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philosophie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Weltmusik / kosmische musik





Stockhausens Musik sprengt die Ketten des provinziellen Musikdenkens. Begriffe wie Weltmusik und schließlich kosmische Musik sind für dieses neue Art des Komponierens angemessen.
\"Der Begriff Weltmusik ist seit 1966 überall mit meinem Werk verknüpft. Wenn Menschen Jahrtausende lang isolierte Kulturen erlebt haben, wie auf unserem Planeten - also zum Beispiele in China, Japan, Indien, Java, Bali, Thailand, Mozambique, Senegal, Mexiko, Brasilien und so weiter-, und dann auf einmal Flugzeuge gebaut werden und man in einer einzigen Generation diesen ganzen Erdball erlebt, als ob er ein Dorf wäre, dann kann man die \'Welt-Musik\' eines Planeten - die planetarische Musik, die ja etwas viel kleineres ist - nur noch ein letztes Mal träumen, und dann ist es um sie geschehen. Ich kann diesen Planeten nicht Gott weiß wie oft neu entdecken, als ob ich die anderen Länder noch nie gesehen oder die Musik aus diesen Ländern noch nie gehört hätte. TELEMUSIK, HYMNEN vereinigen abstrakte Klangbildungen mit musikalischen Formen von Nationalbewußtsein, von Volksbewußtsein, auch von Provinzialismus, von folkloristischen Mustern und Gefühlen. Und diese Vereinigung entwickelt sich zu einer planetarischen Musik. Wenn also jetzt noch jemand Stücke wie HYMNEN oder TELEMUSIK komponiert, so ist das kalter Kaffee.- Das sollte man lieber sein lassen. So etwas kann man nur einmal als Bewußtseinssprung musikalisch manifestieren.\"
(Stockhausen: Zur Evolution der Musik, Fernsehinterview 1.8.1988)
Stockhausen bezeichnet schließlich seine Großkomposition Licht als kosmische Musik. Wir wollen dem Komponisten wünschen, daß er seinen Plan, sie bis zum Jahre 2002 fertigzustellen, realisieren kann.
Hören zum Schluß aus der eben schon vorgestellten CD aus LICHT den Titel HALT aus Michaels Reise um die Erde vom DONNERSTAG für B-Trompete und Kontrabaß:
KLANGBEISPIEL Markus Stockh. plays Karlheinz Stockhausen CD 23.0.00.
Ich möchte Sie zu Schluß noch besonders auf diese CD hinweisen, weil Sie nach meiner Meinung ein guten Einstieg in die Musik Stockhausens bieten kann, zumal gute einführende Höranleitungen von Karlheinz Stockhausen nicht nur zu ARIES existieren, sondern auch zu dem auf dieser CD befindlichen Stück IN FREUNDSCHAFT.9

Anmerkungen
1 Texte Bd. 6, S. 628

2 Hervorhebung LF
3 Christoph von Blumenröder, Die Grundlegung der Musik Stockhausens, Stuttgart 1993
4 Das Vorangegangene basiert z.T. auf einem Aufsatz von Karlheinz Essl
5 texte Bd. V, S. 734f.
6 Aries aus Sirius 1977 CD Markus Stockh. plays Karlheinz Stockhausen 1-11
7 In dem Aufsatz von Pierre Boulez Alea (Würfel) in: Darmstädter Beiträge I, 1957 erläutert der Autor den schon bereits in der elektronischen Musik 1955 (Meyer-Eppler/Eimert) verwendeten Begriff Aleatorik.Boulez macht in seinem legendären Aufsatz außerdem klar, daß die Idee der Aleatorik wie \"Dynamit\" in die abendländische Kultur einbricht, denn \"Wir haben dieses \'Ende\' des abendländischen Werkes, seinen geschlossenen Kreis respektiert, aber wir haben auch die Chance des orientalischen Werkes, den offenen Ablauf eingeführt.\" Er stellt fest, daß die indische Musik diesem Problem sehr leicht bei kommt. Was ist nun diese wirkliche Provokation der Aleatorik, die freilich durch Cage erst konsequent durchgeführt wurde? Um das Ausmaß dieser Provokation zu verstehen, ist es erforderlich, ein grundsätzliches Prinzip der abendländischen Kultur zu verstehen. Diese beruht im Gegensatz zu vielen anderen Kulturen der Welt in besonderem Maße auf dem Schriftprinzip. Nun sollen Notentexte wieder unwichtig werden, das Abhängigkeitsverhältnis von Interpret und Komponist wird aufgehoben. Außerdem wird über die Beziehung von Interpret und Komponist nachgedacht und man kommt zu Überlegungen, von einem Konzept Abschied zu nehmen, bei dem zwischen Offenbarung und Offenbarungsinterpreten unterschieden wird (s.a. die Parallelität zwischen den europäischen Kultur- und Religionsverhaltensmuster Musik-Komponist-Interpret-Zuhörer und Gott-Bibel-Priester-Laie).
8 Den ersten kompositorischen Beitrag zum Thema Zufall hat Stockhausen im Zyklus (1959) für einen Schlagzeuger geliefert, wo kontinuierlich zwischen dem ganz Determinierten und dem völlig Freien vermittelt wird: \"die Struktur mit dem größten Freiheitsgrad ist so geformt, daß sie der ihr unmittelbar folgenden äußerst determinierten Struktur zum Verwechseln ähnlich wird.\" Die Zufallsentscheidungen werden nicht im Inneren der Komposition selbst getroffen, sondern als Wahlmöglichkeiten für den Interpreten an die Oberfläche gekehrt. Damit soll der seriellen Musik ihre Sterilität genommen und dem Interpreten ein Bereich der \"freien Entscheidung\" eingeräumt werden. In solchen >>offenen Formen \"-- die sich durch die mehr oder weniger freie Austauschbarkeit von Formteilen auszeichnen -- manifestiert sich der ursprüngliche nicht-hierarchische und nicht-zentristische Charakter des Seriellen, indem sich die inneren Verhältnisse der Reihe auf die Großform übertragen. Im Unterschied zur entwickelnden Variation des 19. Jahrhunderts werden hier die einzelnen Strukturen nicht voneinander abgeleitet, was eine definierte Abfolge in der Zeitrichtung zwingend erforderlich macht, sondern gehen richtungslos aus einem gemeinsamen Keim hervor. Deshalb kann ihre Anordnung auch beliebig erfolgen, da es keine Konsequenz hinsichtlich der zeitlichen Abfolge gibt.\" (nach Karlheinz Essl)
9 Karlheinz Stockhausen, Die Kunst, zu hören, Sonderdruck aus Musiktheorie 2 (1987) Laaber-Verlag

 
 



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