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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Realismus

Der sozialistische lösungsansatz



3.1 Prinzipien des Sozialismusr / r /> Da die Regierung kein Verständnis für die Not der Arbeiter zeigte, entstanden verschiedene sozialistische Bewegungen. Die Sozialisten verurteilten das kapitalistische System. Sie waren an der Verbesserung der Lage der Arbeiter interessiert. Obwohl man den Sozialismus nicht auf eine einheitliche Theorie beschränken kann, lassen sich doch eine Reihe von Gemeinsamkeiten erkennen:

Die Industrialisierung ist die Ursache für die Ungleichheit in der Gesellschaft und der Politik. Dies führt zur Ausbeutung und zur Unterdrückung durch die Unternehmer
Diese Verhältnisse können nur geändert werden, wenn eine wirtschaftliche Gleichheit geschaffen wird. Anstelle des Konkurrenzdenkens muss ein Sinn für die Gemeinschaft und das Gemeinwohl entstehen.
Privateigentum dient nur dem eigenen Nutzen, was unweigerlich zur Ausbeutung führt; an dessen Stelle muss staatliches Eigentum treten, welches dem Gemeinwohl dient.



3.2 Marx und Engels

Neben den Lehren des Sozialphilosophen Friedrich Engels und Ferdinand Lassalle sind die Gedanken des politischen Philosophen und Ökonomen Karl Marx noch heute von weltweiter Bedeutung. Von ihm stammen die Grundgedanken des Marxismus; Engels setzte diese philosophisch um. Sein Ziel war es, eine sozialistische Gesellschaftsordnung zu erreichen, in der sich der Mensch verwirklichen kann. Dies ist nur durch den Klassenkampf möglich, der mittels einer Revolution vom Kapitalismus zu Sozialismus und letztendlich zum Kommunismus führt. Marx und Engels formulierten eine Reihe von grundlegenden Thesen, die ihre Ideologie hervorbrachte:

In der wohl bekanntesten sozialistischen Schrift, dem von Marx und Engels verfassten "Kommunistischen Manifest" wird die unten genannte erste These sehr anschaulich verdeutlicht:

"Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, Zunftbürger und Gesell, kurz, Unterdrücker und Unterdrückter standen in stetem Gegensatz zueinander, führten einen ununterbrochenen, bald versteckten, bald offenen Kampf, der jedes Mal mit einer revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen. Die aus dem Untergang der feudalen Gesellschaft hervorgegangene moderne bürgerliche Gesellschaft hat die Klassengesetze nicht aufgehoben. Sie hat nur neue Klassen, neue Bedingungen der Unterdrückung, neue Gestaltung des Kampfes an die Stelle der alten gesetzt."1



Die Geschichte der bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Die Klassenkämpfe sind der Ursprung allen Übels.
Die Gesellschaft hat sich in der Epoche des Bürgertums in zwei Klassen mit gegensätzlichen Vorstellungen gespalten: die Bourgeoisie und das Proletariat.
Die Arbeiter sind aufgrund der offenen und direkten Ausbeutung Knechte der Bourgeoisie.
Die Erhebung des Proletariats ist ein notwendiger Schritt der Arbeiterrevolution, die der Bourgeoisie alles Kapital entreißt (=Expropriation der Besitzenden) und somit die Diktatur des Proletariats errichtet.


"...Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben in ihr nichts zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder, vereinigt euch!"1



Die neue Gesellschaftsform ist eine klassenlose Gesellschaft, in der jedem eine freie Entfaltung persönlicher Neigungen gewährleistet wird.
Im Kommunismus ist der Staat nicht mehr für den sozialen Ausgleich zuständig, da keine Ungleichheit und keine Ausbeutung mehr herrschen.
Nach der Auffassung von Marx hat in der Geschichte jeweils nur die besitzende Schicht die Macht besessen und ausgeübt.



"An die Stelle der Regierung über Personen tritt die Verwaltung von Sachen und die Leitung von Produktionsprozessen. Der Staat wird nicht abgeschafft, er stirbt ab."2



Marx verarbeitete seine Erkenntnisse über die Lebens- und Arbeitsbedingungen aber auch über das Desinteresse des Staates in seinem Hauptwerk "Das Kapital", dessen erster Band 1867 veröffentlicht wurde. Er charakterisiert die soziale Frage durch verschiedene Theorien; zwei sollen nachfolgend als Beispiele dienen:

Die Entfremdungstheorie: Marx sieht im Menschen ein Wesen, das sich durch seine Arbeit selbst darstellt und bestätigt findet. Durch den Einsatz von Maschinen kommt es zu einer Arbeitsteilung. Marx unterscheidet die Entfremdung in vier Bereiche. Zum einen entfremdet sich der Arbeiter vom Produkt der Arbeit (er kann sich nicht mehr mit dem erzeugten Produkt identifizieren, da er nur noch einen kleinen Teil von ihm herstellt), zum anderen sieht der Arbeiter seine Tätigkeit nicht mehr als Verwirklichung seiner selbst, sondern nur als Zwang und Notwendigkeit der Existenzerhaltung (Selbstentfremdung). Des Weiteren geht die freie Selbsttätigkeit des Menschen verloren und die Menschen entfremden sich untereinander, da der Kapitalist den Arbeiter als Mittel zum Zweck ansieht.

Die Verelendungstheorie: Der Kapitalist erhöht aus Gewinnsucht die Löhne seiner Arbeiter nicht sondern drückt sie bis zur Minimalgrenze. Durch weiteren Ausbau der maschinellen Produktion erspart er sich Arbeitskräfte. Um nicht arbeitslos zu werden, müssen die Proletarier für noch weniger Lohn arbeiten, was zu einer Massenverarmung führt.



Ein Ausweg aus den ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Problemen kann nur durch eine Revolution gefunden werden. Als Folge der Revolution muss eine kommunistische Gesellschaft geschaffen werden. Diese besitzt folgende Kennzeichen:

§ Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln;

§ Verstaatlichung der Produktionsmittel;

§ Abschaffung aller Klassen und aller klassenspezifischen Merkmale;

§ Zentralisierung des Transportwesens;

§ Zentralisierung des Kredites in den Händen des (proletarischen) Staates durch eine Nationalbank mit Staatskapital und ausschließlichem Monopol;

§ Absterben des Staates und Führung des Volkes durch das Proletariat 1

Jedoch ist es wichtig, zwischen den zwei sozialistischen Strömungen zur Zeit der Industrialisierung einen deutlichen Unterschied zu machen. Zum einen gab es den wissenschaftlichen Sozialismus, dessen Theorie Karl Marx, Friedrich Engels oder August Bebel vertraten. Sie waren der Ansicht, dass man nur durch eine Revolution die nötigen Grundvoraussetzungen schaffen könnte, die dann den Sozialismus als Staatsform ermöglichen. Sozialreformerische Gedanken und Bemühungen wurden weitgehend abgelehnt, da diese die Lage der Arbeiter nur geringfügig verbessert hätten, die Revolution aber stark verzögert hätten.

Dem wissenschaftlichen Sozialismus steht der Demokratische Sozialismus gegenüber. Ein Vertreter war Ferdinand Lassalle. Diese Sozialisten hielten nichts von einem revolutionären Umsturz. Für sie war es dagegen viel wichtiger, sich durch aktive Hilfe die Arbeiter zu Verbündeten zu machen. Sie wollten das allgemeine Wahlrecht einführen, weil die Arbeiter dadurch eine Mehrheit erlangen konnten, da sie ja bei weitem den Großteil der Bevölkerung darstellten. Weitere Ziele waren z. B. Gleichberechtigung der Frau, aktive Sozialpolitik und bessere Bildungsanstalten.



Obwohl Karl Marx zu seiner Zeit mit der marxistischen Lehre eine große Wirkung erzielte, wird sie heute von den westlich-demokratischen Ländern eher abgelehnt. Dafür sind folgende Gründe zu nennen:

Marx konnte die Veränderung der Gesellschaft in den nichtsozialistischen Ländern nicht voraussehen, sodass Teile seiner Lehre einfach nicht mehr zutreffend sind. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter haben sich gebessert, Staat und Interessenverbände regulieren Unstimmigkeiten ohne eine Revolution und das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer hat sich geändert.

Der Marxismus kann nicht als Wissenschaft bezeichnet werden, da er weitgehend spekulativ ist. Man kann ihn als ideologischen Glauben ansehen.

Im Gegensatz zur marxistischen Grundidee des Gemeinwohls und der Gemeinschaft steht der Einzelmensch, der nach Besitz und besseren Lebensbedingungen strebt und seine persönlichen Fähigkeiten ausnutzen will.

 
 

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