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englisch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Etappe: von brisbane nach mackay - australien





Wir hatten Brisbane nun endgültig hinter uns gelassen und fuhren auf dem 'Bruce Highway' die Sunshine Coast entlang, Richtung Norden. Viele kleine, abgelegene Siedlungen, die hauptsächlich vom Tourismus leben, liegen dort an der Küste, wie an einer Schnur aufgefädelt. Die Sunshine Coast ist neben der Gold Coast einer der wichtigsten Feriengebiete für Australier aber auch für Südostasiaten. Anscheinend hat die Baubehörde dort mehr Gefühl für die Landschaft als anderswo in Australien. Denn hier findet man keine Hoteltürme oder Appartementsilos. Ganz im Gegenteil dazu sind hier die Ferienorte in die Landschaft und vor allem in das üppige Grün des subtropischen Buschwaldes eingebettet. Man fährt durch diese Orte wie durch einen Wald. Meist sieht man nur die vielen Hauseinfahrten oder die Zufahrtsstraßen zu entlegeneren Gebieten. Diese Hotels, Motels oder Restaurants liegen etwas abseits der Durchzugsstraße und man muß manchmal schon sehr genau hinsehen, um einen Ort überhaupt wahrzunehmen.

Neben dem Fremdenverkehr lebt dieser Landesteil vor allem vom Zuckerrohranbau. Überall sieht man dort die langen Schmalspureisenbahnen, die mit zahlreichen Waggons das geerntete Zuckerrohr in die Zuckerfabriken der Umgebung schaffen.

Eines der wichtigsten Zuckeranbaugebiete ist die Gegend um Bundaberg, etwa 380 km nördlich von Brisbane, wo auch der bekannte Bundaberg-Rum hergestellt wird.



Die 'Green Turtles'

An diesem Abend wollten wir noch die Küste erreichen und fuhren auf einer Nebenstraße, inmitten von endlos langen Zuckerrohrfeldern Richtung Osten. Mehr oder weniger zufällig führte uns der Weg direkt an die Pazifikküste, wo er plötzlich an einem Parkplatz endete. Dieser Strand, Mon Repos genannt, dient den großen und streng geschützten Meeresschildkröten als Eiablageplatz. Gleich neben dem Parkplatz, auf dem bei unserer Ankunft gerade ein Froschkonzert mit mehreren hundert 'Orchestermitgliedern' stattfand, befindet sich die Forschungsstation für die Schildkröten. Drinnen brannte noch Licht. Also gingen wir hinein, um zu sehen was hier geboten wird. Wiederum zufällig kamen wir genau zur richtigen Zeit, um an einer Führung am Strand teilzunehmen.

Erst konnten wir die hauseigene Ausstellung, in der man sich genau über die Artenvielfalt der Meeresschildkröten informieren konnte, besichtigen. Anschließend gingen wir in einer Gruppe von etwa fünfundzwanzig Leuten mit einem Forscher den Strand entlang. In der Eingangshalle zur Beobachtungsstation hingen schöne Fotos von früheren Beobachtungsgängen, wo eine Gruppe wie wir, bei der Eiablage einer grünen Meeresschildkröte zusehen und dabei so nahe an das Tier herankommen konnte, daß sie es angreifen hätten können. Dementsprechend groß war die Erwartungshaltung, aber es regte sich nichts. Zwischendurch bekamen wir einen Videofilm über die faszinierenden 'Green Turtles' vorgeführt, bis schließlich die Nachricht kam: \"Yes Guys, we have a turtle!\"

Wieder setzte sich die Gruppe in Bewegung und pilgerte zum Strand. Dort angekommen, mußten wir unsere Erwartungen gleich wieder zurückschrauben, denn man sagte uns, die Schildkröte sei wieder ins Meer zurückgekehrt. Also mußten wir uns mit ihrer Fährte im Sand begnügen. Der Spur nach zu schließen, muß es sich um eine recht große Schildkröte gehandelt haben.

Im Laufe der Nacht dezimierte sich die Gruppe immer mehr, bis schließlich auch die Forscher nach Hause gingen. Den Rest der Nacht verbrachten 'Walli' und ich alleine am Strand und warteten geduldig im Mondschein, ob nicht doch noch so ein gepanzertes Wesen aus der Tiefe des Meeres auftaucht. Es wäre zu schön gewesen, aber nichts geschah. Um 6 Uhr morgens, die Sonne war längst aufgegangen, gaben auch wir auf und legten uns noch zwei Stunden aufs Ohr. Wir schliefen mit der Gewißheit ein, die gesamten acht Dollar Eintrtittsgebühr voll ausgekostet zu haben.

Leider war es nur wenig später schon wieder so heiß im Auto, daß wir wieder aufstehen mußten.

An diesem Morgen schlug ich vor, daß wir dem monotonen Bruce Highway nur noch bis Gladstone folgen sollten. Von dort könnten wir nach Westen abbiegen und einen großen Abstecher ins Landesinnere von Queensland machen. Dieser Vorschlag wurde sofort einstimmig angenommen und mit dem Prädikat 'Ausgezeichnete Idee' geehrt (wir waren ein tolles Team, und unsere gute Laune konnte wirklich durch nichts getrübt werden).



Dem Outback entgegen

Bald darauf lag auch Gladstone und der vielbefahrene Highway Nr. 1 hinter uns und wir bewegten uns in der Hitze des Tages durch knochentrockenes Weideland dem Outback entgegen. Es gibt wahrscheinlich in ganz Australien kein Hinweisschild, das den Beginn des Outback's ankündigt. Trotzdem waren wir sicher, daß wir schon mittendrin waren.

Für einen Europäer ist es sehr schwer vorstellbar, daß zwischen manchen benachbarten Orten 150 bis 250 km nur öde Steppenlandschaft ohne ein einziges Haus liegt. Auf den Straßen grüßen sich die Autofahrer, weil Gegenverkehr hier draußen ein besonderes Ereignis ist.

Große Rinderherden wandern auf der Suche nach Wasser über weite Strecken durch das verdorrte Grasland. Immer öfter machten wir Bekanntschaft mit den berüchtigten 'Road Trains'. Das sind riesige Lastwagen mit bis zu drei Anhängern. Diese Züge, die an die fünfzig Meter lang werden, donnern oft mit weit über 100 Stundenkilometern die endlosen Geraden dahin. Im Busch stößt man oft auf Hinweisschilder, die auf die Landschaft aufmerksam machen, damit man sie nicht verpaßt.

Wenn man den ganzen Tag unterwegs war, konnte man sich am Ende des Tages auf ein schönes Stück Gegend freuen, nachdem man den ganzen Tag über die selben Attraktionen am Straßenrand gesehen hatte: zu Schrott gefahrene Fahrzeuge, zerfetzte Autoreifen, von der Hitze aufgeblähte Känguruhkadaver und die Reste zerschlagener Windschutzscheiben. Diese Landschaft erweckte in uns den Eindruck - oder die Befürchtung - daß sie nirgendwo enden könnte. Befährt man dieses schwarze Band, das die weit verstreuten Siedlungen zusammenhält, und man erreicht eine Kuppe, erwartet man auf der anderen Seite irgend eine Abwechslung, wie ein Farmhaus, eine Tankstelle oder ein Dorf. Aber auf dem Scheitel der Kuppe angekommen, bietet sich wieder derselbe Anblick wie hundert Kilometer vorher. Ich war froh, hier nicht ganz alleine, ohne Gesprächspartner fahren zu müssen.

Langsam wurde die Vegetation immer dürrer. Nur noch vereinzelt standen Eukalyptusbäume, die ihre Rinde abgeworfen hatten, mit blendend weißen Stämmen auf trockenem rotem Sand und auf Steinböden. Die weißen Stämme, deren Farbe das Sonnenlicht reflektiert, schützen sich auf diese Weise vor dem Austrocknen. Auf eine andere Art schützt sich der Flaschenhalsbaum, der typisch für Queensland ist, in der trockenen Jahreszeit. Er wirft all sein Laub ab und speichert die Feuchtigkeit in seinem mächtigem Stamm um keine Energie zu verschwenden.

Unser angestrebtes Ziel war der Carnavon George Nationalpark, der in meinem Reiseführer als besonders sehenswert beschrieben wurde. Bis zum Park waren es noch gut hundert Kilometer, als plötzlich das schwarze, grob asphaltierte Straßenband aufhörte und statt dessen eine rote, staubige Piste in gleicher Richtung weiterführte. Auf dieser Waschbrettpiste mit vereinzelt herumliegenden, größeren Steinen und Teilen von Autoreifen, war an ein Vorankommen mit einer Geschwindigkeit von mehr als 40 km/h nicht zu denken. Diese Strapazen waren für unser Auto fast zuviel. Die Stoßdämpfer ächzten und stöhnten unter ihrer Last.

Die letzten zweieinhalb Autostunden dieses Tages zogen sich endlos in die Länge, und der Kilometerzähler wollte diese hundert Kilometer einfach nicht herunterspulen.



Ans 'Ende der Welt'

Genau dann, wenn du bereits glaubst, daß du schon ganz alleine auf der Welt bist, und du den Glauben an die menschliche Zivilisation schon längst aufgegeben hast, genau dann taucht im Rückspiegel ein daherrasender Road Train auf, der dir mit der Lichthupe zu verstehen gibt, daß du auch hier, in diesen Weiten des Landes, im Weg bist. So ein Sattelschlepperzug mit drei Anhängern ist für den Reisenden, der ihm begegnet, einer der eindrucksvollsten und furchteinflößendsten Anblicke im Outback. Sechzig rotierende Räder wirbeln eine Menge Staub und Steine auf. Um diesem Chaos zu entgehen, ist es am besten, man fährt zur Seite, schließt die Fenster und wartet eine Weile, bis die rote 'Luft' wieder durchsichtig wird. Eine Staubfahne in der Ferne verriet uns, daß der Laster seit unserer Begegnung schon wieder einige Kilometer gefressen hatte. Etwas weniger rasant aber auch fast am Limit der Leistungsfähigkeit, setzten wir unsere Fahrt fort. Nur noch 60 km.

Mit heruntergekurbelten Fenstern und staubigen T-Shirts, ratterten wir durch eine weite, rötlich flimmernde Landschaft, in der kein Vogel fliegt, kein Tier aus seinem dürftigen Versteck herauskommt, und wo nur das staubige Spinifexgras unsere Blicke in seinen Bann zieht. Der heiße Wind konzentriert sich auf dein Gesicht und versucht ständig dir den Hut vom Kopf zu wehen. Du atmest Insekten, Staub und den Geschmack von verbranntem Spinifex ein. Du hängst einen Arm aus dem Fenster, der schon doppelt so rot ist wie der andere und bereits Anzeichen eines ordentlichen Sonnenbrandes zeigt. Man fährt einfach weiter ohne jede Erwartung, weil man weiß, daß auch nach der nächsten Kurve kein Ort oder dergleichen kommt. Noch 30 km.

Wir machten eine Pause und spülten den knirschenden Staub zwischen unseren Zähnen mit einem kühlen Stubbie 'XXXX' hinunter. Nach einiger Zeit hielt ein Aussie neben uns seinen Landcruiser an und fragte uns, ob wir ein Problem mit dem Auto hätten. Als wir mit der Bierflasche in der Hand sagten, wir sind OK, zog es ein breites Grinsen in sein zerknittertes Gesicht und er gab Gas. Irgendwann am Abend erreichten wir doch noch den Nationalpark im Zentrum von Queensland. Noch nie zuvor war ich so weit weg von jeder Zivilisation und frei von allen Zwängen. Am wildromantischen Lagerfeuer 'reinigten' wir noch einmal kräftig unsere Speiseröhren von den Strapazen des Tages.



Das 'Schluchtenlabyrinth'

Der 223.000 ha große Carnavon Nationalpark liegt etwa 460 km südlich von Rockhampton. Der eindrucksvollste Teil des Parks ist eine ca. 30 km lange, wildverzweigte Sandsteinschlucht mit bis zu 200 Meter hohen, senkrechten Wänden. Durch diese Schlucht fließt der Carnavon River, ein Fluß der auch in den heißesten Sommern nicht austrocknet. Aus vielen Seitenschluchten kommen kleine Bäche, die den Hauptfluß am Leben erhalten. Durch das feucht-heiße Klima konnte sich eine reichhaltige Flora bilden. In der Hauptsache wachsen große Bäume (Eukalyptus, Kasuarien und Palmen) entlang des Flusses, den wir auf unserer ganztägigen Wanderung durch den Busch an die 30-mal überquert hatten. Überaus reichhaltig ist die Tierwelt im Park. Ornithologen zählten nicht weniger als 172 Vogelarten und 28 verschiedene Säugetiere. Hier begegneten wir wiedereinmal frei lebenden Känguruhs, Waranen und sogar Flußschildkröten. Allgegenwärtig war das Geschrei der Papageien.

Die dichteste Vegetation findet man in einer kleinen Nebenschlucht namens 'Moss Gardens'. Von überall hört man Wasser über die Felsen tropfen, welches von den vielen dicken Moospölstern aufgesaugt und gespeichert wird. Das helle, frische Grün der Farnblätter, das durch die Sonne noch verstärkt wird, ließ uns für einige Zeit die tropischen Temperaturen vergessen. Nicht alle Teile der Schlucht waren mit so paradiesischen Namen wie 'Moss Gardens' versehen. Manchmal fand man sich in 'Deat's End' oder am 'Devil's Table' wieder. Auch der 'Snake Hill' lud nicht zu einer Besichtigung ein. Eine große, etwas überhängende Felswand, auf der Malereien der Aborigines zu sehen sind, bezeichnet man passenderweise als 'Art Galerie'.

Das extrem schwüle Klima in der Schlucht, wo jede körperliche Anstrengung einen Schweißausbruch zur Folge hat, ließ uns bald erkennen, daß wir viel zu wenig Trinkwasser auf die Tour mitgenommen hatten. So hatten wir beinahe bei der Hälfte des Weges unsere Wasservorräte aufgebraucht.

Jetzt gab es nur noch ein Ziel für uns: unser Auto am Eingang der Schlucht. Doch das befand sich zu diesem Zeitpunkt etwa zweieinhalb Gehstunden von uns entfernt.

Wir marschierten mit einem Tempo, als ob wir auf der Flucht wären. Dabei wurden wir ständig von den zahlreichen Fliegen, die dauernd versuchten, uns in die Augen oder in den Mund zu fliegen, belästigt. Mein Freund Didi murmelte während des Marsches oftmals leise aber doch deutlich verständlich das Zauberwort \"Stubbie ... Stubbie ...\". Wir wußten, sein Zustand war schon sehr bedenklich!

Als wir glaubten, sämtliche Körpersäfte verloren zu haben, und als wir uns damit abgefunden hatten, daß wir früher oder später zu Staub würden, sahen wir an einem kleinen Campingplatz eine Blockhütte und an der Rückseite dieser Hütte stand wie eine Fata Morgana, durch seine Signalfarbe sich vom Grün der Umgebung abhebend, ein gekühlter Cola-Automat. Solange ich denken kann, hat ein kaltes Cola noch nie so herrlich geschmeckt wie dort im Wald.

Etwa zehn Minuten später, als wir wieder weitergingen, schlug der Durst erneut zu, diesmal mit noch größerer Intensität. Das klebrige Zeug, das wir getrunken hatten, war in unseren Speiseröhren verdampft und hinterließ eine gummiartige Schicht, die schon wieder nach viel Feuchtigkeit verlangte.

Am Auto angelangt, mußten wir zu unserem Bedauern feststellen, daß durch die intensive Sonneneinstrahlung unser Kühlschrank ausgefallen war. Also tranken wir im Schatten eines Eukalyptusbaumes zum ersten Mal heißes Bier.

Bis auf die Morgen- und Abendstimmungen macht die Fülle von Licht das Land schier unsichtbar. Mittags zwingt es einen dazu, die Augen zu schließen. Die Sonne scheint so unbarmherzig grell, das Licht ist so weiß, die wenigen Schatten sind so undurchdringlich schwarz, der Himmel ist fast farblos, daß man das Gefühl hat, geblendet zu werden. Die Sonnenuntergänge mit dem einzigartigen Abendlicht sind brillant. Die Australier sagen, die schlimmste Zeit des Tages ist fünf Uhr nachmittags, wenn jeder Kieselstein grell leuchtet, die Augen blendet und den Atem zum Stocken bringt. Um fünf Uhr nachmittags gibt es nur eine Farbe: das brennende Ziegelrot.

Auf unserer Reise Richtung Norden passierten wir bald Emerald und Clermont. Zwei etwa 6000 Seelen zählende Städte im zentralen Hochland von Queensland, die sich kaum voneinander unterscheiden. Wir kauften dort wieder Proviant und Benzin. Wir betraten verschiedene Läden und Bars, doch wurden wir kaum eines Blickes gewürdigt, denn zu dieser Zeit war der Melbourne Cup, das große Pferderennen von Flemmington (Melbourne) gerade in seiner entscheidenden Phase. Der 'Race Day' ist Australiens höchster Feiertag. Beinahe jeder Aussie fiebert diesem Tag entgegen. Da sitzen dann Herren in feinen Anzügen auf umgedrehten Milchkisten und starren auf irgendwelche Bildschirme in irgendwelchen Räumen, wo sich mit der Zeit Freunde und Bekannte versammeln, um mit dem Wettschein in der verschwitzten Hand, das Ende des Rennens abzuwarten und anschließend entweder Sieg oder Niederlage zu feiern.

 
 



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