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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Zum werk c.r. von greiffenberg


1. Drama
2. Liebe

C.R. von Greiffenberg schrieb das Gedicht [Gegen Amor] im Jahre 1658, im Alter von 25 Jahren.
In "Gegen Amor", ein Anti-Liebesgedicht, spricht ein lyrisches Ich, das allem Anschein nach die Stimme der Poetin selbst darstellt, darüber, sich nichts von Amor, dem "kleinen Wüterich" (Vers 1), abgewinnen lassen zu wollen.
Während das lyrische Ich in den ersten beiden Strophen zu je vier Versen über Amor spricht, wendet es sich in den letzten beiden Strophen zu je drei Versen direkt an ihn. Anfangs nennt das lyrische, weibliche (wie die Motive, sich gegen Amor (=Liebe) zu wenden, deutlich erkennen lassen) Ich seine Gründe, sich nicht verlieben zu wollen und auch, wie es gedenkt, den Pfeilen des Liebesgottes zu widerstehen: Liebe bedeutet für das lyrische Ich nur Schmerz, und es würde sein Herz die Ruhe und Freiheit kosten - mit Hilfe eines "Demant Herzens", eines Herzens, das unempfänglich für eine so schmerzhafte Liebe sein will, versucht das lyrische Ich, den Gefühlen zu widerstehen.
Schon im Verlauf der ersten Verse wendet die Autorin Metaphern an, wobei die Metapher, die die Liebe als Amor, einen Menschen/Gott darstellt, eine deutliche Personifikation ist. Die Liebe wird also von Amor verkörpert, die Gefühle, die einen genauso treffen können wie Pfeile, werden durch ebendiese dargestellt. Auch das "Demant Herz" (Vers 3) ist eine Metapher, ein Herz so hart und undurchbohrbar wie ein Diamant soll ein Zeichen dafür sein, dass das lyrische Ich fest entschlossen ist, keine Gefühle in sein Herz vordringen zu lassen, die es verletzbar machen könnten.
Ob die Autorin aus Erfahrung spricht bzw. schreibt, geht aus dem Gedicht nicht deutlich hervor, doch es hat ohne Zweifel eine sehr persönliche Note.
Die bildreiche Ausdrucksweise passt zu der Zeit, in der Catharina Regina von Greiffenberg lebte, und gemäß dem Gebot von Sittlichkeit und Moral, das damals vor allem für Frauen galt und gemäß ihrer
religiösen Erziehung benutzt sie verharmlosende Umschreibungen und Metaphern für Ausdrücke wie Liebe (= Amor, ein blinder, "leicht-geteuschter Knab", Vers 6 bzw. 7), Lorbeer (= Zeichen von Tugend?, Vers 11), Dornen von Rosen (= Synonym für Schmerz, Verletzungen, Qualen, Vers 12) - doch ihr Gedicht zeigt eine gewisse Offenheit, es macht deutlich, dass das lyrische Ich die Liebe durchschaut hat und Abstand von ihr halten will bzw. Abstand zu halten versucht. In den Versen 7 (O leicht geteuschter Knab! Ich will mein Mütlein noch mit deiner Einfalt kühlen.) und 14 (...mein dapfers Herz soll nichts als Ruh und Freyheit spüren.) wird dies besonders deutlich.
Allgemein ist das Werk eher sittsam, das lyrische Ich spricht nie direkt von Liebe und Gefühlen, diese treten, wie schon erwähnt, in Form von Amor und seinen Pfeilen in Erscheinung. Vielleicht scheint dieser Aspekt deswegen auf, weil C.R. von Greiffenberg das Gedicht zu einer Zeit verfasst hat, wo Frauen denkbar wenig zu sagen hatten und ihre Gedanken über Gefühle, Liebe und Sexualität nicht offen aussprechen und schon gar nicht ausleben durften.
Und trotzdem ist "Gegen Amor" auf eine gewisse Weise trotzig, fast schon rebellisch - wenn das lyrische Ich, bzw. die Autorin, mit dem falschen Mann verheiratet werden könnte oder sich in den Falschen zwangsläufig "scheinverlieben" müsste, will sie gleich lieber ihre "Ruh und Freyheit" haben, die sie mit falscher, unglücklicher Liebe nicht haben würde.
Durch das Versmaß, ein sechshebiger Jambus und den klingenden Vers wird das Gedicht, als umschließender Reim konzipiert, angenehm lesbar. Die einzelnen, abgeschlossenen Verse (Sätze) 4 und 8 drücken hierbei noch deutlicher die Entschlossenheit, von der Liebe Abstand zu halten, aus. Die Zäsuren, jeweils in Vers 2 und 7, 9 und 13, machen das Gedicht lebendig und lassen trotz der leisen Resignation eine gewisse Fröhlichkeit und Zufriedenheit über diese Entscheidung erkennen.
Ab inklusive Vers 9 wendet sich das lyrische Ich nun, wie schon erwähnt, direkt an Amor, es hält scheinbar ein Zwiegespräch mit dem kindlich dargestellten Liebesgott.
(Bsp. Vers 9 : Schau, wie gefällt dir das! und Vers 12: Du meinst, es sey nur Scherz...)
Das lyrische Ich lässt sich nicht von Amor umstimmen, obwohl dieser offensichtlich dessen "Gelübde" für einen Scherz hält; doch die negativen Aspekte der Liebe überwiegen. Der einzige Grund für das lyrische Ich, den "Attacken" Amors zu verzeihen und sein Gemüt zu beruhigen, ist dessen - Amors - scheinbare Einfalt. Sie wird deutlich hervorgehoben, indem die Autorin den Liebesgott als einen blinden Knaben, also eher als einen Knaben ohne großen Scharfblick darstellt, der sich durch ein "Zucker-Zeltlein" täuschen lässt.




Nonchalant gesagt, könnte dies als "Liebe macht blind" bzw. "Liebe ist blind" gedeutet
werden - für die Autorin vielleicht der einzige Grund, sich selbst oder anderen ungenügende Vorsicht und fehlenden Schutz vor seelischen Verletzungen zu verzeihen.
Auch der Vanitas-Gedanke, der in der Zeit des Barock eine relativ große Rolle spielte, lässt sich aus dem Gedicht herauslesen: Das lyrische Ich - und somit die Autorin - hält die Liebe für vergänglich und deshalb für etwas, das Schmerz bereitet und die Ruhe des Herzens stört; auf diese Weise fließt auch der Gedanke der Vergänglichkeit in "Gegen Amor" ein.
Das Gedicht ist gänzlich im Präsens verfasst, was - gegenteilig zur Vergänglichkeit der Liebe - ein starkes Gefühl von Präsenz und Aktualität übermittelt. Allein schon der Titel macht deutlich, worum es geht: Abwendung von der Liebe in der Hoffnung, keine Enttäuschung und Schmerz (mehr) durch sie erleiden zu müssen, ein Thema, das auch in der heutigen Zeit war ein vielfach totgeschwiegenes, aber dennoch aktuelles ist.
Abschließend kann gesagt werden, dass das Werk trotz einiger Metaphern und typisch blumiger, bildreicher Ausdrucksweise leicht verständlich ist und eine deutliche Aussage trifft: Wer sich verliebt, kann leicht verletzt werden; eine Botschaft, die wohl nicht nur zur Zeit des Barock, sondern für alle Zeiten gelten wird.

 
 

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