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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Friedrichsruher fassung



2.3.1 Primäres Sujet Das Bild zeigt einen großen Saal, in dem sich eine Vielzahl von Personen befindet, die sich um ein Podest versammelt haben, auf welchem drei Personen im Vordergrund und mehrere im Hintergrund stehen. Die große Menschenmenge, die Farbenvielfalt und der imposante Saal erwecken den Eindruck einer feierlichen Atmosphäre. Auffallend ist, dass alle Personen eine militärische Uniform tragen und zum Großteil bewaffnet sind. Die Menschen im Hintergrund halten ihre Schwerter und Helme in die Luft, während die Personen im Vordergrund ihre Schwerter zu Boden gerichtet und die Helme in der Hand halten. Die Person rechts auf dem Podest hat seine rechte Hand erhoben. Zwei Personen treten besonders aus der Menge heraus. Der Mann in der Mitte des Podests wird durch seine Position im Raum besonders betont, die Person mit der weißen Uniform durch die Farbe seiner Uniform und seiner Position im Bildzentrum. Hinter dem Podest befinden sich mehrere Flaggen. Im Hintergrund kann man zwei riesige Spiegel erkennen, in denen sich drei Fenster spiegeln.

2.3.2 Sekundäres Sujet
Das Bild zeigt die Proklamation des Deutschen Kaiserreichs im Jahr 1871 im Spiegelsaal des Schlosses Versailles. Die Person im Zentrum des Bildes kann man aufgrund seines Gesichts als Bismarck identifizieren, auf dem Podest stehen von links nach rechts Kronprinz Friedrich Wilhelm, der neuen Kaiser Wilhelm I. und der Schwiegersohn Wilhelms, der Großherzog von Baden. Die Männer im Hintergrund, die mit Kaiser Wilhelm auf der Bühne stehen, sind die Fürsten der einzelnen deutschen Staaten. Rechts von Bismarck kann man noch den kommandierenden General von Moltke und den Kriegsminister Roon erkennen. Die Geste des Großherzogs ist ein Zeichen für die erfolgende Akklamation des Kaisers und ein darauf folgendes Hochleben desselben. Das Ziehen der Waffen der Soldaten im Hintergrund ist als Reaktion darauf zu verstehen. Während die meisten Personen fröhlich sind, gucken der neue Kaiser und Bismarck eher ernst. Die Fahnen im Hintergrund sind die Banner der einzelnen Armeeteile, die im Deutsch-Französischen Krieg gekämpft haben.

2.3.3 Gehalt
In diesem Bild werden die Prinzipien des Deutschen Reiches unter Bismarcks Kanzlerschaft und dessen Mitwirken an der Reichsgründung deutlich. Da dieses Bild 14 Jahre nach der Reichsgründung gemalt wurde, kann und muss man auch das politische Wirken Bismarcks bis 1885 mit einbeziehen.
Bismarck ist aufgrund seiner Position und seiner Kleidung eindeutig Mittelpunkt des Ereignisses. Er war es, der aufgrund seiner Politik Österreich aus dem Deutschen Bund verdrängt hat und somit den Weg zur Reichseinigung freigemacht hat. Nachdem Österreich 1866 bei Königgrätz entscheidend besiegt worden war, musste Österreich seine Einflussnahme auf die süddeutschen Staaten zurückziehen und Preußen die Gründung des Norddeutschen Bundes erlauben. Doch bis zur Gründung des Deutschen Reichs war es noch ein langer Weg, da Frankreich erbitterten Widerstand gegen ein Deutsches Reich leistete. So kam es zum Deutsch-Französischem Krieg von 1870/1871, den Bismarck durch eine veränderte Depesche provozierte. An der Seite des Norddeutschen Bundes kämpften ebenfalls die süddeutschen Staaten. Im Verlauf des Krieges wurde auch der französische Kaiser Napoleon III. bei Sedan gefangen genommen. Nachdem Frankreich besiegt worden war, war der Weg frei für die Reichsgründung.
Nach dem Deutsch-Deutschen Krieg konnte sich Bismarck noch mit seiner Forderung, den Gegner nicht durch einen Triumphzug durch Wien zu demütigen, durchsetzen, doch mit der Kaiserkrönung im Spiegelsaal zu Versailles wurden die Franzosen bis aufs äußerste gedemütigt, was eine der Ursachen für den Ausbruch des ersten Weltkriegs war. Deshalb wurde auch der Friedensvertrag der Alliierten mit Deutschland nach dem ersten Weltkrieg in Versailles ausgehandelt. Jedoch verzichtete der Kaiser auf einen Triumphzug durch Paris, sondern nahm zusammen mit Bismarck, Roon und von Moltke eine Parade in Longchamps ab.
Der Kriegsminister Roon wurde auch abgebildet, obwohl er am Tag der Proklamation wegen Krankheit gar nicht anwesend war. Denn dieser hatte genauso wie General von Moltke einen großen Anteil am Sieg Deutschlands über Frankreich, da er einen schnellen Sieg zu erreichen suchte, um eine Einmischung der neutralen Staaten zu verhindern.
Die Einigung des Reiches wird auch durch die Monarchen auf dem Podest deutlich. Der neue Kaiser steht für den Norddeutschen Bund, während der Großherzog die süddeutschen Staaten repräsentiert. Dies soll die neue Zusammengehörigkeit symbolisieren, die durch das neue Reich zum Ausdruck kommt.
Wilhelm I. und Bismarck können sich aber nicht richtig freuen, da es Streitigkeiten über den Titel Wilhelms I. gegeben hatte, wie schon im Gehalt der ersten Fassung beschrieben wurde. Zudem war der Kaiser traurig, dass das preußische Königtum "begraben" wurde. Es gefiel ihm nicht, dass das Volk die Ernennung Wilhelms zum Kaiser so vehement forderte. Diese Meinung vertrat auch sein Vorgänger Friedrich Wilhelm, der 1848 die ihm durch die Nationalversammlung angebotene Kaiserkrone ablehnte, da er kein Kaiser von "Volkes Gnaden" werden wollte. Deshalb überredete Bismarck Graf Holstein von Bayern Wilhelm die Kaiserkrone anzubieten. Ebenfalls spielen die oben aufgeführten Streitigkeiten über den Titel Wilhelms eine Rolle. Aus diesen Gründen schaut der Kaiser auf dem Bild über Bismarck hinweg.
Auch die Perspektive ist wichtig. Da der Betrachter auf Augenhöhe mit der Szenerie steht, wird er in das Geschehen mit eingebunden. Es wirkt ein bisschen wie eine moderne "Boulevardillustrierte" , die auch so nahe wie möglich an die Machthaber heranführen will. Dies ist aus der damaligen politischen Lage heraus sehr ungewöhnlich, da in Versailles, wie auf dem Bild zu sehen ist, nur Militärs anwesend waren.

 
 

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