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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Zur verarbeitung von kafkas persönlicher lebenswelt in dieser erzählung


1. Drama
2. Liebe

Wenn ich im folgenden versuche, Informationen über Kafkas Leben in Beziehung zu der
Erzählung \"Die Verwandlung\" zu finden, so beziehe ich mich auf die Quelle: A.Miller,
Du sollst nicht merken, S. 355-361.

Kafka hat in seiner Erzählung, wie auch diese Sekundärliteratur zeigt, viele autobiographische
Bezüge verarbeitet. Die geschilderte Wohnung gleicht wohl der elterlichen Wohnung in Prag.

Gleichzeitig steht die Wohnung als Handlungsraum des Lebens für Kafkas seelischen Innen-
raum, in den er sich wechselweise in sein Zimmer zurückzieht oder zurückgedrängt wird.

Neben den räumlichen Analogien sind diejenigen zu den Familienmitgliedern Kafkas auf-
fällig. Die Mutter wird geschildert als liebevolle und gütige Frau, die sich um ihren Sohn \"sorgt\". Doch steht sie gleichzeitig unter dem Einfluß des Ehemanns, dessen Forderungen an sie als fleißige Arbeitskraft und gehorsame Ehefrau sie willig zu entsprechen versucht. So ist sie nicht in der Lage, bei Auseinandersetzungen zwischen dem Vater und dem anders veranlagten, künstlerischen und sensiblen Sohn diesen aktiv zu unterstützen. Ferner ist zu fragen, ob sie, bestrebt, mit ihrer Arbeit ihren Beitrag zur Sicherung des alltäglichen Lebens zu leisten, überhaupt fähig war, diesen Sohn zu verstehen und seine Bedürfnisse zu begreifen.

So schreibt sie in einem Brief an die ihr unbekannte Felice von ihren Sorgen um des Sohnes
ungesunde Lebensweise: \"Er schläft und ißt so wenig, daß es seine Gesundheit untergräbt\",
während sie andererseits zu Kafkas Schreiben äußert: \"Ich hielt dieses nur für einen Zeitver-
treib\".

Gerade eine solche Fehleinschätzung der Bedeutung von Kafkas Wunsch, als Schriftsteller zu arbeiten - sie erinnert an die Aussage in der Verwandlung , daß sich Gregor mit kleinen
Laubsägearbeiten beschäftigte - läßt vermuten, daß sich die Mutter zwar sorge, jedoch keine
verständnisvolle Beziehung zu diesem hat und seine Bedürfnisse nicht erkennt.

Kafka schildert in der \"Verwandlung\" seine Mutter als schwache Frau, die den Wunsch, den
verwandelten Sohn zu besuchen, nicht durchsetzt, bei seinem Anblick in Ohnmacht fällt, beim
Vater um das Leben des Sohnes bittet und doch auf seiten des Vaters steht.

Stärker wird die Schwester geschildert, die anfangs halbherzig versucht, dem andersartigen Bruder zu helfen, ohne eine wirkliche Beziehung zu ihm zu suchen. Auch sie trägt Züge von Kafkas jüngerer Schwester Olga. Beim Aufräumen des Zimmers versucht Gregor, das Bild der Dame, an dem ihm viel liegt, vor ihr zu schützen. Diese Dame, eine der wenigen Verbindungen zur Außenwelt, könnte Kafkas Verlobte Felice darstellen.

Kafkas persönliche Begegnung mit Felice war nur kurz. Seine Beziehung zu ihr besteht fast ausschliesslich in brieflichem Kontakt und so könnte man auch das Bild in der \"Verwandlung\", von dem man außer einer dargestellten Dame mit Pelzhut und Pelzboa- die auf ein Tier und damit die Andersartigkeit gegenüber den Kafka bekannten Menschen hindeuten könnten - deuten als Wunschbild, das Kafka sich macht.Durch das geschilderte tierliche der Person kommt sie dem Käfer Kafka näher. Das von Gregor verteidigte Bild unter Glas könnte darauf hinweisen, daß Kafka auch zu seiner geliebten und verehrten Felice in einer gewissen Distanz lebt und sie nicht richtig erreichen kann. Dies geht auf sein durch die Kindheit verursachtes Gefühl der Isolation und Minderwertigkeit zurück, daß er auch in der Beziehung zu Felice nicht überwinden kann.

-5-
Sehr deutlich kommt in Kafkas Erzählung das problematische Verhältnis zum Vater zum Aus-
druck. Dieser, der ihn feindselig zurückstößt, der ihn mit seinen Riesenfüssen leicht zermalmen
könnte, stößt ihn immer wieder in die Isolation und Einsamkeit zurück. Er versetzt ihm eine
Wunde, die nicht heilen kann. Der Apfel, langsam verfaulend, in seinem Fleische steckend,
symbolisiert diese Verletzungen.

Kafkas Vater ist geprägt von einer harten, von Entbehrungen durchzogenen Jugend, in der er nur durch Entwicklung von Stärke und Durchsetzungskraft überleben konnte. Ähnliche Verhaltensweise, Stärke, Respekt, Tüchtigkeit, Gehorsam, erwartet er vom eigenen Sohn. Den sensiblen Künstler zu verstehen, überfordert seine Lebenserfahrungen und seine Fähigkeiten.

So, wie Kafkas den Vater als bedrohlich, verletzend, gefühllos empfindet, schildert er ihn in
der \"Verwandlung.\" Unfähig, des Vaters Erwartungen zu erfüllen, realisierend, das sein Be-
mühen nicht gewürdigt wird und für ihn selbst eine Qual darstellt, stellt er sich selbst dar, er ´outet´ sich, zeigt sich in verwandelter Form und so wird er innerhalb der Familie noch isolierter, verwundbarer und verletzbarer. Schließlich gibt er sich selbst auf.

Doch gleichzeitig ist das Problem zwischen Kafka und seinem Vater nicht nur als persönliches
Problem zu sehen. Denn als der Vater den Käfer Gregor in sein Zimmer zurückdrängt, klingt
es diesem gar nicht mehr wie die Stimme bloß eines einzelnen Vaters.

Dies weist darauf hin, daß Kafka sehr genau realisiert, daß der Vater nur Teil einer Gesell-
schaft ist, die für Künstler wie Kafka nur Geringschätzung übrig haben.

 
 

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