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biologie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die funde von atapuerca; homo antecessor





1976 stießen Forscher in der Höhle "Sima de los Huesos" bei Atapuerca in Nordspanien auf höchst interessante menschliche Fossilien. Handelte es sich zunächst vor allem um kleinere Fragmente und Zähne, so wurde 1992 sogar drei gut erhaltene Schädel gefunden. Die Morphologie dieser Schädel unterscheidet sich klar von der des typischen Homo erectus und zeigt in verschiedenen Merkmalen - wie zum Beispiel in der Anatomie des Hinterhaupts - deutlich erkennbare Anklänge an die Morphologie des Neandertalers. Bis heute wurden in den 200.000 bis 300.000 Jahren alten Ablagerungen rund 1600 menschliche Fossilien entdeckt, die mindestens 32 Individuen zuzurechnen sind.
Damit ist die Fundstelle von "Sima de los Huesos" bei weitem die größte bekannte Ansammlung von mittel-pleistozänen menschlichen Fossilien überhaupt.
Auffallend bei diesen - vielleicht alle zu einer Population gehörenden - Individuen ist die große Variationsbreite in vielen wesentlichen Merkmalen. So finden sich z.B. große Differenzen in der Schädelkapazität zwischen den erwachsenen Individuen (1,390 ccm in Cranium 4, 1,125ccm in Cranium 5).
Die Exemplare von Simo de los Huesos gehören möglicherweise zur mittel-pleistozänen Art Homo heidelbergensis.

Eine weitere sehr bedeutende Fundstelle der Sierra de Atapuerca ist die Höhle "Gran Dolina". Die acht Meter mächtigen Grabungsschichten sind reich an menschlichen Fossilien, Artefakten und Fauna. So findet in den untersten Lagen der Gran Dolina das Kleinsäugetier Mimomys savini, das vor ungefähr einer halben Mio. Jahren ausgestorben ist und ein Marker für das Pleistozän darstellt. Schließlich ergaben paläomagnetische Untersuchungen der Dolina, das die Schichten, die menschliche Fossilien enthalten, mehr als 780.000 Jahre ( Unteres Pleistozän) alt sind.
Die Hominiden der Gran Dolina zeigen eine einzigartige Kombination
von archaischen und modernen Schädel-, Kiefer- und Zahnmerkmalen:
- einige Fossilien weisen am Gesichtsschädel eine Fossa canina auf. Diese Wangengrube ist ein wichtiges morphologisches Kennzeichen des anatomisch modernen Menschen. Weder Homo erectus, noch Homo heidelbergensis, noch die Neandertaler weisen diese Fossa canina auf. Erst bei den Fossilien moderner Menschen aus Afrika und dem Nahen Osten, mit einem Alter von 130 - bis 100.000 Jahren, hatte man die fossa canina identifiziert.
- kräftiger, doppelt geschwungener Überaugenbogen "double arched browridge" wie späterer Neandertaler bzw. chinesischer H. erectus
- Gehirnvolumen von ca. 1000 ccm
- Reduzierte Dicke des Corpus mandibulare (verglichen mit ergaster oder frühen erectus)
- Kleine Postcanine, die in ihrer Variationsbreite innerhalb von ergaster/erectus liegend

- Schaufelförmige Incisivi
- Mäßiger Taurodontismus (charakteristisch für erectus und heidelbergensis)
- Große I2 in der Dimension an heidelbergensis erinnernd
Diese verblüffende Mischung aus ursprünglichen und modernen Merkmalen, sowie das hohe Alter der Fossilien machen es unmöglich, sie einer bestehenden Spezies zuzuordnen. Aus diesen Gründen publizierte das Forschungsteam von Atapuerca 1997 in Science die Resultate der morphologischen und stammesgeschichtlichen Analysen und als Konklusion die Einführung einer neuen Spezies, Homo antecessor. Dies erforderte allerdings auch eine Umgestaltung des Hominidenstammbaumes. Nicht mehr Homo heidelbergensis, sondern Homo antecessor repräsentiert dann den letzten gemeinsamen Vorfahren des Neandertalers und des modernen Menschen.
Homo antecessor könnte sich in Afrika vor etwas mehr als einer Million Jahren aus Homo ergaster entwickelt haben. In weiterer Folge haben manche Populationen Afrika verlassen und sind in die Alte Welt eingewandert. Bis heute ist seine Präsenz lediglich in Europa gesichert. Seine evolutionäre Weiterentwicklung führte in Europa zu Homo heidelbergensis, die hiermit im engeren Sinne nur auf Europa beschränkt wäre, und dann schließlich zu den Neandertalern. Entsprechend dieser Hypothese brachte die Evolution derjenigen Gruppen, die aber in Afrika verblieben waren, die Linie hervor, aus der in späterer Zeit Homo sapiens, der anatomisch moderne Mensch entstanden ist.
Theoretische Kandidaten dieser Entwicklungslinie wären dann die afrikanischen Funde, wie etwa :

. Bodo (Äthiopien; 600.000 J.)
. Ndutu (Olduvai; 400.000 J.)

. Broken Hill (300.000 J)
die dann einer eigenen Kategorie, etwa H. rhodesiensis, zugeordnet werden könnten.

 
 



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