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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Wunschloses unglück:


1. Drama
2. Liebe



Dieses Werk schrieb Handke nach dem Selbstmord seiner Mutter.

5.1 Inhalt:

Das Buch fängt mit einem Zeitungsbericht der Sonntagsausgabe der Kärntner "Volkszeitung" an. Der Erzähler liest zufällig in der Kärntner Volkszeitung den Vermerk, dass eine 51 jährige Hausfrau Selbstmord durch Einnehmen einer Überdosis von Schlaftabletten verübt hat. Schon zu Beginn beschreibt Handke, dass er sich an die Arbeit machen will, über das Leben seiner Mutter zu schreiben, bevor sein Bedürfnis über seine Mutter zu schreiben sich in die stumpfsinnige Sprachlosigkeit zuückwandelt. Weiters wird gleich zu beginn die Journalisten kritisiert welche über den Tot seiner Mutter geschrieben haben.
Handkes Mutter wuchs in einer ländlichen Gegend auf, in einer Zeit zu der Leibeigenschaft herrschten. Sein Großvater, slowenischer Abstammung und Zimmermann, war einer der ersten die sich einen gewissen Besitz erworben hatten. Doch der Gedanke etwas zu besitzen war so befreiend für ihn, dass er noch mehr besitzen wollte, und so sparte. Obwohl er sein Erspartes durch die Inflation verlor hinderte es ihm nicht daran weiterhin zu sparen. Sein Sohn, man kann sagen ein Vertreter der "nächsten" Generation, investierte, und amüsierte sich mehr. In diesem Zeitabschnitt (vor dem 1. Weltkrieg) war eine Zeit in der Frauen noch keine Zukunft hatten. Es war üblich, dass die Frauen im Dorf blieben in dem sie aufgewachsen waren, und keine Bildung notwendig hatten. Obwohl seine Mutter, ein fröhlicher Mensch, in der Schule sehr begabt war, wurde ihr eine weitere Ausbildung untersagt. Dadurch verließ sie den Ort mit dem 15 Lebensjahr und lernte in einem Hotel kochen. Da sie sich nicht für Politik interessierte genoß sie den Jubel bei den Festen, beim Anschluß Österreichs an Deutschland. Zu dieser Zeit lernte sie ihre erste große Liebe, den verheirateten Zahlmeister, kennen und leistete ihm Gesellschaft. Er war viel älter als sie, klein, glatzköpfig. Von ihm bekam sie auch schließlich Peter. Vor der Entbindung heiratete sie einen Unteroffizier der deutschen Wehrmacht, welcher sie schon lange Zeit begehrte und ihm ihre Umstände nichts ausmachten. Sie liebte diesen Mann nicht, aber man redete ihr das Pflichtbewußtsein dem Kind einen Vater zu geben ein. Zur Zeit des Krieges lebte sie wieder auf dem Land, wo sie ihr Eigenleben aufgeben musste. Nach dem Krieg zog sie wieder nach Berlin zu ihrem Mann, der sich ihrer gar nicht mehr entsinnen konnte. Sie blühte wieder aufund ihre alte Selbstständigkeit kam wieder. Sie plagte sich mit zwei Kinder ab. Schließlich verläßt die Familie den Ostsektor und zieht wieder in ihre Heimatgemeinde, in der ihr Mann eingestellt wird. Sie selber bekommt ihr drittes Kind. Die Leute im Dorf werden als unpersönliche Menschen beschrieben, wo jede Individualität Luxus war. Die Menschen lebten in einem Gemisch von Tradition, Brauchtum, gute Sitten und der Religion auf. Man kann sagen die Menschen waren erwartungslos. Ihr Mann schlug Peters Mutter, aber sie lachte ihn aus. Die Familie war wie alle Menschen zu dieser Zeit arm. Den Kindern in der Schule wurde schon beigebracht, dass die Armut reinlich und formvoll sein soll. Menschen mit Selbstbewußt sein gab es in dieser Gegend nicht. Als die Zeit der neuen modernen Haushaltsgeräte kam, wußten die Menschen nichts mit ihrer dadurch gewonnenen Freizeit anzufangen. Die Mutter jedenfalls fand langsam wieder zu sich zurück, und fing an mit Peter Bücher zu lesen und interessierte sich zunehmend für Politik. Dadurch dass die keine anderen Hobbys hatte, wurde sie mit der Zeit immer depressiver und verstört. Als folge darauf fuhr sie zu einem Nervenarzt, welcher Nervenzusammenbruch feststellte und ihr Medizin verschrieb. Um etwas Abgelenkt zu werden fuhr sie nach Jugoslawien. Aber auch nach dieser Reise verfiel sie wieder in Depressionen. Man kann sagen das bloße Existieren wurde für sie zu einer Tortur. Sie dachte zwar öfters ans Sterben, doch grauste ihr gleichzeitig davor. Kurz vor ihrem Selbstmord schrieb sie allen ihren Angehörigen Abschiedsbriefe, auch einen an Peter. Danach beging sie mit Schlaftabletten Selbstmord. Obwohl Handkes Mutter Selbstmord verübt hatte, ist Peter stolz auf seine Mutter, da sie stark genug war, sich nicht von den Menschen und den Traditionen fertigmachen zu lassen. Und weiters sieht er ihren Selbstmord als eine Art letzte Möglichkeit damit sie sich befreien konnte.


5.2 Interpretation:

Die von Peter Handke erstellte Frauenbiographie von seiner Mutter beschreibt sehr eindrucksvoll besonders die sozialen Zwänge, denen seine Mutter ausgesetzt war. Im Gegensatz zu seinen meisten Werken ist dieses Buch am Realismus orientiert, man kann sagen das sich Handke in diesem Buch "zurückentwickelt" hat, wahrscheinlich durch die tiefe Trauer an seine Mutter. Es wird schon am Anfang des Buches Journalisten kritisiert, wie sie über solche Ereignisse berichten. Er begründet sein Bedürfnis über den Tod seiner Mutter zu schreiben damit, dass er mehr zu ihrem Tod zu wissen glaubt, als irgendein fremder Interviewer, welcher diesen interessanten Selbstmordfall mit einer religiösen, individualpsychologischen oder sozialogischen Traumdeutungstabelle wahrscheinlich mühelos aufzulösen könnte, und weil er diesen Freitod geradeso wie irgendein außenstehender Interviewer, wenn auch auf andre Weise, zu einem Fall machen möchte.
Näher betrachtet bemerkt man, dass Handke Person und Struktur, persönliches Erzählen und Reflexion auf Sprache als gesellschaftliche Form, auf Strukturen des Sprechens, vom einfachen Satz bis zur literarischen Gattung verbindet, und damit eine gewisse Dialektisierung gegeben ist.
Trotz des unpersönlichen Titels erhält die Mutter und ihr Selbstmord Eigengewicht. Die Tatsachen sind so übermächtig, die Mutter keine Kunstfigur. Am Ende bekennt der Erzähler, dass ihm die sonst gewohnte \"ästhetische Befreiung\", die schreibende Bewältigung zur \"Kunstfigur\" nicht gelungen ist.
Am Anfang hält sich Handke noch an die Muster konventionellen biographischen Erzählens: Ort - Familie - Mutter, doch dann reißt der rote Faden ab, bestimmend wird der Rhythmus von Anpassung und Auflehnung: Eigenwille/Einordnung - erste Liebe/Pflichtehe - Stolz im Elend in Berlin/Anpassung daheim - mögliche Hauptperson einer einmaligen Geschichte/typisiertes, klischeehaftes Leben - kleine Trostfetische/Schema bürgerlicher Lebensführung - Lesen, Entdeckung des \"Ich\"/Krankheit beschädigtes, zerbrochenes Leben - Schreiben, Selbstformulieren/der große Fall, Selbstmord. Weiters ist auch die Emanzipation im Buch zu erkennen.
Auch in diesem Buch ist auch Wittgensteins Theorie vom Sprachspiel zu erkennen. Als die Mutter zu lesen und literarisch zu vergleichen beginnt, hält ein literarischer Vergleich ihre Situation und das Verhältnis des Sohnes zu ihr prägnant fest: (Bsp.: Sie Heizer, Er: Rossmann; in Kafka) Der Sohn hat ihr, wie Rossman, geholfen, spricht auch für sie, aber alles war irgendwie erfolglos. Diese Stelle verbindet den Schlusssatz \"Später werde ich genaueres schreiben\", da der Sohn zum literarischen Erben gemacht wird, da er ihr bei den literarischen Befreiungsversuchen assistiert hat, ohne sich dabei entlastet zu fühlen.
Es ergibt sich ein funktionaler Zusammenhang zwischen Inhalt und Schreibstil:
So entsteht eine Schreibweise zwischen formalen Realismus und den nicht zu Ende geführte Versuch auszubrechen(seitens der Mutter, bzw. des Schreibstils). Das Werk soll weiters nicht nur Mitleid erregen, sondern zeigt behinderte und verschüttete Möglichkeiten der Selbstverwirklichung.
Man kann sagen, dass das Werk "Wunschloses Unglück\" liefert ein Beispiel, dass das was sich Realismus nennt, oft weit vom realen Anlaß entfernt ist. Der Realismus-Anspruch besteht nicht allzu oft vor allem in feiner Übereinstimmung mit einer vorgegebener, festhaltender Ideologie. Und das, was schließlich formalistisch bezeichnet und verurteilt wird, ist oft dem realen Anlaß, einer erstarrten und doch veränderbaren, einer geschlossenen und sich öffnenden Wirklichkeit näher

 
 



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