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wirtschaft artikel (Interpretation und charakterisierung)

Polnischer katholizismus heute



Die heutigen Auseinandersetzungen über die Form des polnischen Katholizismus, sind im hohen Maße in die Kategorien verwickelt, die die Vergangenheit betreffen. Die alte Generation, die sich noch an den Katholizismus der Zwischenkriegszeit erinnert, ist nicht in der Lage, die kulturelle Vielfältigkeit damaliger Zeit zu vergessen und zwangsläufig versucht sie sich selbst und anderen zu beweisen, dass wir heute genau vor derselben Klerikalisierungsdrohung des politischen und kulturellen Lebens stehen. Zu den typischen Vertretern der obengenannten Denkweise gehört Czeslaw Milosz-Dichter und Nobelpreisträger, der eine hohe moralische Autorität ist. Ihren Anteil daran hatte auch die sogenannte \"Polonia\", d.h. die Emigration der polnischen Bevölkerung, die sich in den verschiedenen Zeiten in verschiedener Stärke wiederholte. Es ist interessant, dass die Periode, in der sie das Land verlassen haben, überwiegend ihre Denkweise und eine bestimmte Sichtweise der polnischen Probleme so aufzwang, in dem sie eigenartige Denkfossilien produzierte. Zu den wichtigsten Zentren gehörte Paris, London, Chicago und New York. Zu den einflussreichsten Schriftstellern gehörte Witold Gombrowicz, Gustaw Hering-Grundzinski und der schon erwähnte Czeslaw Milosz. Auch wenn es in den letzten Jahren zu einer eigenartigen Mischung des Emigrationsschaffens mit der Tätigkeit der im Lande wirkenden Schöpfer gekommen ist, bildet diese Vergangenheits-Stigmation ein kennzeichnendes Diskussions-Merkmal, zumal wenn es um die Anwesenheit der Kirche im kulturellen und politischen Leben geht. Darauf kann die Schwäche des Emigrationskatholizismus beruhen, der keine Denkenskategorien erarbeitet hat, die erlauben würden, Nachkriegserfahrungen ins bewusste Glaubensempfinden schöpferisch einzufügen. In der Tat übt er vor allem die sogenannte Dienstleistungstätigkeit aus (Sakramente, Zelebrierung der patriotischen Feste) und betonte vor allem die \"Trostfunktion\" der Religion und ihre Rolle als ein Träger der Nationalwerte mit einem deutlichen folkloristischen Akzent. Es wird auch nur durch die Tatsache bestätigt, dass die theologische Literatur, die in der Emigrationszeit entstanden ist, auf keine wesentliche Weise die Heimatreflexionen nach dem Sturz des Kommunismus bereichert hat. Offensichtlich kann man die umfangreiche finanzielle Hilfe und moralische Unterstützung von Seite der Polonia nicht bestreiten, die der in damals schweren Verhältnissen unter der kommunistischen Regierung wirkenden Kirche geleistet wurden. In den historischen und soziologischen Analysen wird ausführlich und vielseitig der Typus Polen-Katholik interpretiert, dessen Wurzeln noch auf die Konfessionsauseinandersetzungen des XVI. und XVII. Jahrhunderts zurückgehen. In der Vergangenheit und besonders im Siege des Katholizismus sieht man die Schwäche des polnischen theologischen und philosophischen Gedanken, der das Syndrom von der belagerten Festung nicht loswerden kann. In einer solchen Fassung sieht der Pole=Katholik die Wirklichkeit in schwarz-weiß-Farben dabei soll alles, was den geprüften christlichen Werten nicht entspricht, abgelehnt und um jeden Preis bewältigt werden. In dieser Denkenspolarität liegt die Hauptursache einer intellektuellen Schwäche der Polen, die sich das Denken und die Fähigkeit der schöpferischen Auseinandersetzung mit Andersdenkenden abgewöhnt haben. Durch eine solche Denkweise ist sehr stark das Schaffen von Professor Josef Tischner, Diözesan-Priester aus Krakau, und von Adam Michnik, Chefredakteur von \"Gazeta Wyborcza\", der einflussreichsten zusammen mit der Bewegung Solidarnosc entstandenen Tageszeitung, gekennzeichnet. Der Gegenstand der Auseinandersetzung ist die Kirche, die vor allem als eine Hierarchie und Klerus betrachtet wird. Interessant ist auch, dass die Wochenzeitschrift \"Tygodnik Powszechny\", ohne Zweifel ein Blatt, das in der Zeit des Kommunismus die einzige Informationsquelle und Formationsmöglichkeit für die katholische Intelligenz bildete (zusammen mit dem Verlag \"Znak\", man soll auch die Bücher erwähnen, die vom Verlag Pax herausgegeben wurden; jedoch dem Verlag selbst, wie auch den Leuten, die mit Pax verbunden waren, wurde eher durch seine Loyalität der kommunistischen Regierung gegenüber Misstrauen gezeigt), sich aktiv an diese Kritik angeschlossen hat, besonders an die Kritik an den Klerus und an zu radikal denkende katholische Laien (nach den Ansichten von TP phantastisch denkenden). Es bleibt aber die Frage offen, ob edelmütige Absichten ebenso vornehme Früchte gebracht haben? Ob diese streitsüchtige Journalistik nicht der Grund für die Antagonisierung der Menschen war, die in der nächsten Vergangenheit demselben Lager angehörten?

Eine wesentliche Rolle in der Ergänzung des modernen Bildes von der katholischen Kirche in Polen bildet die sich wandelnde Funktion des Ordens. Es ist bekannt, dass Polen das einzige Land unter den kommunistischen Staaten war, in dem die Orden überlebt haben. Ihre Rolle war aber sehr begrenzt und ihr Bestehen ständig bedroht. Dank der klugen und zugleich unnachgiebigen Politik von Primas Stefan Wyszynski haben sie überstanden. Der Preis, den sie aber dafür zahlen mussten, war aber eine fast vollkommene Unterordnung den Bischöfen gegenüber und eine ungewöhnliche Begrenztheit der Tätigkeitsmöglichkeiten. In der Praxis bedeutete das, dass die Rolle der weiblichen Orden auf den zweitrangigen Dienst bei den Pfarrkirchen zurückgeführt wurde. Die männlichen Orden wurden praktisch zu Pfarrgemeinden. Die ersten Veränderungsanzeichen konnte man schon Ende der Sechziger Jahre beobachten, als die ersten Auslandsreisen zu den Mitbrüdern und Mitschwestern gegenseitig unternommen werden konnten und insbesondere die Möglichkeit, die besonderen Tätigkeitsbereiche aller Orden in der Welt kennen zu lernen und diese Engagementmöglichkeiten im eigenen Lande aufzudecken und durchzusetzen. Auf diese Weise haben diese Leute die Erfahrung gemacht und nach den politischen Veränderungen der 80er Jahre waren sie in der Lage, die neuen Aufgaben zu erfüllen, vor denen jetzt der jeweilige Orden stand (z. B. akademischer Unterricht, Schrifttum, Anwesenheit in den Massenmedien usw.). Viele von diesen Leuten sind jetzt im Leitungsteam ihrer Orden. Dank den Orden konnte die Gegenüberstellung mit der sich verändernden Kulturwirklichkeit nicht so schmerzhaft sein, da sie zu eigenartigen Laboren werden konnten, die die neuen Daseinsformen in der Welt ausarbeiteten. Das Schöpfen von wesentlichen Erfahrungen (eine verhältnismäßig große Rolle der Laien, ein bewussterer und angemessenerer Anteil von Frauen am Leben der Kirche, ein größeres ökologisches Bewusstsein usw.) erlaubt uns die unnötigen Spannungen und Konflikte zu vermeiden. Unterschiedliches Verstehen der Rolle der Kirche ist auch die Quelle der gegenseitigen Abneigung zwischen den Parteien des Lagers, die ihren Ursprung in Solidarnosc hatten; andererseits sieht sie in der Anknüpfung an patriotische und katholische Tradition sowohl die Gefahr, in die \"Krähwinkelei\" zu verfallen als auch die Gefahr vom Rückgang der internationalen Selbstbehauptung Polens. Das der Christlich-Nationalen Vereinigung (ZCHN) nahestehende Lager dagegen sieht eben im Festhalten an eigener Tradition und christlichen Werten die einzige Chance für Bewahrung eigener kultureller und politischer Identität. Man darf dabei die Parteien, die ihren Ursprung im Kommunismus hatten, nicht außer acht lassen. Ihr Sieg in den freien Wahlen 1993 zeugt davon, dass sie an Bedeutung nicht verloren haben. Kompromittiertes kommunistisches System, wirtschaftlicher Ruin, offener Kampf mit der Kirche und der gesamten nicht nur geistlichen Tradition im Laufe der letzten fünfzig Jahre würde nicht ausreichen, die Gesellschaft vor allem ihr anschließen würden, die von der Parteiangehörigkeit politisch und materiell profitieren könnten.

Nicht ohne Bedeutung ist die Perzeptionsweise der Lehre von Papst Johannes Paul dem Zweiten, in der die Komplexität seiner Gedanken und seine Offenheit auf die kulturellen und politischen Veränderungen nicht beachtet wird. Sie wird in die Vergangenheitsformen hineingepresst und danach verliert sie an ihrer eigentlichen Kraft und Neuerungsstärke als einen konkreten Vorschlag für die Lösung von Problemen unseres Landes. In dieser so kurzen Darstellung ist schon zu sehen, wie weit man von dem ist, was das II. Vatikanische Konzil zur Rolle der Kirche und ihrer Anwesenheit in der zeitgenössischen Welt gesagt hat. Missbrauch und Skandal sind die häufigsten Themen der angriffslustigen und oft bei der Darstellung der Kirche und ihrer Realität einseitigen Presse. Langsam sind wir die Zeugen des Erwachens vom neuen Bewusstsein. Es gibt schon Ansätze der Fachjournalistik, aber sie lassen sich auf dem sogenannten Markt nur vom Schöpfer selbst bemerken. Sie sind noch ganz spärlich und haben praktisch keinen Einfluss auf die Gesellschaft. Ein eigenartiges Phänomen stellt das Radio Maryja dar, das von den Patern Redemptoristen in Thorn initiiert wurde. Das Niveau und Stil der Sendungen ist schon strittig - sogar für die Kirche selbst (hauptsächlich dank der Person seines Direktors Pater Rydzyk). Man muss aber sagen, dass es ohne Zweifel den Bedürfnissen der breiten Kreise unserer Gesellschaft entspricht und im gewissen Sinne ein Abbild des sogenannten allgemeinen polnischen Katholizismus ist.

 
 

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