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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Kolonialisierung

Die ideologie der npd:



Eine Partei, die versucht Mitglieder und Wähler zu mobilisieren, muss versuchen, bestimmte soziale Gruppen anzusprechen und ihnen zu vermitteln, dass ihre Interessen bei ihr am besten aufgehoben sind. Die Konzentration auf eine in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene Mittelschicht legte im Fall der NPD den Protest gegen eine moderne, liberale, demokratische und pluralistische Gesellschaft nahe. Eine obrigkeitsstaatliche, deutsche Tradition versprach, durch Einheit und Geschlossenheit den bedrohten sozialen Status der Mitglieder und Wähler zu sichern. Neben dieser sozialen Tendenz stellt der Sammlungscharakter der Partei ein zweites wichtiges Element dar. Da fast alle Sachfragen in der Partei kontrovers diskutiert wurden, blieb als Ideologie nur der Reflex auf die Erwartungen und Vorstellungen der möglichen Anhängerschaft. Schlagworte und Ideale mit denen die Parteigänger ähnliche Vorstellungen verbanden, wurden so zu integrativen Elementen, meist ohne Rücksicht auf ein logisch strukturiertes Ideologiegebäude.
Das Parteiprogramm der NPD sowie öffentliche Äußerungen von Parteifunktionären waren stets so gehalten, ein juristisches Vorgehen gegen die Partei zu vermeiden. Das Verbot der SRP hatte die Gefahr einer staatlichen Gegenreaktion gezeigt. Jedoch lässt sich bei der näheren Betrachtung anderer Quellen, wie z.B. der NPD Parteizeitung "Deutsche Nachrichten\", dem "Politischen Lexikon\" und diversen Parteireden, die eigentliche Ideologie der Partei deutlicher erfassen, als dies allein durch die öffentlichen Verlautbarungen möglich ist.
Gestalter der Parteiideologie waren vor allem die aus der SRP stammenden Funktionäre unter dem Vize-, später dann Vorsitzenden Adolf von Thadden. Ein weiterer, wesentlicher Gestalter der NPD Ideologie war der Historiker Prof. Dr. Ernst Anrich. Der ehemalige SS-Untersturmführer, Reichsschulungsleiter des NS-Deutschen Studentenbundes und Universitätsprofessor in Straßburg während des Krieges, war nicht nur Mitglied des Parteipräsidiums. Er leitete in der Partei das Amtes VI - Politische Bildung - im Bundesvorstand und das Referat Kulturpolitik.

5.1. Das Parteiprogramm von 1967:
1964 wurde auf dem Hannoverschen Parteitag das "Gründungsmanifest\" der NPD verfasst, das eine Sammlung vager national-konservativer Aussagen zu den Zielen der Partei beinhaltete. Das erste ordentliche Parteiprogramm der NPD folgte erst auf dem dritten Parteitag in Hannover, vom 10.-12. November 1967. Neben einem einführenden Abschnitt über "Grundlagen nationaldemokratischer Politik\", nahm es in Thesen zu 15 Themen Stellung: Demokratie, Staat, Recht; öffentliche Meinungsbildung; Erziehung, Bildung, Schulwesen; Hochschule, Wissenschaft, Forschung; die gegliederte Volkswirtschaft; Steuer- und Finanzpolitik; die deutsche Landwirtschaft; Raumordnung und Verkehr; Mensch und Arbeit; soziale Sicherheit; Kriegsfolgen und Entschädigungen; Familie, Volksgesundheit; Wehrpolitik und europäische Verteidigung; Deutsche Einheit in Freiheit. Weiterhin wandte sich die NPD in diesem Programm gegen die Kollektivschuld der Deutschen am Zweiten Weltkrieg, die Verfremdung Deutschlands durch kommunistische und amerikanische Einflüsse, den Imperialismus der Großmächte, die Überfremdung der Wirtschaft durch ausländisches Kapital und für die Wiederherstellung Deutschlands in den Grenzen von 1938. Abschließend folgten Forderungen nach der Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Selbstbestimmung, die sich nicht von den damaligen Forderungen der bürgerlichen Parteien unterschieden.
Weitergehende rechtsextreme Forderungen waren in dem Programm jedoch nicht auszumachen. Im Gegenteil bekannte sich die Partei offen zur parlamentarischen Demokratie. Jedoch wurde ebenfalls die Einführung von Volksbegehren und die Stärkung der Stellung des Bundespräsidenten gefordert. Dieser sollte ähnlich dem Weimarer Reichspräsidenten direkt vom Volk gewählt und mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet werden. Zusammen mit der Abschaffung des konstruktiven Misstrauensvotums könnten dann Regierungen ohne parlamentarische Mehrheit, nur noch auf die Autorität des Bundespräsidenten gestützt, regieren. Die Volksbegehren sollten der NPD eine bessere Beeinflussung der Politik durch Propaganda und Demagogie ermöglichen. Diese Forderungen liefen somit auf eine Schwächung des Parlamentes hinaus.
Programmatische Aussagen zu wirtschaftlichen Grundfragen blieben aber dürftig und kamen nicht über allgemeine Leerformeln hinaus. Eine diesbezügliche Festlegung hätte Teile der potentiellen Wähler verprellt und die Möglichkeit einer offenen, breit streuenden Werbung beeinträchtigt. Angesichts des Verbots der SRP im Jahre 1952 diente das Programm vor allem der Propaganda und war darauf gerichtet, den volksparteilichen und national-konservativen Eindruck öffentlichkeitswirksam zu verstärken.
Leitgedanken im ersten Parteiprogramm der NPD waren somit: Starke Betonung nationaler Gedanken in der Wirtschafts-, Erziehungs-, Verteidigungs- und Außenpolitik; Fremdenfeindlichkeit; Agrarromantik; Antiliberalismus; Antipluralismus; Aggressivität gegenüber der bestehenden demokratischen Gesellschaftsordnung. Damit hatte die NPD Ideen aufgegriffen, die seit der Weimarer Republik in Parteien wie der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und der NSDAP verbreitet gewesen waren, ohne sich jedoch mit einer dieser Parteien zu identifizieren.
Das Programm war jedoch letztlich so gehalten, dass es zwar reichlich politische, jedoch kaum rechtliche Angriffspunkte bot. Auf dem Papier des Parteiprogramms offenbarte sich die NPD auf den ersten Blick als eine demokratische, bürgernahe und konservative Partei, die in keinem offenen Konflikt zu den Grundsätzen der freiheitlichen demokratischen Ordnung stand, jedoch auch keine klare politische Linie erkennen ließ.
Günter Grass fasste anlässlich der Wahlen zum Bayrischen Landtag 1966 diese Situation in der Frage zusammen:
"Hat die NPD ein Programm? Sie ist für die Todesstrafe und gegen Gastarbeiter. Sie stellt Ansprüche auf Gebiete, in denen, wie es heißt, das deutsche Volk seit Jahrhunderten gewachsen ist. Sie ist einfach schlicht gegen Entwicklungshilfe. Ist das ein Programm?\"

5.2. "Politisches Lexikon\", "Deutsche Nachrichten\" und Parteireden:
Da die eigentlichen Ziele der NPD doch weitaus radikaler waren, als dies im Parteiprogramm publiziert wurde, konnten diese nur an anderen Stellen zum Ausdruck kommen. Das 1967 erschienene "Politische Lexikon\" und die Parteizeitung "Deutsche Nachrichten\" übernahmen vorrangig diese Aufgabe. Das vierbändige Lexikon präsentierte auf 248 Blättern mit je einem Stichwort als jederzeit erweiterungsfähige Loseblattsammlung die Parteiideologie nach dem Muster von Frage und Antwort. Die verbindlich formulierten Artikel dienten der Schulung von Funktionären und als Argumentationshilfe für politische Diskussionen. Verfasst wurde es in weiten Teilen von dem Journalisten Dieter Vollmer, der 1950-52 stellvertretender Chefredakteur der in Buenos Aires erscheinenden neonazistischen Zeitschrift "Der Weg\" gewesen war.
Die "Deutschen Nachrichten\" (DN) der NPD erfüllten als offizielles Parteiorgan der NPD eine bedeutende propagandistische Aufgabe. Als Nachfolger der DRP-Publikation "Reichsruf\" wurden sie nicht nur über den Zeitschriftenhandel vertrieben, sondern auch in hoher Zahl kostenlos an Interessierte verteilt. 1966 erreichten die DN mit über 45000 wöchentlichen Exemplaren ihren höchsten Auflagenstand. Die starke Verzahnung der Redaktion mit dem Parteivorstand garantierte jederzeit eine hohe Deckung der Publikationen mit der offiziellen Parteimeinung.
Die ideologische Zielsetzung des Lexikons kann an mehreren zentralen Leitsätzen festgemacht werden, die das Werk weitgehend bestimmen. Im einzelnen sind das: Kulturkritischer Dogmatismus, Ethnozentrismus, national orientierte Politik, Autarkismus und ein nationalistisches Geschichtsbild.
Obwohl sich die NPD zum Grundgesetz und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung bekannte, vertrat sie dennoch die These, dass wirkliche Demokratie in der Bundesrepublik niemals realisiert worden wäre, "da den Volksmassen die zum Regieren erforderlichen Kenntnisse, der Überblick über das politische Geschehen und auch die nötige Besonnenheit naturgemäß fehlten\". Das System der repräsentativen Demokratie der Bundesrepublik wird jedoch mit einem genau entgegengesetzten Argument kritisiert. Bei diesem hätte der Bürger nur noch ein Mitspracherecht bei Wahlen, werde durch die öffentliche Meinungsbildung entmündigt und sei volksfernen Berufsparlamentariern ausgeliefert. Demokratische Mehrheitsentscheidungen wurden grundsätzlich mit dem Hinweise auf unterschiedliche Urteilsfähigkeiten der Menschen in Zweifel gezogen. Letztlich wurde mit dieser Argumentation das zentrale Konzept der repräsentativen Demokratie angegriffen, nämlich die Tatsache, dass gerade wegen der Unabwägbarkeit einzelner Stimmen, jede Stimme das gleiche Gewicht haben muss. Die skizzierte Karikatur des Mehrheitsprinzips diente ausschließlich dazu, demokratische Parteien zu diffamieren. In einer Rede auf dem Karlsruher Parteitag von 1966 führte Ernst Anrich zum Thema Demokratie aus, dass "in einer sogenannten Demokratie das Volk nur als Addition der einzelnen Individuen, nur als Gesellschaft aufgefasst wird und die Volkssouveränität nicht aus der Hoheit des Volkstums und der Volksgemeinschaft verstanden, sondern mit der Souveränität einer Menge verwechselt wird\". Im Gegensatz dazu habe der absolutistische Staat seine Verfassungsaufgabe gut gelöst. Auch eine Diktatur könne eine gute Verfassung sein, wenn der Diktator eine "besondere Reife\" besitzt.
Im "Politischen Lexikon\" werden liberale Werte und kulturelle Entwicklung grundsätzlich skeptisch beurteilt. Humanismus wird als politisches Instrument im Kampf gegen die Autorität und als geistiges Gerüst einer "neuen Linken\" bezeichnet. Der Gedanke wird unter dem Stichwort "Revolution\" fortgeführt, wo dargelegt wird, dass sich das Bedürfnis breiter Volksschichten nach starker Führung und volksgerechter Politik äußert, wenn liberale und soziale Tendenzen zu lebensfremden Dogmen erstarren. Die Distanz der NPD zur Urteilsfähigkeit der Masse und damit zum demokratischen Mehrheitsprinzip zeigt sich auch in der negativen Bewertung des Pluralismus. Liberalismus und Pluralismus seien durch eine staatsnegierende Tendenz gekennzeichnet und führten den Staat bis an die Grenze des Anarchismus.
Die auf solchen Überlegungen basierende ideale Staatsform konnte laut NPD ein idealisierter Führerstaat sein. Ernst Anrich konzipierte in seinem Grundsatzreferat auf dem Karlsruher Parteitag von 1966 einen "Völkischen Kollektivismus\" aus dem ein Staat resultiert, der eine absolute Souveränität darstellt: Die Kraft der menschlichen Gemeinschaft sei das Volkstum, ohne das der Mensch nicht in der Lage sei, sich selbst zu beweisen und zu bewähren. Der Staat als Urform des Lebens habe von seinem Wesen her absolute Einordnungs- und Befehlsgewalt über den einzelnen und nicht durch demokratischen Konsens. Der Mensch sei zwar frei, aber im historisch-kulturellen Organisationsgefüge des Volkstums der Welt verantwortlich. Würde er sich vom Volkstum abwenden, so würden Liberalismus und Marxismus die Kraft des Volkstums negieren. In diesem Zusammenhang kann auch die Forderungen nach einer Stärkung der Stellung des Bundespräsidenten verstanden werden.
Von dieser Position ausgehend wurde versucht, mittels Propaganda ein Protestpotential der Bevölkerung zu erfassen. Unberührt von der realen gesellschaftlichen Situation wurde in Veröffentlichungen und Reden die Bedrohung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung heraufbeschworen. Die NPD sah die innere Sicherheit durch Verbrechen aller Art, Terrorismus und Drogenhandel bedroht, zu deren Bekämpfung die Polizei nicht mehr ausreichen würde. Sie präsentierte sich dabei als Kraft, die endlich wieder Recht und Ordnung durch hartes Durchgreifen herstellen wollte. Mit Aneinanderreihungen von Reizsätzen wurde vor allem in den "Deutschen Nachrichten\" das nahe Ende der staatlichen Ordnung prognostiziert. So schrieb der Vorsitzende der NPD und Schriftleiter der DN v. Thadden dazu:
"Ein Staat, der nur in der Lage ist, Steuern zu kassieren, um sie mit preistreibender Wirkung wieder auszugeben, ein Staat, der sich nur als Relaisstation zwischen rivalisierenden Gruppeninteressen begreift, ein Staat, der offenkundig außerstande ist, mit konjunkturellen Schwierigkeiten fertig zu werden, ein Staat, der unfähig ist, seine Verwaltung den Notwendigkeiten von heute anzupassen, ein Staat, der sich im Bereich der Außenpolitik offenkundig als hilflos erweist, ein solcher Staat wird eines Tages scheitern, weil er eben keinen Rückhalt in der Bevölkerung hat.
Zum Thema Volk und Nation finden sich rassenideologische Reminiszenzen nationalsozialistischer Ideologie. Formuliert wurden sie vor allem von dem NPD-Chefideologen Ernst Anrich der im Zuge seines Referates "Mensch - Volk - Staat - Demokratie\" vor dem Karlsruher Parteitag 1966 verkündete: "Die Grundartung und Gemeinschaft Menschheit entspross nicht einer völlig gleichen Art und Gemeinschaft, sondern in großen getrennten Räumen in Unterarten und Untergemeinschaften, in Rassen mit verschiedenen leiblichen und geistigen Stilanlagen ...\" Der Volksbegriff steht nach Anrich im engen Zusammenhang mit der Geschichte. Diese war nach seinen Vorstellungen "der Ausdruck dessen, dass wieder ein biologischer Organismus besonderer Artung und Keimkraft vorhanden ist, aus dem im geistigen Widerspiel bestimmt geartete und in sich geschlossene Menschen hervortreten. Einen solchen Organismus nennen wir Volk, seine eigentümliche Artkraft das Volkstum."
Solch einseitig biologistische und auch rassistische Definitionen finden sich im "politischen Lexikon\" wieder . Für das Lexikon bedeutet Volk "die aus einem oder mehreren Stämmen erwachsene, von gemeinsamer Geschichte und gemeinsamen Lebensraum geprägte Kultur- und Lebensgemeinschaft, die sich eine wesensmäßige staatliche Form schafft und damit bewusst zur Nation wird\". Eine Vermischung der Rassen wird grundsätzlich abgelehnt, das Rassenprinzip zum "Schlüssel der Weltgeschichte\" erklärt und eine bewußte Rassenpolitik gefordert. Man meint durch die "Minderung der natürlichen Auslese\" und die "Geburtenbeschränkung\" eine "Erbverschlechterung in Europa\" festzustellen, welche die "Gefahr eines Absinkens der Kulturhöhe und eine Umschichtung des Volkes\" bewirke. Das "Politische Lexikon\" warnt an vielen Stellen vor einer Überfremdung Deutschlands und Europas. So wird z.B. England die Masseneinwanderung von Farbigen vorgeworfen, die "von der Mehrheit der Engländer durchaus abgelehnt wird und schließlich zur Zerstörung des britischen Volkscharakters führen muss\". Auch Frankreich wird angegriffen: "Andrerseits aber ignoriert der Französische Staatsnationalismus de Gaulles die biologischen Voraussetzungen einer Nation und fördert z.B. die farbige Masseneinwanderung nach Frankreich offensichtlich mit dem Ziel einer quantitativen Stärkung des Staatsvolkes\".
Diese Einstellungen setzen sich in den Aussagen des Politischen Lexikons über ethnische Minderheiten und andere Nationalitäten fort. Entwicklungshilfe wird dort als überflüssig bezeichnet mit der Begründung :\"Kennzeichnend für die Mentalität der besonders kinderreichen Völker Asiens und Afrikas\" sei eine "kontemplative Schicksalsergebenheit\" und eine "angeborene seelische Konstitution, die mit der angebotenen Hilfe nichts anzufangen weiß\" In den Musterreden der Partei kommt dieser Rassismus noch deutlicher zum Vorschein. Den "Negern\" wird unterstellt, kein Volks-, sondern höchstens ein Stammesbewusstsein zu haben und nutzlos Entwicklungshilfe zu beziehen.
Entsprechend diesen Ansichten von Volk und Rasse werden auch antisemitische Dogmen vertreten, die in vielen Fällen an nationalsozialistische Propaganda heranreichen. So wird den unter "Gastvölkern\" lebenden Juden vorgeworfen, "teils bewusst, teils unbewusst den religiösen Auserwähltheitsanspruch auf das politische, kulturelle und wirtschaftliche Leben ihrer Umgebung zu übertragen\" und somit die Kontrolle über die "Gastvölker\" zu übernehmen. Zur Verteidigung des Holocaust wird folglich die These der jüdischen Weltverschwörung aufgegriffen mit der Behauptung, der Antisemitismus der Nationalsozialisten habe auf dem Verdacht beruht, "dass das russische Judentum sowie jüdische Bankhäuser in Amerika bei der Entstehung des Bolschewismus eine entscheidende Rolle gespielt hätten\". Eine weitere Verschärfung des nationalsozialistischen Antisemitismus "brachte die unbegründete Kriegstreiberei der Vereinigten Staaten, die man weitgehend auf den Einfluss jüdischer Berater Roosevelts zurückführte\". Dem jüdischen Weltkongress wird die Rolle einer "Gesinnungspolizei\" unterstellt, "die sich schon mehrfach in die Angelegenheiten verschiedener Länder, vor allem Deutschlands und Österreichs\" eingemischt hätte. Das nationalistische Geschichtsbild der NPD spricht dabei die deutsche Bevölkerung pauschal vom Vorwurf des Antisemitismus frei. Weiterhin wird behauptet, "ein Befehl zur planmäßigen Ausrottung der jüdischen Bevölkerung\" wäre bislang nicht nachgewiesen. Daneben wird die Ermordung von Juden mit der Vertreibung der Deutschen aus Osteuropa verglichen und somit relativiert.
Zentrale Hinweise zur Ideologie der NPD erhält man, wenn man ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus betrachtet. Dieser wird nicht pauschal verteidigt, aber einer grundsätzlichen, positiven Bewertung der deutschen Vergangenheit untergeordnet. Das "Politische Lexikon\" bezeichnet den Nationalsozialismus als Versuch, "die vier Grundelemente menschlichen Lebens, nämlich die biologischen Elemente der Arterhaltung, das ökonomische der Artversorgung, das politische der Regelung des Zusammenlebens und das religiöse zur letzten Sinndeutung des Lebens, miteinander in Einklang zu bringen\". Unter Vorbehalt wird eingeräumt, dass "vielfach menschliche Unzulänglichkeiten in der Parteiführung und ein Mangel an Maß zu verhängnisvollen Überspitzungen\" geführt haben. In diesem Kontext wird die Kriegsschuld, die ohnehin "von den Siegermächten propagandistisch entstellt\" war, auf einen Defensivkrieg gegen Provokationen Englands und Frankreichs umgedeutet.
Da Deutschland so von Kriegsschuld befreit und die Verbrechen des Nationalsozialismus als bedauerliche Auswüchse eines an sich guten Systems dargestellt wurden, ergab sich als Konsequenz die Kritik an den Alliierten, die Deutschland mit den Nürnberger Prozessen und politischen Reformen ein "Super-Versailles\" bereitet hatten. Die demokratischen Reeducation-Bemühungen waren somit eine unnötige "Charakterwäsche\" und hatten eine "tiefgehende Verfremdung des Denkens und Fühlens zur Folge gehabt\".
Das Streben nach nationaler wirtschaftlicher Autarkie ist ein weiterer zentraler Punkt der NPD-Ideologie. Hierbei spielten nicht nur agrarromantische, sondern auch revisionistische Tendenzen eine Rolle. Langfristiges Ziel war die Erweiterung der Bundesrepublik bis zu einer der früheren Ausdehnungen des Dritten Reiches. Dem voraus sollte eine wirtschaftliche und somit auch politische Autarkie gehen. Speziell bei dem in dieser Frage wichtigen Thema Landwirtschaft wurde gewarnt, dass ohne gesunde Landwirtschaft jedes Volk zum Spielball der Interessen und der Politik fremder Mächte würde. Zusammen mit der agrarromantischen Vorstellung, die Landwirtschaft hätte eine "natürliche Vorrangstellung\" wird diesem Zweck sogar eine vorrangige Subventionierung der Landwirtschaft gefordert. Dies sei die Voraussetzung zur Entfaltung politischer Kraft, die das deutsche Volk zur Überwindung seiner wirtschaftlichen Notlage dringend braucht.
Aber nicht nur in der Landwirtschaft sollte Deutschland seine Autarkiebestrebungen verstärken. Gerade die "Kapitalüberfremdung in der deutschen Volkswirtschaft\" durch amerikanische Investitionen schien in den Augen der NPD eine wirtschaftliche Eroberung Deutschlands einzuleiten. Den USA wird offen vorgeworfen, die "völlige Herrschaft über die Schlüsselindustrien in Europa\" gewinnen zu wollen und damit Deutschland für immer in wirtschaftlicher und politischer Abhängigkeit zu halten.
Als letztes, tragendes Element der NPD-Ideologie hat sich auch der Antikommunismus der Partei erwiesen. Diese aus der NS-Zeit herrührende Einstellung hatte sich mit dem Fortschreiten des Kalten Krieges als wichtige Integrationsplattform erwiesen. Sie ermöglichte umfassende innen- und außenpolitische Kritik der Regierungspolitik. Auch wenn im Zuge des Kalten Krieges Antikommunismus in den 60er Jahren weit verbreitet war, so hat er doch bei der NPD eine groteske Komponente. Im Zuge einer extremen Ausweitung des Begriffs wurde der Antikommunismus vor allem ein innenpolitisches Kampfmittel gegen liberale, gewerkschaftliche und antiautoritäre Elemente. DGB, SPD, APO aber auch Einzelpersonen wurde zu wichtigen Schrittmachern des Kommunismus erklärt. Gewerkschaften wurden als gefährlich charakterisiert, da sie die Stellung des Arbeiters in der Gesellschaft gefährdeten, indem sie ihn für ihre Ideologie einspännen. Dem DGB wurde diesbezüglich vorgeworfen, er strebe nach "diktatorischer Alleinherrschaft\", der DAG die "Zersetzung der Arbeitsmoral\". Gegen den Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS), der die NPD besonders hart bekämpfte, forderte man ein Verbot und die Verfolgung der Rädelsführer. Prominentestes Opfer war der Schriftsteller Günter Grass, dem unter dem Titel "Kultur-Maoisten\", von dem NPD Vorsitzenden v. Thadden, in den "Deutschen Nachrichten\" vorgeworfen wurde:
"Die literarischen Zerrbilder des SPD-Blechtrommlers schädigen die seelische Gesundheit unseres Volkes und schwächen seine Widerstandskräfte gegen die bolschewistische Infiltration.\"
Die Ideologie der NPD in den 60er Jahren ist in ihrer Gesamtheit schwer einzuordnen. Sie bestand im wesentlichen aus einer Anzahl von Aussagen zu kontroversen Themen der Zeit und dem Wiederaufgreifen von rechtsextremen Ideen der Weimarer und NS-Zeit. Kulturpessimismus, Rassismus, Nationalismus und Antikommunismus sollten als integrative Faktoren wirken und einer breiten Bevölkerungsschicht eine Identifikation mit der NPD ermöglichen. Doch nicht nur viele Angriffspunkte bei diesen Themen, sondern auch die Vorstellungen von einem völkischen Kollektivismus und idealisierten Führerstaat legten die Frage nahe, ob die Partei noch auf dem Boden des Grundgesetzes stand.

 
 

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