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philosophie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Logik

Freiwillige euthanasie





Singer tritt für die Tötung auf verlangen ein. In der gewohnt logischen und rationalen Abwägung der Faktoren resümiert er, daß

1. durch die Tötung ihrer selbst bewußten Wesen, keine Vermehrung allgemeiner Furcht zu erwarten sei, wenn die Tötung nur auf Wunsch geschehe.
"Wenn wir nicht getötet werden wollen, stimmen wir einfach nicht zu. Im Grunde genommen spricht das Argument der Furcht für die freiwillige Euthanasie, denn wenn freiwillige Euthanasie nicht erlaubt ist, dann können wir mit gutem Grund befürchten, daß unser Tod unnötig in die Länge gezogen werden und qualvoll sein könnte." (Singer 1984, S. 193)
2. Der Wunsch weiterzuleben, der mithin als wichtigster Grund utilitaristischer Erwägungen gegen das Töten einer Person zählt, verkehrt sich in den Wunsch zu sterben und gilt somit - in der Logik einer mathematischen Gleichung - als Grund für das Töten.
3. Auf das Recht auf Leben, dass nach Singer nur eine Person besitzen kann, kann die Person, wenn sie will verzichten.
"...es (macht) ... ein wesentliches Merkmal des Rechts aus, daß man, wenn man will, auf sein Recht verzichten kann." (Singer 1984, S. 193)
4. "... das Prinzip des Respekts vor der Autonomie, rational handelnden Personen (gebiete uns) ihr eigenes Leben zu lassen, gemäß ihren autonomen Entscheidungen, frei von Zwang und Einmischung; wenn aber rational handelnde Personen autonom entscheiden, daß sie sterben wollen, dann muß uns der Respekt vor der Autonomie dazu veranlassen, ihnen zu helfen, daß sie so handeln können, wie sie sich entschieden haben." (Singer 1984, S. 193)

Einwände, die auf Schwierigkeiten hinweisen - wie z.B. ob die Entscheidung zu sterben tatsächlich Ergebnis einer freien rationalen Entscheidung ist, oder ob andere oder anderes sie dazu drängt -, führt Singer zwar an, doch sieht er diese Einwände eher als technische Probleme der Umsetzung freiwilliger Euthanasie, denn als Gegenargument (vgl. Singer 1984, S. 194).
In der Lösung dieser rein technischen Probleme verweist er auf Vorschläge britischer Gesellschaften für freiwillige Euthanasie.
Bei seiner Konzeption nimmt er ganz bewußt Tote in Kauf, die auf Grund einer Fehldiagnose (unheilbar) auf ihr verlangen getötet würden, denn "dieser sehr kleinen Zahl von unnötigen Todesfällen, die eintreten könnten, wenn die Euthanasie legalisiert ist, müssen wir die sehr große Summe von Leiden und Qual gegenüberstellen, die von wirklich todkranken Patienten erlitten werden, wenn die Euthanasie nicht legalisiert ist." (Singer 1984, S. 198 f.)
Singers rein pragmatisches Denken und die Logik utilitaristischer Abwägungsökonomie, läßt das Einzelschicksal nur noch als Faktor in der Gesamtsumme erscheinen.
Die Erfahrungen Kübler-Ross , " ... daß niemand von ihren Patienten um die Euthanasie bittet - sind persönliche Aufmerksamkeit und richtige medizinische Behandlung gegeben, dann (....) akzeptieren die meisten Menschen ihren Tod und sterben friedlich und ohne Schmerzen." (Kübler-Ross in: Singer 1984, S. 196) - finden in Singers Konzept durchaus Erwähnung. Er erkennt die Erfahrungen Kübler-Ross und der Hospizbewegung, im Gegensatz zu vielen anderen Verfechtern der Legalisierung der Euthanasie an, doch ist seine Konsequenz nicht die Forderung nach mehr und besserer Zuwendung bei Kranken und Sterbenden, was selbst aus konsequenter utilitaristischer Sicht, im Sinne der Glücksvermehrung angesagt wäre, sondern er überläßt das Problem eigenartiger weise der Selbstregulation, übergeht es somit und beschränkt sich auf seine Forderung nach Legalität der freiwilligen Euthanasie.
"Singer zeigt sich in der Negierung des Wertes eines Menschenlebenskonsequent als absoluter Prakmatiker. Ein paar Menschenleben mehr oder weniger spielen keine Rolle. Wenn die Verhältnisse einmal anders sein sollten, werden wir anders handeln und auch eine neue Ethik entwerfen.
Mit dieser Haltung tritt er als Rechtfertiger der bestehenden Verhältnisse auf. (...) (er) legt ... seinen Schwerpunkt auf die Verhinderung der Verzweiflung; oder in der Sprache der Utilitaristen, auf die Vermehrung von Glück und die Verminderung von Leiden. Verzweiflung, soviel scheint richtig zu sein, läßt seine Euthanasielösung bei den Opfern nicht mehr zu, denn : Tote sind nicht verzweifelt. Die Frage ist nur, warum er sich nicht für eine allgemeine Verbesserung der Sterbesituation einsetzt. Warum schreibt er nicht, wir müssen unsere Haltung gegenüber dem Sterben ändern ? Warum schreibt er nicht, das der Pflegeschlüssel in Krankenhäusern verbessert werden müßte, die Angehörigen stärkere ambulante Unterstützung erhalten müßten ?
Er schreibt es nicht, und stellt so die Verhältnisse, so wie sie gegenwärtig sind, nicht in Frage.
Er betrachtet die Welt, in der er lebt, und schreibt dazu die passende Philosophie." (Stadler 1991, S. 118)

 
 



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