhierarchie. Werte. Vollkommenheit.


Wenn sich die Metaphysik - und hierin speziell die Ontologie - mit dem Seienden (\"insofern es ist\", vgl. Metaphysikvorlesung, Kurseinheit 1 von J. Beckmann, S.27) als Erkenntnisgegenstand befasst, dann ist es nicht ohne Reiz zu fragen, von welchem Seienden Aristoteles in der NE seinen Ausgang nimmt (im Sinne von Grundgegebenheiten, vgl. I,7,S.18)3). Da es bei der NE letztlich um die sittlich handelnde Person gehen soll, wird sich das ontologische Interesse um eben diese Person ranken, einerseits ihr \"Inneres / Internes\" betrachten und andererseits das in ihrer Macht stehende Vermögen zur handelnden Veränderung der (Um)Welt (\"Äußeres / Externes\"). Es gibt nun Formen des Seienden, deren Seinsgrund solche Veränderungen zulässt und Formen des Seienden, deren Seinsgrund Veränderungen nicht zulässt (VI,2,S.154). Das in der NE interessierende Seiende ist ein solches, \"...das Veränderungen zuläßt.\" (VI,6,S.161), denn \"bei dem, was Veränderungen zuläßt, ist die Möglichkeit des Hervorbringens und die des Handelns zu unterscheiden.\" (VI,4,S.157, vgl. auch VI,5,S.159, wo das Gebiet des Handelns explizit als veränderlich bezeichnet wird). Das Hervorbringen oder Schaffen durch praktisches (fachliches) Können in künstlerischem oder handwerklichem Bereich findet als Vorgang seine Sättigung, wenn das Werk, welches einen Wert in sich hat, in seiner charakteristischen Beschaffenheit \"...schließlich da ist.\" (II, 3,S.40) (externer Aspekt). Nicht so die Handlungen insbesondere im sittlichen Bereich: das Auftreten einer gerechten oder besonnenen Handlungsweise wird nicht qua Auftritt zu einer solcherart zu qualifizierenden, wenn nicht gleichzeitig die handelnde Person entsprechend sittlich verfasst ist, d.h. eine gerechte oder besonnene ist (interner Aspekt). Im Zusammenhang mit den die Handlung begleitenden Überlegungen benennt Aristoteles die Seinsbereiche, die Veränderungen zulassen und in diesem Sinne in unserer Macht stehen: \"Wir überlegen uns das, was in unserer Macht steht und verwirklicht werden kann...Das sind nämlich die bekannten Ursachen: Natur, Notwendigkeit und Zufall, dazu Geist und alle menschliche Wirkenskraft.\"(III,4,S.62, Hervorhebung vom Verfasser). Dem Veränderlichen gegenüber steht das Stabile, von dem wir zunächst nur so viel erfahren, daß es im Bereich des Handelns wie des Nützlichen nicht anzutreffen ist (II,2,S.36). Das Stabile (Unveränderliche) ist Gegenstand wissenschaftlicher Erkenntnis (fällt also aus der hier abzuhandelnden Ethik heraus), ihm haftet die Eigenschaft der Allgemeinheit und Notwendigkeit an (vgl. VI,6,S.160), während dem sittlichen Tun und dessen Erfassen (durch Einsicht) das Besondere, der Einzelfall oder das Einzelgegebene zugeteilt ist (VI,8,S.163 oder auch VII,5,S.183).
Zurück zum Veränderlichen: Veränderung ist eine Form der Bewegung (vgl. die Physik des Aristoteles) und diese folgt auf ein bewegendes Prinzip (vgl. z.B. III,5,S.64), auf eine Ursache (VI,2,S.154) hin. Diese Ursache ist nun eine (Handlungs-)Entscheidung und diese wiederum ist ein von Überlegung gesteuertes Streben und eine Reflexion, die den Zweck oder das Ziel der Handlung aufzeigt (VI,2,S.154 ff.). Das Streben (als ein Vermögen der Seele, vgl. Kap.II) ist via Handlung auf Güter gerichtet (im Sinne eines Ziels), insofern diesen ein Wert zukommt (I,5,S.xx). Die Wertbestimmung erfolgt über die Methode der Zweck-Mittel-Überlegung und diese prägt den Gütern eine Ordnungsstruktur (im Sinne von \"x ist höherwertig als y\") auf: dasjenige Gut, welches nicht mehr als Zweck für ein weiteres Gut interpretiert werden kann, ist das höchste oder vollkommenste Gut (das Endziel), es ist das Glück (I,5,S.xx). Die Vollkommenheit existiert aber nicht nur im Sinne des Maximalwertes in einer Werteordnung bzw. Ordnungsrelation, sie gehört vielmehr zum Wesen der Dinge, seien sie natürlicher oder geistiger Art: \"...liegt es doch im Wesen der Dinge, die an das Wirken der Natur gebunden sind, möglichst vollkommen zu sein. Das gilt auch für das, was menschliche Absicht und jede Ursächlichkeit bewußt schafft und ganz besonders für das, was an das Wirken der höchsten Ursächlichkeit [an den Geist - nous - Anm.d.Verf.] gebunden ist.\" (I,10,S.22 ff.). In welcher Seinsform das Glück auch immer existieren mag (Aristoteles wendet sich in diesem Zusammenhang gegen die \"Platonischen Ideen\" als eine solche Seinsform und damit auch gegen die Teilhabe-Relation): es kommt zu einer Verwirklichung dieses Gutes (I,4,S.13, I,9,S.20 sowie VI,5,S.160), wenn nur das Handeln und die handelnde Person entsprechend verfasst ist (vgl. Kap.VI).

Wir wollen die vorstehend erläuterten Tatbestände der aristotelischen Ontologie wie folgt in eine Struktur bringen:

Der hier (in der NE) also interessierende Ausschnitt der Welt ist zumindest von folgenden Entitäten (Gegebenem oder Grundgegebenheiten) bzw. Klassen (Trägermengen, im Sinne von Trägern der u.a. Relationen) von solchen \"bevölkert\": (1) Lebewesen (z.B. Menschen, Tiere),
(2) Güter (z.B. Lust, Ehre, Erkennen/Einsicht, Tüchtigkeit, Glück), (3) Ziele (z.B.Geld, Flöten, überhaupt Werkzeuge), (4) Werte (z.B. sittlich Wertvolles, Edles, Gerechtes, Tapferes). Unter diesen Gegebenheiten gibt es jeweils ausgezeichnete (hervorgehobene) Elemente : unter den Lebewesen etwa Menschen (Personen von bestimmter Verfassung), unter den Gütern das Glück unter den Zielen das Endziel und unter den Werten der höchste.
Diesen Entitäten sind ferner Eigenschaften zugeordnet: Lebewesen etwa sind tätig, sie besitzen eine Seele, Menschen handeln, sind fähig zu erkennen und zu wissen (aber hierin auch: sich zu irren), Menschen vollbringen ihnen eigentümliche Leistungen; Güter sind hierarchisch geordnet, sie werden angestrebt (erworben, verwirklicht) von handelnden Personen, es gibt in der Hierarchie ein oberstes Gut, dies ist rein für sich erstrebenswert, da vollkommen, die Güter werden klassifiziert in äußere, seelische und leibliche (I,8,S.19); entsprechend sind auch die Ziele geordnet, es gibt ein oberstes Ziel, ein Endziel; ebenso sind Werte geordnet, Werte werden erwählt um ihrer selbst willen oder aber ein niedrigerer Wert wird erwählt um eines höheren willen (wenn der niedere zum höheren führt).
Neben diesen Eigenschaften des Gegebenen gibt es Relationen, in denen diese Entitäten zu anderen Entitäten (oder zu sich selbst) stehen: handelnde Menschen streben nach einem Gut; den Zielen gilt das gesamte menschliche Handeln und Entschließen; man gewinnt bzw. verwirklicht als Mensch Werte durch tätiges Bemühen, Werte sind an die dem Menschen eigentümliche Leistung geknüpft (d.h. an das \"...Tätigsein der Seele gemäß dem rationalen Element\" (I,6,S.17)).
Als zentrale ontologische Aussage soll festgehalten werden: es gibt in der Welt der Güter, ein höchstes, vollkommenes Gut, welches im Sinne eines (End-)Ziels von Menschen durch tätiges Bemühen angestrebt wird, weil es für den Menschen einen (höchsten) Wert darstellt.
Die der NE zu Grunde liegende Ontologie sei also die Struktur (das geordnete n+8 tupel):


(1) (M,G,Z,W,m,g,z,w,R1,R2,...,Rn)

mit: M: Klasse der Lebewesen, G: Klasse der Güter, Z: Klasse der Ziele, W: Klasse der Werte, sowie den ausgezeichneten Elementen hieraus: m:= Menschen von bestimmter Verfassung, g:= Glück, z:= Endziel, w:= oberster Wert und den Relationen (Eigenschaften sind hierbei einstellige Relationen): R1:= handelnde Menschen verfolgen ein Ziel, R2:= alles Handeln strebt nach einem Gut; R3:= es gilt, daß dieses erstrebte Gut das Ziel ist; R4:= den Gütern sind Werte zugeordnet etc.pp. Es wäre sicherlich eine reizvolle formale Aufgabe, die Anzahl der Relationen derart zu minimieren, daß viele aus einigen Grundrelationen ableitbar würden. Das kann im Rahmen dieser Arbeit natürlich nicht geleistet werden.

 
 

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