Von Platon
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Das vorliegende Werk beinhaltet die Verteidigungsrede Sokrates vor den Männern Athens. Die Anklage lautete, er habe die vom Staat anerkannten Götter nicht anerkannt, andere, neuartige göttliche (dämonische) Wesen einzuführen versucht und die Jugend zu verderben versucht. Seine Ankläger waren Anytos, Meletos, Lykon und Archon Basileus. Sie alle forderten Sokrates Tod.
Zu Beginn seiner fast eineinhalb Stunden dauernden Rede erklärt Sokrates, wie entsetzt und bestürzt er über die Lügen - so bezeichnet er die Vorwürfe - seiner Ankläger sei. Weiters stellt er fest, dass er sich nicht nur gegen die Punkte der Anklage, sondern auch gegen die Vorurteile gegen ihn verteidigen muss, welche seine Feinde verursacht beziehungsweise verbreitet haben.
Sokrates erklärt, wie diese Vorurteile entstanden sind. Das Orakel von Delphi sagte, dass es keinen weiseren Menschen als Sokrates gäbe. Um dieses zu überprüfen ging Sokrates zu den Leuten, von denen man sagte, sie wären weise. Jedoch musste er feststellen, dass genau diese Personen glaubten, sie wüßtem mehr, als es tatsächlich der Fall war. Und indem er die Menschen auf deren Unzulänglichkeiten hinwieß, entwickelte sich diese extreme Antipathie gegen Sokrates.
Nachdem er sich mit der Vorgeschichte der Anklage beschäftigt hat, geht er über zur Verteidigung gegen dieselbe. Zu den Vorwürfen wegen Jugendverhetztung beginnte er ein Zwiegespräch mit Meletos, der ihn beschuldigt, nur er wäre Schuld an der Verderbung der Jugend. Sokrates stellt fest, dass es nur wenige gäbe, die sich auf Pferdehalten wirklich verstünden, alle anderen würden es schlechter machen. Und genauso wäre es mit der Erziehung der Jugend: Nur wenige würden gute Erwachsene aus ihnen machen, der Rest sie jedoch verderben.
Demnach lügt Meletos, wenn er behauptet Sokrates allein wäre schuld an der Verderbung der Jugend.
Weiter behaupten die Ankläger, dass gute Menschen nur Gutes, und böse Menschen nur Böses täten.
Sokrates entgegnet hierauf, ob es vernünft sei jemanden zum Bösen hin zu erziehen, wenn dies zur Folge hätte, dass einem selbst Böses angetan werden würde.
Nun widmet sich Sokrates dem Vorwurf der Gotteslästerung. Sokrates glaube ja laut Anklage an dämonische Wesen. Da diese aber etwas Göttliches an sich haben und da man nicht an Göttliches glauben könne, ohne an Götter zu glauben, lügen die Ankläger hier ebenfalls.
Weiters sei anzumerken, dass Sokrates durch sein Handeln immer schon Gefahr lief, angeklagt und vielleicht auch getötet zu werden. Und genau dieser Umstand sei Beweiß genug dafür, dass diese "Verstöße" immer ohne Vorsatz, also unabsichtlich beging. Außerdem wäre sein Tod ein schwerer Verlußt für Athen, da es noch viele Menschen gäbe, denen er etwas beibringen hätte können. Dafür, dass er auch eine Bereicherung für das Leben in Athen ist, gibt es genug Zeugen.
Letztlich wird Sokrates mit knapper Mehrheit zum Tode verurteilt. Sokrates ist verwundert über dieses unerwartete Urteil, dennoch sagt er, er hätte keine Angst vor dem Tod. Er stirbt durch das Trinken aus dem Schierlingsbecher.
Kritik:
Trotz der Tatsache, dass Sokrates zum Tode verurteilt worden ist, werte ich seine Apologie als Erfolg. Jedoch meine ich nicht Sokrates' Erfolg vor Gericht, sondern den Erfolg der Logik und Rhetorik. Sokrates zeigt uns mit diesem, von seinem Schüler Platon geschriebenen Werk, was mit wohlbedachten Worten zu erreichen ist. ER hört lieber zuerst zu, überlegt und führt dann seinen Gegner mit der Antwort aufs Glatteis. Dies äußert sich besonders gut im Gespräch mit den Anklägern. Sokrates stellt Fragen und bekommt sofort unbedachte Antworten, mit welchen sich die Ankläger festnageln lassen. So schafft es Sokrates mit Hilfe seiner rhetorischen Fähigkeiten seine Gegner bloßzustellen, und mit Hilfe seiner Logik deren Vorwürfe abzuschmettern. Nun stellt sich jedenfalls die Frage, warum er dennoch zum Tode verurteilt worden ist, wenn auch nur mit knapper Mehrheit. Meiner Meinung nach ist Sokrates selbst schuld, auch wenn ihm dies vielleicht nie bewusst war. Er nahm es sich heraus angesehene Menschen zu prüfen und zu kritisieren. Dies tat er zwar immer nur mit der Absicht, den Orakelspruch zu deuten, jedoch ging er dabei extrem kurzsichtig vor. Er(!!) hätte sich doch denken können, dass er mit seinem Fragen und Bloßstellen den Unmut und den Hass der Leute auf sich ziehen muss. Wer wird schon gerne kritisiert.
Eines muss man jedoch auf alle Fälle erwähnen: Sokrates war sich im Gegensatz zum großteil der Menschen immer bewusst, dass er nur einen Bruchteil von dem wusste, was es zu wissen gibt. Die meisten anderen Menschen hatten dieses Bewusstsein nicht, und das war genau das, worauf Sokrates sie hinwieß, auf diese geistige "Beschränktheit", den Irrglauben, mehr zu wissen, als das Tatsächlich der Fall war. Somit entpuppt sich Sokrates in gewisser Weise zum Mensch mit Weitblick. Dass er jedoch sein Schicksal nicht erkennen konnte, werden wir wohl nie verstehen.
Zur Apologie sei noch anzumerken, dass sie aufgrund ihrer Kürze und Verständlichkeit eine gute indirekte Charakteristik Sokrates' bietet. Außerdem kann sich auch ein interessierter Laie in die Denkweise des Philosophen versetzen.
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