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musik artikel (Interpretation und charakterisierung)

Musik verstehen


1. Konzert
2. Jazz



Ich möchte nun die Musik Stockhausens in sechs Abschnitten vorstellen. Dabei ist es für das Verständnis der meisten Kompositionen wichtig, die Musik nicht nur konventionell zu rezipieren, sondern auch durch Kenntnisse der künstlerischen und geistigen Zusammenhänge - letzlich auch über die adäquate Weise des Hörens - einen Zugang zu bekommen. Diese einführenden n Überblick soll der heutige Vortrag inkl. einiger Klangbeispiele bieten
Wer es nicht gewohnt ist, sich mit zeitgenössischer Musik zu beschäftigen, wird mit einiger Wahrscheinlichkeit Probleme beim Hören von Stockhausens Musik haben. Altvertraute Muster z.B. im Melodischen und Rhythmischen sind hier offensichtlich völlig verschwunden und eine Orientierungsmöglichkeit scheint in weiter Ferne. Diese Schwierigkeiten der musikalischen Wahrnehmung sind dem Komponisten selbstverständlich genauestens bekannt und Stockhausen hat sich immer wieder detailliert zu diesen Fragen geäußert. So schrieb er viele Anleitungen zum Hören und zur Rezeption seiner Werke. Bevor ich auf die Werke im einzelnen eingehe, möchte ich Ihnen eine seiner Hilfestellungen als Zitat vorlesen. Ob diese Ihnen heute schon helfen wird, das KLAVIERSTÜCK XI zu verstehen, vermag ich nicht vorherzusehen, denn in die Musik Stockhausens kann man natürlich nur im Laufe eines langen Lernprozesses hineinwachsen. Zumindest kann der Text aber aufzeigen, welche Perspektiven des musikalischen Verstehens es gibt.
\"1952 habe ich den Plan für 21 KLAVIER-STÜCKE entworfen, und 14 dieser Stücke sind bis 1986 geschrieben.
KLAVIER-Musik betrifft jeden Musikliebhaber mehr als andere Musik, weil er begreifen kann, was mit 2 Händen und 10 Fingern möglich ist.
Wer meine KLAVIERSTÜCKE mit größtem Gewinn hören will, überspielt sie auf eine Kassette, zieht sich Kopfhörer an, schließt die Augen, setzt sich in Gedanken vors Klavier und bewegt die Hände und Finger - im Geiste, besser noch direkt körperlich - synchron, und auf den Tasten parallel, mit der Musik.
Dabei wiederholt man jedes Stück und einzelne Passagen so oft, bis man mit dem Pianisten einigermaßen zusammen ist.
Man wird sich dabei bewußt, daß diese Musik einen neuen Menschen ausbildet, der man noch nicht ist und den es noch nie auf diesem Planeten gegeben hat. Einen Menschen, der nicht nur2 Musik miterleben kann, die ähnlich ist wie Herzklopfen und Atmen und Gehen und Laufen und Hämmern und Sägen und Schwimmen und Radfahren und Tanzen und Sexeln, sondern der in involutionären Melodien, Rhythmen, Lautstärken räumliche und zeitliche Unterschiede, Sprünge, Kurven, Richtungsänderungen mitmachen kann, die man bisher für \"übermenschlich\" gehalten hatte.
Wenn man es überhaupt für erstrebenswert hält, zeitliche und räumliche Erlebnisse von anderen Lebewesen nachzuempfinden, die schneller oder langsamer, enger oder weiter als der Mensch leben (Insekten, Fische, Vögel, Pflanzen, Bäume, Wolken usw.), so erreicht man das eigentlich nur durch einige wenige Werke neuer Musik, die nicht länger den Menschen so bestätigen, wie er heute ist, sondern ihn auf eine unendliche Reise in seine eigene Zukunft mitnehmen.
In diese Musik steigt man ein wie in ein geistiges Fahrzeug, von dem Moment an muß man mit äußerster Konzentration aufpassen, daß man möglichst alles mitkriegt und nicht herausfällt.
Gott sei Dank können wir selbst bei so relativ kleinen musikalischen Raumschiffen und Zeitmaschinen wie den KLAVIERSTÜCKEN erfahren, daß wir beim Mitspielen im Geiste auch zum tausendsten Male noch Fehler machen, und es ist ein gutes Zeichen: da ist wirklich etwas zu holen, da wächst man über sich selbst hinaus und läßt jedesmal ein Stückchen des schwerfälligen Sackes hinter sich, den man von den Säugetieren dieses Planeten geerbt hat.
Wollte man nur einmal einen Anfang machen, so könnte man ja versuchen - und wäre es auch nur ein lustiges Spiel -, so ähnlich zu sprechen wie KLAVIERSTÜCK I [Hervorhebung LF].
\"Verstehen\" bedeutet doch eigentlich erst, sich innerlich im gehörten Rhythmus, in der gehörten Melodie und Hüllkurve genau mitbewegen zu können.\"
K. Stockhausen 20.7.1986 aus: Programmheft zu den Interpretations- und Kompositionskursen... Kürten 1998, S. 30
Klangbeispiel: CD: Darmstadt Vol.1[12]; KLAVIERSTÜCK XI 1956 (David Tudor am 8.9.59 bei den Ferienkursen in Darmstadt)

 
 



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