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recht artikel (Interpretation und charakterisierung)

Erste anschlüsse vom innen ans außen


1. Finanz
2. Reform



Beginnt ein kultureller Zusammenhang sich zu konsolidieren, einen erwartbaren ästhetischen Kanon zu formen, mit festen Werten, neuen Ideologien zu operieren bzw. etablierte Philosophien auf ihre Lebbarkeit im Hier und Jetzt zu überprüfen, kommt es zu verwertbaren, weil ausdrucksstarken Bildern. Die Medien der Hauptkultur treten auf den Plan und stellen aus der Position der Elterngeneration die zunächst meist bange Frage: \"was treiben unsere Kinder da eigentlich?\" Eine Frage, zu deren Beantwortung auch auf Seriosität bedachte Organe wie der Spiegelgern zum Genre des Sensationsjournalismus überlaufen. Bekannt ist die Rattenfängermetaphorik, wenn im Spiegel die neuesten Entrückungen jugendlicher Experimentierlust geschildert werden. Sind Drogen im Spiel, ist kein halten mehr: In \"Technohöllen\" (so einst Radiomoderator Barry Graves) findet dann das christliche Abendland zu seinem endgültigen Untergang, ist die jeweils letzte Schreibergeneration, die, die an Aufklärung, Hochkultur und Humanismus noch partizipieren konnte, und nach sich ein Meer aus Entfremdung, Sittenverfall, Botschaften von Endzeit sieht: \"Techno heißt das Stichwort, dieser vermeintlichen Musikrebellion, die mit ihren synthetischen Computerklängen gegen herrschende Popregeln aufzubegehren vorgibt (...) Techno, jene auf schieren Rhythmus reduzierte, monotone und mit allerlei Fiep- und Knarztönen verfremdete Tanzmusik, wird von ihren jugendlichen (oder bloß jugendlichkeitsseligen) Anhängern zuallererst als Gebrauchsmusik genutzt (...) Die immerfort gleichen Beats hämmern hypnotisch in den Kopf (...). Erst wenn die Musik verstummt, scheinen sie aus stundenlanger Tanzverzückung zu erwachen (...). Die Techno-Jünger scheinen, auch ohne sich dessen recht bewußt zu sein, die Ideale der New-Age-Apostel zu beschwören, sie predigen ein großes trockeneisumnebeltes Wohlgefühl, und sie vergöttern die moderne Technik. Als seien sie einem Science-Fiction-Film entsprungen, tragen viele Tänzer bizarre Kostüme, Brustpanzer aus Kunststoff, Space-Brillen, Gesichtsmasken - und halten es für Symbole eines angeblich neuen Vertrauens in die Zukunft (...).Viele der jungen Tänzer haben ihre T-Shirts ausgezogen, Ein Mädchen verteilt Küsse an Menschen, die sie nicht kennt (...).\"[15]
Diese Phase und Form der bürgerlichen Thematisierung subkultureller Lebensformen verändert sich mit deren Eintritt in die beschriebene Konsolidierungsphase. Mit Stars wie jüngst Aphex Twin oder Goldie und ihrer Verbindung von Geschäftserfolg und/oder nachweislich großer Kreativität [16] tritt die Berichterstattung in eine Phase der Beschäftigung mit Inhalten ein. Dabei ist die Rede, wenn nicht immer, so doch tendenziell, weiterhin mit dem soziologisierenden über-etwas-sprechen verwand, und damit grundsätzlich unterscheidbar von jenen mit Herzblut abgerungenen Berichten der Fans/ intellektuellen Fans in Fanzines.
Dieser Eintritt in die Thematik erst zum Zeitpunkt der Konsolidierung hat seinen Grund in der Verkäuflichkeit von Themen, die, wenn sie sich noch in ihrer Gerinnungsphase befinden, die wenigsten Spiegelleser interessieren oder verstehen (weil noch keine, außerhalb des Metaphorischen, kommunikabelen Inhalte existieren), hat doch die Bewegung noch nicht die Phase der Institutionalisierung erreicht und existieren damit noch keine festen Institutionen, an die Außenstehende herantreten könnten. Das Publikum wurde vom Außen noch nicht sensibilisiert. Ein von einem Massenblatt wie dem Spiegel lancierter Bericht würde ins Leere des Desinteresses laufen, wenn beim Publikum weder Begriffe noch Ahnung existierten. Mit Kategorien aber, die auch einem nicht mehr so beteiligten Publikum verständlich sind, beginnt das Ende der Aufladbarkeit eines musikalischen Genres mit den neuen noch ungeklärten Zeichen, das Außen wendet sich ab und geht weiter. Mit dieser Verständlichkeit auch für die weniger sensiblen, geht die Vermassung einher und Türsteher müssen unterscheiden lernen.
Ein weiteres Kennzeichen dieser Berichterstattung ist, daß das Über-den-Dingen-Stehen eine andere Sichtweise produziert als eine systemimmanente Kritik. Kategorien wie \"Verrat\", wie das Beispiel Sascha Kösch zeigte, können aus diesem Blickwinkel allenfalls als Kuriosität thematisiert werden, nicht aber als essentielle Frage. Mit diesem Blickwinkel verwischt sich auch der Kontext aus dem ein Zeichen entstammt. Ich ging ja von einer moralischen Position aus, einer Systemanklage aus dem Blickwinkel des Außen. Da bürgerliche Medien als Teil der vierten Gewalt letztlich immer mit beiden Beinen auf der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen, können sie diesen Blick zwar thematisieren, nie aber teilen. Der Zusammenhang aus dem ein ästhetisches Zeichen entsteht bleibt somit immer reduktionistisch. Die Pflicht, journalistischen Regeln zu entsprechen und der Blick auf ein interessiertes aber doch in anderen kulturellen Zusammenhängen lebendes Publikum, produzieren andere Berichterstattungen als eben die Systemimmanente des Fanzines. Notorisch ist die Selbstpositionierung des marxistischen Musikologenblattes Spex als außerhalb des bürgerlichen Journalismus stehend (wir wollen niemals in die den Rolling Stone, Spiegel oder Tempo kennzeichnende Berichterstattung verfallen). Der Blick von Mainstreammedien läßt bei aller Kritik immer die bürgerliche Seele intakt, bietet Lösungsmöglichkeiten an, verbindet das nicht involviert sein mit dem Blick des Flaneurs.

 
 



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