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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Neuorientierung





Das von der Nazi-Herrschaft befreite Polen stand 1945 vor 3 großen Problemen:

. die Neufestsetzung Grenzen
. die gesellschaftliche Struktur des Landes
. der wirtschaftliche Wiederaufbau

Obwohl die offiziellen polnischen Grenzen erst auf der Friedenskonferenz bestimmt werden sollten, einigten sich die drei Großmächte, vertreten durch Churchill, Roosevelt und Stalin, auf der Konferenz von Teheran im November1943, mit Einverständnis der Exilregierung in London auf die Curzon-Linie im Osten und die Oder-Neiße als Grenze im Westen (s. Karte).

Um einiges schwieriger war die Gestaltung der politischen und gesellschaftlichen Strukturen des wiederentstandenen Polen. Aufgrund der vom Katholizismus bestimmten Gesellschaftsstruktur, der Abneigung gegen den Kommunismus und der größtenteils schlechten Erfahrungen, die man über Jahrhunderte mit den Russen bzw. Sowjets u.a. während des Zweiten Weltkrieges gemachte hatten, war die Mehrheit der polnischen Bevölkerung unter Führung der Exilregierung für die Wiederherstellung einer Demokratie. Die sowjetischen Soldaten wurden zwar als Befreier vom Hitler-Faschismus gesehen, jedoch nicht als Sendboten einer neuen politischen und gesellschaftlichen Ordnung begrüßt.

De facto gab es nach Kriegsende zwei Regierungen in Polen: eine bürgerliche Exilregierung mit Sitz in London, die von der Mehrheit der polnischen Bevölkerung als die legale angesehen wurde und eine kommunistische mit Sitz in Lublin und später in Warschau. Bereits am 1. Januar1945 hatte sich diese "provisorische polnische Regierung" mit sowjetischer Unterstützung gebildet. An der Spitze dieses Lubliner Komitees standen E. Osobka-Morawski sowie sein Stellvertreter Wladyslaw Gomulka. Stalin räumte dieser Regierung sämtliche Verwaltungsbefugnisse bis zur Oder-Neiße-Grenze ein. Die Auseinandersetzungen zwischen diesen beiden Regierungen beherrschte die politische Szene Polens in der direkten Nachkriegszeit. Erst etwa ein halbes Jahr nach Gründung des Lubliner Komitees erklärt Stalin sich auf Druck der Westmächte bereit, drei Vertreter der Exilregierung (unter ihnen Mikolajczyk) aufzunehmen. Gemäß einer Absprache der Alliierten wird diese zu einem "Komitee der Nationalen Einheit" umgebildet. Die Westmächte brechen daraufhin die Beziehungen zur weiterbestehenden Londoner Exilregierung ab und erkennen am 5. Juli 1945 die neue Regierung in Warschau an. Den drei Politikern aus London gelang es jedoch nicht, auf Dauer in Polen politisch Fuß zu fassen. Obwohl hinter Mikolajczyk die Mehrheit der Bauern, des Bürgertums, des Klerus, der Intellektuellen und der ehemaligen Kämpfer der Heimatarmee standen, blieb der Einfluss der Kommunisten dominierend. Da sie als erstes zur Stelle waren, konnten sie sich der Armee, der Polizei und des Sicherheitsapparates bemächtigen. Statt, wie die bürgerlichen Gruppierungen, mit (in dieser Situation ) eher abstrakten Begriffen wie Freiheit, Unabhängigkeit und Wahlen zu werben, sprachen die Kommunisten von dem, was die polnische Bevölkerung nach Krieg und Okkupation am nötigsten hatte: von Brot und Arbeit, von Ankurbelung der Wirtschaft und von Wiederaufbau.

Bei den ersten Wahlen zum polnischen Parlament seit Beginn des Zweiten Weltkriegs, die am 19. Januar 1947 durchgeführt werden, erleidet die von Mikolajczyk geführte Bauerpartei eine vernichtende Niederlage. Mikolajczyk und die Westmächte sprechen von Manipulation, doch der Sieg des von den Kommunisten unter Wladyslaw Gomulka geführten sog. "Demokratischen Blocks" ist endgültig, auf ihn fallen 80% aller Stimmen. Bereits Ende 1947 musste Mikolajczyk aus Polen flüchten. Am 5. Februar wurde Boleslaw Bierut zum Staatspräsidenten von der Verfassungsgebenden Versammelung (Sejm) gewählt.

Wirtschaftlich hatten Krieg und Okkupation das Land härter getroffen als die meisten anderen. Vor dem Krieg galt Polen bereits als wirtschaftlich unterentwickelt, doch nach dem Krieg waren etwa 65% aller polnischen Industriebetriebe zerstört und die Landwirtschaft litt unter der größtenteils verbrannten oder verminten Erde. Um so erstaunlicher war der wirtschaftliche Aufschwung, den das Land nach dem Krieg erlebte. Eine Landreform sollte durchgeführt werden und die Industrie sollte verstaatlicht werden. Besonders die Landreform war politisch und gesellschaftlich bedeutsam. Denn die Aufteilung des Großgrundbesitzes (unter polnischen Verhältnissen galt bereits jeder Besitz über 20 Hektar als Großgrundbesitz) und die Bodenverteilung an besitzlose Landarbeiter sollte demonstrieren, dass entgegen der westlichen Propaganda der Kommunismus keineswegs Kollektivierung und Besitzlosigkeit bedeutet, sonder gerechte Umverteilung von Besitz. Schmerzlich bemerkbar machen sollte sich allerdings noch Jahrzehnte später, dass bei diesen Umverteilungen die landwirtschaftliche Nutzfläche in Hofeinheiten von 2-5 Hektar aufgesplittert wurden, denn auf Höfen dieser Größe ist unmöglich, volkswirtschaftlich rentabel zu wirtschaften. Trotzdem gelang es Polen, dank des Elans und der Anstrengung, mit dem die polnische Bevölkerung an den Wiederaufbau und die Bewirtschaftung des Landes ging, bereits 1947 als zweites Land in Europa die Lebensmittelkarten abzuschaffen und das Pro-Kopf-Einkommen des Vorkriegsstandes zu erreichen, und das, obwohl es außer karitativer Hilfe wenig Unterstützung aus dem Ausland gab.

 
 



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