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recht artikel (Interpretation und charakterisierung)

Empirische untersuchung


1. Finanz
2. Reform

Bereits im April 2002 war meine erste empirische Untersuchung aufgestellt und ich erwartete mit Neugier die Antworten. Ich hatte die zweiseitige Umfrage per e-mail an Freunde und Bekannte aus Deutschland, Tschechien, Amerika und China gesendet und soweit es mir möglich war an Familienmitglieder ausgegeben. Schon ein paar Tage später erhielt ich einige zurück. Dabei fiel mir auf, dass teilweise nicht alle Fragen beantwortet und viele Kommentare geschrieben wurden. Ich hatte mir gewünscht, dass auch Todesstrafengegner Fragen wie "In welchen Fällen sollte die Todesstrafe angewendet werden?" beantworten, doch es gab verständlicherweise Freunde, die sich dagegen wehrten. Ich fügte also dieser Frage die Einschränkung "Befürworter:" hinzu. Die zweite Sache, die ich mir nicht überlegt hatte war die Frage "Sind Sie religiös oder konfessionslos?". In meinen Gedanken wollte ich auf das fünfte Gebot der Bibel hinaus, hatte aber nicht beachtet, dass es fünf verschiedene Weltreligionen gibt. Außerdem wurde ich darauf hingewiesen, dass man zwar getauft sein kann, aber nicht an Gott glauben muss. Ich änderte die Frage lediglich in "Sind Sie religiös oder nicht religiös" um und ließ die genaue Religion außer acht. Ein anderer grober Fehler, der mir unterlief war die folgende Fragestellung: "Sollten auch geistig-behinderte Menschen hingerichtet werden?" Die kleine Unachtsamkeit "Menschen" anstatt "Kriminelle" stellte mich als unmenschlich hin, denn "Was kann man dafür, wenn man geistig-behindert geboren wird?" Ich änderte also auch diese Formulierung. Ich bin sicher, dass obwohl man auch durch Alkoholeinfluss zu einer geistigen Behinderung kommen kann, alle Beteiligten bei dieser Frage an die angeborene Einschränkung geistiger Fähigkeiten dachten. In Frage 13 schrieb ich aus Versehen das Pluralwort "methods", obwohl ich wollte, dass sich der Teilnehmer für eine Exekutionsmethode entscheidet. Nun hatte ich den Vorteil den Teilnehmer zu kennen und konnte nachfragen, für welche Methode er sich entscheiden würde.
Um mir die Auswertung zu erleichtern, teilte ich Frage drei in Altersgruppen ein. Was die Kommentare und Hinweise einzelner angeht, war ich natürlich sehr dankbar. So fügte ich in meine zweite Version die Fragen "Haben Sie Kinder?" und "Wurden Sie schon einmal Opfer einer Gewalttat?" ein. Die Idee war, auf diese Art und Weise bestimmte Meinungen besser einschätzen und bewerten zu können. Manche Teilnehmer gaben bei Frage elf Zusätze an, wie"nur wenn die Schuld hundertprozentig bewiesen ist und es vorsätzlich war". Dies richtig einzuordnen war das nächste Problem, was sich mir in den Weg stellte, und bewies doch, dass sich kaum ein Beteiligter wirklich sicher in seiner Antwort war und sich eine "Hintertür" offen lassen wollte. Als es um die Begründung ging, warum man "für oder gegen die Todesstrafe" sei, gab es vielseitige Antworten. Es fing an bei "Abschreckung" (welche nebenbei bemerkt mehr Männer als Grund angaben als Frauen) und führte über "Gerechtigkeit" und "An eye for an eye" hin zu "Es soll die zivilisierte Welt von Abschaum befreien". Ich hatte Kategorien vorbereitet, in welche ich die gegebenen Antworten einordnete: Genugtuung (=Sühne/Buße), Vergeltung (meistens Rache), Befreiung von "Abschaum", Steuerzahler entlasten, Bestrafung, Abschreckung, Schutz vor Wiederholungstätern und die Bibel. So zählte ich "Gerechtigkeit" zu den Kategorien Vergeltung und Bestrafung, denn gerecht bedeutet, dass man für eine böse Tat bestraft wird. Sieht man es auf eine naive Art und Weise, kann Gerechtigkeit auch bedeuten "wie du mir, so ich dir".
Leider bekam ich nicht alle gesendeten Umfragen zurück, was ich auf den hohen Grad der Kontroverse und die damit verbundene geistige Anstrengung zurückführe. Obwohl ich die Teilnehmer am Anfang bitte keinerlei Hilfsmittel zu verwenden, kann ich dies nicht ausschließen. Somit kann ich nicht sicher sein, dass die Frage 14 nach bestem Wissen beantwortet wurde.
Am Ende konnte ich eine Beteiligung von 71 Personen vorweisen, von denen allerdings zehn ungültig waren. Um weitere Leute befragen zu können, stellte ich unter www.todesstrafe.de eine empirische Untersuchung zusammen, an denen sich allerdings nur sehr wenige beteiligten und ich sie deshalb außer acht ließ. Da ich mir das Ziel gesetzt hatte mindestens 100 Personen zu befragen, suchte ich ein Unternehmen, welches Statistiken durchführt und wurde bei der Speedfacts Online Research GmbH fündig. Meine Bitte, für meine BELL zum Thema Todesstrafe eine Umfrage durchzuführen, wurde herzlichst und sogar unentgeldlich erfüllt. Ich schickte also meine überarbeitete Version an Speedfacts und erhielt innerhalb von vier Tagen (durchgeführt vom 6. bis 10.6.02) ein sagenhaftes Ergebnis von 130 Befragten. In den folgenden Aussagen stütze ich mich auf diese empirische Untersuchung, füge die Ergebnisse meiner ersten Umfrage aber auch dem Anhang (Seite 13-15,16) hinzu.
In Abbildung 1 sehen Sie, dass sich sowohl 65 Frauen, von denen 58,7% einer Religion angehörten, als auch 65 Männer, von denen 41,3% religiös waren, beteiligten (Abb.2). Die größte Altersgruppe bildeten die 30 bis 39-Jährigen und die kleinste, mit einem Teilnehmer, die 60 bis 69-Jährigen (Abb.3). Nur 3,8% gehörten einer anderen als der deutschen Nationalität an.

Abb.1 Sind Sie


Die Frage "Sind Sie für oder gegen die Todesstrafe" (Abb.4) ging mit rund 47% Befürwortern und 53% Gegnern sehr knapp aus. Dabei ist mir aufgefallen, dass mehr Frauen als Männer für die Kapitalstrafe stimmten. Auch, wenn in diesem Fall die Zahl der Gegner größer ist, erkläre ich mir die trotzdem sehr hohe Zahl der Befürworter folgendermaßen. Ich bin der Meinung, dass in der heutigen Zeit das Strafmaß in den Augen der Bürger oftmals undurchsichtig ist und als zu harmlos empfunden wird. Ich möchte, um den Rahmen nicht zu sprengen, nur ein Beispiel dafür bringen: Am 11.12.02 wird F. Schmökel zu lebenslanger Haft, das bedeutet nach deutschem Recht 15 Jahre, und anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt. Er war wegen Mordes und versuchten Totschlags in drei Fällen angeklagt. Der Staatsanwalt plädierte auf lebenslang und die Verteidigung auf Maßregelvollzug und anschließende Behandlung wegen psychischer Krankheit. Schmökel hatte im Oktober 2000 während eines Besuches bei seiner Mutter einen Pfleger niedergestochen, einen zweiten sowie die Mutter verletzt und war geflohen. Erst zwei Wochen später konnte er wieder gestellt werden. In Strausberg hatte er einen Rentner erschlagen, um an dessen Auto zu gelangen. Schmökel war bereits wegen Vergewaltigung von Kindern und versuchten Totschlags zu 14 Jahren Haft verurteilt. Ich vermute sehr stark, dass viele Deutsche nichts dagegen gehabt hätten, seine schweren Taten mit der Todesstrafe zu ahnden. Als ein Kinderschänder in Großbritannien am 19.8.02 zwei kleine Mädchen tötete wurde sofort der Ruf nach der Todesstrafe laut. Diese Tendenzen habe ich auch in anderen Fällen beobachten können und kann mir vorstellen, dass manche Leute auch gern den 19-jährigen Robert Steinhäuser aus Erfurt damit bestraft hätten. Die Begründungen für das Anwenden der Todesstrafe waren vielseitig: "für schwere Verbrechen verdienen es manche Menschen nicht selbst weiterzuleben", "sie soll abschrecken", "weniger Gewalttaten, weniger Kosten" um nur einige Beispiele zu nennen. Dasselbe gilt für Verfechter der Kapitalstrafe: "gleiches mit gleichem vergelten ist primitiv", "weil es irreversibel ist", "weil ich es einfach nicht verstehen kann, wie man über einen anderen Menschen solch ein Urteil fällen kann, ohne zu wissen, ob man nicht irgendwann aus irgendeinem Grund selbst mal davor steht"...
Meine Erwartungen bzgl. des Einflusses, den ein Familienleben ausmachen kann, haben sich erfüllt: 62,2% der Kinderlosen stimmten gegen die Todesstrafe und nur 37,8% dafür. Bei den Familien mit Kindern hingegen stimmten 58,9% für die Todesstrafe. Der zweite Einflussfaktor, den ich mir vorstellen konnte, war ob man jemals Opfer einer Gewalttat wurde oder nicht. Bei denen, die diese Frage mit ja beantworteten, ist es ausgeglichen. Das heißt 50% stimmten für die Todesstrafe und 50% dagegen. Ich schlussfolgere daraus, dass man nicht automatisch zum Befürworter wird, wenn man schon einmal unter einem Gewaltverbrechen gelitten hatte. Bezüglich des Alters habe ich festgestellt, dass in den Altersgruppen 14-19, 30-39, 40-49 und auch 60 bis 69-Jährige über die Hälfte für die kapitale Strafe plädiert. Ich hatte vorher keinerlei Vorstellungen über die Reaktionen der verschiedenen Altersgruppen, habe aber bei Familiendiskussionen gemerkt, dass oftmals die Älteren (Omas und Opas) völlig emotionslos sagen: "Den müssten sie hinrichten." Ich denke, die Jugend ist auch enttäuscht über das deutsche Strafmaß, wenn sie sieht wie rücksichtslos manche ihre Freunde in den Tod fahren und trotzdem immer wieder verschont werden, indem man auf Schuldunfähigkeit aufgrund von Alkohol- oder Drogeneinfluss plädiert. Weiterhin ist es unverständlich für alle wie man einen Mord oftmals mit dem Argument der schweren Kindheit entschuldigt bzw. verharmlost.
Als es um die Art der Straftaten ging, entschied sich die Mehrheit (91,8%) für die Todesstrafe nach begangenem Mord. 45,9% stimmen dafür bei "Vergewaltigung" und 34,4% bei "Andere", wie z.B. Kindesmissbrauch, Pädophilie, Geiselnahme mit Todesfolge und Massenmord. Aufgrund des häufigeren Vorkommens von Vergewaltigung des weiblichen Geschlechts stimmten auch mehr Frauen (51,6%) für die Todesstrafe nach diesem Delikt als Männer. Von den aufgeführten Möglichkeiten, Mord, Vergewaltigung, schwerer Diebstahl, schwere Erpressung, Brandstiftung, Drogenhandel, Geiselnahme und Entführung, wurde für jede mindestens einmal die Todesstrafe gefordert.
Als es um die Frage "Sind Sie der Meinung, dass auch geistig behinderte Kriminelle hingerichtet werden sollten?" ging, zeigte sich überraschenderweise die Mehrzahl der Befragten bejahend (Abb.5). Ich war mit gegenteiliger Erwartung herangegangen, besonders weil dies ein Grund war, warum man in den USA gegen die Todesstrafe stimmte. Fast das Doppelte der 14 bis 19-Jährigen stimmte für ihre Hinrichtung. Nur 35,7% stimmten dagegen. In der Altersgruppe der 20 bis 29-Jährigen ist der Großteil gegen die Exekution geistig Behinderter, und damit der einzige Altersbereich. "Ab welchem Alter sollte die Todesstrafe angewendet werden?" 39,3% stimmte für "ab 18 Jahren" und 36,1% für "ab 21 Jahren". Dass die Minderheit für "ab 16 Jahren" stimmt, ist damit zu erklären, dass man in Deutschland erst mit 18 als volljährig gilt und mit 21 alle Rechte und Pflichten zugesprochen bekommt. Auch die 14 bis 19-Jährigen stimmten zu 50% für 18 Jahre. Auffällig sind die Altersgruppen 20-29 und 50-59, denn hier stimmt man nur mit 14,3% bzw. gar nicht für dieses Alter. Die Mehrheit wählt in beiden Fällen jeweils 16 bzw. 21 Jahre. Bei den Kinderlosen ist die Differenz unbeträchtlich, d.h. 28,6% stimmen für "ab 16", 32,1% für "ab 21" und der Großteil (39,3%) für "ab 21".
Ein Großteil der Teilnehmer war der Meinung, dass die Mehrzahl der Weltländer die Todesstrafe abgeschafft haben (Abb.6). Nur 35,4 Prozent waren anderer, der richtigen, Meinung. Ich kann mir vorstellen, dass sie denken, es gehört einfach zum guten Ton eines zivilisierten Landes die Todesstrafe abzuschaffen. Wenn man sich aber überlegt, wie viele sogenannte Dritte Weltländer es auf der Welt gibt, könnte man eigentlich zur richtigen Antwort kommen. In meiner ersten Umfrage war mir aufgefallen, dass man von den anderen immer das Gegenteil erwartete. Das heißt, Todesstrafengegner dachten die Mehrheit der Länder vollstrecke die Todesstrafe und Befürworter dachten die Mehrheit hätte diese Strafe abgeschafft. In der von Speedfacts durchgeführten Umfrage ist dieser Trend nicht zu verzeichnen. Sowohl Gegner, als auch Befürworter waren der Meinung, die Todesstrafe sei in den meisten Ländern abgeschafft.

Abb.5 Sollten auch geistig behinderte Kriminelle Abb.6 Ist die Mehrheit der 213 Länder
hingerichtet werden? der Welt für oder gegen die Todesstrafe?


Geht es um die "humanste" Art der Exekution ist man sich einig: die Todesspritze ist sowohl unter den Verfechtern als auch unter den Fürsprechern der Todesstrafe Nummer eins. 75,4% der letztgenannten wählten die letale Injektion, weil sie, auch in den Medien, als "beste" und schmerzfreiste Methode gilt. Ich denke, die wenigsten haben sich wirklich über diese Art der Hinrichtung informiert und darüber nachgedacht, dass sie auch
kostenintensiv ist, denn als Grund der Vollstreckung der Todesstrafe wurden oft die Kosteneinsparungen im Gegensatz zur Haftstrafe genannt. Ein Teil der
Gegenseite hat sich auch an der Auswahl beteiligt und so stimmten 33,3 Prozent für die Todesspritze und 62,3% nannten folglich "keine". Bei den Befürwortern folgte erst mit 6,6% das Erschießen und mit 4,9% der elektrische Stuhl.
Auch bei Frage 14 erfüllten sich meine Erwartungen. Da das Thema Todesstrafe bis jetzt nie wirklich diskutiert wurde, da sie ja in Deutschland als abgeschafft gilt, war ich mir sicher, dass man auch wenig darüber weiß. Demzufolge denken 72,3 Prozent der Frauen und 55,4 Prozent der Männer, in beiden Fällen die Mehrheit, dass dieses Strafmaß in Deutschland schon 1951 abgeschafft wurde. Diese Jahreszahl, wie auch 1975, ist nur fiktiv, das heißt ich überlegte mir, dass man vermuten könnte, gleich nach dem Nationalsozialismus sei die Todesstrafe abgeschafft wurden. Die wahre Antwort lautet allerdings 1987, denn in der Frage formulierte ich "sowohl BRD, als auch DDR". Wie Sie bereits der Länderübersicht entnehmen konnten, wurde die Todesstrafe in der BRD 38 Jahre früher als in der DDR abgeschafft, doch die Jahreszahl 1949 tauchte in den Varianten nicht auf. Teilnehmer der Altersgruppe 50-59 sind mit dem größten Prozentsatz bei der richtigen Lösung vertreten, doch auch sie haben mit 57,1% für die Zahl 1951 gestimmt.
Meine letzte Frage beschäftigte sich mit den amerikanischen Staaten. Ich wollte wissen ob die Todesstrafe in allen US-Staaten Anwendung findet. Meine Erwartungen waren, dass maximal 3 Prozent diese Frage mit "ja" beantworten, doch es waren 10,8%. Nur die Altersgruppen 50-59 und 60-69, d.h. acht Teilnehmer der Untersuchung, gaben die einstimmige Antwort "nein". Die religiöse Einstellung schien bei der Beantwortung keine Rolle zu spielen, denn 10,9% der Gläubigen bzw. 10,7% der Nichtgläubigen gaben "ja" an. In meiner zuerst durchgeführten empirischen Untersuchung bejahte sogar eine Amerikanerin diese Frage, sie war allerdings auch erst 13 Jahre alt.

 
 

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