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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Redeanalyse: "wollt ihr den totalen krieg?" von joseph goebbels





Redeanalyse: "Wollt ihr den totalen Krieg?" von Joseph Goebbels Die Rede "Wollt ihr den totalen Krieg?", welche Joseph Goebbels am 18.02.1943 anlässlich der Forderung der Alliierten nach ,bedingungsloser Kapitulation' und der Vernichtung der 6. Armee in Stalingrad im Berliner Sportpalast hielt, stellt ein für die Propaganda der NS-Zeit typisches Verhalten zur Beeinflussung der deutschen Bevölkerung dar. Sie entstand in einer Kriegssituation, die für Deutschland nur katastrophal zu nennen ist. Nach sechsmonatigem Kampf hatte die 6.

     Armee die Schlacht um Stalingrad verloren. 200.000 Soldaten waren dabei gefallen, die letzten 100.000 Mann ergaben sich am 31. Januar und am 2. Februar 1943.

     Kurz zuvor hatten die Alliierten auf der Konferenz von Casablanca (14. 24. Januar 1943) die bedingungslose Kapitulation der sog. "Achsenmächte\" beschlossen. Goebbels, der es verstand, die Menschen durch seine Ausführungen für den Nationalsozialismus und dessen Ziele zu gewinnen, spricht die Bevölkerung in dieser Ansprache mit den Pronomen "ihr" und "euch an, und versucht sich somit durch diese dadurch entstehende Vertraulichkeit und Nähe einzuschmeicheln und suggestiert zugleich die Verbindung zwischen Regierung und Volk. Er gliederte das Ende dieser seiner Reden in insgesamt 10 Teile, welche eine Steigerung darstellen und somit die Massen immer mehr für sich gewinnen.

     Das vorgegebene Material stellt die Pressefassung der Rede dar, zeigt jedoch nur einen Ausschnitt der selbigen, da die Absätze 2, 6, 7, 8 und 9 ausgelassen wurden. Auffällig ist, dass die Absätze 1, 3, 4 und 5 nach Angabe der jeweiligen Absatzziffer mit den Worten "Die Engländer behaupten, das deutsche Volk" beginnen und "ich frage euch: [.]" als Ausruf beinhalten. Ebenso geht in jedem dieser Redeteile eine angebliche Behauptung Englands, welches als Feind Deutschlands bezeichnet wird, einer im Kontrast dazu stehenden Frage, die das deutsche Volk zum Nationalstolz animieren soll und sogleich die gewünschte Lösung für die Behauptung vorgibt, voraus. Dieses feste Schema, welches Goebbels in seiner Rede aufgebaut hat, wirkt eindringlich und treibt die Menschen dadurch in ein Stakkato von Fragen, welches zum einen Euphorie aber auch die Hoffnung und den Glaube weckt, dass noch nichts verloren und ein Sieg noch machbar sei. Jegliche kritische Haltung der Menschen wird dadurch versucht auszuschalten. In Absatz eins geht es um den Glaube an den Sieg Deutschlands.

     "Die Engländer behaupten", diesen habe die deutsche Bevölkerung längst verloren. Goebbels fragt daraufhin, ob das Volk zusammen mit ,ihnen', also den Machthabenden Deutschlands, doch an den Sieg glaubt und bereit ist, alle möglichen Belastungen für den Kampf um selbigen auf sich zu nehmen. Abschnitt 3 befasst sich mit der Behauptung, das Volk Deutschlands sei die Kriegsarbeit, die es leisten muss, leid. Auch an dieser Stelle gibt Goebbels die Lösung in Form der Frage, ob das deutsche Volk entschlossen ist hart und lange für den Sieg zu arbeiten, vor. In Absatz 4 meint Goebbels, die Engländer würden behaupten, dass Deutschland statt des totalen Krieges die Kapitulation wünscht. An dieser Stelle scheint der Propagandaminister das Volk schon vollkommen für sich gewonnen zu haben, denn es ruft: "Niemals, niemals, niemals!".

     Trotzdem fragt er ob sie den totalen Krieg wollen und das radikaler als zu diesem Zeitpunkt vorstellbar. Die Menschenmasse scheint nicht wirklich über die Situation nachzudenken, sondern lässt sich vielmehr von den Worten Goebbels' mitreißen. Jegliche vernünftige Denkensweise ist abgeschaltet, man folgt dem Strom der Fragen ohne wirklich über deren Inhalt nachzudenken. Absatz 5 animiert die Menschenmasse zu Begeisterungskundgebungen nicht dagewesenen Ausmaßes. Dieser Abschnitt befasst sich mit dem Vertrauen zum Führer, welches England angeblich als "verloren" bezeichnet. Die Frage danach, ob das deutsche Volk bereit ist, seinem Führer zu folgen, findet ihren Höhepunkt an Reaktion darauf in Sprechchören die "Führer befiehl, wir folgen", durch die Hallen jubeln.

     Im letzten und entscheidenden Abschnitt 10 folgt keine Behauptung Englands. Hier beginnt er gleich von seinem eigentlichem Ziel - dem totalen Krieg - zu erzählen. Dabei spricht er alle Bevölkerungsschichten und - gruppen an ( "Hoch und Niedrig" und "Arm und Reich"), und schließt somit ein ,nein' als Antwort aus. Ebenso gewinnt er das Volk für sich, indem er selbigem nur die Wahl zwischen "Kapitulation" und "totalem Krieg" lässt und auf moralische Werte wie Treue und Verbundenheit zum eigenen Land hinweist. Ein ,Ja' ist ihm sicher. Bis zum Schluss vermittelt er den Eindruck, dass der Sieg nur eine Frage der Zeit sei, denn er weiß, dass es der Zustimmung des Volkes bedarf um das Ziel zu verwirklichen.

     Das Ziel, den totalen Krieg zu erklären, keine Niederlage einzustecken, die negativen Gedanken und Resignation der Menschen Deutschlands aus deren Köpfen zu vertreiben und den Alliierten zu zeigen, dass Deutschland kämpfen wird. Hat er wirklich geglaubt, diesen Kampf noch zu gewinnen? Vermutlich, denn er macht es dem Volk glauben. Bezeichnet wird diese Rede als "Volksentscheid für den totalen Krieg". Bei einem Volksentscheid entscheiden die stimmberechtigten Bürger in einer Abstimmung. Dies ist hier nicht der Fall. Goebbels spricht nur zu einer gewissen Anzahl von Menschen, wie er es selbst nennt zu einem "Stück Volk".

     Trotzdem erachtet er deren begeistertes Zustimmen als Zustimmung von ganz Deutschland. Von einer demokratischen Abstimmung kann hierbei also nicht die Rede sein. Alles in einem lässt sich sagen, dass weniger der Inhalt als die rhetorischen Fähigkeiten des Ministers und die daraus resultierenden Emotionen gewirkt haben. Goebbels verstand es, geschickt, durch stilistische Mittel wie Superlative, emotional geladene Floskeln, volkstümliche Wendungen und vor allem durch den Rhythmus, Deutschland für sich zu gewinnen, mitzureißen in einen Strom, der nur Negatives zur Folge haben konnte. Seine Rede war manipulativ und verschleiernd. Die eigentliche Lage Deutschlands verschwieg er.

     Er endet mit der Parole: "Nun, Volk, steh auf und Sturm brich los!"

 
 



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