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biologie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Philosophie - gentechnik



3.1. Eugenische Anwendungen Durch die Gentechnologie rücken heutzutage eugenische Anwendungen (\"Verbesserungen\" der Erbanlagen) in die Nähe des technisch Machbaren. Schon Platon hatte eine genaue Vorstellung des idealen Menschen. Er meinte damals, dass die besonders Tapferen und Tüchtigen unter den Menschen sich auch besonders stark vermehren sollten: \"Den besten unter den jungen Männern in Krieg und Frieden ist neben Ehrengaben und anderen Preisen auch reichlicher Gelegenheit zum Verkehr mit Frauen zu geben, damit diese unter solchem Vorwand möglichst viele Kinder zeugen.\" Platon wäre wahrscheinlich froh gewesen, wenn schon damals der
(Geschlechts-)Verkehr mit Frauen gar nicht notwendig gewesen wäre, sondern lediglich eine Samenspende des Mannes. Eine künstliche Befruchtung garantiert allerdings auch heute keine Ideal-Menschen. Eine staatliche Lenkung der Fortpflanzung soll die \"Qualität\" der Nachkommen sichern, unter Einschluss der Tötung minderwertiger, missgebildeter Kinder. Vergleichbar zur Tierzucht sollen auch bei Menschen \"die besten Männer mit den besten Frauen möglichst oft zusammenkommen, umgekehrt die schwächsten am wenigsten oft; die Kinder der einen muss man aufziehen, die anderen nicht, wenn die Herde möglichst auf der Höhe bleiben soll\" [Platon, Der Staat 460b, 459d-e].


3.2. Anthropologie und Gentechnologie
Die Anthropologie versucht, das Wesen des Menschen zu erfassen. Für die ihr eigene grundsätzliche Annhame einer nahezu unbegrenzten Veränderbarkeit des Menschen kann sich die Anthropologie immer auf die Ethnologie und vergleichende Kulturwissenschaft stützen, vielleicht eines Tages auch auf die Gentechnologie.Gegenüber der Feststellung von Veränderbarkeit und fast grenzenloser Formbarkeit gilt das Interesse auch den Grenzen: Was ist also so eigentümlich menschlich, dass es als die Eigenart des Menschen bewahrt werden muss? Die Antwort aus Sicht der Anthropologie ist gegenüber religiösen oder philosophischen Ansätzen ernüchternd: so gut wie nichts! Diese Antwort ist folgendermaßen zu verstehen: Die Ausprägungen menschlicher Lebensart sind so vielfältig, dass jeder Versuch, den Menschen auf ein bestimmtes Merkmal oder gar mehrere festzulegen, jederzeit durch die Beobachtung der Realität widerlegt werden kann.

3.3. Tugendbegriff
Seit der Antike wird die Menschheit von verhängnisvollen eugenischen (Eugenik = Lehre von der Erbgesundheit) Gedanken begleitet. Sie kehrten oft wieder: z.B. in der Willens- und Machtphilosophie Friedrich Nietzsches (1844-1900), der die Tugenden der Christlichen Überlieferung ablehnte. Er proklamierte einen neuen \"starken\" und \"aristokratischen\" Tugendbegriff. Er schreibt folgendes: \"Der Kranke ist ein Parasit der Gesellschaft. In einem gewissen Zustande ist es unanständig, noch länger zu leben. Das Fortvegetieren in feiger Abhängigkeit von Ärzten ... sollte bei der Gesellschaft eine tiefe Verachtung nach sich ziehn. Die Ärzte wiederum hätten die Vermittler dieser Verachtung zu sein - nicht Rezepte, sondern jeden Tag eine neue Dosis Ekel vor ihren Patienten\". Der Tugendbegriff ist also anfällig für ideologische Verformungen. Es sind inhaltliche moralische Überlegungen notwenig, um die Frage zu klären: Welche Tugenden sollen als sittlich \"gut\" angesehen werden? Die sittliche Grundeinstellung und das Verhalten des einzelnen Menschen strahlen auf sein soziales Umfeld und auf die Gesellschaft insgesamt aus. Diese Einsicht verdient heute, in der Konsum- und Überflussgesellschaft, besondere Bedeutung. Sollten \"alte\", jedoch vergessene sinnvolle Tugenden der Menschen heute nicht neu entdeckt und wiedergewonnen werden? Eine veränderte Lebenseinstellung und ein verändertes Verhalten der Menschen scheint notwendig, um sich in der heutigen Zeit noch zubehaupten. Der Technikphilosoph Hans Jonas (1903-1993) beschäftigte sich mit dem Thema: \"Auf der Schwelle der Zukunft: Werte von gestern und Werte für morgen\". Jonas weist auf die beschränkten Ressourcen der Natur hin; er beklagt die großen ökologischen Folgelasten des konsumorientierten Lebensstils in der Gegenwart. Vor diesem Hintergrund schlägt er vor, die alte Tugend der \"Frugalität\" (frugal = einfach, mäßig, bescheiden) und \"Askese\" (Enthaltung, Selbstüberwindung) wiederzuentdecken. Der alte Wert- und Tugendbegriff des \"Maßes\" ist Jonas zufolge heute sogar in einem ganz neuen, erweiterten Sinn zu verstehen. Jonas wendet diesen Begriff nämlich auf die Hochtechnologie, besonders die Gentechnik, an. Er meint: Aufgrund möglicher negativer Folgen heutiger Hochtechnologien ist eine neu verstandene Askese geboten. Diese soll für die Nutzung heutiger Technik, aber auch schon für das Wissenkönnen um bestimmte Techniken (genetische Manipulation u.s.w.) gelten. Es wird also die Tugend einer \"technologischen Enthaltsamkeit\" vorgeschlagen. Die alte, früher religiös begründete Tugend der Askese hat damit einen ganz neuen, hochaktuellen Sinn erhalten.


3.4. Handlungsfolgen
Die heutige Ethik ist in hohem Maß durch die Fortentwicklung in der Hochtechnologie (also der Kerntechnik, der Gentechnologie, der Informationtechnologie usw.) herausgefordert. Handlungsfolgen sowie (unerwünschte) Nebenfolgen sind oft gar nicht mehr überschaubar, prognostizierbar und kalkulierbar. Es zeigt sich eine Grenze der Reichweite möglicher menschlicher Folgenverantwortung. Negative Folgen des Handelns sind im Zeitalter der Hochtechnologie unter Umständen nicht mehr rückholbar und nicht korrigierbar. Zu der Unüberschaubarkeit der Handlungsfolgen kommt also die Unumkehrbarkeit hinzu. Dieser Sachverhalt lässt sich z.B. an der Problematik der Freisetzung genetisch manipulierter Organismen in die Umwelt verdeutlichen. Jonas belegt die Unüberschaubarkeit sowie Unumkehrbarkeit der Folgen menschlichen Handelns am Beispiel von gentechnischen Eingriffen in den Menschen selbst: \"Fehlschläge mechanischer Konstruktion schrotten wir. Sollen wir dasselbe mit den Fehlschlägen biologischer Rekonstruktion tun? Unser ganzes Verhälntnis zu menschlichem Unglück und den davon Geschlagenen würde sich im antihumanen Sinn verändern.\"
\"Mechanische Kunstfehler sind reversibel (umkehrbar; wieder \"gutmachbar\"). Biogenetische Kunstfehler sind irreversibel.\"

 
 

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