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recht artikel (Interpretation und charakterisierung)

Das außen der jungen welt, tageszeitung ohne parteiverweis


1. Finanz
2. Reform

Der \"Tendenzschutz\" ermöglicht dem Verleger einer Zeitung die Festlegung einer \"publizistisch politischen Grundlinie.\" In einem plural verfaßten politischen System soll damit für einen Investor die Kontinuität des politischen Kurses einer Redaktion auf eine gesetzliche gestellt werden. In der Praxis führte diese Regelung zu einer Zuordbarkeit von Tageszeitungen zu einer durch eine Partei vertretenen politischen Programmatik. Dies bedeutet zunächst nicht Parteikonformität in der Berichterstattung. Der Parteienbezug einer Zeitung läßt sich trotz Eigenkennzeichnungen wie unabhängig, überparteilich\" am besten mit Vokabeln wie eher\" oder eben tendenziell\" beschreiben: eher links/SPD, klare CDU-Tendenz usw. Die vertretenen Tendenzen in Kommentar und Berichterstattung lassen sich als die einem jeweiligen Parteiprogramm zumutbaren Standpunkte charakterisieren. Dabei nimmt die Zeitung die Interessen der jeweiligen Parteienklientel wahr und weist die Partei auf Defizite hin, seien es personelle oder programmatische. Eine Zeitung wäre somit bezeichenbar als intellektueller Braintrust, der unabhängig von der Partei, aber doch auf diese zielend, Einschätzungen vornimmt und Diskussionsstandpunkte auslotet. Eine Ausnahme bildet der Spiegel, der diese Zuordbarkeit weniger partei- als themenspezifisch gestaltet, dabei gleichwohl Tendenzen vertritt. [34].
Eine auf die parlamentarische Entscheidungsfindung zielende Zuordbarkeit ist für die junge Welt nicht gegeben. Außerparlamentarisch tätigen politischen und kulturellen Gruppen rechnet man sich zu, ohne allerdings deren Analysen zu übernehmen. Behnken: Wir sind keine Zeitung nur für Randgruppen\". Trotzdem sind die bei der jungen Welt tätigen Redakteure politisch oder kulturell sozialisiert. Boris Gröndahl beschreibt die Zusammensetzung der Strömungen der Redaktion:
\"Letztlich waren sie es, die die junge Welt in den vergangenen zwei Jahren prägten, weit mehr jedenfalls als alles beschriebene Papier. In der Redaktion agierten in wechselnden Kräfteverhältnissen diverse Fraktionen: Vertreter der klassischen antideutschen Konkret-Linie wie Jürgen Elsässer; im weiten Sinne der PDS- Mehrheitslinie zuzurechnende Kräfte wie Günter Kolodziej und Kathrin Gerlof; traditionell-kommunistische Leute wie Dietmar Koschmieder und Loni Dietrich aus der alten Redaktion; später der vom Neuen Deutschland geholte Holger Becker und der Österreicher Werner Pirker; das Cigarre-mit-,C\' rauchende post-postmoderne Feuilleton um Stefan Ripplinger, Rayk Wieland, Heike Runge und Klaus Behnken, das wiederum sowohl postmoderne Poplinke wie Sebastian Wehlings, Harald Peters oder Jürgen Kiontke als auch hartgesottene prä-postmoderne Rüpel wie Carsten Otte zu Wort kommen läßt; der autonome und er ex-autonome Flügel (Oliver Tolmein, Wolf Dieter Vogel, Ivo Bozic), die Antifa (Benedikt Pauka); die Ex-Antifa (Benedikt Pauka) und weniger klar einzustufende Einzelkämpferinnen und -kämpfer.\" [35]
Nachzutragen bleibt, daß Klaus Behnken seit Mitte 1995 Chefredakteur ist und nach redaktionsinternen Auseinandersetzungen Günter Kolodziej und Kathrin Gerlof ganz fehlen und mit ihnen besagte PDS- Mehrheitslinie\".
Diese Mischung des politischen Spektrums der Linken widersetzte sich nach Gröhndahl jeglichen politischen Vereinnahmungsversuchen Am schmerzhaftesten mußte und muß dies die PDS erfahren, die die junge Welt stets als ihr natürliches Eigentum betrachtet hat. Jeder Schritt der PDS in Richtung Sozialdemokratie oder linksvölkische Ost-CSU wird von der jungen Welt mit bemerkenswerter Hartnäckigkeit verfolgt und angeprangert, ohne daß Gysi & Co gegen diese Kritik auf Mitleid machen können. Aber auch die Wünsche der Kreuzberger autonomen Antifa nach einer täglichen Interim, (...) wurden von der jungen Welt zumeist konsequent mißachtet.\"[36]
Damit begibt sich die jW ins Außen. Sie steht entweder der in die Bedeutungslosigkeit zurückgefallenen DKP nahe, den Autonomen, der Kulturlinken oder allgemein erkenntnistheoretischen Ansätzen, die eine Wissenschaft jenseits der Affirmation [37][38] einfordert.
Die Vermittelbarkeit der in der jungen Welt vertretenen Standpunkte an das politische System der Bundesrepublik, zielt eher auf Basisgruppen und Bürgerinitiativen als auf etablierte Parteien und Verbände. Mit ihrer Positionierung, die den Partikularismus der Basisgruppen überwindet und sich selbst als Zusammenfassung politisch aktiver Teilöffentlichkeiten versteht, verläßt die junge Welt regelmäßig das Areal systemkompatibeler Kritik und bekommt dafür regelmäßig vom Verfassungsschutz Besuch[39] - womit sie wirbt.

 
 

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