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wirtschaft artikel (Interpretation und charakterisierung)

Vorkriegsentwicklung





Von einer gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Japans kann erst seit Anfang des 17. Jahrhunderts gesprochen werden, da das Land vorher über mehrere Jahrhunderte von Bürgerkriegen geprägt war. Militärherrscher kämpften um die Vorherrschaft und die Perioden, in denen Japan als ein Land vereint schien, waren nur relativ kurz.
Dies änderte sich im Jahr 1603, als der Shogun (Feldherr) Tokugawa als Sieger aus den Machtkämpfen hervorging, und sogleich damit begann, eine straffe Staatsorganisation durchzusetzen.
Unter seiner Herrschaft brach Japan alle Kontakte zur Außenwelt ab, sowohl politisch als auch wirtschaftlich. Sogar die im Land verweilenden Kaufleute fremder Nationen wurden ausgewiesen.
Unterdessen wurden innerhalb der Landesgrenzen Reformen und Projekte durchgeführt, die zum Großteil die Produktivität der Landwirtschaft, die fast ausschließlich dem Reisanbau diente, steigern sollten. In drei Reformperioden wurden die Bewässerungsflächen vergrößert, der Terrassenanbau eingeführt sowie die Neulandgewinnung vorangetrieben. Die dadurch gewonnene Produktionssteigerung kam allerdings nicht den Bauern zugute, die zu jener Zeit etwa 80% der Bevölkerung Japans stellten. Sie blieben eine unterdrückte Volksgruppe, die an sog. "Daimyo", vergleichbar mit Lehnsherren nach europäischem Vorbild, gebunden waren.
Ihre Not schlug sich in zahlreichen Aufständen nieder, die jedoch allesamt niedergeschlagen wurden.
Trotz dieser Probleme erlebte Japan in dieser Periode eine lange Zeit des Friedens, die es den vorher durch den Militärdienst gebundenen Menschen, wie z.B. den Samurai, ermöglichte, in anderen Berufszweigen Fuß zu fassen. So kam es beim Binnenhandel zu einem langsamen aber stetigen Aufschwung.
Ein weiteres Anliegen der Militärregierung war der Auf- und Ausbau der Infrastruktur, wodurch das Wirtschaftswachstum ebenfalls vorangetrieben wurde.
Allerdings kam es zu einer Stagnation im wissenschaftlich-technologischen Sektor, der von staatlicher Seite weitestgehend vernachlässigt wurde. Ein weiterer Grund für den Stillstand war auch die Isolation des Landes, wodurch keine Innovationen fremder Nationen mehr nach Japan gelangten.
Aufgrund mangelhafter Technik im Bergbaubereich kam es Anfang des 18. Jahrhunderts sogar mehrmals zu Münzmetallknappheit, wodurch es wiederum eine Preissteigerung gab. Diese machte vor allem den ärmeren Bevölkerungskreisen, insbesondere den Bauern, zu schaffen, deren Not somit alles andere als gelindert wurde.
Auch die Amtszeit des 8. Shogun Yoshimune (1716-1745) konnte daran wenig ändern, obwohl er im Vergleich zu seinen Vorgängern sehr aufgeschlossen war und in der wirtschaftlichen Isolation keinen Segen sah. Er konnte sich trotz seiner Position nicht mit seinen Vorstellungen durchsetzen und so geriet das Land in eine langandauernde Periode wirtschaftlicher Rezession.
Die zum Großteil völlig verarmten Bauern verließen ihre Ländereien und zogen in die Städte, in der Hoffnung, dort Arbeit zu finden. Gegen diese Landflucht war das Regime machtlos, konnte aber die aus der sozialen Ungerechtigkeit hervorgehenden Unruhen niederschlagen.
Die Forderung einer wirtschaftlichen Neuorientierung, die dem Land wieder auf die Beine helfen sollte, wurde überhört.
Die Wende in der japanischen Wirtschaftspolitik wurde durch das Auftauchen eines US-Kanonenbootgeschwaders in der Bucht von Tokyo am 31. März 1854 eingeläutet.
Der Kommandant erzwang dadurch die Unterzeichnung des sog. "Vertrags von Kanagawa", der die Öffnung von zunächst zwei Häfen für den Handel zwischen den USA und Japan vorsah.
Ähnliche Verträge wurden auch mit mehreren anderen Staaten abgeschlossen, u.a. mit Frankreich, Russland, Großbritannien und Niederlanden (1858) sowie Preußen (1861).
Diese durch extremen internationalen Druck erfolgte Aufgabe der Isolation verursachte eine innenpolitische Krise. Die Tokugawa-Herrschaft geriet ins Wanken, da sich, ermutigt durch die US-amerikanische Intervention, eine starke Opposition bildete, die zum Großteil der ehemaligen Kaiserfamilie nahe stand.
Am 3. Januar 1868 kam es schließlich zur Machtübernahme durch Kaiser Mutsuhito, der seiner Regierungsperiode den Namen Meiji (aufgeklärte Regierung) gab.
Unter seiner Herrschaft vollzog sich der Wandel Japans vom agrarischen Feudal- zum modernen Industriestaat nach westlichem Vorbild.
Neue Fabriken wurden aus dem Boden gestampft, die dem Heer der in Armut lebenden Bauern neue Arbeitsplätze gaben.
Im Ausland wurden die neuesten Produktionsmethoden genau studiert, und ausländische Fachkräfte ins Land geholt, die die rasche Industrialisierung vorantrieben. 1875 weilten schon fast 600 Experten im Land, 1890 dann schon fast 3000.
Das Ziel der Industrialisierung bestand darin, mit den Staaten der westlichen Welt wirtschaftlich gleichzuziehen. Obwohl Japan mit diesen Staaten umfangreiche Handelsbeziehungen knüpfte, stand man dem Ausland jedoch äußerst skeptisch gegenüber, was auch in fremdenfeindlichen Ausschreitungen zum Ausdruck kam.
Das Hauptaugenmerk lag zunächst auf der Textilindustrie, die durch die kaiserliche Regierung besonders gefördert wurde.
Durch gezielten Kapitaleinsatz wurde ab 1885 dann ebenfalls die Eisenindustrie gefördert, die für die geplante Aufstockung des Militärs sehr wichtig war. Zudem begann der Aufbau eines Telegraphennetzes.
Die bis zu diesem Zeitpunkt vorhandene Monopolstellung des Staates in den meisten Industriebereichen ging dann nach und nach verloren, da es zu vielen Neugründungen von privaten Personen kam, die an dem allgemeinen Wirtschaftsaufschwung teilhaben wollten und ihn sogar noch verstärkten.
Allerdings geschah dies in vollem Einvernehmen mit der Regierung, die ihre zu Beginn der Industrialisierung errichteten Fabriken größtenteils privatisierte und kleineren Betrieben finanziell unter die Arme griff. Die Übernahme der ehemaligen Staatsbetriebe erfolgte insbesondere durch politisch einflussreiche Familien.
Im landwirtschaftlichen Bereich kam es, dank der Modernisierung der Produktion, zu einem Überschuss an Gütern, wie z.B. Reis und Rohseide, der nun exportiert werden konnte.
Aus den Erlösen wurde die weitere Modernisierung in diesem Bereich finanziert, sodass die Selbstversorgung zumindest bei bestimmten agrarischen Produkten zunächst gesichert war.
Allerdings war die Ende des 19. Jahrhunderts zum führenden Industriezweig aufgestiegene Textilindustrie in immer größerem Maße auf Importe von Rohbaumwolle angewiesen, die vor allem aus den USA und aus Indien bezogen wurde.
Und auch im Bergbau zeigte sich rasch, dass Japan nicht in der Lage war, den stetig wachsenden Bedarf an Rohstoffen zu decken, der für die aufstrebenden Industrien dringend notwendig war.
Daher mussten vermehrt Rohstoffe wie Eisen, Kohle oder Erdöl eingeführt werden, wobei der Export in einem immer stärkerem Maße Fertigwaren beinhaltete, und der Anteil an landwirtschaftlichen Produkten sank.
Der Wandel vom Agrar- zum Industriestaat war somit vollzogen.
Ebenso war die Herausbildung einer "Dualen Struktur" zu beobachten, da neben den modern ausgerüsteten Fabriken, die den Großteil der Exportwaren produzierten, eine Vielzahl arbeitsintensiver Mittel- und Kleinbetriebe existierte.
Unter den modernen und vom Staat besonders geförderten Industrien spielte die Elektroindustrie eine immer stärker werdende Rolle.
Neben der Industrie bildete sich zudem der tertiäre Sektor heraus, in dem im Jahr 1902 fast ein Drittel aller erwerbstätigen Japaner Arbeit fand.
Während des ersten Weltkriegs erlebte dann die Schwerindustrie einen Entwicklungsschub, da die Rüstung weiter vorangetrieben wurde und es kam zu einer zunehmenden Konzentration der Industrie in den Küstenstädten, in denen die Bevölkerung zu jener Zeit wanderungsbedingt stark anwuchs. Zudem war dort die Bildungssituation im Vergleich zu den übrigen Landesteilen besser, sodass es ein Heer an Fachkräften gab.
Außerdem spielten natürlich die Überseehäfen dieser Städte eine entscheidende Rolle, über die der Großteil des Außenhandels ablief.
Mit der Machtübernahme der Militärs im Jahr 1932 änderte sich die Zielsetzung der Wirtschaft, die nun wieder verstärkt durch die Regierung gelenkt wurde.
Es erfolgte eine starke Förderung der Schwerindustrie im Zuge der Kriegsvorbereitung sowie der Schutz der einheimischen Industrien durch Handelshemmnisse.
Der Krieg sollte Japan dabei u.a. die Kontrolle über weite Teile Südostasiens bringen, sodass die dortigen Rohstoffe dem selbst rohstoffarmen Land dienen konnten.
Bereits 1927 wurde diese Absicht mit dem sog. "Tanaka-Memorandum" deutlich.
Dieses sah "die Errichtung eines expansiven großasiatischen Wirtschaftsblocks mit Japan als Zentrum" vor.
Ein Grund für die Zustimmung, die die neue Regierung bei der Bevölkerung hatte, mag in den Folgen der Weltwirtschaftskrise gelegen haben, die Japan 1929/30 trafen.
Zu diesem Zeitpunkt wurde den Japanern ihre Abhängigkeit vom Weltmarkt bewusst, die sich vor allem auf die Rohstoffabhängigkeit gründete. Mit dem Schutz der nationalen Wirtschaft durch protektionistische Maßnahmen sowie dem Ausnutzen der Rohstoffe der Nachbarländer erhofften sie sich eine neue Unabhängigkeit, die zu einer Verbesserung der Lage führen sollte.
Mit der Besetzung Koreas und der Mandschurei schienen diese Ziele zunächst erreicht.
Obwohl es für den einfachen Arbeiter keine Verbesserung in Form von Lohnerhöhungen gab, verbesserte sich die gesamtwirtschaftliche Situation bis zum Jahr 1939 jedoch deutlich.
So lag Japan zu diesem Zeitpunkt beim Welthandel an fünfter Stelle, mit Importen in Höhe von 757 Mio. US-$ und Exporten in Höhe von 928 Mio. US-$, wobei hauptsächlich in die besetzten Gebiete exportiert wurde. Außerdem war Japan in den 30er Jahren eines der Hauptausfuhrländer industrieller Fertigwaren, wobei auch hier vornehmlich der asiatische Markt bedient wurde.
Dieses Wachstum basierte allerdings auf der schlechten Situation der Arbeiter, die in keiner Form sozial abgesichert waren. Dies bewirkte die Bildung von Gewerkschaften, die zunächst jedoch durch staatliche Gegenmaßnahmen nur wenig Macht ausüben konnten.
Der größte Teil des zu dieser Zeit erwirtschafteten Überschusses diente einzig und allein der weiteren Rüstung und dabei insbesondere dem Ausbau der Marine. Auch die Besatzungsarmee in den annektierten Gebieten, die zeitweilig auf ca. 1,5 Mio. Mann angewachsen war, verursachte enorme Kosten.
Trotz dieser Belastung betrug das durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstum Ende der 30er Jahre etwa 4% und war somit höher als das Wachstum zu Beginn der Dekade (3%).

 
 



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