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philosophie artikel (Interpretation und charakterisierung)

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Augustinus' leben und werk:





Aurelius Augustinus kommt am 13. November 354 in der nordafrikanischen Kleinstadt Thagaste, dem heutigen Souk-Ahras zur Welt. Er ist ein afrikanischer Römer. Es ist lateinischer Boden (d.h. Latein war nicht nur seine Kultursprache sondern auch seine Muttersprache). Sein Vater Patricius ist ein kleiner Grundbesitzer mit Sklaven und städtischer Beamter. Er bleibt bis kurz vor seinem Tod, als er sich taufen läßt, den alten römischen Göttern treu. Augustinus\' Mutter Monica (oder auch Monnica) hingegen stammt aus einer katholischen Familie und in diesem Sinne versucht sie auch Augustinus zu erziehen. Der kleine Augustinus ist ein sehr aufgeweckter Knabe, der in der in seiner Umgebung - Thagaste ist ein Handelsmarkt, den viele Karawanen kreuzen und liegt in einer sehr eindrucksvollen, kraftvollen Landschaft - Eindrücke sammelt, die er später in seinen Werken als eindrucksvolle Bilder wiedergeben wird. Augustinus empfängt, wie es damals üblich war nicht die Kindstaufe sondern nur eine Weihe, die ihn zum Christwerden in den Mannesjahren vorbestimmt. Er wächst auf in dem Zwiespalt zwischen Donatisten und Katholiken (den zwei größten unter dem Namen \"Christen\" laufenden Strömungen der damaligen Zeit), sowie den gesamten heidnischen Göttern, die hier in der Provinz immer noch das Glaubensbild beherrschen.
Sein Vater Patricius beschließt, A. in die Schule zu schicken, um ihm die Möglichkeit der Laufbahn als Lehrers oder Rechtsanwaltes zu geben, die ihm im Dienste des Kaisers Wege zur Macht und zu Reichtum eröffnen würde.
Für den spielfreudigen Knaben wird die Schule zur unterdrückenden Last. Die Prügel durch den Lehrer sind Folter für seine Seele. Später jedoch, als er auf die höhere Schule in Madaura, einer Stadt unweit von Thagaste, geschickt wird, lernt er in dieser lichtbefluteten Stadt ausgelassener Götterfeste den Lohn für seine Mühsal mit der Grammatik kennen: der Zauber der großen Epopöen von Äneas und Dido, von Odysseus und den Kämpfen um Troja. Homer wird ihm verleidet durch das griechische, das er haßt, aber Vergil nimmt ihn für Lebenszeit gefangen. In der Rhetorik überflügelt er die anderen Schüler sehr bald, jedoch wird er zum Lieberhaber sinnlicher Genüsse, der, als er mit 16 Jahren zu seinen Eltern heimkehrt (die finanziellen Mittel des Vater reichen nicht aus) ein volles Jahr in erotischer Dichtung und im Nebel seines Selbstgefühles verbummelt. In seiner unbändigen Sinnlichkeit verdunkelt sich ihm wie selbstverständlich das Auge für die Dinge des Geistes, an die seine Mutter glaubt.
Die wirtschaftliche Bedrängnis zwingt Patricius , seinen Sohn für das weitere Studium einem reichen Bürger, dem mäzenatisch gesinnten Romanian, zu empfehlen. Auf seine Kosten bezieht der 17-jährige die Hochschule von Karthago, um Rhetor und Anwalt zu werden. Karthago, eine der fünf größten Städte des Kaiserreichs (Rom, Antiochia, Konstantinopel, Alexandria), beeindruckt den Jungen vom Land natürlich sehr. Diese Stadt, die einem Völkergemisch aus aller Herren Länder Heimat bot mit stolzen Gefühl, römische Bürger zu sein. Hier finden sich auch Religionen und Philosophien gewissermaßen zu einem Jahrmarkt des Geistes zusammen. Augustinus genießt das Leben wie ein flüchtig gewordener Sklave. Doch zwischen all den Theaterbesuchen, dem Musizieren und dem Flirt bringt es der außergewöhnlich Begabte auch in seiner Rhetorenschule bald zum Ersten, wie es den Hoffnungen seiner Eltern entspricht. In dieser Zeit stirbt Augustinus\' Vater und der Zuschuß Monnicas zu den Leistungen des Romanian findet seine Grenze an den Verpflichtungen gegen die Gläubiger ihres Mannes. A. indessen, der für Geld auch Stunden gibt und Theaterstücke schreibt, hat auskömmlich zu leben. Er tut sich mit einem Mädchen zusammen, einem, wie es scheint recht vernünftigen, lebenstüchtigen Kind, mit dem er über 13 Jahre ein Verhältnis betreibt, aus der auch ein Kind, ein Knabe hervorgeht, der, obwohl ungewollt, doch den Namen Adeodatus bekommt. In dieser Beziehung, so kann man es aus den Confessiones herauslesen, lernt A. die Defizite der geschlechtlichen Liebe kennen. Die Lust im Spiel zwischen Vereinigung und sich nicht vereinigen erfüllt das Letzte, nach dem der Eros strebt, nicht. Wie dem auch sei, vorerst mag es dem jungen Literaten, der auch \"Über das Schöne und Angemessene\" seine Gedanken niederschrieb, ein ästhetisches Bedürfnis gewesen sein, sich tiefer auf die Welt des Geistes einzulassen. Doch auch diese Fragen der Schönheit, werden sie weiter in die Tiefe verfolgt führen unaufhaltsam ins Gebiet der Fragen, wo der Ästhetik das Wort entzogen ist und so ermuntert sich der Neunzehnjährige an einem Dialog des Cicero über die Weisheit - heute ist er verloren - im Flüchtigen das Beständige zu ergreifen. Der Intellektuell beginnt, Bücher nicht mehr nur nach ihrer Form sondern nach ihrem Inhalt zu lesen. In dieser Zeit, wo er eifrig nach dem Weltgrund zu suchen beginnt, greift er auch zur Bibel, wird aber, er, der Schöngeist, durch die Redeweise abgestoßen. Er sieht sich auch die Kirche seiner Mutter an, aber das gar so autoritäre Wesen stößt ihn ab, auch die Keuschheit, um die er zwar an der Schwelle der Mannwerdung gebetet hat (jedoch mit der Bitte um Aufschub), macht ihm zu schaffen. Was seine Mutter nach ihrem Ideal an diesem Sohn erzogen hat, scheint vergeblich zu gewesen zu sein. In dieser Zeit, befindet sich A. - in der unglaublichen Fülle der Lebensphilosophien, die in Karthago angeboten werden - auf der Suche nach einer Lehre, die seine Gedanken und Fragen beantworten soll. Er glaubt diese dann auch zu finden und zwar in der Kirche des Mani, eines persischen Reformators der Lehre Zarathustras, der gut hundert Jahren vor Augustinus sich selbst als den nach Abraham, Zoroaster, Buddha und Christus als letzten himmlischen Sendboten für die Erfüllung eines göttlichen Plans sieht. Seine Religion stehen sich von Uranfang die Mächte des Lichtes und der Finsternis sich gegenüber. In ihrem langen Kampf ist schließlich die lichte Materie von der finsteren überwältigt worden und nun muß der lichte Teil erlöst werden, eine Aufgabe die sich vor allem bei der Frau sehr schwer gestaltet, da bei ihr das Finstere stark überwiegt. Die Vollkommenen und Auserwählten legen das dreifache Siegel der Enthaltung an: auf den Mund, der nicht unrein reden und den Genuß von Fleisch und Wein sich versagen soll; auf die Hände, die auf Eigentum und gemeine Arbeit zu verzichten, auf den Schoß, der sich Ehe und Geschlechtsverkehr zu versagen hat. Den einfachen Hörern wird diese Strenge nicht auferlegt. War ihnen auch die Ehe und Zeugung verboten, so nicht die unfruchtbare Lust des fleischlichen Umgangs. Sie müssen jedoch immer wieder Fasten und Beten und alle erwarten sie den Tag der kosmischen und sittlichen Scheidung von Licht und Finsternis. Dann fällt die lichtlos gewordene Welt, von Engeln in Brand gesteckt, in Asche, die Getreuen Manis aber gehen für ewig ins Licht des Himmels ein, die andern in die Hölle, das Reich der vollen Finsternis.
Dieses Evangelium, für das Mani, der am persischen Hofe nicht gern gesehen war, unter dem Haß persischer Priester am Kreuz starb, drang im Osten bis nach China, im Westen so weit, als der römische Name reicht, auch nach Karthago und tief, tief in die Seele Augustinus\'. Er ist Hörer bei den Manichäern als er sein Studium abschließt und aus unbekannten Gründen der juristischen Laufbahn entsagt und in seine Vaterstadt zurückgeht, während sein Mädchen in der zaubervollen Stadt am Meer verbleibt. Als er nach Hause zurückkehrt, befindet er sich in tiefem Zerwürfnis mit seiner Mutter, die inzwischen immer mehr in den christlich Glauben eingedrungen ist. Alles Einreden auf ihn nutzt nichts, der 20jährige, stolze Intellektuelle spottet nur und wirbt sogar in Thagaste weiter für den Manichäismus. Es kommt der Tag, wo die Mutter ihm das Haus verschließt.
So wendet er sich an den Mann, der ihn schon einmal unterstützt hat, als die Mittel des Vaters nicht ausreichten, seine Ausbildung zu bezahlen, den großen Gönner Romanian. Dort verdient er sein Geld als Lehrer der Familie und lebt das Leben in Saus und Braus.
Monnica inzwischen betet und weint für ihren \"verlorenen Sohn\". Als sie sich einmal sogar an den Bischof mit ihrem Anliegen wendet, tröstet er sie mit den Worten: \"Es ist nicht möglich, daß ein Sohn solcher Tränen verloren geht.\"
Da gibt es plötzlich einen Umschwung in Augustinus\' Leben. Ein Freund von ihm erkrankt schwer an Fieber, erhält in seiner Bewußtlosigkeit die Taufe (es war damals allgemein üblich, die Erwachsenentaufe durchzuführen um möglichst rein von Sünden sterben zu können) und wird wieder gesund. Augustinus aber spottet über ihn und die Taufe, wie er es als Manichäer gewohnt war. Sein Freund allerdings bietet ihm Parole und als er kurze Zeit später stirbt, bricht für A. eine Welt zusammen.
Durch den Tod seines Freundes verliert Thagaste für ihn seine heimatliche Geborgenheit. Nicht einmal die Villa seines epikurischen Gönners kann ihn noch halten. 375 geht er nach Karthago zurück. Dort verbringt er 8 schwere Jahre. Seine Freundin ist ihm inzwischen Mutter eines Sohnes geworden, den er, obwohl ungewollt, \"Adeodatus\" nennt. Die Sorge, die er jetzt für Mutter und Kind zu tragen hat, bringt ihn auch in wirtschaftliche Bedrängnis und so sieht er sich gezwungen, einen Rednerschule zu eröffnen, in der auch seine Freunde Alypius und Nebridius seine Schüler werden. Daneben schreibt er fürs Theater und beschäftigt sich mit Mantik, Magie und Astrologie. Doch einiges dieser okkulten Wissenschaften beleidigte seine Nerven wie auch einiges aus der Lehre der Manichäer beginnt ihn anzuwidern. Durch seine immer wiederkehrende Kritik wird er ihnen sichtlich unbequem und so verweigern sie ihm die Aufnahme in den Kreis der Erwählten.
Auch macht der Lehrer der Rhetorik in Karthago, der Weltstadt nicht wirklich Furore und so, nach all diesen Enttäuschungen, beschließt er nach Rom zu fahren um dort sein Glück zu versuchen. Seine Mutter, die seit unbekannter Zeit auch bei ihm in Karthago wohnt, versucht ihm abzuraten, doch stößt sie auf taube Ohren und beschließt also auch weiterhin ihren Sohn zu begleiten. Augustinus aber will davon nichts wissen und so trickst er die Mutter aus und reist ohne sie ab in die Stadt, in die ihm schon sein Freund Alypius vorangegangen war. Dort in der Stadt aus Gold und Marmor in der die Völker des Orient und Okzident in Luxus und Armut sich durcheinander drängen, fühlt er sich nicht wohl. Alypius ist inzwischen hoher Finanzbeamter geworden und Augustinus tut sich schwer, die Vorlieben seines Freundes für Sklavenhetzen und Theaterspiele zu teilen. Er selbst schafft es zwar eine große Schar von Schülern um sich zu versammeln, doch bleiben die Hörer ihm, der ohne staatlichen oder städtischen Auftrag hier unterrichtet das Honorar schuldig.
Doch über Nacht tut sich dem innen und außen verklemmten Dreißigjährigen eine helle Zukunft auf. Die Stadt Mailand sucht nämlich um einen Rhetoriklehrer an und Augustinus, der sich sofort bewirbt erhält tatsächlich die Stelle und wird in einem kaiserlichen Wagen an seine neuen Wirkungsstelle gebracht.
Als er dort, der Inhaber einer öffentlichen Professur, im Jahre 385 seine Antrittsrede hält, stellt er sich auch dem katholischen Bischof der Stadt vor. Dieser aber war Ambrosius. Augustinus spürt sofort das Wohlwollen dieses Kirchenfürstes, der gegen die Heiden und Arianer kämpfte und so beginnt er, zuerst nur an der Form, später auch an der Sache interessiert, sich dem Kreise Ambrosius\' zu nähern. Immer wieder sucht er das tiefe Gespräch mit dem Heiligen, aber dieser ist viel zu beschäftigt um sich mit dem künftigen Wortführer eines Jahrtausends eingehender zu unterhalten.
In einem Haus mit Garten lebt er zwischen Beruf und Neigung zu Büchern und Menschen. Er hat seine Geliebte und seinen genial erwachten Sohn zu sich geholt und auch ein ganzer Schwarm Verwandter sind ihm nachgekommen; so beispielsweise seine Freunde Alypius und Nebridius und seine Mutter. Diese, immer um das seelische wie weltliche Wohlergehen ihres Sohnes besorgte, setzt ihm auch solange zu, standesgemäß zu heiraten um die Möglichkeit auf eine weitere Beamtenlaufbahn in diesem offiziell christlichen Staat zu sichern, daß er schließlich einwilligt und seine Geliebte aus dem Hause verbannt. Seine Mutter führt ihm inzwischen ein katholisches Mädchen aus reichem Hause zu, die ihm auch ihr Jawort gibt. Die Hochzeit muß allerdings, da sie noch zu jung ist, um zwei Jahre aufgeschoben werden. Augustinus, der die Einsamkeit nicht gewohnt ist, nimmt sich derweil eine andere Frau zu sich ins Haus. Doch wird er die Erinnerungen an seine einstige Geliebte nicht mehr los, die nach Afrika zurückgekehrt war und so beginnt er wieder zu grübeln und zu trauern. Zu dieser Zeit sitzt er oft mit seinen Freunden im Garten zusammen und sie diskutieren über die Ehe, Ambrosius, die Philosophie des Epikur, der Skeptiker, und Agnostiker oder über den Plan eines Laienkloster. Zu diesem Zeitpunkt, er ist gerade dabei eine Lobrede auf den Kaiser vorzubereiten versetzt ihn plötzlich ein betrunkener Bettler, den er auf einem Spaziergang durch die Straßen Mailands trifft in grelle Selbsterkenntnis. Er muß realisieren, daß dieser Mann mit seinen paar erbettelten Münzen sich in ein ebenso wirkliches Glück gestürzt hatte, wie es ihm, dem gelehrten Philosophen bei all seinem Reichtum gelang.
Da der mailänder Rhetor sich von berufswegen auch mit den philosophischen Schriften der Vorzeit beschäftigt, stößt er auf die Schriften des Plotin, der etwa hundert Jahre vor Augustinus einer der größten Fortdenker der Lehre Platons war. Sein Jünger Porphyrius hatte den Nachlaß veröffentlicht und die lateinische Welt las ihn in der Übersetzung des Marius Viktorinus, eines vielbeschlagenen Redners und Gelehrten, der im Greisenalter noch Christ geworden war und seinem Bewunderer Augustinus mehr als nur Plotin vermittelt. Dieser Neuplatonismus schlägt tief in das Innere von Augustinus hinein. Er rettet ihn vor seinen hoffnungslosen Weltanschauungen und auch die Lehre der Manichäer, die ihm immer undurchdringlicher erschienen war, löst sich jetzt auf und gleitet ab an der Klarheit dieser neuen Sichtweise. Es war keine Zwiewelt mehr sondern ein einiges All, das aus dem Einen ausfließt, dieses Eine das Ist, und in dem das Böse nur ein Fehlen des Einen darstellt.
Platon-Plotin eröffnet Augustinus den Blick auf eine neue, wirklichere Wirklichkeit, wofür dieser Gottes Gnade dankt.
Zu dieser Zeit kommt greift er abermals zur Bibel und jetzt bietet sich ihm ein viel verständlicheres Bild dar. Besondere Wirkung auf ihn haben die Paulus-Briefe.
Die in ihnen gepriesene Entsagung dem Fleische, als etwas nicht unrealisierbares faszinieren ihn und lassen ihn nicht mehr los. Er erkennt jetzt, daß das leben um des Lebens Willen nicht genug ist, sondern daß das Streben nach Wahrheit, der Wahrheit Jesu Christi sein höchstes Ziel werden muß. Doch bei allen Geschichten und Erzählungen über Bekehrung, die er hört versperren ihm immer noch die \"alten Freundinnen\", seine Leidenschaften, den Weg dahin. Zu der Zeit beginnt auch sein Beruf und das damit verbundene öffentliche Auftreten ihm unangenehm zu werden und das nicht nur weil seinen Persönlichkeit einen starken Wandel durchmacht, sondern auch weil es um seine Gesundheit nicht besonders gut bestellt ist. Das mailändische Klima und die rauhe Nähe der Alpen verträgt er nicht besonders gut. Auch die Roheit und Niedertracht im gesellschaftlichen Leben des entarteten Kaiserreichs und das Aufkommen der Barbaren nähren seinen Sehnsucht nach Ruhe und Fernsein von den Menschen. Gerne zieht er sich jetzt in die Gotteshäuser zurück um dort zu meditieren oder sich den liturgischen Gesängen sowie den Psalmen und Hymnen des Ambrosius hinzugeben. Er beginnt zu beten.
Dann im Jahre 386, kurz vor der Weinlese reist ein römischer Offizier, Pontizian, durch Mailand auf seinem Weg zurück in seine afrikanische Heimat. So besucht er zufällig auch seinen Landsmann Augustinus. Als er auf dessen Spieltisch die Paulusbriefe sieht, freut er sich als Christ aufrichtig darüber und lenkt das Gespräch auf den damals so populären Einsiedler und Wüstenvater Antonius. Im Zusammenhang damit erzählte Pontizian auch über eines seiner eigenen Erlebnisse von der Bekehrung zwei seiner ehemaligen Kameraden, die , nachdem sie Eremiten getroffen hatten, sich sofort für ein solches Leben entschieden, alles zurückließen sogar ihre Verlobten um sich nur mehr Gott und dem Heiligen Geist zu widmen. Als Augustinus über diesen heroischen Bruch mit den weltlichen Gütern hört wird er davon gepackt. Nachdem sich der Gast verabschiedet und er mit Alypius allein ist, packt er ihn an der Schulter und sagt:\" Was muß ich leiden! Was soll das alles - wie leben wir dahin! Hast du\'s gehört: die Ungelehrten stehen auf und reißen den Himmel an sich. Aber wir mit unserer Bildung - Bildung ohne Herz - , wir wälzen uns in Fleisch und Blut, und wir vergehen nicht vor Scham!\" Nach diesen Worten stürmt Augustinus hinaus in den Garten, wo ihn der Freund auf der Bank sitzend und weinend vorfindet. In ihm spielt sich der Kampf zwischen den \"alten Freundinnen\" und der reinen Seele ab. Plötzlich springt er auf und wirft sich unter einem Feigenbaum auf die Erde. Da vernimmt er auf einmal eine Stimme die ihm zuruft: \"Tolle, lege - tolle, lege\" . Er hört auf zu weinen und nimmt das Buch zu Hand, das gerade auf der Bank liegt - die Paulusbriefe. Er öffnet es und liest: \" Nicht im Fressen und Saufen, nicht in Schlafkammern und Unzüchten, nicht in Hadern und Eifern - sondern ziehet den Herrn Jesus Christus an und pfleget das Fleisch nicht zur Erregung eurer Lüste.\"
Jetzt, im Alter von zweiunddreißig Jahren, entsagt er sich den Frauen und ist bereit ein neues, reineres Leben zu beginnen.
Augustinus ist nun fest entschlossen sein Lehramt aufzugeben. Der an chronischer Bronchitis Leidende zieht sich geräuschlos zurück auf ein kleines Besitztum eines Freundes, das windgeschützt, südlich des Comosees lag. Dort zwischen den Wiesen und Wäldern diskutiert und philosophiert er viel mit seinen Freunden (die ganze kleine afrikanische Kolonie ist stets mit ihm gemeinsam unterwegs), wobei ein Geschwindschreiber oft die Dialoge in Kurzschrift festhielt, welche Augustinus später dann in literarisch gültige Schriften umschrieb. Es sind die Frühwerke des Heiligen: \"Gegen die Akademiker\" , ein Werk in dem er sich mit der Skepsis auseinandersetzt; \"Vom wahren Glück\" , in dem er die Wichtigkeit des Erkennens Gottes beschreibt; \"Über die Ordnung\" , das über die Stellung des Guten und Bösen in der göttlichen Einrichtung der Welt erzählt; außerdem seine \"Selbst - oder Alleingespräche\" oder das Werk \"Kehre dich in dich selbst\", eine Weisung zum intellektuellen Schauen Gottes.
Nachdem er in aller Form vom städtischen Dienst ausscheidet meldet er sich für Ostern 387 zur Taufe an. Zusammen mit ihm wurden dann in der Osternacht dieses Jahres sein Freund Alypius und auch sein Sohn Adeodat getauft. Bei anschließenden Beratungen über den Ort, wo sie sich niederlassen sollten entscheidet das Heimweh Monnicas nach dem Grab ihres Gatten, aber auch die Sehnsucht Augustinus nach dem Klima seiner Jugend, daß die ganze Gruppe schließlich im Sommer 387 aufbricht um nach Thagaste zurückzukehren. Doch bereits in Ostia, der Hafenstadt von der aus das Schiff nach Afrika zurückgehen soll stirbt Monnica, von den Strapazen des Landweges erschöpft.
Die Weiterreise verschiebt sich dann noch um fast ein Jahr, das Augustinus in Rom mit literarischer Arbeit verbringt. Er schreibt \"Über das Leben in der katholischen Kirche\", \"Über das Leben der Manichäer\", \"Über die Unsterblichkeit der Seele\", \"Über die Größe der Seele\" aber auch \"Über Musik\", in dem sich der Ästhetiker mit Metrik und Rhythmus beschäftigt.
Im Spätsommer 388 fährt er schließlich von Ostia über das Meer zurück in die Heimat. Nach kurzem Aufenthalt in Karthago betritt er Thagaste, die Stadt seiner Kindheit. Dort verschenkt er seinen Anteil am Gut des Vaters, das er mit seinen Geschwistern zu teilen hat zugunsten der Armen und behält sich nur das Recht vor in einem kleinen Hause vor der Stadt wohnen zu dürfen. Er richtet dieses zu einer Art Kloster ein, in welchem er mit Adeodatus und einigen seiner Freunde lebt. Keine feste Regel verbindet hier die enge Gemeinschaft unter seiner Führung. Fast zwei Jahre lang studieren und beten sie hier gemeinsam. Hier führt er auch die längst begonnene Schrift \"Über die Musik\" zu Ende. Auch die Werke \"Über die wahre Religion\" und \"Vom Lehrmeister\", in dem Dialoge mit seinem damals 16jährigen Sohn festhält, entstehen damals.
Doch die Zeiten werden unruhig. Das Anwachsen der manichäischen Bewegung zwingt ihn zur Abfassung einiger polemischer Schriften und die Hilferufe bekannter und unbekannter Menschen im Orient und Okzident machen ihn zu einem rastlosen Briefschreiber, dem oft das Papier ausgeht, sodaß er manchmal auf ganz elenden Zetteln schreiben muß. In dieser Zeit, da er sein neues Leben gerade aufbaut sterben sein Sohn Adeodatus und der geliebte Freund Nebridius. Doch durch seinen tiefen, gerade erst gefundenen Glauben überwindet er auch diesen Schmerz.
Der Gottesmann in Thagaste erregt gegen seine Absicht in der Nähe und Weite die Aufmerksamkeit auf seine Person. Als er eines Tages nach Regio Hippo reist um jemanden in einer Glaubensfrage zu beraten greift das Volk entschieden in sein Leben ein. Die Katholiken der Stadt werden bedrängt durch die schismatische Partei der Donatisten, einer christlichen Radikal-Bewegung. Der dortige Bischof Valerius war zu schwach und hatte schon begonnen, nach Nachfolgern bzw. Hilfspriestern Ausschau zu halten. Als Valerius dies wieder einmal predigt steht Augustinus zwischen den Hörern und als er vom Volk als der Mönch von Thagaste erkannt wird, schleifen sie ihn mit Gewalt vor Valerius hin und das Volk begehrt ihn zum Priester zu machen. (Damals war es nach alter Sitte nämlich möglich, daß der Wunsch des Volkes allein schon einen Mann zum Priester oder Bischof erwählen konnte.) So wird Augustinus, der zu Tränen erschrocken war, alsbald zum Priester geweiht und verlegt sein Kloster von Thagaste in ein Landhaus vor der Stadt. Auch überträgt Valerius ihm das Amt der Predigt, das eigentlich nur für den Bischof vorgesehen war. Trotz heftigen Einsprüchen bleibt es dabei und so beginnt Augustinus in der Karwoche 391 seine Tätigkeit als Prediger, die ihn weitere 40 Jahre noch, bis zu seinem Tode hin begleiten sollte.
Neben der Predigt ist der Kampf gegen Häresie und Schisma die zweitgrößte Pflicht des Priesters. Als zum Beispiel der Manichäer Fortunatus in Hippo erfolgreich seine Propaganda betreibt, halten selbst die Donatisten Augustinus für den einzig berufenen Anwalt der gemeinchristlichen Abwehr dieser Gefahr. Auf einer zweitägigen, öffentlichen Disputation vor vielem Volk, vor Notaren und Stenographen setzt er im Sommer 392 seinen Gegner matt, so daß er, unfähig, die katholische Lehre zu widerlegen und die Wahrheit der seinigen zu erweisen, die Stadt verlassen muß. Darüber hört der Kampf gegen die Donatisten freilich nicht auf.
Das dritte Wirkungsfeld Augustinus\' liegt in der Enge seiner klostermäßigen Behausung.
Durch all dies wird der Presbyter natürlich immer mehr bekannt und Valerius beginnt sich zu fürchten, daß ihm dieser einzigartige Mann weggenommen würde. Deshalb läßt er ihn vom Primas von Numidien im Jahre 396 zum Mitbischof weihen und nach seinem Tod wird Augustinus Bischof von Hippo.
In den Jahren 397 und 398, also ein reichliches Jahrzehnt nach seiner inneren Wandlung schreibt er seine Bekenntnisse. Dieser Titel \"Confessiones\" ist im doppelten Sinn des Wortes zu verstehen, des Bekennens der Schuld und des Sichbekennens zu Gott. Augustinus berichtet vor aller Welt seine Vergangenheit, und hymnisch dankt er dem Beweger und Begnader seines Lebens, dem Erwecker des ewigen Teils seines Wesens, dem Erwähler und Erretter aus der Masse der Verwerfung.
Doch neben dem Verfassen dieses Werkes sind seine Aufgaben in der Gemeinde sehr vielfältig und nehmen in sosehr in Anspruch, daß das Verfassen seiner weiteren großen Werke wie \"Über die Dreieinigkeit\" oder \"Über den Gottesstaat\" über vierzehn und sechzehn Jahre seiner zersplitterten Kraft in Anspruch nehmen. Er betreibt unermüdlich Seelsorge, kümmert sich um die Nöte der Armen und der Bauern, predigt gegen die heidnischen Verfälle und betreut nebenbei auch noch sein Kloster, aus dem später noch viele Bedeutende Männer hervorkamen. Immerwährend auch ist sein Kampf gegen die Manichäer, gegen die Donatisten, eine radikale, christliche Sekte, die teilweise mit Gewalt gegen Andersgläubige auftrat, sowie später (nach einem Konzil von Karthago 404 wurden die Donatisten verfolgt und über alle - gegen den Willen Augustinus\' - die Todesstrafe verhängt, sodaß sie sich bald auflösten) gegen die Pelagianer unter der Führung eines Laienmönches Pelagius. Ein Kampf der sehr heftig geführt wird und den er später gegen den Bischof Julian von Eklanum, dem Systematiker dieser Irrlehre weiterführt. In all diesen Auseinandersetzungen gerät Augustinus selbst manchmal in die Gefahr sektirerisch-besessen seine Meinung zu vertreten und nur seinem so offenen Geist ist es wohl zu verdanken, daß dies nicht geschieht.
Im Jahr 426 vollendet Augustinus sein 22-bändiges Werk \"Der Gottestaat\" und verkündet, zweiundsiebzigjährig, seiner Gemeinde , daß er den Priester Heraklius zu seinem Nachfolger bestimmt habe. Die letzten Jahre seines Lebens verbringt er tätig bis zum Schluß und beginnt auch noch ein Buch der Rückschau auf sein literarisches Wirken. Zu dieser Zeit beginnen die Vandalen durch die Schuld des Statthalters der Provinz, das römische Afrika zu überziehen. Nach einem kurzen Waffenstillstand, den ein zur Ordnung gesandter kaiserlicher Feldherr erwirkt, beginnen 430 die Horden unter Genserich ihr Wüten aufs neue. Hippo wird zum Flüchtlingslager, in dem Augustinus viele Menschen betreut. Als auch Hippo belagert wird, im dritten Monat schon, wirft ihn das Fieber auf sein Sterbebett. Die letzten zehn Tage bittet er sich völlige Einsamkeit aus und liest nur mehr die Bußpsalmen Davids. Endlich, am 28. August 430, findet sein Herz die Ruhe.

Die Nachwirkung seiner Schriften und seiner Person sind wohl gar nicht zu ermessen. Fast jeder Philosoph nach seiner Zeit setzte sich mit ihm auseinander und selbst viele Staatsmänner wie zum Beispiel Karl der Große wurden durch seine Schriften geleitet.

 
 



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