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kunst artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die sieben prinzipien des leonardo da vinci



1. Curiosità Der Wunsch zu lernen ist allen edlen Menschen angeboren\" (L. daVinci)
Curiosità bezeichnet einen durch unstillbare Neugier geprägten Zugriff auf dasLeben sowie das unnachgiebige Streben nach Wissen.
Jeder Mensch wird neugierig geboren. Leonardos Curiosità war sein ganzes Lebenhindurch Quelle und Antriebskraft seines Schaffens.
Vasari erzählt, daß Leonardo weder Leidenschaft für Frauen empfand noch eineVerpflichtung gegenüber dem Staat, Kirche oder Gott fühlte. Hingabe undLeidenschaft richteten sich allein auf die Suche nach Wahrheit und Schönheit.Seine Neugier durchdrang und bereicherte auch seine alltäglichen Erfahrungen,die Wahrnehmung seiner Umwelt.
Sein ausgeprägtes Verlangen, die Dinge bis ins Innerste erkunden zu wollen, ließihn einen Forschungsstil entwickeln, der vor allem wegen seiner Gründlichkeitund der Bandbreite seiner Interessensgebiete bemerkenswert ist. Bei seinenanatomischen Studien z. B. sezierte er jeden Teil des Körpers aus mindestensdrei verschiedenen Blickwinkeln.
Leonardos gesamtes Leben war eine Übung in kreativer Problemlösung auf höchstemNiveau. An dessen Anfang stehen intensive Neugier und aufgeschlossenes Denken,gefolgt von einer Vielzahl aus verschiedenen Blickwinkeln gestellter Fragen.Leonardo hat sein Forschen immer durch Fragen aufgerollt. In seinen Notizbüchernstehen am Anfang Fragen nach der Konstruktion bestimmter Mashinen, dann Fragennach den Grundprinzipien der Dynamik; und schließlich Fragen, die noch niezuvor gestellt worden waren, nach den Wolken, dem Alter der Erde oder derMenschheit.Leonardo wußte auch um die enorme Bedeutung beständigen Lernens. Er begannim Alter von 52 Jahren, sich Latein beizubringen.
Er vertiefte sich aber nicht nur in Kontemplation und Reflexion, sondern suchteauch das Feedback anderer Menschen.
2. Dimostrazione Dimostriazione ist die Bereitschaft, sein Wissen mittels neuer Erfahrungen undmit der Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen, einer beharrlichen Prüfung zuunterziehen.
Erfahrung ist die Quelle allen Wissens. Leonardo profitierte von denErfahrungen, die er im Atelier seines Lehrmeisters Andrea del Verocchio machte.Dabei lernte er auch viele praktische Dinge. Für seine geologischen Studiendurchstreifte er die Hügel der Lombardei und betrachtete die Fossilien nichtnur theoretisch, sondern nahm sie auch in die Hand und zerlegte sie. Für dieAnatomie sezierte er mehr als dreißig menschliche Körper und Tierkadaver.
Leonardo trat aber auch für Originalität und Unabhängigkeit des Denkens ein.Kein Mensch sollte das Vorgehen eines anderen imitieren. Er studierte Texte vonVorgängern wie Äsop, Diogenes, Ovid oder Dante, bemerkte aber, daß vorgefaßteMeinungen den Forscherdrang einschränken.
Er wußte, daß Lernen durch Erfahrung auch Lernen aus Fehlern bedeutete. Aucher unterlag Irrtümern, z. B. die erfolglosen Versuche, die Farben der Gemälde SchlachtvonAnghiari und Abendmahl zu fixieren oder die Konstruktion einerFlugmaschine, die nie abhob.
,,Jedes Hindernis läßt sich durch Beharrlichkeit beseitigen.\" (L.da Vinci)

3. Sensazione Das beständige Schärfen der Sinne, v.a. des Sehens, mit denen wir uns denZugang zu Erfahrungen erschließen.
,,All unser Wissen gründet sich auf Wahrnehmung.\" (L. da Vinci)
In den Sinneswahrnehmungen liegt der Schlüssel zur Erfahrung. Sapervedere (zu sehen verstehen) war ein Motto Leonardos und der Grundsteinseiner künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeit.
Sein scharfes Auge ermöglichte es ihm, außergewöhnliche und noch nie so genaubeobachtete Feinheiten des menschlichen Ausdrucks in seinen Gemäldenfestzuhalten. Das Auge war für ihn ,,Fenster zur Seele\" und ,,dasHauptmittel, durch welches der Verstand die unendlich vielen Werke der Natur inder vielfältigsten Weise betrachten kann.\"
Dabei plädiert Leonardo aber für die Schärfung aller Sinne Sinästhesie,das Verschmelzen der Sinneseindrücke, ist ein Merkmal aller großen Künstlerund Genies.

4. Sfumato Die Bereitschaft, sich auf Mehrdeutiges, Paradoxien und Unsicherheiteneinzulassen und sie zu akzeptieren.
,,Ein Maler, der den Zweifel nicht kennt, wird wenig erreichen.\"(L. da Vinci)
Der Begriff Sfumato lässt sich mit ,,in Nebel verwandelt\", ,,in Rauchaufgehen\" übersetzen. Kunsthistoriker beschreiben mit ihm dieverschwommene, mysteriöse Qualität, die da Vincis Gemälde auszeichnet.
Das Thema der Spannung zwischen Gegensätzen begegnet uns häufig in seinemWerk und gewann im Laufe seines Lebens immer größere Bedeutung. Auf der Suchenach Schönheit erforschte Leonardo das Häßliche in all seinen Formen. SeineZeichnungen von Schlachten, grotesken Gestalten und Überschwemmungen stehen häufigneben Skizzen von Blumen und schönen Jünglingen.
Mit wachsendem Wissen tauchte Leonardo immer tiefer in die Welt des Mehrdeutigenein. Und je bewußter er sich des Geheimnisvollen und Widersprüchlichen wurde,desto ausdrucksvoller vermochte er es darzustellen. Ohne Zweifel erreicht dieDarstellung des Paradoxen in der Mona Lisa ihren Höhepunkt. DasGeheimnis ihres Lächelns hat im Laufe der Jahrhunderte wahre Interpretationsstürmeentfesselt. Sigmund Freud schrieb, die Mona Lisa sei ,,die vollkommensteDarstellung der Widersprüche, die das Liebesleben der Frau bestimmen.\" IhrLächeln liegt auf der Grenze zwischen Gut und Böse, Mitleid und Grausamkeit,Verführung und Unschuld, Flüchtigkeit und Ewigkeit.
5. Arte / Scienza Die Entwicklung des Gleichgewichts zwischen Wissenschaft und Kunst, Logikund Phantasie. ,,Ganzheitliches Denken\".
Unter Ganzheitlichem Denken versteht man die Ausgeglichenheit beider Gehirnhälften_ Leonardos Fähigkeit beruhte auf der Verknüpfung sowohl der linken Gehirnhälfte(logisches Vorgehen) als auch der rechten (künstlerisch-intuitives Denken).Seine wissenschaftlichen Untersuchungen von Steinen, Pflanzen, die Studien überden Flug, das fließende Wasser und die menschliche Anatomie dokumentierte ernicht in nüchternen, technischen Zeichnungen, sondern mit ausdrucksstarkenKunstwerken. Zugleich sind seine Entwürfe für Gemälde und Skulpturen äußerstdetailliert, analytisch und mathematisch genau.
In den Augen Leonardos waren Kunst und Wissenschaft untrennbar. EineVoraussetzung für die künstlerische Fähigkeit, die Schönheit dermenschlichen Gestalt zum Ausdruck zu bringen, ein eingehendes Studium derAnatomie. Kenneth Clark geht jedoch davon aus, dass nicht die Wissenschaft dieKunst, sondern umgekehrt die die Kunst die wissenschaftlichen BemühungenLeonardos beeinflusst habe. Zutreffender sei, dass er die Dinge, die erdarstellte, so gut kannte, weil er sie so gut zu zeichnen verstand.
,,Studiere die Wissenschaft der Kunst und die Kunst derWissenschaft.\" (L. da Vinci)
Leonardo trat nicht nur für Strenge und Genauigkeit, Wahrnehmung derDetails, Logik, Mathematik und die intensive praktische Analyse ein. Seine Schülerforderte er zugleich dazu auf, ihre Vorstellungskraft zu aktivieren. Er hieltsie dazu an, die zu zeichnenden Dinge genau zu betrachten und die Fähigkeit zuentwickeln, in diesen einfachen Formen ,,die Ähnlichkeit mit himmlischenLandschaften ... und der Unendlichkeit der Dinge\" zu entdecken. Sein Denkenwar ein Durchbruch in der Evolution des Denkens. Das Konzept des ,,kreativenDenkens\" als intellektuelle Disziplin existierte vor Leonardo nicht. Daskann mit der Methode des ,,Mind_Mapping\" verglichen werden eineganzheitliche Methode zur Entwicklung und Organisation von Ideen, die sich anLeonardos Notizen-Technik anlehnt.
Leonardos Fähigkeiten sind auch auf sein Bemühen um ein gutes Gedächtniszurückzuführen, was er selbst ,,Auswendiglernen\" nannte. Nachdem er einenGegenstand sorgfältig aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet hatte, fertigteer eine Zeichnung davon an. Dann vergegenwärtigte er sich die Erinnerung an denGegenstand vor dem inneren Auge, um sie so lange mit der Zeichnung zuvergleichen, bis er den Gegenstand vollkommen in sein Gedächtnis integrierthatte.
6. Corporalità Die Kultivierung von Anmut, Beidhändigkeit, Fitneß und Haltung.
,,Schön und mit einer herrlichen Physis versehen, schien er ein Modellmenschlicher Perfektion\". (Goethe über Leonardo)
Leonardo war Zeitzeugen zufolge selbst mit ebenmäßiger Schönheit, Anmutund Sportlichkeit ausgezeichnet. Er betonte auch immer wieder selbst dieWichtigkeit körperlicher Gesundheit. Er betrieb viel Sport, war Vegetarier,denn er glaubte, daß ausgewogene Ernährung der Schlüssel zu Gesundheit undWohlgefühl sei.
Leonardo war der Überzeugung, daß jeder Mensch persönlich für seine körperlicheGesundheit und sein Wohlergehen verantwortlich ist. Er erkannte dieAuswirkungen, die Lebenseinstellung und Gefühle auf den Körper haben, und rietdazu, sich von Ärzten und Medikamenten unabhängig zu machen, denn er vertrateinen ganzheitlichen Ansatz in der Medizin.
Sein Motto: ,,Mens sana in corpore sano.\"
Um eine ausgewogene Körperbalance herzustellen, malte, zeichnete und schriebLeonardo mit der rechten wie mit der linken Hand _ er war also ein ,,Beidhänder\".Auch Michelangelo verwendete bei der Arbeit in der Sixtinischen Kapelle sowohldie rechte als auch die linke Hand.
7. Connessione Die Erkenntnis, dass alle Dinge und Phänomene miteinander verbunden sind.Systemisches Denken.
Als Erklärung für Connessione eignet sich am besten der Metapher desSteines, der in ein ruhiges Gewässer geworfen wird und eine Reihe kreisförmigerWellen bildet. Jede Welle wirkt auf die nächste ein und wird so ständigweitergeführt.
Ein Geheimnis von Leonardos Kreativität liegt wohl darin, dass er seinganzes Leben lang unterschiedliche Elemente miteinander kombiniert undzueinander in Beziehung gesetzt hat. In seinen Notizbüchern hat er alle Notizenund Skizzen in zufälliger Weise niedergeschrieben _ es gab keine Gliederungoder Übersicht, denn er wusste darum, dass alles mit allem verbunden ist.
Connessione begann für Leonardo mit seiner Liebe zur Natur und verfestigtesich mit seinen Forschungen zur Anatomie der Menschen und der Tiere. Ererforschte den menschlichen Körper als ein koordiniertes System wechselseitigvoneinander abhängiger Beziehungen.
Er studierte das Wesen der Schönheit an Tausenden von menschlichenGesichtern und kombinierte dann die unterschiedlichen Elemente, die erbeobachtet hatte, um auf diese Art und Weise vollkommene Gesichter in seinen Gemäldenzu erschaffen. Das beste Beispiel dafür stellt die Mona Lisa dar.
Dem aufmerksamen Beobachter wird Leonardos Einsicht in das universelle System,das sich durch sein Werk zieht, nicht entgehen; die ,,innewohnende Ordnung\"läßt sich beispielsweise an Details so unterschiedlicher Werke wie VerrocchiosTaufe (das Haar des Engelskopfes), der Jungfrau und die Hl. Anna (die Anordnungder Figuren), der Mona Lisa (die Landschaft) und den Skizzen zu Eigenarten des Wassers erkennen.

 
 

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