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Vegetation

Quantitative bilanzanalyse



"Mit Bilanzanalyse werden Verfahren der Informationsgewinnung und auswertung bezeichnet, mit deren Hilfe aus den Angaben des Jahresabschlusses (Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung und Anhang) und des Lageberichts Erkenntnisse über die Finanz- und Ertragslage der Unternehmung gewonnen werden."

Im folgenden wird für den Volkswagen-Konzern eine Strukturbilanz als Grundlage für die nachfolgende Berechnung einiger wichtiger Kennzahlen aufgestellt. Danach wird auf weitere Methoden der quantitativen Bilanzanalyse eingegangen.



4.1 Strukturbilianz der Volkswagen AG
In den meisten Fällen entspricht die von den Unternehmen veröffentlichte Bilanz nicht den Anforderungen, die von der Bilanzanalyse gestellt werden. Das trifft auch auf VW zu. Um den veröffentlichten Jahresabschluß sinnvoll verwenden zu können, muß durch Aufstellen einer Strukturbilanz, der Jahresabschluß aufbereitet werden.

Das Aufbereiten kann in zwei Arbeitsschritten erfolgen:

Schritt 1:
Umbewertung und/ oder Korrektur der einzelnen Abschlußposten. Dieser Schritt kann aber nur im Rahmen einer internen Analyse erfolgen, weil ein externer Analyst nicht die notwendigen Daten hat.


Schritt 2:
Verdichtung und Zusammenfassung zu in der Kennzahlenrechnung sinnvoll verwendbarebn Größen. Es handelt sich um eine Reduzierung auf zentrale Grundbegriffe mit individueller Tiefenschärfe.

Die Kennzahlenbildung schließt sich der Strukturbilanz an. "Bei der Strukturbilanz handelt es sich um eine nach den Zielsetzungen und Aufgaben der Bilanzanalyse aufbereitete und umgestaltete Originalbilanz." Die Strukturbilanz wird auch Analysebilanz genannt.

In der Praxis werden Strukturbilanzen z.B. von Banken aufgestellt, um einer Kreditvergabeentscheidung den Antragsteller besser bewerten zu können. Es gibt jedoch keine verbindlichen Regeln, wie sinnvoller Weise eine Strukturbilanz gebildet wird. In der Literatur findet man daher auch unterschiedliche Ansätze. Grundtenor ist aber das Zusammenfassen der Aktiv- und Passivposten zu folgenden Kategorien:

Aktivseite:
bilanzanalytisches Anlagevermögen / bilanzanalytisches Umlaufvermögen


Passivseite:
bilanzanalytisches Eigenkapital / bilanzanalytisches Fremdkapital


Bei der Volkswagen AG handelt es sich um einen Konzern. Deshalb müssen bei der Erstellung der Strukturbilanz einigen Besonderheiten berücksichtigt werden. In einer Konzernbilanz z.T. erhebliche Umbewertungen gegenüber den Einzelbilanzen vorhanden sein. Diese Umbewertungen sind aber nicht zwingend erkennbar. "Obwohl auf der Grundlage einer Neubewertung unter Umständen ein erheblicher Einfluß auf die Darstellung der Unternehmenslage genommen werden kann, hat der Analytiker häufig nicht die Informationen, die Auswirkungen dieser Bewertungakskorrekturen hinreichen zu erkennen und quantifizieren zu können."


Strukturbilanz Volkswagen AG:
Die nachfolgende Strukturbilanz der Volkswagen AG bezieht sich auf die Jahresabschlüsse der Volkswagen AG der Jahre 1994,1995 und 1996. Die Strukturbilanz ist erstellt worden in Anlehnung der Darstellung von Küting / Weber.
Aktiva 1996 1995 1994 1993 1992
Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM
C Bilanzanalytisches Anlagevermögen
I. Immatrielle Vermögensgegenstände 120 DM 91 DM 101 DM 646 DM 631 DM
II. Sachanlagen 32\'749 DM 28\'568 DM 28\'663 DM 23\'067 DM 24\'050 DM
III. Finanzanlagen 3\'274 DM 3\'198 DM 2\'608 DM 1\'823 DM 2\'747 DM
D Ausgleichsposten der Währungsumrech. 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
E Bilanzanalytisches Umlaufvermögen
I. Vorräte 10\'368 DM 9\'392 DM 9\'246 DM 11\'026 DM 9\'736 DM
II. Forderungen 31\'205 DM 27\'248 DM 24\'254 DM 22\'943 DM 21\'394 DM
III. Wertpapiere % eigene Anteile 3\'499 DM 2\'156 DM 2\'595 DM 1\'119 DM 1\'497 DM
IV. Schecks, Kasse, Bank 13\'080 DM 13\'174 DM 13\'317 DM 11\'157 DM 7\'836 DM
V. Rechnungsabgrenz. % Disagio 273 DM 250 DM 300 DM 7\'517 DM 7\'393 DM
F Latente Steuern 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
Summe Aktiva 94\'568 DM 84\'077 DM 81\'084 DM 79\'298 DM 75\'284 DM
Tabelle 4.1: Strukturbilanz Volkswagen AG / Aktivseite (Quelle: Eigene Berechnung auf Basis der Jahresabschlüsse 1994, 1995 und 1996)

Aus der Tabelle 4.1 ergibt sich ein bilanzanalytisches Anlagevermögen von DM 36.143 Mio. (1996), DM 31.857 Mio. (1995), DM 31.372 (1994), DM 25.536 (1994) sowie DM 27.428 (1992). Das bilanzanalytische Umlaufvermögen beläuft sich auf DM 58.425 Mio. (1996), DM 52.220 Mio. (1995), DM 49.712 Mio. (1994) , DM 53.762 (1993) sowie DM 47.856 (1992). Diese Zahlen sind die Grundlage für einige Kennzahlen, die später berechnet werden.

Interessant ist die Entwicklung der Bilanzsumme. Stieg das bilanzanalytische Anlagevermögen von 1994 auf 1995 nur um 1,6%, betrug die Steigerung von 1995 auf 1996 13,5%. Das bilanzanalytische Umlaufvermögen stieg von 1994 auf 1995 um 5%. Von 1995 auf 1996 stieg dieser Wert um 11,9%. Die Gesamtbilanzsumme stieg von 1994 auf 1995 um 3,7% und von 1995 auf 1996 um 12,5%. Ein wesentlicher Grund für die hohe Steigerung der Summen von 1995 auf 1996 ist die Positionen Sachanlagen (+ DM 4.181 Mio. ) im bilanzanalytischem Anlagevermögen sowie die Positionen Forderungen ( + DM 3.957 Mio) und Wertpapiere (+ DM 1.343 Mio) im bilanzanalytischem Umlaufvermögen.

Die hohe Steigerung im Posten Sachanlagen ist durch rege Investitionstätigkeit bzw. durch weitere Übernahmen von Anteilen an Skoda zu erklären. Die gleiche Erklärung greift auch für den Posten Wertpapiere. Der hohe Anstieg der Forderungen läßt sich auf die Hohe Absatzsteigerung im Jahre 1996 zurückführen.

Der Konzerngewinn entwickelte sich analog der obigen Darstellung. Die Steigerung von 1994 auf 1995 betrug DM 98 Mio. = 88,3%. Von 1995 auf 1996 konnte die Volkswagen AG ihren Gewinn erneut steigern. Die Steigerung betrug DM 109 Mio = 52,1%.


Passiva
A Bilanzanalytisches Eigenkapital 1996 1995 1994 1993 1992
Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM
gezeichnetes Kapital 1\'825 DM 1\'714 DM 1\'674 DM 1\'671 DM 1\'664 DM
% nicht eingeforderte Einlagen 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
Kapitalrücklage 4\'946 DM 4\'557 DM 4\'303 DM 4\'284 DM 4\'253 DM
Gewinnrücklage 4\'378 DM 4\'038 DM 4\'899 DM 5\'237 DM 7\'547 DM
% Rücklage für eigene Anteile 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
Ausgleichsposten Anteile dritter 468 DM 472 DM 734 DM 905 DM 859 DM
% dritten zustehender Gewinn 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
passivischer Ausgleichsposten 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
% aktivischer Ausgleichsposten 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
vereinnamte Vorjahrergebnisse 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
% Aufwendungen für Ingangsetzung... 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
% aktivierter Firmenwert 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
% Disagio 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
% aktivische latente Steuern (Einzelab.) 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
passivische latente Steuern (Einzelab.) 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM

% in Einzelab. Nicht ausgewiesene
Rückstellungen f. Pensionen u.a. 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
Aufwandsrückstellungen 20\'187 DM 18\'309 DM 16\'476 DM 14\'575 DM 11\'323 DM
50% der Sopos m. Rücklagenanteil 687 DM 825 DM 1\'249 DM 1\'596 DM 1\'830 DM
66.67% der Baukostenzuschüsse 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
50% der Sopos für Investitionszusch. 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
Sopos für Investitionszulagen 11 DM 15 DM 20 DM 23 DM 18 DM
Berücksichtigung der Gewinnverwendung

a) vor erfolgter Gewinnverwendung
Konzernerfolg 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
Erfolgsvortrag 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
% auszuschüttender Betrag der Mutter 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
b) nach teilweiser oder vollständiger
Gewinnverwendung
Konzernbilanzerfolg 318 DM 209 DM 111 DM 71 DM 71 DM
% auszuschüttender Betrag der Mutter 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
Summe EK 32\'820 DM 30\'139 DM 29\'466 DM 28\'362 DM 27\'565 DM
Tabelle 4.2: Strukturbilanz Volkswagen AG / Bilanzanalytisches Eigenkapital (Quelle: Eigene Berechnung auf Basis der Jahresabschlüsse 1994, 1995 und 1996)



B Bilanzanalytisches Fremdkapital 1996 1995 1994 1993 1992
50% der Sopos m. Rücklagenanteil 687 DM 825 DM 1\'249 DM 1\'596 DM 1\'830 DM
33.33% der Baukostenzuschüsse 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
50% der Sopos für Investitionszusch. 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
der den anderen Gesellschaftern
zustehender Gewinn 0 DM 0 DM 0 DM 98 DM 68 DM
auszuschüttender Betrag des Mutter-

unternehmens 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
Rückstellungen aus der Bilanz 36\'026 DM 31\'742 DM 28\'398 DM 25\'912 DM 22\'209 DM
% Aufwandsrückstellungen -20\'187 DM -18\'309 DM -16\'476 DM -14\'575 DM -11\'323 DM
%passivische latente Steuern (Einzelab.) 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
in den Einzelabschlüssen nicht ausge-
wiesene Rückstellungen für Pensionen
und ähnliche Verpflichtungen 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM 0 DM
Verbindlichkeiten (einschließlich erhalt.
Anzahlungen auf Bestellungen) 41\'996 DM 37\'823 DM 37\'299 DM 37\'906 DM 34\'936 DM
Rechnungsabgrenzungsposten 3\'226 DM 1\'858 DM 1\'148 DM 0 DM 0 DM
Summe B 61\'748 DM 53\'939 DM 51\'618 DM 50\'937 DM 47\'720 DM
Tabelle 4.3: Strukturbilanz Volkswagen AG / Bilanzanalytisches Fremdkapital (Quelle: Eigene Berechnung auf Basis der Jahresabschlüsse 1994, 1995 und 1996)


Aus den Tabellen 4.2 und 4.3 ergeben sich ein bilanzanalytisches Eigenkapital von DM 32.820 Mio. (1996), DM 30.139 Mio. (1995), DM 29.466 (1994), DM 28.362 (1993) sowie DM 27.565 (1992). Das bilanzanalytische Fremdkapital beläuft sich auf DM 61.748 Mio. (1996), DM 53.939 Mio. (1995), DM 51.618 Mio. (1994), DM 50.937 (1993) sowie 47.720 (1992). Diese Zahlen sind die Grundlage für einige Kennzahlen, die später berechnet werden.


Zusammenfassung Strukturbilanz

1996 1995 1994 1993 1992
Aktiva Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM
Bilanzanalytisches Anlagevermögen 36.143 31.857 31.372 25.536 27.428
Bilanzanalytisches Umlaufvermögen (58.425) (52.220) (49.712) (53.762) (47.856)
Vorräte 10.368 9.392 9.246 11.026 9.736
Forderungen
Rest < 1 Jahr 23.113 20.117 18\'373 16\'839 15\'359
Rest > 1 Jahr 8.092 7.131 5\'881 5\'678 5\'706
Wertpapiere 3.499 2.156 2.595 1.119 1.497
Liquide Mittel 13.080 13.174 13.317 11.157 7.836
Rechnungsabgrenzung 273 250 300 7.517 7.393
Gesamtvermögen 94.568 84.077 81.084 79.298 75.284
Passiva
Bilanzanalytsiches Eigenkapital 32.820 30.139 29.466 28.362 27.565
Bilanzanalytsiches Fremdkapital 61.748 53.939 51.618 50.937 47.720
davon Verbindlichkeiten
Rest > 5 Jahre (1.939) (2.293) (4.426) (4.289) (4.557)
Rest > 1 Jahr und < 5 Jahre (11.991) (11.782) (9.271) (8.707) (6.222)
Rest < 1 Jahr (31.292) (25.606) (24.750) (24.910) (24.157)
Gesamtkapital 94.568 84.077 81.084 79.298 75.284
Tabelle 4.4: Strukturbilanz Volkswagen AG / Zusammenfassung (Quelle: Eigene Berechnung auf Basis der Jahresabschlüsse 1992, 1993, 1994, 1995 und 1996)




4.2 Ausgewählte Kennzahlen

"Für eine aussagefähige Bilanzstruktur werden bilanzbezogene Kennzahlen aus ausgewählten Positionen der Aktiv- und Passivseite in Relation zur Bilanzsumme gebildet, um so die Vermögens- und Kapitalstruktur offenzulegen."

Kennzahlen sind Zahlen, die einen Kennwert haben. Dabei handelt es sich in der großen Mehrzahl um betriebswirtschaftlich relevante Verhältniszahlen. Sie können grob in drei Gruppen eingeteilt werden:

1. Gliederungszahlen: Sie drücken strukturelle Verhältnisse aus.
2. Beziehungszahlen: (z.B. Kosten bezogen auf Leistung)
3. Indexzahlen: Sie eignen sich zur Verfolgung von zeitlichen Entwicklungen.

Im folgenden werden für den Volkswagen-Konzern einige wichtige Kennzahlen für die Jahre 1994, 1995,1996 berechnet.


4.2.1 Vermögensstruktur

Vermögensstruktur-Kennzahlen sollen die Art und die Zusammensetzung des Vermögens (Aktivseite der Bilanz) untersuchen. Dabei wird nach Kennzahlen für das Anlage- und Umlaufvermögen unterschieden. Allgemein gilt, daß Strukturkennzahlen nur dann treffende Aussagen machen, wenn Branchenzugehörigkeit, Produktionsprogramm, Fertigungstiefe, Unternehmensgröße, Automatisierungsgrad und der Standort berücksichtigt werden. D.h., daß es sinnvoll ist, die für das betrachtete Unternehmen errechneten Zahlen mit denen von Unternehmen in der gleichen Branche oder ähnlicher Größe zu vergleichen.

Der Volkswagen-Konzern wies im Zeitraum 1992 - 1996 folgenden Vermögenstrukturkennzahlen auf:

(1) Anlageintensität:

Die Anlageintensität berechnet sich



Die Anlageintensität beschreibt den Anteil des Anlagevermögens am Gesamtvermögen. "Ein hoher Grad der Anlageintensität kann durch übertriebene Investitionen ebenso verursacht sein wie durch eine unzureichende Kapazitätsausnutzung."


(2) Umlaufintensität:
Die Umlaufintensität berechnet sich



Die Umlaufintensität beschreibt den Anteil des Umlaufvermögens am Gesamtvermögen.

(3) Vermögenskonstitution:



Die Vermögenskonstitution gibt das Verhältnis zwischen Anlage- und Umlaufvermögen an.

Jahr 1996 1995 1994 1993 1992
Anlageintensität 38,21% 37,89% 38,69% 32,20% 36,43%
Umlaufintensität 61,78% 62,10% 61,30% 67,79% 63,56%
Vermögenskonstitution 61,86% 61,01% 63,11% 47,50% 57,31%
Tabelle 4.5: Vermögensstrukturkennzahlen Volkswagen AG (Quelle: eigene Berechnung auf Basis der VW-Jahresabschlüsse 1992, 1993, 1994, 1995 und 1996)

Bei der Betrachtung der Tabelle 4.5 fällt auf, daß das Jahr 1993 einen Ausreißer in der sonst relativen konstanten Zeitreihe darstellt. 1993 war das einzige der betrachteten Jahre in dieser Untersuchung, im dem der Volkswagen-Konzern einen Verlust hinnehmen mußte.


4.2.2 Kapitalstrukur

"Die Untersuchung der Kapitalstruktur dient der Analyse der Passivseite, d.h. die Quellen der Finanzierung werden bezüglich ihrer Zusammensetzung nach Art, Sicherheit und Fristigkeit strukturiert sowie auf finanzielle Risiken überprüft."

Der Volkswagen-Konzern wies im Zeitraum 1992 - 1996 folgenden Kapitalstrukturkennzahlen auf:


(1) Eigenkapital-Quote:




(2) Fremdkapital-Quoute:




(3) Verschuldungsgrad:





Jahr 1996 1995 1994 1993 1992
EK-Quote 34,71% 35,85% 36,34% 35,77% 36,61%
FK-Quote 65,29% 64,15% 63,65% 64,23% 63,38%
Verschuldungsgrad 1.88 1.78 1.75 1.79 1.73
Tabelle 4.6: Kapitalstrukturkennzahlen Volkswagen AG (Quelle: eigene Berechnung auf Basis der VW-Jahresabschlüsse 1992, 1993, 1994, 1995 und 1996)

4.2.3 Cash-Flow und Dynamischer Verschuldungsgrad

Der Cash-Flow wird als Indikator des Innenfinanzierungsvolumens betrachtet. Er gibt darüber Auskunft, in welchem Maße dem Unternehmen im dem Betrachtungszeitraum Zahlungsmittel zur Finanzierung von Investitionen, zur Tilgung von Verbindlichkeiten und zu Ausschüttungen an die Anteilseigner bzw. Aktionäre sowie gegebenenfalls zur Aufrechterhaltung oder sogar Neubildung von Liquiditätsreserven zur Verfügung gestanden haben.

Der Volkswagen-Konzern konnte folgende Cash-Flows erzielen:

Jahr 1996 1995 1994 1993 1992
Mio. DM 7047 6922 5781 5438 7004
Tabelle 4.7: Cash-Flow Volkswagen AG (Quelle: Jahresabschlüsse 1992, 1993, 1994, 1995 und 1996)

Der Volkswagen-Konzern berechnet seit 1994 den in seinen Geschäftsberichten ausgewiesen Cash-Flow in Anlehnung an die Empfehlungen der Schmalenbach-Gesellschaft. Das von der "Deutschen Vereinigung für Fianzanalyse und Anlageberatung" (DVFA) und der Schmalenbach-Gesellschaft (SG) aufgestellte Schema hat folgenden Aufbau:


(1) Jahresüberschuß/ -fehlbetrag
(2) + Abschreibungen auf Gegenstände des Anlagevermögens
(3) % Zuschreibungen auf Gegenstände des Anlagevermögens
(4)  Veränderungen der Rückstellungen für Pensionen bzw. andere langfristiger Rückstellungen
(5)  Veränderungen der Sonderposten mit Rücklageanteil
(6)  andere nicht zahlungswirksame Aufwendungen/ Erträge von wesentlicher Bedeutung
(7) =Jahres-Cash-Flow
(8)  Bereinigung ungewöhnlicher zahlungswirksamer Aufwendungen und Erträge von wesentlicher Bedeutung.
Tabelle 4.8: Schema zur Berechnung des Cash-Flow nach DVFA/SG (Quelle: Küting /Weber (1997), S. 133


Jahr 1996 1995 1994 1993 1992

VW 7047 6922 5781 5438 7004
Mercedes k. A. 4457 11282 9913 5328
Tabelle 4.9: Cash-Flow Volkswagen AG im Vergleich mit anderen Automobil-Herstellern (in Mio. DM)

Beim Vergleich fällt auf, daß der Cash-Flow des Volkswagen-Konzern weniger schwankt, als der von Mercedes.

Das Innenfinanzierungsvolumen kann auch mit Hilfe der Kennzahl des dynamischen Verschuldungsgrads ausgedrückt werden. Diese Kennzahl sagt aus, wieviel Jahre ein Unternehmen braucht, um mit dem erwirtschafteten Cash-Flow das Fremdkapital zu tilgen. Die Berechnung erfolgt nach der Formel:


Für den Volkswagen-Konzern ergeben sich folgenden dynamische Verschuldungsgrade:

Jahr 1996 1995 1994 1993 1992
Jahre 4.44 3.70 4.28 4.58 3.44
Tabelle 4.10: Dynamischer Verschuldungsgrad Volkswagen AG (Quelle: Eigene Berechnung auf Basis Jahresabschlüsse 1992, 1993, 1994, 1995 und 1996)

Auffällig ist, daß von 1992 auf 1993 ein großer Sprung (3,44 zu 4,58 Jahre) zu verzeichnen ist. Der Cash-Flow sank in diesem Zeitraum von 7004 Mio. DM auf 5438 Mio. DM. Hierfür liegen die Gründe im Sinken des Konzernerfolgs von 147 Mio. DM (1992) auf -1.940 Mio. DM (1993).


Jahr 1996 1995 1994 1993 1992
VW 4.44 3.70 4.28 4.58 3.44

Mercedes k. A. 6.27 3.68 3.35 8.68
Tabelle 4.11: Dynamischer Verschuldungsgrad Volkswagen AG im Vergleich mit anderen Automobilherstellern (Quelle: Eigene Berechnung auf Basis VW Jahresabschlüsse 1992, 1993, 1994, 1995 und 1996, DB-Abschluß 1995)

Beim Vergleichen des dynamischen Verschulgungsgrads zeigt sich das gleiche Bild wie beim Cash-Flow. Der Volkswagen-Konzern weißt eine höhere Kontinuität aus.



4.2.4 Liquidität

"Das Kapital einer Unternehmung ist in ihren einzelnen Vermögensteilen unterschiedlich lang gebunden. Es ist oberstes Ziel einer gesunden Finanzgebarung stets auf das finanzielle Gleichgewicht zwischen den verfügbaren Mitteln und den fälligen Verbindlichkeiten zu achten. (...) Man versteht unter dem Begriff der Liquidität vorherrschend das Verhältnis von flüssigen Mitteln zu den Verbindlichkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt unter Beachtung der Fälligkeiten."

Der Volkswagen-Konzern wies im Zeitraum 1992 - 1996 folgenden Liquiditätskennzahlen auf:

(1) Langfristige Deckungsgrade

Deckung A



Deckung B



(2) Kurzfristige Deckungsgrade

1. Grad



2. Grad



3. Grad





Jahr 1996 1995 1994 1993 1992
Deckung A 0.90 0.94 0.93 1.11 1.00

Deckung B 0.96 1.01 1.08 1.27 1.17
1. Grad 0.41 0.51 0.53 0.44 0.32

2. Grad 0.52 0.59 0.64 0.49 0.38

3. Grad 1.86 2.03 2.00 2.15 1.98
Tabelle 4.12: Liquiditätskennzahlen Volkswagen AG (Quelle: eigene Berechnung auf Basis der VW-Jahresabschlüsse 1992, 1993, 1994, 1995 und 1996)


Der Tabelle 4.12 ist zu entnehmen, daß der Volkswagen-Konzern in den letzten Jahren bei der Deckung A die "Goldene Bilanzregel" (Deckung A  1) nicht mehr einhält. Auch bei Deckung B zeigt sich dieser Trend. Diese Tatsache sollte aber nicht beunruhigen, weil die Tauglichkeit der "Goldenen Bilanzregel" zur Sicherstellung einer optimalen Finanzierung eher fraglich ist.

Man kann das Sinken der Deckung A auch positiv bewerten. Je kleiner Deckung A, desto größer ist bei unveränderten Unternehmenserfolg, die Eigenkapitalrentabilität. (Leverage-Effekt) Die Eigenkapital-Quote des Volkswagen-Konzern ist in den letzten Jahren auch tatsächlich gesunken.

Trotzdem: "Bei der Optimierung der finanzwirtschaftlichen Größen wird der Liquidität vielfach vorrangige Bedeutung beigemessen. (...) Bei gesicherter Liquidität besteht auch bei Verlusten eine zumindest vorübergehende Existenzmöglichkeit."

Hier zeigt sich ein Zielkonflikt, dem auch der Volkswagen-Konzern ausgesetzt ist. Auf der einen Seite soll die Liquidität erhalten bleiben und auf der anderen Seite strebt auch VW eine höhere Umsatzrentabilität an. "Die Erreichung oder Nichterreichung einzelner Ziele. bzw. bereits dahingehende Versuche, schlagen sich stets auch auf die anderen finanzwirtschaftlichen Größen nieder. Eine einzelne Zielgröße läßt sich somit nicht sinnvoll optimieren, sondern nur stets die Zielgesamtheit."

4.2.5 Bewegungsbilanz

Die finanzwirtschaftliche Bewegungsbilanz ist keine herkömmliche Bilanz, die Bestände ausweist, sondern ist eine Bilanz, die Bestandsveränderungen aufzeigt. Die Bewegungsbilanz macht die Verwendung der Finanzmittel und die Herkunft der Finanzmittel in einem Betrachtungszeitraum ersichtlich. Die Mittelverwendung ergibt sich aus Bestandserhöhungen der Vermögensteile (Mehrung der Aktiva) und aus Kapitalrückzahlungen (Minderung der Passiva). Die Mittelherkunft ergibt sich aus der Freisetzung von Vermögensteilen (Minderung der Aktiva) und durch zusätzliche Kapitalaufnahme (Mehrung der Passiva). Da Mittelherkunft und Mittelverwendung betragsmäßig identisch sein müssen, ergibt sich in der Bewegungsbilanz zwingend eine Summengleichheit.

"Bewegungsbilanzen stellen die häufigsten Typ der in Geschäftsberichten deutscher Unternehmen veröffentlichten Finanzierungsrechnungen dar." Ihre Aussagekraft ist umstritten. Kritisiert wird, daß "wegen der buchhaltungstechnisch bedingten Informationsmängel keine Trennung der liquiditätswirksamen und der liquiditätsunwirksamen Bewegungen vorgenommen wird." Weiter wird bemängelt, daß eine objektbezogene Zuordnung von Mittelherkunft und Mittelverwendung durch die Bewegungsbilanz nicht ermöglicht wird. Sie erklärt also nicht, ob z.B. der Zuwachs der Sachanlagen durch eine Minderung der Kasse, der Bank oder durch eine Mehrung des Fremdkapitals finanziert wird.



MITTELVERWENDUNG MITTELHERKUNFT
* AKTIVZUNAHMEN * PASSIVZUNAHMEN

Immaterielle Vermögens-
gegenstände 29 gezeichnetes Kapital 111

Sachanlagen 4181 Kapitalrücklage 389
Finanzanlagen 76 Gewinnrücklage 340

Vorräte 976 Konzernbilanzerfolg 109
Forderungen 3957 Rückstellungen 4285

Wertpapiere 1343 Verbindlichkeiten 4173
Rechnungsabgrenzung 23 Rechnungsabgrenzung 1368

* PASSIVABNAHMEN 0 * AKTIVABNAHMEN 0
Anteile dritter 4 liquide Mittel 94

SOPOS mit Rücklag.ant. 276 10869


SOPOS Invest.zulagen 4
= Bestandsveränderung 10869 = Bestandsveränderung 10869
Tabelle 4.13: Bewegungsbilanz Volkswagen AG, Beträge in Mio. DM (Quelle: eigene Berechnung auf Basis des VW-Jahresabschluß 1996)

Aus der Tabelle 4.13 ist zu ersehen, daß das starke Ansteigen der Bilanzsumme von 1995 auf 1996 vor allem durch die Zunahme der Sachanlagen und der Forderungen sowie der Rückstellungen und Verbindlichkeiten verursacht wurde.


4.2.6 Grenzen der quantitativen Bilanzanalyse

"Der externe Analytiker muß sich damit abfinden, daß er mit der Aufbereitung des Jahresabschlusses nur begrenzte Analyseziele wie eine Darstellung des Unternehmensergebnisses, der Gesamtleistung, der sonstigen Leistungserlöse sowie der angefallenen und ausgewiesenen Aufwandsgruppen einigermaßen fehlerfrei erreicht. Das neutrale Ergebnis, das betriebsbezogene Leistungsergebnis, der steuerpflichtige Reingewinn und die Kostenstruktur können dementsprechend nur annähernd oder schätzungsweise festgestellt werden; eine Kostenträger- und Artikelerfolgsrechnung ist vollends unmöglich." Diese von Nahlik beschriebenen Grenzen der quantitativen Bilanzanalyse haben folgenden Ursachen:

1. Fehlende Vergleichsmöglichkeiten
2. Begrenzte Aussagekraft bezüglich Darstellung der wirtschaftlichen Verhältnisse
3. Fehlende Zukunftsbezogenheit

4. Bilanzpolitische Grundüberlegungen
5. Bilanzpolitische Ziele

 
 

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