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musik artikel (Interpretation und charakterisierung)

Besprechungen einzelner werke


1. Konzert
2. Jazz



4.1 Prélude à l'après-midi d'un faunebr />
Diese Komposition war Debussys erstes Meisterwerk und eine seiner berühmtesten überhaupt. Ins Deutsche übersetzt "Vorspiel zum Nachmittag eines Fauns", basiert das ungefähr 10-minütige Stück auf einem Gedicht von Stéphane Mallarmé, L'après-midi d'un faune. Darin wird ein Faun beschrieben (das ist so etwas wie ein Hirtengott oder dergleichen), der vor sich hinträumend Flöte spielt und zwischendurch diversen Nymphen und Najaden erfolglos hinterher jagt. Die Uraufführung von Prélude à l'après-midi d'un faune fand 1894 statt und wurde später vom Balletttänzer Nijinsky für das Russische Ballett umgesetzt.
Debussy plante ursprünglich eine Suite in drei Teilen: Prélude, Interlude et Paraphrase pour l'après-midi d'un faune, was er auch schon in das Programm eines Konzerts hatte eintragen lassen. Er wurde jedoch nicht rechtzeitig fertig, und mit Verzögerung wurde somit nur Prélude à l'après-midi d'un faune aufgeführt. Dieses Vorspiel ist nicht als Zusammenfassung von Mallarmés Gedicht nach Art der Programmmusik zu verstehen, sondern als freie Erläuterung, die den Hörer in die richtige Stimmung dafür versetzen soll.
Das Werk weist einige musikalische Besonderheiten auf. Auf der Seite der Instrumente wäre das erst einmal die Besetzung, bei der Debussy Trompeten, Posaunen und Schlagzeug weglässt. Das Instrumentarium besteht aus drei Flöten, je zwei weiteren Holzbläsern, vier Hörnern, zwei Harfen und den Streichern. Auf der musikalischen Seite, wesentlich interessanter, lässt sich eine besondere Struktur belegen. Prélude à l'après-midi d'un faune baut auf einem mittlerweile berühmten Kernthema auf, das im ganzen Werk insgesamt zehn Mal vorkommt. Es wird jedoch immer mit unterschiedlichen Harmonien unterlegt (harmonisiert), so dass man von einer Variationsform sprechen könnte. Das Stück beinhaltet jedoch einen Mittelteil, dessen Ursprung in der dreiteiligen Liedform liegt. Deshalb ist genauso gut eine Einteilung nach dem Schema A-B-A' möglich und zulässig.
Man könnte Prélude à l'après-midi d'un faune demnach als eine Kombination aus Variations- und dreiteiliger Liedform ansehen. Als weiteres Merkmal ist noch das Thema selbst zu nennen, das in einem Tritonus-Raum zwischen g und cis pendelt und für eine Reihe von passenden Harmonien offen ist.
Die Prélude beginnt mit dem Kernthema, zunächst noch ohne Harmonisierung. Kurz danach folgt wieder das Thema, diesmal mit, und die dritte Harmonisierung ist die erste, die das Ohr entspannen lässt. Beim vierten Aufklingen wird das Thema rhythmisch etwas verändert, und im Hintergrund des fünften wird die für Debussy charakteristische Ganztonleiter verwendet. Eine Oboe führt schließlich das zweite Thema des Stückes ein, was die Überleitung vom ersten Teil, dessen Grundtonart übrigens E-Dur ist, zum Mittelteil in Des-Dur ermöglicht. Die hastige Nymphenjagd des Fauns dauert nicht lange und verflüchtigt sich zugunsten einer romantischen Stimmung, die den gesamten Mittelteil unterlegt. Hier wird auch das zweite Thema miteinbezogen und mit einem neuen Element kombiniert, das Kernthema wird im Mittelteil nicht angespielt. Nach dem Ende des B-Teils wird der A'-Teil mit einer erneut unterschiedlichen Harmonisierung des Hauptthemas eingeleitet, das im gleichen Zug eine Variation mit verkürzten Notenwerten mit einschließt. Diesen Nachsatz enthält auch des Themas siebente Präsentation. Anschließend kombiniert sich die achte Variante mit einem Element aus dem Mittelteil. Die neunte Harmonisierung ist von zarten Streichern umgeben, während die zehnte und letzte eine gewissermaßen überraschende, aber sehr eindrucksvolle Harmoniefolge übernimmt, diesmal von Hörnern gespielt. Dieser weiche Ausklang des A'-Teiles, der im Vergleich zum ersten Teil etwas verkürzt wurde, ist gleichzeitig auch das Ende des Stückes, das mit diesem schwebenden Schluss in die richtige Stimmung für Mallarmés Gedicht versetzt.


4.2 La Mer

La Mer wurde mit Drei symphonische Skizzen für Orchester unterbetitelt und ist eines der großen Meisterwerke Debussys. Das Werk wurde nach 1½ Jahren Arbeit 1905 in Paris uraufgeführt und stieß dabei teilweise auf Widerstand und schlechte Kritiken, was allerdings eher dem Unverständnis der Kritiker als der Qualität der Komposition zuzuschreiben ist.
Debussy wollte mit La Mer über seine bisherigen Werke hinausgehen und nicht noch einmal Pelléas et Mélisande oder die Sirènes aus den Nocturnes wiederholen. Er versucht damit, seine Erinnerungen und Eindrücke festzuhalten, die er als Kind erfahren hat, als ihm mit seinem Onkel Achille Arosa ein Aufenthalt am Meer erfahren hat.
La Mer besteht aus drei Sätzen, die folgendermaßen betitelt sind:
1. De l'aube à midi sur la mer (Vom Morgengrauen bis zum Mittag auf dem Meer)

2. Jeux de vagues (Spiel der Wellen)
3. Dialogue du vent et de la mer (Zwiegespräch zwischen Wind und Meer)

Im ersten Satz wird angedeutet, wie sich das Meer im Lauf des Vormittags entwickelt. Das zeigt sich insbesondere in der Struktur, in Zuerst baut sich das Klanggebilde der Komposition langsam auf, wobei man kaum feste Strukturen erkennen kann. Erst mit der Zeit verdichtet sich der Klang und wird schließlich von einer Melodie, gespielt von Hörnern, ergänzt. Es sind schließlich auch regelmäßige Bewegungen von Streichern und Holzbläsern erkennbar, die unzweifelhaft das Auf- und Abwogen der Wellen andeuten sollen. Das Erscheinen von Solo-Instrumenten, zusammen mit einer Steigerung der Intensität, führt schließlich zu einem Hornruf, nach welchem sich das Klanguniversum wieder aufzubauen beginnt. Über Celli, weitere Streicher-Bewegungen und nachfolgende Melodien kommt der erste Satz zu seinem Höhepunkt, in dem sich die ganze Pracht des Meeres zeigt.
Der zweite Satz legt sein Hauptaugenmerk darauf, mit schnell hintereinanderfolgenden Ereignissen, wie kurzen Akkorden oder angedeuteten Melodien, das stetige Spiel der Wellen einzufangen, das immer in Bewegung bleibt. Er beginnt mit einem Thema des Englischhorns, das sich aber bald zugunsten einer Streichermelodie verflüchtigt. Diese wird mit
Harfen-Glissandi abgeschlossen, danach kommen sowohl Violine, Oboe und Cello zu ihrer Solo-Einlage. Die anfängliche Violinmelodie wird von Flöten wieder aufgenommen. Die nunmehr ruhige, aber doch bewegte Stimmung steigert sich allmählich zu einer Verdichtung und kommt nach einer sehr bewegten und intensiven Phase wieder zur Ruhe.
Die Intentionen des letzten Satzes berufen sich auf die Auswirkungen des Windes auf das Meer und folglich die Wellen, die der Wind herbeiruft. Zuerst bewirkt er nicht zu viel, doch allmählich nimmt die Stärke des Windes zu. Die anfänglichen Figuren der Streicher werden von Holzbläserakkorden aufgelockert und mit der Zeit immer mehr verdichtet. Nach einer Steigerung mit anschließendem Höhepunkt wird das Wetter freundlicher und mit Hilfe einer längeren Bläsermelodie wird in den gleichfalls langen Schlussteil übergegangen, dessen Merkmale feierliche Blechbläserakkorde und bewegte Streicherfiguren sind. Zuletzt kommt der Wind noch einmal stark zu Vorschein und beendet den dritten Satz.

4.3 Children's Corner (mit besonderem Augenmerk auf Golliwogg's cake walk)

Children's Corner ist eine Sammlung bestehend aus 6 kurzen Klavierstücken, die Debussy seiner Tochter Chouchou widmete und 1908 veröffentlicht wurde, es wurde eher als unterhaltende Komposition konzipiert. Entgegen dem Titel ist es nur von fortgeschrittenen Klavierspielern zu beherrschen. Dieses Werk kennzeichnet sich dadurch, dass die Stilmittel auf die einfachste Form reduziert sind, somit werden die Stücke zu musikalischen Skizzen, in denen neue Ideen ausprobiert werden. Es wurde ziemlich sicher auch von Modest Mussorgskis Kinderstube beeinflusst. Dass fünf der sechs Titel in Englisch gehalten sind, haben wir wahrscheinlich Debussys Sympathie gegenüber England und seinem englischen Kindermädchen zu verdanken.
Children's Corner besteht aus den Stücken

Doctor Gradus ad Parnassum,
Jimbo's Lullaby,

Serenade for the Doll,
The snow is dancing,

The little Shepherd,
und Golliwogg's cake walk.

Doctor Gradus ad Parnassum spielt auf das Etüdenwerk Gradus ad parnassum von Muzio Clementi an. Es beinhaltet etüdenhafte Elemente, eher als Parodie auf große Etüden zu verstehen, die sich jedoch verselbstständigen und ins Träumerische schwenken. Debussy gab den Ratschlag, dieses Stück als Gymnastik für die Finger jeden Morgen zu spielen.
Jimbo's Lullaby ist ein Schlaflied für einen Elefanten. Es kennzeichnet sich vor allem durch die Anwendung des Sekond-Intervalls und des Legato.
Serenade for the Doll nimmt sich als Anregung das Spiel mit einer Puppe. Die musikalischen Besonderheiten dieses Stücks sind ein enger Tonraum, der auch ein Ineinandergreifen der Hände erfordert, und Melodie-Parallelen zu anderen Werken.
The snow is dancing ist das am schwierigsten zu spielende Stück aus Children's Corner und verarbeitet die Stimmung einer Winterlandschaft. Die schnell aufeinander folgenden Sechzehntel nehmen Bezug auf die umherschwirrenden Schneeflocken. Es steht in d-Moll, was auch beim "kalten" Stück Des pas sur la neige aus den Préludes verwendet wird.
The little Shepherd setzt die Eindrücke eines Hirten, dessen Lieder und der umgebenden Landschaft um. In einem ähnlichen Umfeld wie Prélude à l'après-midi d'un faune spielend, benutzt es auch den gleichen Tonraum wie ebendieses.

Golliwogg's cake walk wurde wie Serenade for the doll von einer Puppe inspiriert. Der Golliwogg ist eine Puppe, die einem Schwarzen nachempfunden ist, und wurde von der englischen Illustratorin Florence Upton erfunden. Er war Protagonist in einer Serie von Kinderbüchern, die von 1895 bis 1912 geschrieben wurden, und bis in die 50er Jahre als Spielzeug sehr beliebt.
Die musikalische Ausgangsbasis, der Cakewalk, hat seinen Ursprung in amerikanischer, schwarzer Musik und ist ein naher Verwandter des Ragtime. Debussy lernte den Cakewalk bei Aufführungen von John Philip Souza kennen, der als Interpret auch in Europa Cakewalks spielte. Wie beim Jazz, dem Nachfolger des Ragtime, kann man auch bei diesem Stück kaum etwas falsch spielen, so lange man die richtigen Noten trifft. Es funktioniert mit einer relativ großen Auswahl von Geschwindigkeit und Dynamik. Aufgrund dieser eindeutigen Merkmale wurde Golliwogg's cake walk auch kaum fehlinterpretiert.

4.3 Children's Corner (mit besonderem Augenmerk auf Golliwogg's cake walk)

Das Stück steht in einer einfachen ABA-Form, wobei im A-Teil synkopierte Rhythmen in der rechten Hand und gleichmäßige Achteln in der linken Hand verwendet werden, was für den Ragtime typisch ist und auch in einem anderen Stück von Debussy,
The Little Negro, Verwendung findet. Der B-Teil ist langsamer und enthält vor allem ein Zitat aus Wagners Tristan und Isolde. Diese Stelle stellte den Endpunkt der Entwicklung der funktionalen Harmonik dar, nach dem nicht mehr weiterentwickelt werden konnte, sondern etwas Neues zu erforschen war. Debussy wollte mit diesem Zitat jedenfalls nicht Wagner imitieren, sondern verstand es als ironische Anspielung. Zeitlebens wollte er sich aus Wagners Bann ziehen und über ihn hinwegkommen.
Alles in allem ist Golliwogg's cake walk vor allem ein unterhaltsames Stück, bei dem vor allem die Dynamik und der Spaß am Spielen seinen Reiz ausmachen.


4.4 Préludes (mit besonderem Augenmerk auf La cathédrale engloutie und Voiles)

Die Préludes von Debussy bestehen aus zwei Bänden mit jeweils 12 darin enthaltenen Stücken für Klavier und gelten als eines der bedeutendsten Werke Debussys. Viele Stücke sind sehr bekannt und werden gern und oft bei diversen Konzerten verwendet, allen voran die monumentale Komposition La cathédrale engloutie, die anschließend näher betrachtet wird.
Die Préludes bestehen, wie auch bei Bachs Präludien in Das wohltemperierte Klavier und bei Chopins Préludes, aus insgesamt 24 Stücken. Viele Gemeinsamkeiten gibt es zwischen diesen Werken allerdings nicht. Während die Präludien der beiden früheren Komponisten nach Tonarten geordnet sind, folgt Debussy in dieser Hinsicht keiner bestimmten Reihung.
Und auch sonst bemüht er sich um Abwechslung. Er nimmt unterschiedlichste Ansätze und Strukturen für seine Stücke her, wobei diese nicht nur wie in Children's Corner als musikalische Idee angedeutet, sondern ernsthaft ausgearbeitet werden. Der Unterschied zwischen den Ansätzen zeigt sich, wenn z.B. in einem Stück das motivische Material aneinandergereiht wird, im anderen übereinandergelegt und kombiniert, und im dritten aus dem Nichts heraus langsam entwickelt wird. Debussy setzt alles daran, dass keines der Stücke einem anderen gleicht oder dass mehrere dem gleichen Prinzip gehorchen. Die zweifelhafte Behauptung, dass einige Stücke nicht so gut wären wie andere, hat ihren Ursprung wahrscheinlich auch in der unterschiedlichen Umsetzung der einzelnen Kompositionen.
Eine weitere Besonderheit der Préludes sind die Titel, die nicht am Anfang eines Stückes stehen, sondern erst am Ende, in Klammern geschrieben. Der Beweggrund für diese etwas sonderbar anmutende Maßnahme ist ein Versuch Debussys, die für ihn abwertende Bezeichnung "Impressionist" abzulegen. Er meint damit, dass man die Titel nicht zwingend vor dem Spielen kennen muss, um die Stücke zu interpretieren. Die Titel gehen also nur auf die Eindrücke, Erinnerungen oder einfache Gegenstände zurück, die Debussy zu seiner Musik inspiriert haben, die Stücke selbst sollen aber nicht als Programmmusik gesehen werden.
Erschienen ist der erste Band der Préludes 1910, die Arbeiten daran begannen schon 1907. Er wurde nicht als Zyklus uraufgeführt, lediglich einzelne Stücke wurden mit der Zeit vorgestellt. Debussy selbst erklärte auch, dass einige Stücke nur "unter vier Augen" zu spielen und somit nicht für große Konzertsäle konzipiert sind. Komplett wurde die Serie der Préludes 1913 mit dem Erscheinen des zweiten Bandes.


4.4 Préludes (mit besonderem Augenmerk auf La cathédrale engloutie und Voiles)

Die Titel der einzelnen Stücke lauten wie folgt:


Premier livre (1. Band)

I. Danseuses de Delphes (Tänzerinnen aus Delphi)
II. Voiles (Schleier)
III. Le vent dans la plaine (Der Wind in der Ebene)
IV. Les sons et les parfums tournent dans l'air du soir
(Die Klänge und Düfte schwirren in der Abendluft)
V. Les collines d'Anacapri (Die Hügel von Anacapri)
VI. Des pas sur la neige (Schritte im Schnee)
VII. Ce qu'a vu le vent d'ouest (Was der Westwind gesehen hat)
VIII. La fille aux cheveux de lin (Das Mädchen mit den Flachshaaren)
IX. La sérénade interrompue (Das unterbrochene Ständchen)
X. La cathédrale engloutie (Die versunkene Kathedrale)
XI. La danse de Puck (Der Tanz des Pucks)

XII. Minstrels (Spielleute)


Deuxième livre (2. Band)


I. Brouillards (Nebel)
II. Feuilles mortes (Welke Blätter)
III. La Puerta del Vino (Die Weinpforte)
IV. Les Fées sont d\'exquises danseuses (Die Feen sind erlesene Tänzerinnen)

V. Bruyères (Heide)
VI. Général Lavine excentric (Der exzentrische General Lavine)
VII. La terrasse des audiences du clair de lune (Terrasse der Mondscheinaudienzen)
VIII. Ondine (Wassergeist Undine)
IX. Hommage à S. Pickwick Esq. P.P.M.P.C. (Hommage an S. Pickwick Esq. P.P.M.P.C.)
X. Canope (Canope)
XI. Les tierces alternées (Die abwechselnden Terzen)
XII. Feux d\'artifice (Feuerwerk)



4.4 Préludes (mit besonderem Augenmerk auf La cathédrale engloutie und Voiles)

La cathédrale engloutie, ein sehr bekanntes Stück Debussys, ist ein von Grund auf monumentales Werk. Sein Ausgangspunkt ist die alte Legende der Stadt Ys, die im 4. oder 5. Jahrhundert versank. Diese Stadt hatte einen enormen Reichtum angesammelt, der sie allerdings jede Ehrfurcht verlieren ließ. Das war der Grund für ihre Zerstörung und nur König Gradlon überlebte, wofür er seine Tochter Dahut den Fluten übergeben musste. Sowohl Dahut als auch die Stadt selbst sollen der Legende nach immer wieder zu sehen sein und auch die Glocken der Kathedrale der Stadt sollen erklingen.
Debussy verarbeitete diese Legende. Von einem einfachen Akkord ausgehend, der parallel verschoben wird, entwickelt sich der Klang dieses Stückes aus einem Anfang in pianissimo (obwohl, der Großteil dieser Prélude steht in piano oder pianissimo) langsam ein majestätisches Klangbild mit dem Thema der Kathedrale, das auch sonst im ganzen Stück verwendet wird. Nachdem es seinen vollen Glanz erreicht hat und die Stadt in ihrer ganzen Pracht zu sehen ist, versinkt sie wieder und die Glocken klingen langsam wieder aus.
La cathédrale engloutie ist sich seiner altertümlichen Herkunft bewusst und zieht die musikalischen Konsequenzen daraus. Debussy verwendet eine Reihe von althergebrachten Klangmitteln: mittelalterliche Kirchentonarten, parallele Quinten und Quarten nach Art des gregorianischen Chorals, gleich bleibende Basstöne als Orgelpunkte und parallele Führung der Oberstimmen, wie sie bei der Verwendung von Mixturen bei einer Orgel zum Vorschein kommen. Dieses Stück wird der Idee von einem mächtigen Klang absolut gerecht.
Voiles setzt eine ausgesprochen skurrile Grundidee in die Tat um. An diesem Stück kann man zwei der Merkmale, die den impressionistischen Stil ausmachen, außerordentlich gut erkennen: Debussy beschränkt sich bei Voiles nämlich auf die Verwendung zweier unterschiedlicher Tonleitern. Nicht gleichzeitig, sondern hintereinander, so dass er bei dem dreiteilig aufgebauten Stück im ersten und im dritten Teil konsequent nur die Töne einer Ganztonleiter benutzt und dazwischen eine pentatonische Tonleiter. Durch diese Vorgaben ist die Komposition in ihrer harmonischen Abwechslung sehr beschränkt, um nicht zu sagen in jedem Teil in einem einzigen Zustand festgehalten. Nichtsdestotrotz gewinnt Voiles Abwechslung, und zwar durch melodischen und rhythmischen Einfallsreichtum sowie durch den ausgeglichenen Einsatz der Tonhöhen. In dem Stück finden sich zwei grundlegende Motive, die zuerst nacheinander und später dann in kombinierter Form auftreten. Das pentatonische Zwischenspiel ist aus dem Grund wichtig, um nicht den Eindruck eines dauernd gleichbleibenden Klanggebildes zu gewinnen. Als Entspannung für das Ohr kann dieses sich kurz erholen, nur um anschließend gleich wieder den Ganzton-Abständen ausgeliefert zu sein.
Was es mit dem Titel auf sich hat, lässt sich nicht ohne Zweifel sagen. Die Übersetzung von Voiles kann sowohl Schleier als auch Segel bedeuten, wobei letzteres weniger Deutungsmöglichkeiten offen lässt, jedoch mit "Schleier" eine größere Anzahl von seelischen Zuständen oder auch dessen reales Bild als Impuls für diese Prélude möglich wäre.

 
 



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