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wirtschaft artikel (Interpretation und charakterisierung)

Markt

Die zeit von 1945 bis1949



Nach dem zweiten Weltkrieg stand man vor dem Problem einer erheblichen Nahrungsmittelknappheit. Diese resultierte einmal aus der groesseren Einwohnerzahl (in den drei westlichen Besatzungszonen lebten 1939 = 39.9 Mill. Einwohner; 1946 = 43,7 Mill. 1947 = 46,8 Mill.) durch die Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten, und zum anderen aus der gesunkenen Ertragsfaehigkeit der Boeden durch Duengemittelmangel und die Reduzierung des Viehbestandes. Die landwirtschaftliche Produktion war nur noch 72% des Ertrages von 1939.
Ein weiteres Problem war der Mangel an Wohnungen. Mehr Menschen als zuvor mussten mit weniger Wohnungen leben. Jeder dritte Haushalt hatte keine Wohnung. Ausserdem bestand Knappheit selbst beim Noetigsten. Die vielen Ausgebombten, Fluechtling und Vertriebenen, die alles verloren hatten, konnten von der geringen Produktion nicht ausreichend mit Kleidung und Hausrat versorgt werden.
Aufgrund der gesunkenen Kohleproduktion konnte die Bevoelkerung auch nicht ausreichend mit Energie versorgt werden. Viele Menschen mussten frieren. Im Winter \'47/48 lag die Sterberate um 10% hoeher als normal.
Fuer die Wirtschaft stellte sich das Problem, dass die noetigen Produktionskapazitaeten durch Bomben und Kampfhandlungen zerstoert, oder im Zuge der Demontagen entfernt worden waren. Vorhandene Kapazitaeten konnten nicht genutzt werden, weil die Rohstoffe oder Halbfabrikate weder aus dem Inland noch aus dem Ausland geliefert wurden. In einigen Gebieten gab es Arbeitskraeftemangel, weil die Facharbeiter noch in Gefangenschaft oder gefallen waren und in anderen Gebieten, auf dem Lande und in kleineren Staedten, wo viele Evakuierte, Vertriebene und Fluechtlinge untergebracht waren, gab es einen Arbeitskraefteueberschuss.
Gegen Kriegsende wurden die Vorraete schnell aufgebraucht, und sie konnten durch die gesunkene Produktion nur schwerlich wieder aufgefuellt werden. Ausserdem legten die Produzenten und der Handel ihr Geld lieber in Immobilien an, weil das Geld immer weniger Wert war. Die industrielle Produktion war in den drei Westzonen bis 1946 auf etwa 30% des Standes von 1938 gefallen.
Durch die steigende Bevoelkerungszahl bei gleichzeitiger stagnierender Produktion, den Brennstoffmangel bei extremer Kaelte, schlechte Ernte, eine allgemein schlechte Situation also, wird das Jahr 1947 als Tiefpunkt der Entwicklung angesehen.
Ersteinmal sprangen die Alliierten mit Hilfslieferungen ein, um eine Seuchensituation zu verhindern. Darueber hinaus kam man zu dem Schluss, dass eine staerkere Wirtschaft, die Notwendigkeit von Hilfslieferungen einschraenken wuerde. Als begruessenswerte Nebenwirkung versprach man sich durch den gehobenen Lebensstandard eine Immunisierung der Bevoelkerung gegen kommunistische Ideologien, obwohl die Menschen wahrscheinlich durch die Umstaende der Eroberung Ostdeutschlands durch die Sowjet Armee und die Methoden der ersten Jahre der sowjetischen Regierung der SBZ(1) schon immunisiert genug waren.
Als die amerikanische und britische Zone am 1. Januar 1947 zur \"Bizone\" zusammengeschlossen wurde, war das der erste Schritt zur Gruendung der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1949.
Ab 1948 hat sich der wirtschaftliche Aufschwung so schnell vollzogen, dass man vom \"Wirtschaftswunder\" spricht. Die wichtigsten Faktoren, die auf dieses Wachstum hin wirkten waren die Waehrungsreform, der Uebergang zur sozialen Marktwirtschaft und Investitionshilfen und Einfuhren durch die Besatzungsmaechte (Marshallplan(2)).
Durch die Geldwirtschaft des Deutschen Reiches vor 1945 war die Geldmenge enorm gewachsen (siehe Diagramm [1]).


Diagramm [1]

Geld- und Waehrungspolitik des Deutschen Reiches

Obwohl davon etwa 110 Mrd. Reichsmark (RM) nicht mehr verfuegbar waren, zum einem durch die Spareinlagen oestlich der Oder-Neiss-Linie (35-40 Mrd. RM), zum anderen durch die Sperrung aller Bankkonten in der SBZ (70Mrd. RM) und die durch die Kriegsereignisse zerstoerten Banknoten (ungefaehr 5-10 Mrd. RM), war noch genug Geld vorhanden, um die Nachfrage finanziell abzusichern. Die Unternehmen mussten gewaltige Investitionen taetigen, und auch die privaten Haushalte, besonders die Vertriebenen und Ausgebombten stellen eine riesige Nachfrage nach Kleidung Und Haushaltsgeraeten dar. Hinzu kam bis 1948 auch noch, dass die Besatzungsmaechte Banknoten zusaetzlich ausgaben. So stieg der Bedarf viel schneller als die Produktion und es drohte ein Inflation.
Man versuchte eine zu starke Geldentwertung zu verhindern indem man Preise festsetzte und Bezugsberechtigungen ausgab. Doch wo auch immer der Markt so geregelt wird, entsteht auch ein Schwarzmarkt. Der Schwarzmarkt in Deutschland wurde aus der laufenden Produktion, soweit sie der Bewirtschaftung entzogen war, den Bestaenden der Besatzungsmaechte und den Erzeugnissen und Sachwerten der privaten Haushalte gespeist. So waren Dinge wie Nahrungsmittel, Zigaretten und Kleidung gefragt und teuer, oft das 100-fache des festgesetzten Preises, waehrend Radios und Teppiche billig zu haben waren. Doch selbst auf dem Schwarzmarkt war nicht alles zu haben. Nichtsdestotrotz musste eine Waehrungsreform her. Und schliesslich am 20./21. Juni 1949 wurde die Reform in den drei Westzonen durchgefuehrt. Die neue Waehrung hiess \"Deutsche Mark\" (DM) und wurde von der neugeschaffenen Bank Deutscher Laender ausgegeben. Zunaechst erhielt jeder deutsche Buerger einen Grundbetrag von 60.- DM, im Oktober 1948 wurde das Altgeld (RM) 100:6 und schliesslich 1953 100:6,5 umgetauscht. Insgesamt wurden letztendlich 110 Mrd. Reichsmark Giralgeld(3) und 13,5 Mrd. Bargeld angemeldet. Jeder Arbeitgeber erhielt weiterhin fuer jeden Beschaeftigten 60 DM als Kredit, die bei der Umstellung angerechnet wurden. Die Guthaben der oeffentlichen Hand wurden gestrichen und die Gebietskoerperschaften(4) erhielten 1/6 der Einnahmen vom 1.10.1947 bis 1.3.1948 als bare Betriebsmittel. Die meisten Loehne, Renten und Mieten wurden 1:1 umgestellt. So waren schliesslich 13 Mrd. DM als Giral- und Bargeld im Umlauf.

Einen erhebliche Teil des wirtschaftlichen Wachstums rechnet man der sozialen Marktwirtschaft als neue Wirtschaftsordnung an, obwohl bei einer solch schlechten Ausgangslage vermutlich jede Wirtschaftsordnung fuer Linderung gesorgt haette. Man kann jetzt aber auch nicht einfach das Wirtschaftssystem der DDR dem gegenue berstellen und behaupten, dass es dort doch viel langsamer mit dem Wachstum ging, denn man muss auch sehen, das vom Westen 5 Mrd. DM und vom Osten 50 Mrd. DM Reparationen gefordert wurden.
Der Begriff \"soziale Marktwirtschaft\" besteht aus zwei Komponenten:
1. In der Marktwirtschaft entwickelt sich aus dem Angebot und der Nachfrage der Preis, der den Umfang und die Ausrichtung von Produktion, den Konsum und Investitionen beeinflusst. Durch Steigerung der Produktion im freien Wettbewerb werden Preis- und Gewinnchancen, bei das Angebot uebertreffender Nachfrage, genutzt. Der Vorteil hierbei liegt in der optimalen Allokation der Ressourcen, d.h. die beste Ausnutzung der Produktionskapazitaeten. Ausserdem besteht ein starker Anreiz zur Weiterentwicklung des technischen Fortschritts.
2. Bei der sozialen Marktwirtschaft allerdings verhindert und beseitigt der Staat mit Gesetzen, die Nachteile der Marktwirtschaft, wie naemlich die Faelle, die der Markt nicht selbst regelt: Rentenversicherung, Krankenversicherung, Bildungswesen usw. Ausserdem gehoeren zu den Pflichten des Staates die Unterstuetzung Benachteiligter, zum Beispiel durch Wohngeld, aber auch die Foerderung der Landwirtschaft, des Bergbaues, durch Subventionen. So werden diese Wirtschaftszweige erhalten. Ziel des Staates ist die Vollbeschaeftigung, Ermoeglichung und Beguenstigung des Berufswechsels sowie der Erhalt der Geldwertstabilitaet.


Doch die soziale Marktwirtschaft kann nur funktionieren, wenn fuer den Erhalt des freien Wettbewerbs gesorgt wird, also Monopole verhindert werden. In Deutschland geschieht dies durch das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschraenkungen(5). Wie wichtig dieses Gesetz ist laesst sich durch die Bezeichnung \"Grundgesetz der sozialen Marktwirtschaft\", wie es bei dessen Verabschiedung im Bundestag von den Anhaengern dieser Wirtschaftsordnung genannt wurde.
Doch da in der sozialen Marktwirtschaft einkommensschwache Bevoelkerungsgruppen in Notzeiten wegen der Verknappung des Warenangebotes schon in der Versorgung mit Nahrung, Kleidung und Wohnung gefaehrdet sind, wurde sie ab 1948 erst nach und nach eingefuehrt. Darin liegt aber auch der Ansatzpunkt fuer die soziale Komponente. Da die Eigentuemer von Produktivvermoegensgegenstaenden ein hoeheres Einkommen als die Abhaengigen vom Arbeitslohn haben, haben sie auch die besseren Vorraussetzungen zur weiteren Vermoegensbildung. Etwa 30% des Vermoegens gehoert der oeffentlichen Hand, 20% den Lohnabhaengigen und Rentnern und 50% den Unternehmerfamilien, welche nur etwa ein Anteil von 12% an unserer Bevoelkerung darstellen.

Wettbewerb ist nicht nur die wirtschaftliche Konkurrenz und in der Marktwirtschaft vorhanden und in der Planwirtschaft nicht, sondern erfuellt in allen Gesellschaften wichtige soziale Funktion. Er ist das Streben, es anderen, die sich um das gleiche Ziel bemuehen, mindestens gleichzutun, sie nach Moeglichkeit aber zu uebertreffen. Beseitigen koennte man ihn nur, wenn alle geistigen, kulturellen und koerperlichen Beduerfnisse befriedigt waeren, und es den Trieb, sich mit anderen zu messen, nicht gaebe. So besteht nicht die Frage ob, sondern in welcher Form und welchen Ausmassen er stattfinden soll. Die hauptsaechliche Auswahl der Wirtschaftsordnung traf Ludwig Erhard(6)(Der \"Vater der sozialen Marktwirtschaft\"), gestuetzt auf die Ueberlegungen von Wilhelm Roepke(7) und Walter Eucken(8), welche die wettbewerbsfeindliche Wirtschaftsordnung der 30er und 40er Jahre kritisierten, allerdings gegen den Willen der SPD, die sich mehr Erfolg vom planwirtschaftlichen System versprach, und Teile der CDU, welche erst 1949 die soziale Marktwirtschaft in ihr Programm (Duesseldorfer Leitsaetze) aufnahm: \"Wirtschaftliche Not kann ,man durch zwei Verfahren zu ueberwinden suchen: die Planwirtschaft will die Armut gerecht verwaoeten und verteilen, die Marktwirtschaft will durch Leistungswettbewerb auf allen Stufen die Armut ueberwinden. Es ist wuerdiger und erfolgreicher, sich durch einen Notstand durchzu arbeiten als durchzuhungern. ... Die \'soziale Marktwirtschaft\' verzichtet auf Planung und Lenkung der Produktion, Arbeitskraft und Absatz. Dadurch ist der Staat von den Sorgen der zentralen Lenkung entlastet. Ihm bleibt die Aufgabe, da Recht zu setzen und zu hueten, den Wettbewerb zu foerdern und das Geldwesen zu ordnen.\"
Dagegen sprachen eigentlich nur die ideologischen Ueberlegungen der SPD (die bis zu einer Richtungsaenderung 1959 eigentlich im Abseits standen) und die 1948 noch sehr geringe Produktion. Doch durch die langsame Einfuehrung des neuen Systems wurden dem Markt immer neue Impulse gegeben, ohne nachteilig zu wirken. Als das Ende der Einfuehrungsphase kann man wohl die Aufhebung der Brueningschen(9) Notverordnung zur Devisenbewirtschaftung vom 31. Juli 1931 am 29. Dezember 1958 bezeichnen.
Da Bereiche wie der Wohnungsmarkt, Nahrungsmittelproduktion, Energiebereich, Bahn, Post und Gueterfernverkehr, Nahverkehrsmittel, sowie die Krankenversorgung der Sozialpolitik zugeordnet wurden, machte man die dem freien Wettbewerb aus vielerlei Gruenden nicht zugaenglich.
Doch zur Linderung der unmittelbaren Not lieferten die Vereinigten Staaten im Rahmen des GARIOA-Programmes(10) Rohstoffe und Nahrungsmittel in Werte von 1,8 Mrd. $. Um die Wirtschaft langfristig in Gang zu bringen flossen aus dem Budget des Marshall-Planes6 1,3 Mrd. $ ueber den Atlantik, sowie 253 Mill. $ aus anderen Programmen. Dieses Geld wurde zu 42% in die Landwirtschaft und Ernaehrung, zu 50% in Industrie und Handwerk, und 8% die Transportkosten fuer die Lieferung gesteckt.
Nun stellt sich natuerlich die Frage, warum die USA so viel Geld fuer den ehemaligen Kriegsgegner uebrig hatte. Da man den Krieg in Amerika zu 64% durch Staatsverschuldung und 36% durch Steuererhoehungen finanziert hat, hatte man nach 1945 hohe Steuereinnahmen und konnte diese aus konjunkturellen Gruenden nicht zur Schuldentilgung verwenden, und da die amerikanische Industrie nach der Umstellung auf nicht-militaerische Erzeugnisse mehr Waren erzeugte, als man dort verkaufen konnte, gab man das mit der Bedingung, hauptsaechlich amerikanische Produkte zu kaufen, an die westlichen Besatzungszonen und spaeter an die Bundesrepublik weiter. 1957 liefen die Zuschuesse aus.
Diese ganze Planung verfehlte ihre Zielsetzung nicht: bereits 1952 erwirtschaftete die Bundesrepublik einen Ausfuhrueberschuss von 4,3%.
Doch nur allein Plaene haetten dieses \"Wunder\" dann doch nicht geschafft, man muss dabei auch sehen, dass man nicht bei Null anfing, man hatte die ausgebildeten Arbeitskraefte, viele Heimatvertriebene gruendeten in ihrer neuen Heimat gewerbliche Betriebe, vor allem in laendlichen Gegenden und trugen so zur Verbesserung der allgemeinen Wirtschaftsstruktur bei, alte Aussenhandelskontakte wurden wiederbelebt und nicht zuletzt waren die Menschen jener Zeit einfach motiviert, alles wieder aufzubauen. Sie hatten es vor dem Krieg besser gehabt als jetzt und wollten die alten Verhaeltnisse wieder haben. Daneben muss man sehen, dass waehrend des Krieges kaum neue Maschinen entwickelt oder eingesetzt wurden, durch die Reparationen und die damit verbundenen Demontagen waren viel der veralteten Anlagen verschwunden und man konnte neue, effektiverer Maschinen einsetzen. Auch strukturelle Aenderungen in der Wirtschaft und die Gruendung neuer Unternehmen wurden jetzt beguenstigt.

 
 

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