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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Kampf um die republik 1919-1923



Kampf um die Republik 1919-1923 Inhalt Versailler Vertrag Bezeichnung für den am 28.6.1919 unterzeichneten und am 10.1.1920 in Kraft getretenen Friedensvertrag zwischen den 26 alliierten und assoziierten Mächten und dem Dt. Reich zur Beendigung des Ersten Weltkriegs (1914-1918).

     Der V.V. wies dem Dt. Reich die Alleinschuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu. Er sah für das Dt. Reich große Gebietsabtretungen bzw.

     zeitweilige Gebietsbesetzungen, die Internationalisierung wichtiger dt. Flüsse und den Verzicht auf alle Kolonien vor. Weiterhin verlangte er die Auslieferung von Kriegsverbrechern, regelte die Auslieferung von Kriegsgefangenen und führte zur (zeitweiligen) Entmilitarisierung einiger dt. Gebiete (z.B. Rheinland) und drastischen Beschränkung der zahlenmäßigen Größe der dt.

     Wehrmacht. Darüber hinaus belegte er das Dt. Reich mit enormen Reparationszahlungen; enthielt aber auch die Satzung für den Völkerbund, ohne dass D Mitglied wurde. Souveränitätsbeschränkungen Verbot der Vereinigung mit Deutsch-Österreich Eingeschränkte Lufthoheit Internationalisierung der Flüsse Rhein, Donau, Elbe, Oder und Memel Verbot der allgemeinen Wehrpflicht, Beschränkung des Heeres auf 100000 Mann und der Marine auf 15000 Mann Verbot aller schweren Waffen (Kanonen, Panzer, Kampfflugzeuge, U-Boote, Großkampfschiffe) Kontrolle durch eine alliierte Kommission Besetzung des linken Rheinufers und rechtsrheinischer Brückenköpfe auf 15 Jahre, 50 km breite entmilitarisierte Zone rechts des Rheins Finanzpolitik und Wirtschaftsentwicklung Zwischen März 1920 und Juli 1921 strömte amerikanisches Spekulationskapital ins Land, da der Wechselkurs der deutschen Währung in diesem Zeitraum einigermaßen stabil bei etwa 60 Mark für den Dollar lag. Ging die Industrieproduktion 1920/21 weltweit um 15 Prozent zurück (was damals als starker Einbruch galt), so stieg sie in Deutschland um 20 Prozent an. Freilich erreichte sie hier 1920 erst wieder 55 Prozent des Vorkriegsniveaus, 1921 immerhin schon 66 Prozent.

     Die Arbeitslosigkeit fiel 1921 unter drei Prozent, 1922 sogar unter zwei Prozent, während sie im Ausland durchweg im zweistelligen Bereich lag. Der Wirtschaftsaufschwung blieb aber an zwei Bedingungen geknüpft: Die Inflation durfte nicht außer Kontrolle geraten, und die Reparationen mussten sich als bezahlbar erweisen. Politische Polarisierung Hindenburg, seit dem 25. Juni 1919 im Ruhestand, machte am 18. November vor dem Ausschuss der Nationalversammlung für die Schuldfragen des Weltkriegs eine Aussage über die \"Ursachen des deutschen Zusammenbruchs im Jahre 1918\". Er las einen Text vom Blatt ab, der in der Öffentlichkeit ungeheures Aufsehen erregte: \"In dieser Zeit setzte die heimliche planmäßige Zersetzung von Flotte und Heer als Fortsetzung ähnlicher Erscheinungen im Frieden ein [.

    ..]. So mussten unsere Operationen misslingen, es musste der Zusammenbruch kommen; die Revolution bildete nur den Schlussstein. Ein englischer General sagte mit Recht: ,Die deutsche Armee ist von hinten erdolcht worden.\' [.

    ..] Wo die Schuld liegt, ist klar erwiesen.\" Rechtsradikalismus Antisemitismus Der für die deutschvölkische Szene besonders charakteristische Antisemitismus (zum Beispiel wollte die NSDAP schon seit 1920 die deutschen Juden ausbürgern) hatte in Deutschland - wie in anderen Ländern auch - jahrhundertealte Wurzeln. Der christliche Antijudaismus beschuldigte das jüdische Volk unter Berufung auf die Bibel des \"Gottesmordes\" an Jesus Christus - die Verantwortung der Römer für seine Hinrichtung wurde ausgeblendet. Zum anderen gab es seit dem Mittelalter auch einen Hass gegen jüdische Geldverleiher, die ihre christlichen Schuldner angeblich durch Wucherzinsen ruinieren wollten.

     Dass die Christen selbst die Juden in den Bereich der Geldgeschäfte abgedrängt hatten, indem sie ihnen Landbesitz und Zunftmitgliedschaft verwehrten, blieb außer Betracht. Reparationsprobleme Nach langer Vorbereitung - ohne deutsche Beteiligung - entschieden die Alliierten am 29. Januar 1921 in Paris über Umfang, Zeitdauer und Zahlungsweise der von Deutschland zu erbringenden Reparationen. Die Weimarer Republik sollte ab 1. Mai 1921 226 Milliarden Goldmark (GM) zahlen, verteilt auf 42 Jahre, in Jahresraten von anfangs zwei, später sechs Milliarden GM. Darüber hinaus waren im selben Zeitraum jährlich zwölf Prozent des Wertes der deutschen Ausfuhr (etwa 1-2 Milliarden GM) abzuführen.

     Frankreich sollte 52 Prozent, England 22 Prozent, Italien zehn Prozent und Belgien acht Prozent der Reparationen erhalten; die restlichen acht Prozent verteilten sich auf sonstige Kriegsgegner. Ruhrbesetzung Wegen der akuten wirtschaftlichen und finanziellen Probleme des Reiches (Verbrauch der Gold- und Devisenvorräte für die Reparationen, Staatsverschuldung, Währungsverfall) verzichteten die Alliierten im August 1922 vorläufig auf Geldleistungen. Zum Ausgleich verlangten sie eine Erhöhung der Güterlieferungen, unter anderem von Holz (Telegrafenstangen) und Kohle. Die gegensätzlichen Bemühungen um eine Revision des Versailler Vertrages gingen weiter: Strebte Deutschland prinzipiell nach einer Senkung der Leistungsverpflichtungen und nach längerfristigen Zahlungsaufschüben, so trieb Frankreich unter dem Eindruck des Vertrages von Rapallo die Verwirklichung seiner sicherheitspolitischen Strategie mit der Idee der \"produktiven Pfänder\" voran. Danach sollten die Alliierten die deutschen Industrieanlagen im Ruhrgebiet kontrollieren, um die vollständige und pünktliche Ablieferung der Reparationen zu erzwingen. Die Invasionstruppen überwachten den Abtransport von Holz und Kohle, fanden aber bald kein mitarbeitsbereites Personal mehr.

     Daraufhin legten sie Zechen und Fabriken still, beschlagnahmten öffentliche Kassen und Firmenkassen und wiesen 180000 Personen aus. Von den Besatzern zu verantwortende Gewaltakte und Unfälle forderten bis August 1924 137 Tote und 603 Verletzte. Der volkswirtschaftliche Gesamtschaden der Ruhrbesetzung belief sich auf 3,5 bis vier Milliarden GM. Hyperinflation Die durch Zinszahlung und Schuldentilgung bereits angespannte Haushaltslage wurde durch die Produktionsausfälle im Ruhrgebiet und die Unterstützung der Ausgesperrten und Ausgewiesenen enorm verschärft. Dieser Kostenlawine, die aus ordentlichen Haushaltsmitteln nicht mehr finanziert werden konnte, versuchte die Regierung mit immer höheren Krediten der Reichsbank und durch immer häufigere Betätigung der Notenpresse Herr zu werden. Gewinner der Inflation waren die Schuldner, die ihre Verpflichtungen schlagartig mit wertlosem Geld zurückzahlen konnten - vor allem Bauern, die ihre Schulden aus der Vorkriegszeit abschüttelten, und der Staat, der seine Kriegsanleihen bei den Bürgern ablöste.

     Ferner profitierten Mieter, Pächter und besonders Exportunternehmer, deren Kosten sich nicht nur mit fortschreitender Geldentwertung verringerten, sondern die auch für ihre Produkte im Ausland harte Dollars erhielten. Hitler-Putsch Im Laufe des Jahres 1923 konnte die NSDAP von der krisenhaften Entwicklung stark profitieren. Ihre Mitgliederzahl stieg sprunghaft auf 55000; sie hatte sich in Bayern zur aktivsten rechtsradikalen Kraft entwickelt. Der \"Deutsche Kampfbund\", ein Zusammenschluss der drei radikalsten, von Reichswehroffizieren ausgebildeten Wehrverbände (neben anderen die SA), wurde von Hitler und Ludendorff - inzwischen die Galionsfigur des deutschvölkischen Lagers - geleitet. Hitler verkehrte in den besten Münchner Kreisen und galt in Bayern vielen bereits als \"deutscher Mussolini\", dem ein \"Marsch auf Berlin\" gelingen konnte. Demgegenüber setzte das regierende Triumvirat auf Seeckt und dessen momentane Verfügung über die vollziehende Gewalt.

     Separatistenbewegungen Seit Ende September 1923 verstärkten separatistische Bewegungen im preußischen Rheinland, in der bayerischen Pfalz und in Rheinhessen mit Unterstützung der französischen und belgischen Besatzungsmacht ihre Anstrengungen, diese Gebiete in selbstständige, eng mit Frankreich und Belgien zusammenarbeitende Territorien zu verwandeln. Sah Poincaré darin die Chance zur Schaffung eines unabhängigen rheinischen Staates und damit zur Abtrennung des Ruhrgebietes vom Deutschen Reich, so versprachen sich die Separatisten davon wirtschaftliche und politische Vorteile. Am 21. Oktober riefen sie eine \"Rheinische Republik\" aus, am 12. November eine \"Autonome Pfalz\". In Aachen, Koblenz, Bonn, Wiesbaden, Trier und Mainz stürmten sie die Rathäuser.

     Die Reichsregierung war machtlos, da sie in die entmilitarisierte Zone keine Truppen schicken durfte. Die separatistischen Bewegungen, denen sich auch kriminelle Elemente anschlossen, scheiterten jedoch innerhalb weniger Monate. Zum einen verstärkten sie durch anmaßendes Auftreten, Plünderungen und Misshandlungen den ohnehin vorhandenen erbitterten Widerstand der Bevölkerung; zum anderen musste das von der deutschen Wirtschafts- und Währungskrise in Mitleidenschaft gezogene, auf internationale Kredite angewiesene Frankreich Ende November 1923 der Vorbereitung einer Neuregelung der Reparationsfrage durch zwei Sachverständigenausschüsse zustimmen, die von englischen und amerikanischen Bankiers geleitet wurden. In diesem Zusammenhang lehnten Großbritannien und die USA eine Loslösung des Ruhrgebietes von Deutschland wegen der unabsehbaren internationalen wirtschaftlichen und politischen Risiken ab. Daher ließ der französische Ministerpräsident Poincaré im Februar 1924 die separatistischen Bewegungen fallen. Ablösung Stresemanns In der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion herrschte Empörung darüber, dass die Regierung Stresemann gegen die Rechtsdiktatur des Triumvirates in Bayern praktisch nichts unternahm, gegen die kommunistischen Regierungsbeteiligungen in Sachsen und Thüringen dagegen die Reichswehr einsetzte.

     Am 2. November 1923 zog die SPD ihre Minister aus dem Kabinett zurück. Als der Reichskanzler am 23. November bei der Abstimmung über die Vertrauensfrage eine Niederlage erlitt, trat er zurück. Neuer Regierungschef einer bürgerlichen Minderheitsregierung (DDP, Zentrum/BVP, DVP), der Stresemann als Außenminister angehörte, wurde der Zentrumsführer Wilhelm Marx. Bei den übrigen Gefahren handelte es sich um gezielt ausgelöste Nebenkrisen, durch die die dafür Verantwortlichen je auf ihre Weise von den Hauptkrisen zu profitieren versuchten und dabei mehr oder weniger aus denselben Gründen scheiterten: Der \"deutsche Oktober\" musste bereits in Sachsen und Thüringen vorzeitig abgebrochen werden, der \"Marsch auf Berlin\" gelangte nicht einmal über München hinaus, und der rheinische Separatismus brach kläglich zusammen, weil die Akteure zum Teil außerordentlich dilettantisch vorgingen, vor allem aber, weil eine kommunistische \"Diktatur des Proletariats\" nach sowjetischem Muster, eine rechtsradikale \"Führerdiktatur\" nach italienischem Vorbild wie auch eine den Interessen Frankreichs dienende Zerstörung der Reichseinheit jeweils nur einer bestimmten Minderheit der Bevölkerung als erstrebenswertes Ziel galt.

     Deshalb erreichten die Nachkriegskrisen 1923 mit ihrem Gipfel zugleich auch ihr Ende.

 
 

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