Startseite   |  Site map   |  A-Z artikel   |  Artikel einreichen   |   Kontakt   |  
  


geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Erläutern sie die zentralen merkmale der ns ideologie und untersuchen sie die verwirklichung eines punktes!



Der Nationalsozialismus entstand noch während des ersten Weltkrieges als Gegenbewegung zum parlamentarisch-demokratischen System und der sozialdemokratisch-kommunistischen Revolution 1918/19.
Seine geistigen Wurzeln sind uneinheitlich und oftmals falsch rezipiert. Dazu zählen der "Wille zur Macht" und das Bild des "Übermenschen" von Friedrich Nietzsche, die Rassenlehre Joseph Gobineaus und Houston Stuart Chamberlains, Richard Wagners "Schicksalsglaube", Mendels Vererbungslehre, Karl Ernst Hausenhofers "Geopolitik", die Sozialdarwinistischen Darlegungen von Alfred Ploetz und Ideen von Machiavelli, Fichte, Heinrich Treitschkes und Sprenglers.
Das Nationalsozialistische Denkmodell manifestiert sich im Buch "Mein Kampf", geschrieben von Adolf Hitler, dem "Führers" der nationalsozialistischen Bewegung in Deutschland, sowie im offiziellen Parteiprogramm vom 24. Februar 1920. Diese Ideologie ist im ganzen keine geschlossene Konzeption als vielmehr eine Vielzahl pragmatisch genutzter, teils widersprüchlicher Adaptionen. Dennoch oder gerade darum kristallisieren sich bestimmte Merkmale, sowohl durch ihre propagandistische bzw. verbrecherische Umsetzung als auch ihre Bedeutung für den historischen Verlauf heraus.

Grundlegendes Denkmuster ist der Sozialdarwinismus, der sich auf den englischen Naturforscher Charles Darwin Mitte des 19. Jahrhunderts gründet. Dieser befasst sich mit der Entwicklung und Umwandlung von Arten im Tierreich und kommt zu der Schlussfolgerung, das die natürliche Selektion des Besten entscheidendes Kriterium der Evolution ist. Folglich sei der "Kampf ums Dasein" von immenser Bedeutung und das Rechts des Stärkeren würde vorherrschen.
Ernst Haeckel setzt sich um die Jahrhundertwende für die Verbreitung der Lehre Darwins ein und entspricht damit der vorherrschenden rational-methodischen Haltung im kulturellen Europa. Er wendet jedoch die Erkenntnisse auf die Geistes- und Sozialwissenshaften an, was zum sog. Sozialdarwinismus führt. Dieser gewinnt großen Einfluss um 1900 als Populärphilosophie.
Adolf Hitler bezieht die Selektionsidee auch auf vermeintliche Menschenarten und -rassen, rechtfertigt damit die Gewalt gegen andere Völker. Er entwickelt den pseudowissenschaftlichen rassischen Sozialdarwinismus, der unter seiner Herrschaft zur Verdrängung geistiger, sittlicher und religiöser Werte führt.

Die NSDAP (ab 1920) stellt sich an die Spitze der antiparlamentarischen Bewegung in Deutschland und versucht, nationalistische Tendenzen unintegrierbarer deutscher Minderheiten, enttäuschter Weltkriegsteilnehmer und von Gegnern des Versailler Vertrages zu nutzen. Dies geschah durch die Formulierung eines rassistischen Nationalismus, der statt gleicher Kultur und Geschichte Rassengleichheit der Einwohner als Nationenmerkmal festlegt, da erblich festgelegte, körperliche Substanzen Körper und Geist einer Person bestimmen würden. Gefolgert wird eine Überlegenheit der nordischen/arische Rasse, da nur diese "kulturfähig" sei.
Hier ist auch das von Gobineau (Rassenkämpfe prägen Historie) und H. St. Chamberlain (Züchtungsansprüche) geprägte, falsch ausgelegte Geschichtsverständnis der nationalsozialistischen Ideologie immanent.
Seine Vorstellungen legt Hitler 1925/27 in seinem o.g. Buch dar: der Germane war wertvollster Arier, dessen Zentrum man im Herzen Europas schaffen müsste. Dies könne nur durch "Rassenhygiene" (Reinhaltung des Erbmaterials) und Eroberung von Lebensraum (insb. in Osteuropa) für die Herrenrasse ermöglicht werden. Mittel dazu sollen kriegerische Expansion und Sicherung, Wirtschaftsautarkie durch Ressourcenreichtum und bäuerliche Lebensweise sein. Forderungen nach einem Großreich der Germanenrasse im Osten und Befürwortung, ja Verherrlichung von Gewalt und Krieg, Unterdrückung und Versklavung werden in diesem Buch laut und finden verheerende Konsequenzen in der Weltgeschichte.

Bedeutsam ist gleichfalls der latente Antisemitismus, der im Gegensatz zum verwandten und ansonsten ähnlich strukturierten Faschismus (z.B. in Italien unter Benito Mussolini) ein zentrales Anliegen der Nationalsozialisten ist.
Diese judenfeindliche Geisteshaltung hat feste historische Wurzeln in Europa (etwa während der Pest) und hat sowohl religiöse (Verurteilung, weil Verfolger Christi) und soziale Gründe (Unbehagen und Neid). Selbst ansonsten progressive Zeitgenossen wie der Philosoph Voltaire waren Anhänger. Trotz dessen förderte gerade die Aufklärung die zunehmende Akzeptanz, Toleranz und Integration von jüdischen Mitbürgern und brachte diese in die Situation, Wegbereiter für liberale und sozialistisch-kommunistische Ideen zu werden. Da sie auch in der Wirtschaft und dem intellektuellen Tagesgeschehen führend waren, sah man gleichsam auch als Verantwortliche für den als negativ empfundenen Zivilisationswandel.
Hitler selbst gilt Verfechter eines mittelalterlich wie neuzeitlich geprägten Judenhasses, der in Verbindung mit der Rassentheorie den Jude als "Schmarotzer" darstellt, welcher den ansonsten gesunden "Volkskörper" zugrunde richten würde. Somit baut er ein Negativbild zum Arier auf und schlussfolgert die Notwendigkeit zur "Reinhaltung des Blutes" und damit zur Eliminierung der Juden.
Rechtfertigend werden die Juden für jedweden negativen Wandel (Krieg, Hunger, Not, Elend) in der Geschichte als kulturunfähiger, zerstörerischer Sündenbock hingestellt, dessen Streben nach Weltherrschaft durch den rettenden Arier zu unterbinden sei. Um auch ja alle Zielgruppen nationalsozialistischer Agitation abzudecken, stellt er Juden als Drahtzieher in Demokratie, Weltkapitalismus und Marxismus an den Pranger. Letztendlich sei der Antisemitismus ein "Dienst des Ariers an der Menschheit".

Die Eigentliche Faszination am Nationalsozialismus rührt jedoch vom Führerkult her. Dieser gibt Hitler als eben jenen "Führer" der revolutionär genannten Bewegung wieder und stellt die emotionale Untermauerung seiner Herrschaft dar. Hier geht man ins persönliche Spektrum eines jeden Bürgers: die wichtigste Straße jedes Ortes erhält seinen Namen, sein Konterfei sieht man in jeder Amts- und Schulstube, "Heil Hitler" wird zum offiziell geforderten Gruß. Die Propaganda Goebbels zeigt ihn als Bindeglied zwischen Staat und Volksgemeinschaft, stilisiert ihn als Identifikationssymbol mit Volksnähe und allzu "menschlichen" Zügen. Millionenfach wird erreicht, dass sich Volksgenossen widerspruchslos dem unantastbaren Ersatzmonarchen unterordneten. Selbst die Armee wird auf ihn vereidigt.

Das Prinzip der Volksgemeinschaft stellt ein neues, durch Kriegenttäuschung, Krisen und Verlust des etablierten Wertesystems zerrüttetes Gemeinschaftsgefühl her. Mit der romantischen Idee einer allheilenden rassischen Einheit hebt man sich von anderen Völkern ab und bietet eine Neuorientierung weg vom Parteienstreit und (forcierten) Klassenkampf an. Damit sei die "unnatürliche Feindschaft zwischen Arbeiter und Unternehmern" aufgehoben, gemeinsame Arbeit an weitgesteckten Zielen werde gefördert und der "Sozialismus der Tat" der Sozialisierung entgegengestellt.

Scheinplebiszite mit eindrucksvollen Ergebnissen sollen diese Verbundenheit im In- und Ausland legitimieren und die Einheit von Führer und Volksgemeinschaft darlegen. Ebenso untermauert die Geschlossenheit bei Parteitagen und sonstigen Massenveranstaltungen diesen Eindruck symbolisch, verstärkt durch die Uniformierung weiter Gesellschaftsbereiche aufgrund der durchdringenden Organisationspolitik.

Der Antisemitismus in seiner extremsten, menschenverachtendsten Konsequenz in der Weltgeschichte soll an dieser Stelle exemplarisch für die gewaltsame Praktizierung der Nazi-Ideologie beleuchtet und chronologisch dargelegt werden.
Bereits mit der Machtübernahme Hitlers 1933 beginnt die erste Phase, die Zerstörung der wirtschaftlichen Existenz der Juden. In der Nacht vom 27. zum 28. Februar ergeht ein offizieller Befehl zur Verfolgung, begründet mit der Brandlegung im Reichstagsgebäude in Berlin in der sog. "Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat". Infolge dessen wird die "Schutzhaft" durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo) eingeführt, ein Mittel zur willkürlichen Inhaftierung und Misshandlung jeglicher Gegner. Weiterhin ist die Errichtung großer Gefängnisse und der ersten KZs (in der damaligen Fachtermini mit KL abgekürzt) in Dachau oder Buchenwald zu nennen. Außerdem werden die Strafen gegen Juden und andere Angeklagte meist ohne Gerichtsprozesse festgesetzt. Der 1. April wird zum nationalen Boykotttag unter dem Motto "Kauft nicht bei Juden" eingeführt und alljährlich wiederholt. Dies führt besonders in den Folgejahren zur öffentlichen Denunzierung und Erniedrigung jüdischer Geschäftstätiger. Mit dem am 7. April in Kraft getretenen Gesetz zur "Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" muss jeder, der einen betreffenden Beruf ausüben will, einen arischen Stammbaum voreisen, was zur schrittweisen Ausschaltung der Juden aus dieser Berufsgruppe führt. Die weitere Ausgrenzung der Juden aus dem gesellschaftlichen Leben wird bis 1935 u.a. mit dem Schriftleitergesetz und dem Reichserbhofgesetz vorangetrieben.
Während der zweiten Phase (1935-1938) steht die Diskriminierung, Diffamierung und Deklassierung durch Koordination aller staatlichen Möglichkeiten im Mittelpunkt. So werden mit den am 15. September 1935 erlassenen Nürnberger "Rassegesetzen", ergänzt durch den "Judenparagraphen" in der "Durchführungsverordnung" vom 14. November 1935, Ehen, sexuelle Handlungen und Beziehungen zwischen Juden und Ariern unter Strafe gestellt. Da Juden als "minderwertige" Rasse juristisch klassifiziert werden, sind diese keine Angehörigen der Volksgemeinschaft und somit keine vollwertigen Bürger, ihnen werden sozusagen die politische Rechte teils restlos beschnitten. Es kommt zur Entlassung aller Juden aus dem öffentlichen Dienst. 1935 ist auch der Beginn einer beispiellosen Verleumdungskampagne der Medien gegen die jüdische Bevölkerung. Zahlreiche Juden fliehen ins Ausland, besonders nach Westeuropa und in die USA. 1937 beginnt die Zwangsarisierung der Wirtschaft unter Drohungen und Erpressung.
Von 1938-1941 kommt es mit dem Ziel der Ausschaltung aller Juden im Wirtschaftsleben und der Verminderung des jüdischen Bevölkerungsanteils zur systematischen Einschränkung des Lebensbereiches der Juden. Im Juni/Oktober 1938 kommt es zu großen Verhaftungswellen gegen "arbeitsscheue und vorbestrafte" Juden. Ab August sind für neugeborene Kinder mit jüdischen Eltern nur noch die beiden Vornamen Sara und Israel erlaubt, es treten ein Schulverbot und die Einziehung zahlreicher jüdischer Besitztümer in Kraft, jüdische Gemeinden werden zerschlagen. Nach dem tödlich verlaufenen Attentat auf den deutschen Botschafter in Paris durch einen jungen Juden polnischer Herkunft folgen massive Übergriffe gegen Juden im Reich. Dazu zählen die "Reichspogromnacht" vom 9./11. November , in der Eigentumswerte in Milliardenhöhe zerstört wird, parallel laufende Verhaftungswellen, Enteignungen, "Bußgeldzahlungen" von 1 Mrd. RM, Zwangsdeponierung und -verkauf von Wertgegenständen, Einführung erhöhter Steuersätze, Verbot aller jüdischer Organisationen. Mit Kriegsausbruch (September 1939) werden vermehrt Juden zur Zwangsarbeit in Rüstungsbetrieben herangezogen und erste Zwangsdeportationen in polnische Lager und Ghetto vorgenommen. 1940 entwirft die SS den "Madagaskar-Plan", nachdem alle Juden weltweit auf diese Insel zwangsumgesiedelt werden sollen. Im Januar 1941 wird der Judenstern eingeführt, September/Oktober ein Auswanderungsverbot für Juden erlassen.
Die letzte Phase (1942-1945) ist die wohl schrecklichste: "Endlösung", Holocaust. Am 31. Juli 1941 gibt Göring die Entscheidung zum Massenmord an Heydrich weiter. Ausgangspunkt der Ausrottung ist die Wannseekonferenz (20. Januar 1942), auf der "Säuberung von West nach Ost" an 11 Mio. erfassten Opfern beschlossen werden, Arbeitseinsatz und Massenvernichtung (sog. Sonderbehandlung) werden als Maßnahmen angegeben. Insgesamt kommen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern wie Auschwitz, Majdanek, Belzec, Chelmno, Treblinka bis zu 8.000.000 Menschen ums Leben. Mitverantwortlich für die Gräueltaten an Juden in der Zivilbevölkerung im Osten Europas sind SS-Einsatzgruppen, aber auch Wehrmachtseinheiten, die die Erschießungen teils überwachen oder vollstrecken.

 
 

Datenschutz
Top Themen / Analyse
indicator Gründe, die gegen einen Bau durch die Ägypter sprechen
indicator Depression und erneuter Krieg (1929 - 1945)
indicator DIE PFALZ ZUR ZEIT DER FRANZÖSISCHEN REVOLUTION
indicator Ausländer in Deutschland - Das kleine Ausländer-ABC
indicator Der katholische Sozialismus: Ketteler und Leo XIII.
indicator Urgeschichtliches
indicator Die Befreiung Frankreichs
indicator Gruppe 47 - Zeit und Gesellschaftskritik der 50er Jahre
indicator Fragen die noch offen sind:
indicator Eroberung der Gallier durch Caesar


Datenschutz
Zum selben thema
icon Industrialisierung
icon Realismus
icon Kolonialisierung
icon Napoleon Bonaparte
icon Mittelalter
icon Sozialismus
icon Juden
icon Atombomben
icon Pakt
icon Widerstand
icon Faschismus
icon Absolutismus
icon Parteien
icon Sklaverei
icon Nationalismus
icon Terrorismus
icon Konferenz
icon Römer
icon Kreuzzug
icon Deutschland
icon Revolution
icon Politik
icon Adolf Hitler
icon Vietnam
icon Martin Luther
icon Biographie
icon Futurismus
icon Nato
icon Organisation
icon Chronologie
icon Uno
icon Regierung
icon Kommunistische
icon Imperialismus
icon Stalinismus
icon Reformen
icon Reform
icon Nationalsoziolismus
icon Sezessionskrieg
icon Krieg
A-Z geschichte artikel:
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z #

Copyright © 2008 - : ARTIKEL32 | Alle rechte vorbehalten.
Vervielfältigung im Ganzen oder teilweise das Material auf dieser Website gegen das Urheberrecht und wird bestraft, nach dem Gesetz.
dsolution