Startseite   |  Site map   |  A-Z artikel   |  Artikel einreichen   |   Kontakt   |  
  


geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Schüler als luftwaffenhelfer



Schon 1942 gab es zu wenige Soldaten für die Fliegerabwehrkanonen, und als Hitler am 20. Oktober 1942 den Befehl gab, dass 120.000 Mann von der FLAK an die Ostfront versetzt werden sollten , reduzierte die Deutsche Wehrmacht zuerst die Soll-Stärke pro Kanone. Dann stellte man "Heimatflakbatterien" zusammen, die einheimische Arbeiter bedienten, doch als die Alliierten die zweite Luftfront von Italien her eröffneten und die Zahl der schweren FLAK in Österreich von 60 auf 200 erhöht wurde , reichte die Anzahl an Soldaten nicht mehr aus, um die Geräte zu bedienen.
Am 7. Jänner 1943 entschied Hitler, dass von nun an Schüler im Alter von 16, 17 und 18 Jahren eingezogen werden durften, um die Luftabwehr zu verstärken. Zuerst berief man jene Schüler ein, deren Schulen in unmittelbarer Nähe einer Fliegerabwehrkanone stand, später wurde der Befehl auf das ganze Reichsgebiet ausgedehnt.
Man kontrollierte zuerst die Gesundheit der Schüler und nur die, die komplett untauglich waren, mussten nicht einrücken. Auch die Eltern wurden gefragt, sie hatten aber kaum eine Möglichkeit, ihre Kinder davor zu bewahren.
Im Februar 1943 rückten die ersten 1394 Schüler aus 6. und 7. Klassen im Luftgau XVII ein. Erst in den späteren Einberufungswellen kamen Schüler aus den 8. Klassen dazu. Die Schüler erhielten ihre Uniformen und wurden dann gleich zu ihren Batterien geschickt, wo eine Grundausbildung erfolgte, die zwischen 2 Wochen und 2 Monaten dauerte. Danach begann die Aufteilung auf die einzelnen Geschütze und der Dienst an der FLAK. Die Luftwaffenhelfer wurden an der schweren Flakatillerie, an der mittleren und leichten Flakatillerie, an Scheinwerfern und an den Feuerleitgeräten eingesetzt. Später kam es dann noch zu einer zweiten, dritten und vierten Einberufungswelle. Bei der zweiten waren aus dem Lichtenfels 103 Schüler dabei. Einer von den 25 Schülern aus den sechsten Klassen war Heinz Geymayer. Er wurde im Dezember 1928 geboren, im Jahr vor den meisten aus seiner Klasse. Man zog die Luftwaffenhelfer nach Jahrgang und nicht nach Klasse ein, und deshalb durfte auch der Großteil der sechsten Klassen weiterhin in der Schule bleiben. Nach der Musterung absolvierte Geymayer für ungefähr zwei Monate die Grundausbildung in Bruck an der Mur. Danach kam er dann mit den anderen aus seiner Klasse zu einer leichten Flieger-Abwehr-Kanonen-Stellung nach Donawitz, um das Stahlwerk vor Bombenangriffen zu schützen. Dort mussten sie Wehrmachtsuniformen mit einer großen Hitlerjugend-Armbinde tragen. Die Schüler versuchten, diese Armbinde zu verdecken, und bei anderen Stellungen kam es sogar vor, dass sich die Schüler weigerten die Binden zu tragen und sie den Inspektoren nachwarfen. Heinz Geymayer bediente zusammen mit vier oder fünf anderen ein Geschütz. Als Lohn dafür erhielt man ein bißchen Geld und zusätzlich eine bestimmte Ration. Da waren auch Zigaretten dabei, die man gut handeln konnte. Von Donawitz aus fuhren die Schüler jeden Tag mit dem Zug nach Leoben, um dort in die Schule zu gehen.
Später wurde diese Einheit nach Graz versetzt. Geymayer kam gleich einmal für ein paar Stunden in einen abgesperrten Raum, weil er seinen Helm und seine Socken im Zug liegen gelassen hatte. Die Einheit wurde hier zu einer mittleren FLAK. eingeteilt, die auf einer Wiese neben der Brauerei Reininghaus stationiert war. Die Schüler durften aber nicht zu Hause übernachten, sondern mussten neben der Stellung in Baracken wohnen. Ein Bus brachte sie von dort jeden Tag in die Dritte staatliche Oberschule für Jungen in der Keplerstraße, aber der Unterricht wurde oft wegen Bombenarlams unterbrochen und sie fuhren dann sofort wieder zurück zu ihren Stellungen. Solche Alarme gab es oft, weil die Einflugzone für Wien und Wiener Neustadt nahe an Graz vorbeilief. Die Schüler mussten manchmal eine ganze Nacht lang wach bleiben und am nächsten Tag wieder in die Schule gehen, und trotzdem wurde auf sie keine besondere Rücksicht genommen. Heinz Geymayer wurde auch schon im Spätherbst entlassen, weil er zu schlechte Noten hatte. Der Schießbetrieb verlief so: An der Kanone arbeiteten ein paar russische Hilfswillige, sogenannte HiWis, die die schweren Granaten in die Kanone steckten. Vier oder fünf Schüler waren für das Zielen zuständig. Die Daten kamen per Telefon an jene Schüler, die sie an der Maschine einstellten, um das Ziel zu treffen. Obwohl sie das meistens richtig gemacht haben, haben sie nie ein Flugzeug getroffen. Aber einigen Schaden richteten die Granatsplitter der FLAK an, sogar in Gegenden, die so weit weg von den Zentren lagen, dass man dort vor Bomben eigentlich keine Angst mehr hatte. Werner Volckmar, der in den letzten paar Kriegsmonaten bei einem Bauern auf der Platte wohnte, musste sich bei jedem Bombenangriff mit seinem Fahrrad schnell hinter einem Baum oder in einem Keller in Sicherheit bringen, nicht vor den Bomben, sondern vor den Splittern der Granaten, die dort überall einschlugen.
Zum Glück haben beide den Krieg überlebt, der eine als FLAK-Schütze, der andere als Beschossener.

 
 

Datenschutz
Top Themen / Analyse
indicator Machtübernahme durch Napoleon
indicator Die Staatsordnung der Azteken
indicator Der Aufstieg der Gabellutti
indicator Kupferhammer
indicator Kurze Einführung in die Geschichte der Stadt Köln
indicator Versailler Vertag (1919)
indicator Die Geschichte des Computers
indicator Kalter Krieg
indicator Politischer und Gesellschaftlicher Hintergrund
indicator Die Weimarer Republik (1918-33):


Datenschutz
Zum selben thema
icon Industrialisierung
icon Realismus
icon Kolonialisierung
icon Napoleon Bonaparte
icon Mittelalter
icon Sozialismus
icon Juden
icon Atombomben
icon Pakt
icon Widerstand
icon Faschismus
icon Absolutismus
icon Parteien
icon Sklaverei
icon Nationalismus
icon Terrorismus
icon Konferenz
icon Römer
icon Kreuzzug
icon Deutschland
icon Revolution
icon Politik
icon Adolf Hitler
icon Vietnam
icon Martin Luther
icon Biographie
icon Futurismus
icon Nato
icon Organisation
icon Chronologie
icon Uno
icon Regierung
icon Kommunistische
icon Imperialismus
icon Stalinismus
icon Reformen
icon Reform
icon Nationalsoziolismus
icon Sezessionskrieg
icon Krieg
A-Z geschichte artikel:
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z #

Copyright © 2008 - : ARTIKEL32 | Alle rechte vorbehalten.
Vervielfältigung im Ganzen oder teilweise das Material auf dieser Website gegen das Urheberrecht und wird bestraft, nach dem Gesetz.
dsolution