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geographie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Wälder

Polen wirtschaft



Nach dem 2. Weltkrieg wurde in Polen eine sozialistische Marktwirtschaft nach sowjetischem Vorbild eingeführt; nahezu alle Produktionsmittel, die Bodenschätze, die Verkehrsunternehmen, das Finanzwesen und der Handel wurden verstaatlicht. Privatbesitz blieb im Wesentlichen auf die Landwirtschaft, das Handwerk und verschiedene Dienstleistungen beschränkt. Bedeutendster Wirtschaftszweig wurde das produzierende Gewerbe, gefolgt von der Land- und der Bauwirtschaft. Vom Ende der siebziger Jahre an hatte Polen mit enormen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen; sie resultierten u. a. aus der hohen Kreditaufnahme zum Aufbau der Industrie; daraus ergaben sich hohe Auslandsschulden und eine große Inflation. Diese wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die sich im Laufe der achtziger Jahre noch verschlimmerten, waren mitverantwortlich für den Zusammenbruch des kommunistischen Systems und dessen Ersatz durch eine Koalitionsregierung unter Führung der Gewerkschaftsbewegung Solidarnooæ 1989.

Im Dezember 1989 leitete die Regierung ein Reformprogramm ein, um die zentral gelenkte Planwirtschaft in eine Marktwirtschaft umzuwandeln. Hinzu kamen Auflagen des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Das Paket sah eine konvertierbare Währung, die Freigabe der Preise, Beseitigung der Planwirtschaft sowie die Privatisierung vieler staatlicher Unternehmen vor; sie wurden in Aktiengesellschaften umgewandelt, die zum Teil auch von ausländischen Investoren gekauft wurden. Viele Unternehmen gingen bankrott oder waren für eine spätere Privatisierung vorgesehen. Diese Umstrukturierung führte zu einem raschen Anstieg der Arbeitslosigkeit, da viele Unternehmen durch die verminderte Kaufkraft Arbeiter entlassen mussten. Das Bruttoinlandsprodukt sank; der Rückgang des Realeinkommens um etwa ein Drittel wurde zum Teil durch eine neue Arbeitslosenversicherung aufgefangen. Nach und nach begann sich die polnische Wirtschaft zu erholen. Steigende Produktion, sinkende Arbeitslosigkeit, ein Rückgang der Inflation und eine Zunahme der Kaufkraft zeigen, dass sich die Krise abgeschwächt hat.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 157 739 Millionen US-Dollar (2000; Dienstleistungen 60 Prozent, Industrie 36,2 Prozent, Landwirtschaft 3,8 Prozent); das ergibt ein BIP pro Einwohner von 4 080 US-Dollar (2000). Das Wirtschaftswachstum liegt bei 4,6 Prozent (1990-2000), die Inflationsrate bei 23,44 Prozent (1990-2000), die Staatsverschuldung bei 54 268 Millionen US-Dollar (1999). Von den 19,9 Millionen Erwerbstätigen (2000) arbeiten etwa 32 Prozent in der Industrie, 19 Prozent in der Landwirtschaft, 49 Prozent im Dienstleistungssektor (1998). Die Arbeitslosenrate, die zu Beginn der neunziger Jahre auf 18 Prozent gestiegen war, sank bis 2000 auf 16,7 Prozent.

6.1



Gewerkschaften


Bis 1980 gehörten alle Gewerkschaften zum staatlich unterstützten Zentralen Gewerkschaftsrat. Der unabhängigen Gewerkschaft Solidarnooæ (Solidarität) schlossen sich 1980 etwa 85 Prozent der Beschäftigten, rund zehn Millionen, an. Im Mai 1981 wurde auch eine unabhängige Land-Solidarnooæ für die privaten Landwirte zugelassen. Beide Organisationen wurden während des Kriegsrechtes im Oktober 1982 verboten und erst im April 1989 wieder zugelassen. Das kommunistische Regime schuf während der achtziger Jahre die Polnische Gewerkschaftsallianz (polnische Abkürzung OPZZ).


6.2



Landwirtschaft


Obwohl die Landwirtschaft in Polen nach wie vor eine wichtige Rolle spielt, ist das Land außerstande, den Eigenbedarf an Lebensmitteln, Futtergetreide und Pflanzenölen selbst zu decken. Unter der kommunistischen Herrschaft war die Landwirtschaft in einen genossenschaftlichen und einen privaten Sektor geteilt. Die kleinen privaten Betriebe umfassten über 70 Prozent der Anbaufläche und erbrachten etwa 80 Prozent der jährlichen Ernte. Die größten Anbaugebiete befinden sich in den Ebenen im Zentrum des Landes, die besten Böden befinden sich in den Becken im Süden. Etwa 46,2 Prozent der Fläche werden als Ackerland genutzt (1999). Die mangelnde Technisierung der Landwirtschaft ist eines der Haupthindernisse für einen Beitritt Polens in die Europäische Union. Die wichtigsten Anbauprodukte sind Getreide (Roggen, Weizen, Gerste, Hafer), Zuckerrüben und Kartoffeln. Im Umland der Städte werden Gemüse und Obst angebaut. Hühner, Schweine, Rinder und Schafe sind die wichtigsten Zuchttiere in Polen; Erzeugnisse der Viehwirtschaft sind Fleisch, Eier, Milch, Butter, Käse und Wolle. Aufgrund der relativ geringen Ausstattung mit Zugmaschinen gibt es in Polen noch sehr viele Arbeitspferde.

6.3



Forstwirtschaft und Fischerei


Der jährliche Einschlag an Rundhölzern liegt bei rund 20,6 Millionen Kubikmetern. Etwa vier Fünftel davon sind Nadelhölzer. Rund ein Drittel des Einschlags wird als Bauholz, der Rest wird als Grubenholz, als Brennstoff oder für die Papierherstellung verwendet.

Die jährliche Fischfangmenge liegt bei etwa 390 586 Tonnen (1997). Rund 6 Prozent davon sind Süßwasserfische. Seit 1960 arbeitet der größte Teil der polnischen Fischereiflotte nicht mehr in der Ostsee, sondern im Ochotskischen Meer zwischen der Ostküste Russlands, der Halbinsel Kamtschatka und den Kurilen; von dort stammen etwa 75 Prozent des jährlichen Fanges. Wichtigste Fangprodukte sind Dorsch, Hering, Tintenfische und Kabeljau. Die wichtigsten Fischereihäfen sind Owinoujocie (Swinemünde), Ko³obrzeg (Kolberg), Dar³owo, Ustka, W³adys³awowo, Puck (Putzig) und Hel (Hela).


6.4



Bergbau


Etwa 2 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten in der Bergbauindustrie. Der wichtigste Bereich ist der Steinkohlebergbau; Polen besitzt die größten Kohlevorkommen Europas. Die Kohleproduktion ist von 266 Millionen Tonnen jährlich gegen Ende der achtziger Jahre mittlerweile auf etwa 173 Millionen Tonnen (1999) gefallen. Polen ist außerdem einer der führenden Schwefelproduzenten (2,9 Millionen Tonnen). Daneben werden nennenswerte Mengen an Braunkohle, Kupfer, Blei, Zink, Magnesit (Bitterspat) und Steinsalz abgebaut. Die Förderung an Rohöl betrug in den frühen neunziger Jahren 1,3 Millionen Barrel, außerdem wurden 5,10 Milliarden Kubikmeter Erdgas gewonnen (1999).

6.5



Industrie


Vor dem 2. Weltkrieg war die Basis der polnischen Industrie durch folgende Bereiche geprägt: Textilien, Eisen und Stahl, Chemie, Nahrungsmittel und Maschinenbau. In der Nachkriegszeit wurden diese Zweige ausgebaut, daneben wurde aber auch Gewicht auf neue Produkte gelegt, wie Petrochemikalien, Werkzeugmaschinen, elektronische Geräte, Schiffe, Kunstdünger und Kupfer. Die Industrie ist in den alten Zentren von Oberschlesien und Warschau, LódY und Krakau konzentriert, obwohl es durchaus Bemühungen gab, auch in kleineren Städten und ländlichen Gegenden Industriebetriebe anzusiedeln.


6.6



Energie


Die Gesamtmenge an elektrischer Energie, die in Polen gewonnen wird, betrug 1999 134,4 Milliarden Kilowattstunden (Wasserkraftwerke 3,2 Prozent, Wärmekraftwerke 96,4 Prozent). Es gibt keine Atomkraftwerke. Der Stromverbrauch pro Einwohner liegt bei 3 108 Kilowattstunden (1999).

6.7



Währung und Bankwesen


Währungseinheit in Polen ist der Z³oty (Zl), der in 100 Groszy unterteilt ist. Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems wurde der Z³oty im Inland zu seinem wahren Wert gehandelt. Zum 1. Januar 1995 wurden in Polen neue Banknoten und Münzen eingeführt. Der neue Z³oty wurde im Verhältnis 1:10 000 umgetauscht. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum freien Markt war die freie Konvertierbarkeit des neuen Z³oty im Mai 1995; die Währung behielt dabei etwa ihren Wert. Die Polnische Nationalbank, gegründet 1945, ist auch die Landeszentralbank Polens.


6.8



Außenhandel


Die wichtigsten Importgüter sind Maschinen und Geräte, Erdölderivate, elektrische Energie, Chemikalien, Konsumgüter und landwirtschaftliche Produkte. Hauptexporte sind Maschinen und Geräte, Rohmetalle, Chemikalien, Stoffe und Kleidung sowie Lebensmittel. Die Handelsbilanz ist negativ. Während der Zeit der kommunistischen Herrschaft wurde der Außenhandel im Wesentlichen mit den anderen Staaten des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) abgewickelt; die wichtigsten Handelspartner waren die UdSSR, die DDR und die Tschechoslowakei. Die wichtigsten Handelspartner heute sind die EU-Staaten, insbesondere die Bundesrepublik Deutschland, die Niederlande, Italien und Großbritannien, sowie Russland. Mit zahlreichen Gläubigerländern hat Polen einen Schuldenerlass oder ein Stundungsabkommen erreicht.

6.9



Verkehrswesen


Die Gesamtlänge des Straßennetzes beträgt 364 656 Kilometer (2000), von denen 68 Prozent befestigt sind. Das polnische Schienennetz hat eine Länge von 22 891 Kilometern (1999), über ein Drittel davon ist elektrifiziert. In Polen gibt es etwa 4 000 Kilometer Binnenwasserstraßen; sie müssen allerdings modernisiert werden, bevor sie sich kommerziell betreiben lassen. Die wichtigsten schiffbaren Flüsse sind Weichsel, Oder, Bug, Warthe, Narew und Netze; die Flusssysteme sind durch etwa 1 200 Kilometer Kanäle miteinander verbunden. Die wichtigsten Binnenhäfen sind Gleiwitz, Breslau und Warschau. Nahezu der gesamte Seehandel wird über die drei großen Seehäfen Danzig, Stettin und Gdingen abgewickelt.

Die staatliche Fluglinie Polskie Linie Lotnicze (LOT) verkehrt im In- und Ausland; Polen wird auch von ausländischen Fluglinien angeflogen. Das Drehkreuz des polnischen Luftverkehrs ist Warschau. Daneben gibt es elf weitere Flughäfen für den Inlandsflugverkehr.


6.10



Tourismus


In den siebziger Jahren erlebte Polen einen raschen Anstieg der Zahl ausländischer Touristen; zwischen 1977 und 1979 besuchten jährlich neun bis elf Millionen Ausländer das Land. Die politischen Unruhen ließen diesen Boom zurückgehen und zu Beginn der achtziger Jahre gab es nicht mehr als zwei Millionen ausländische Touristen pro Jahr; erst in jüngerer Zeit erholte sich der Fremdenverkehr wieder. Der größte Teil der Besucher stammte aus den anderen Ostblockstaaten; die meisten westlichen Besucher waren Deutsche.

Die Zahl der ausländischen Besucher lag 1999 bei nahezu 18 Millionen. Die Hauptreiseziele sind die Strandbäder entlang der Ostsee, die Seenplatte, das Bergland der Karpaten und Sudeten und die zahlreichen historischen Stätten und kulturellen Einrichtungen des Landes. Einem Ausbau der Bäder an der Ostsee steht die hohe Umweltverschmutzung entgegen. Die polnische Entwicklungsbehörde will die touristische Infrastruktur rasch ausbauen; landesweit sind an über 300 Orten neue Luxushotels und weitere Verbesserungen vorgesehen.

 
 

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