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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Wie die deutschen kÖnige bzw. kaiser durch ihre italien¬politik die zentralgewalt stÄrken wollten, aber das ge¬genteil erreichten



Daß die deutschen Könige dem Adel Zugeständnisse machten, um freie Hand für ihre Italienpolitik zu haben, und damit die Zentral¬gewalt schwächten Statt daß die Italienexpansion die Zentralgewalt stärkte, war sie umgekehrt nur durch immer neue Zugeständnisse an die Partikularmächte fortzuführen. Immerhin hatte Otto wenig¬stens insofern Erfolg, als es ihm und seinem Nachfolger gelang, die Kaiserkrone zu erwerben, während die bereits im 9. und 10. Jahrhundert unternommenen Versuche einer Expansion nach Osten, gegen die slawischen Nachbarn, mit dem umfassenden Slawenaufstand 983 wenigstens für eineinhalb Jahrhunderte scheiterten und der erfolgreiche Widerstand der Elbslawen auch den wei¬ter östlich lebenden slawischen Völkern die zeitweilige Unabhängigkeit sicherte und ihnen die Festigung selbständiger Staaten erleichterte.
Wie sich eine innerkirchliche Reformbewegung gegen die Ein¬griffe der deutschen Könige bzw Kaiser in kirchliche Angele¬genheiten richtete Reichskirchensystem und Italienpolitik konnten freilich keine dauerhaften Erfolge zeiti¬gen. Eine vom Kloster Cluny in Burgund (gegr. 910) ausgehende Reformbewegung beeinflußte auch die Geschicke der deutschen Königsmacht. Die cluniazensische Bewegung richtete sich gegen die Verweltlichung des Klosterlebens und gegen die Eingriffe weltlicher Herrscher in kirchliche Ange¬legenheiten.
Wenn die Spannungen zwischen der weltlichen und geistlichen Feudalmacht aber zu dieser Zeit in allen Ländern wuchsen, wurden sie in Deutschland dadurch verschärft und kompliziert, daß die Expansion der deutschen Kaiser nach Italien zusätzliche Konfliktstoffe zwischen Staat und Kirche schuf.
Wie Kaiser und Papst im Investiturstreit aneinanderge¬rieten
Die Herrschaftsansprüche Heinrichs IV. stießen mit weltli¬chen Ansprüchen des Papstes in Italien bald so scharf zusammen, daß Gregor VII., Papst seit 1073, in ihm seinen Hauptgegner erkannte. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen stand die Laieninvestitur, d.h. das Recht weltlicher Mächte, Geistliche, vor allem Bischöfe, Äbte und andere hohe Kirchenfür¬sten, in ihr Amt einzusetzen. Im Kampf gegen den König besaß Gregor VII. auch die Unterstüt¬zung weltlicher Feudalherren, die ihre Macht auf Kosten der Zentral¬gewalt vergrößern wollten. Heinrich IV. dagegen konnte nur das junge Bürgertum der Städte, wie Worms am Rhein, das er vor Übergriffen der Feudalherren schützte, als sicheren Bundes¬genossen ansehen. Als er Gregor VII. für abgesetzt erklärte, antwortete der Papst mit einem wirksamen Gegenschlag: Er verhängte über König Heinrich den Kirchenbann. Heinrich IV. konnte nur dadurch seinen Thron halten, daß er 1077 durch Ableistung der Kirchenbuße den Papst zwang, ihn vom Bann zu lösen.
Daß die kaiserliche Macht sich von den im Investiturstreit erlit¬te¬nen Schlägen nie mehr ganz erholte Vor dem Bergschloß Canossa erlebte Heinrich IV. eine persönliche Demütigung, si¬cherte aber seiner Macht eine Grundlage, indem er es den deutschen Feudalherren unmöglich machte, sich unter Berufung auf den Bannfluch des Papstes noch länger ihres Treueides für entbunden zu erklären. Die völlige Wiederherstellung seiner Macht, gelang jedoch nicht: Mit dem Ausgang des Investiturstreites wurde der König zum Primus inter pares herabgedrückt, die Fürsten setzten das freie Wahlrecht gegenüber dem königlichen Geblütsrecht durch, und das Reichskirchensystem zerbrach.

 
 

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