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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Kronprinz rudolf



Eine der vorrangigen Pflichten eines Herrschers war es immer, einen Prinzen zu zeugen, der die Stabilität des Staates und den Fortbestand der Dynastie sichern sollte. Dementsprechend groß war der Jubel, als am 21.August 1858 Kaiserin Elisabeth einen Knaben im Schloss Laxenburg zur Welt brachte. Große Hoffnung für die Zukunft wurde in ihn gesetzt. Kaiser Franz Joseph nannte seinen neugeborenen Sohn \"Rudolf\" nach dem Gründer des Kaiserhauses 600 Jahre zuvor.
Kinder in regierenden Familien hatten es oft nicht leicht. Die Größe des Hofstaates und die vielfältigen Verpflichtungen eines Herrschers ließen wenig Zeit für Familie und innige Beziehungen. In den ersten fünf Jahren seines Lebens wurde der kleine Erzherzog Rudolf von der Freifrau von Welden (\"Wowo\") erzogen. 1864 wurde Graf Leopold Gondrecourt zum Erzieher ernannt. Seine drakonischen Methoden den Kronprinzen \"abzuhärten\", gefährdeten jedoch die seelische und physische Gesundheit Rudolfs. Auf Intervention der Kaiserin wurde 1865 Gondrecourt durch Graf Josef Latour von Thurmburg ersetzt.
Latour gelang es rasch, das Vertrauen des Kronprinzen zu gewinnen. Er wurde zu einer Art \"Vaterersatz\" für Rudolf. Der Kaiser ließ einen strengen und umfangreichen Erziehungsplan für seinen Sohn erstellen. Rudolf wurde von etwa 50 verschiedenen Lehrern unterrichtet. Im Vergleich zur traditionellen Erziehung eines Kronprinzen war die Ausbildung Rudolfs sehr liberal. Rudolf war intelligent und neugierig. Er interessierte sich für fast alle Themen außer der Religion. Seine Ansichten nahmen zunehmend radikale und anti-klerikale Töne an. Latour bemängelte an seinem jungen Schützling die Neigung zur Unwahrheit.
Die Niederlage bei Königgrätz 1866 löste im jungen Erzherzog Gefühle des Misstrauens und der Abneigung gegen Preußen und später gegen Deutschland aus. Er sah die Zukunft Österreichs im Osten und wollte den russischen Einfluß am Balkan zurückdrängen. Diese Ansichten und der Einfluß der Kaiserin Elisabeth erzeugten in Rudolf eine starke Beziehung zu Ungarn. Seine märchenhaft schöne Mutter vergötterte er, obwohl er ihr mit zunehmenden Alter nicht unkritisch gegenüberstand.
Zum Vater fand Rudolf außer über die Jagd kaum einen Zugang. Er ehrte Franz Joseph als Kaiser und Vater, war aber bezüglich der konservativen Politik des Kaisers und seiner Regierung äußerst kritisch. Wie die meisten jungen Leute drängte er ungeduldig auf Änderungen, die er als unerlässlich ansah. Er ärgerte sich sehr über seine Ohnmacht und seinen Ausschluß von den Regierungsgeschäften. Franz Joseph war nicht dazu bereit, die Kritik seines jungen Nachfolgers über seine eigenen Erfahrungen und die seiner Minister zu stellen. Die politischen Bemühungen seines Sohnes tat der Kaiser gerne mit der Aussage ab: \"Der Rudolf plauscht wieder.\".
Durch seine Erziehung und seine politische Einstellung fühlte sich der Kronprinz eher zu den Bürgerlich-Liberalen hingezogen. 1881 lernte er Moriz Szeps, den Herausgeber der Zeitung Neues Wiener Tagblatt kennen. Durch Szeps veröffentlichte Rudolf anonym und unter einem Pseudonym kritische Artikel gegen die Regierung seines Vaters. Seine Freundschaft mit Szeps blieb aber nicht geheim, und Rudolf zog dadurch viel Kritik und Feindlichkeit aus antiliberalen und antisemitischen Gruppierungen auf sich. Am Hof wurde seine Beziehung zu liberalen und bürgerlichen Kreisen als für den Thronfolger unpassend betrachtet.
1880 verlobte sich der Kronprinz von Österreich-Ungarn mit Prinzessin Stephanie, der ältesten Tochter König Leopolds II. von Belgien. Am 10.Mai heirateten sie in der Augustinerkirche in Wien inmitten begeisterten Jubels und großen Feierlichkeiten. Rudolf schien tatsächlich in Stephanie verliebt zu sein. Nur die Kaiserin hatte wenig für das \"häßliche Trampeltier\" übrig. Leider hatte Stephanie nichts mit den Interessen und Visionen ihres Gatten gemein. Sie besaß nicht den Charakter, sich an seinen Anliegen zu beteiligen. Mit den Jahren wuchsen sie auseinander. Auch die Geburt einer Tochter, der Erzherzogin Elisabeth, am 2. September 1883 in Laxenburg, konnte das allmähliche Auseinander- leben nicht verhindern.
Rudolf wurde zunehmend frustriert und zynisch. Es war eine sehr harte Zeit für ihn. Seine angespannten Nerven und seine körperliche Verfassung wurden weiter geschwächt. Er trank viel: oft Champagner mit Cognac vermischt. Er spielte mit Drogen und suchte Trost bei Damen der Demimonde, insbesonders bei Mizzi Caspar. Rudolf war stets eigenartig vom Tode fasziniert. Auf seinem Schreibtisch lagen ein Totenschädel und ein Revolver beisammen. Wie seine Mutter machte auch er sich Gedanken über das Erbe seines Wittelsbacher Blutes und die geistige Labilität dieser Familie. Im Jahr vor seinem Tod merkten viele einen Verfall in seiner Stimmung und seinem Aussehen.

Im Herbst 1888 lernte Rudolf die 17-jährige Baronesse Mary Vetsera kennen. Sie war beinahe hysterisch auf den Kronprinzen fixiert. Sie liebte ihn abgöttisch und war bereit, alles für ihn zu tun. Für Rudolf war es mit Sicherheit nicht die \"große Liebe\", aber er war von ihrer innigen Zuneigung gerührt. Vor allem hatte er jemanden entdeckt, der sogar bereit war, mit ihm gemeinsam in den Tod zu gehen. Die Gründe, die den Kronprinzen zum Selbstmord trieben, bleiben bis heute das wahre Geheimnis von Mayerling.
Am 30. Januar 1889 wurden Rudolf und Mary Vetsera im Jagdschloss Mayerling tot aufgefunden. Im Bemühen den Skandal zu vertuschen, erreichte der Wiener Hof nur, dass bis heute die wildesten Gerüchte um den Tod des Kronprinzen kursieren. Man spricht über Herzschlag, Vergiftung, ein Mordkomplott, politische Rache oder einen Selbstmordpakt. Der größte Teil der heute bekannten Beweise deutet auf Selbstmord hin. Der Kaiser ließ daraufhin das Jagdschloss in einen Konvent der Buße umwandeln. Offiziell wurde erklärt, dass Rudolf sich im Zustand \"geistiger Verwirrung\" erschossen hatte, um ihm noch ein kirchliches Begräbnis in der Kapuzinergruft zu ermöglichen. Mary Vetsera wurde in einer unwürdigen \"Nacht und Nebel\"-Aktion heimlich beim Stift Heiligenkreuz beigesetzt.

 
 

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