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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Rose ausländer


1. Drama
2. Liebe

Geboren wurde Rose Ausländer am 11. Mai 1901 als Rosalie Beatrice \'Ruth\' Scherzer in Czernowitz in der Bukowina, einem multi-ethnischen Gebiet im damaligen Österreich. Heute gehört sein nördlicher Teil zur Ukraine, der südliche zu Rumänien.
Während des 1. Weltkrieges muss sie das erste Mal ihre Heimat verlassen. Sie flüchtet mit ihren Eltern von 1916 - 18 nach Wien. Als sie 1919 zurückkehren, ist die Bukowina Teil Rumäniens, deren Staatsbürgerschaft die Familie annimmt.
Sie besuchte deutschsprachige Schulen in Czernowitz und Wien und machte 1919 ihre Reifeprüfung (Matura). Das Studium der Literatur und Philosophie fand durch den frühen Tod des Vaters ein Ende. Zusammen mit ihrem späteren Ehemann Ignaz Ausländer wanderte sie 1921 nach Amerika aus, nachdem sie ihre Mutter sie dazu überredetet hatte , weil die bittere Armut sie dazu trieb. Dort arbeitete sie als Hilfsredakteurin bei einer Zeitschrift in Minneapolis und publizierte ihre ersten Gedichte, später zog sie nach New York, wo sie als Bankangestellte arbeitete. Sie erhielt 1926 die amerikanische Staatsbürgerschaft, die ihr jedoch 1934 wieder aberkannt wurde wegen dreijähriger Abwesenheit aus den USA. Immer wieder zog es sie nach Europa, nach Czernowitz und Bukarest, um ihre kranke Mutter zu pflegen. Sie hatte sich 1926 von ihrem Mann getrennt wurde 1930 geschieden und behielt dennoch seinen Namen bis zum Tod. Rose lebte zwischen 1931 bis 1935 mit dem Graphologen Helios Hecht zusammen, hauptsächlich in Bukarest. Sie trennt sich 1935 von ihm, weil er einige ihrer Gedichte gegen ihren Willen veröffentlicht hat. Er bleibt aber zeitlebens ihre große, unerfüllte Liebe und Sehnsucht, der sie viele Gedichte widmet.
Ihren Lebensunterhalt verdiente sie als Englischlehrerin und als Arbeiterin in einer chemischen Fabrik.
Zwischen 1931 und 1936 erschienen viele Gedichte in Anthologien und Zeitschriften, sie lieferte auch journalistische Beiträge. 1939 kam in Czernowitz ihre erste Buchpublikation \'Der Regenbogen\' heraus, die von der lokalen Kritik sehr gefeiert wird, aber in Nazideutschland und dem faschistischen Österreich keinerlei Resonanz findet. Es ist für fast 30 Jahre das letzte Buch von ihr.
1941 besetzten die Nazis die Bukowina und sie lebte bis zur Befreiung 1944 durch die russischen Truppen unter ständiger Todesfurcht als Zwangsarbeiterin im Getto der Stadt, später mit ihrer Mutter in Kellerverstecken mit Hilfe einer Freundin, Hanna Kawa, die ebenfalls Dichterin ist. Dort traf sie Paul Celan (Redakteur des "Czernowitzer Morgenblatts"), der auf ihre Gedichte aufmerksam wird und mit ihr poetisch intensiv sich austauscht.. Nach dem Einmarsch der russischen Truppen arbeitete sie für kurze Zeit in der Stadtbibliothek von Czernowitz, das nun zur Ukraine gehörte. 1945 stellte sie einen Ausreiseantrag nach Rumänien, nachdem sie vom Tod ihres nach Sibirien verschleppten Verlegers erfahren hatte und reiste dann im folgenden Jahr gleich weiter nach New York. Ihre Hoffnung, die Mutter, die sie sehr liebt, nachholen zu können, scheitert, weil die Mutter bald darauf stirbt.
Dort fand sie Arbeit als Fremdsprachenkorrespondentin in einer Spedition, wo sie 1961 krankheitshalber ausschied. Zwischen 1949 und 1956 schrieb Rose Ausländer ausschließlich auf Englisch. Sie wird, obwohl sie erneut die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erwirbt, in den Vereinigten Staaten nicht heimisch, weder mit den Mitemigranten noch mit dem american way of life. Sie hörte aber nie auf zu Dichten und Schreiben, wobei die Begegnungen mit den Schriftstellern Edward Estlin Cummings, William Carlos Williams und Marianne Moore ihr einen dichterischen Neuanfang ermöglichten
Auf einer mehrmonatigen ausgedehnten Europareise 1957 traf sie mehrmals mit Paul Celan und Marianne Moore zusammen und begann wieder Deutsch zu schreiben. Der erneute Austausch mit Paul Celan, der in Deutschland zu dieser Zeit eine der wichtigsten Stimmen der Überlebenden des Holocausts ist, inspiriert sie zudem zu einer freieren Form des Schreibens, in der sie unter Verzicht auf den Reim ihren Ausdruck vervollkommnet.
Bald nach ihrem Ausscheiden aus der Spedition bereitete sie ihre Übersiedelung nach Europa vor. Zunächst wollte sie nach Wien, wo inzwischen auch ihr Bruder Aufnahme gefunden hatte, Wegen antisemitischer Erfahrungen und der dort erfahrenen \"Kälte\" und Provinzialität verlässt sie 1965 nach einem Jahr Wien und nimmt ihren Wohnsitz in auf Dauer in Düsseldorf, weil sie dort die meisten Freunde und Bekannten in Deutschland hat. Hier erschien noch im selben Jahr der Band \'Blinder Sommer\', ihre erste Buchpublikation seit 1939.
Sie wird deutsche Staatsbürgerin und erhält eine Rente als Verfolgte des Nazi-Regimes. Bis 1971 war ihr Leben gekennzeichnet von zahlreichen Reisen. Sie nutzt die neu gewonnene finanzielle Unabhängigkeit durch die Rente zu vielen Reisen. Insbesondere in Italien, das sie mehrere Male besucht, fühlt sie sich emotional sehr aufgehoben, obwohl sie die Sprache nicht spricht. Insbesondere Venedig regt sie an, sich neue Entwürfe von Heimat zu gestalten.
1968 noch einmal, zum letzten Mal, nach Amerika - und einer steigenden Berühmtheit. Beinahe jedes Jahr erschien nun eine Gedichtssammlung. Als 1976 die Zusammenarbeit mit Helmut Braun beginnt, der sie \"entdeckt\" und als engagierter Herausgeber ihrer Werke auch ihr engster Vertrauter wird, sind nach elf Jahren von \"Blinder Sommer\" erst 350 Exemplare verkauft. Erst jetzt, mit 75, beginnt für sie die Zeit der öffentlichen Wahrnehmung ihrer Arbeiten. Sie hat nur zwei Jahre Zeit, an dem immer stärker zunehmenden Interesse an ihren Werken in der Öffentlichkeit teilzuhaben.
Im Jahre 1977 las die Autorin zum letzten Mal in der Öffentlichkeit anlässlich einer Preisverleihung. Nach einem Oberschenkelhalsbruch, von dem sich ihr Körper nicht mehr erholt, beschließt sie 1977 den Rest ihrer Lebenskraft auf das Schreiben zu konzentrieren. Ob sie tatsächlich das Bett nicht mehr verlassen kann, bleibt nach Aussage ihrer Freunde offen. Seit 1978 lebte sie ans Bett gefesselt im Nelly-Sachs-Haus, einem jüdischen Altenheim in Düsseldorf. . Gleichzeitig beginnt aber in dieser Zeit ihre literarisch produktivste Zeit. Sie schreibt bis 1987 noch mehr als zwanzig Bücher, die jetzt zum Teil sehr hohe Auflagen erreichen.
An der sich weiter verstärkenden öffentlichen Resonanz auf ihr Werk kann sie nicht mehr direkt teilhaben. Rose Ausländer reduziert den Kontakt zu Menschen immer mehr. Wichtigste Bezugsperson neben ihrem Bruder Max Scherzer, der in New York lebt, ist Helmut Braun, dem sie in den letzten Jahren ihre Gedichte diktiert, da sie wegen einer Arthritis nicht mehr schreiben kann. 1987, einige Monate vor ihrem Tod, beschließt sie, das Schreiben einzustellen, weil alles gesagt ist. Sie stirbt am 3. Januar 1988.



Thema Heimatlosigkeit :

Mutterland

Mein Vaterland ist tot
sie haben es begraben

im Feuer
Ich lebe in meinem Mutterland

Wort

Dies Gedicht repräsentiert die Biografie Rose Ausländers, ihre Gefühle über den Verlust der Heimat und die Gebundenheit an die deutsche Sprache. Heimat für sie ist nicht ein geographischer Ort, sondern die Sprache, in der sie sich mitteilt und denkt. Die Sprache und die Kommunikation mit ihr sind Mittelpunkt vieler ihrer Gedichte.
Ihre Erfahrungen in neue, frische, knappe und bildhafte Sprache, ohne Bitternis umgesetzt zu haben ist, ist die besondere Leistung ihrer Poesie.
Außerdem standen im Mittelpunkt ihrer Gedichte, welche meist Selbstgespräche des lyrischen Ichs und Anreden an ein Gegenüber sind, das Grauen der Verfolgung, die Trauer um die verlorene Heimat, Erinnerungen an die Eltern und an glückliche Kindertage, die Erfahrung von Verlassenheit und Einsamkeit in der Fremde, was sie mit dichterischer Einfachheit, Klarheit und epigrammatischer Kürze, bildreich, voller Poesie und Musikalität verzierte.
Ihre Gedichte "Das Dorf Duminika", "Israel" und "Im Chagalldorf" sind Zeugnisse für Schrecken, aber auch Schönheit jüdischen Lebens. Auch im zunehmend abstrakten Spätwerk blieb ein Bezug zu ihrer jüdischen Herkunft erhalten, wobei der Glaube an das poetische Wort fast messianischen Charakter annahm (das Wort sieht sie als Schutzraum ihrer Existenz: "Ich wohne im Wort"). In ihrer Lyrik verbinden sich Sensibilität und Intellektualität, Phantasie und Verstand/Vernunft, außerdem vergleicht sie zeitgeschichtliche Ereignisse mit mythischen Vorgängen, was ihren theologischen Sinn hervorhebt. Sie stellte Antagonismus von Welt und Leben in Bilder dar, die von der biblischen Schöpfungsgeschichte kamen.

Gedichtvorstellung: Schallendes Schweigen

Manche haben sich gerettet.
Aus der Nacht

Krochen Hände
Ziegelrot vom Blut

Der Ermordeten


Es war ein schallendes Schauspiel
Ein Bild aus Brand

Feuermusik
Er schwieg

Es war ein schallendes Schweigen

Zwischen den Zweigen
Lächelten Sterne

Die Geretteten warten im Hafen

Gescheiterte Schiffe liegen
Sie gleichen Wiegen

Ohne Mutter und Kind
Interpretation:
"Schreiben ist Leben. Überleben." lautet einer der Verse von Rose Ausländer. Das Schreiben ist für sie eine Strategie der Bewältigung ihrer persönlichen Geschichte und der Erfahrung des Holocausts mit dem unwiederbringlichen Verlust ihrer Heimat. Sie schließt sich mit ihrer Poesie nicht ab, sondern sucht stattdessen das Gespräch - nach ihren eigenen Worten - \"mit dem interessierten Leser\": In den späteren Gedichten setzte sich Rose Ausländer immer wieder mit dem Wort, der Sprache auseinander, die zur eigentlichen Heimat der heimatlos gemachten Dichterin geworden war: Nun erst fand sie zu ihrer eigenen unverwechselbaren dichterischen Ausdrucksweise. Sie verzichtete auf expressionistisches Pathos und auf Reime, denn \"was über uns hereinbrach, war ungereimt, so voll erlittenen Schock , so alpdruckhaft beklemmend .., dass der Reim in die Brüche ging. Blumenworte welkten. Auch viele Eigenschaftswörter waren fragwürdig geworden in einer mechanisierten Welt..\". Ihre Gedichte sind von nun von bestechender Einfachheit, Klarheit und epigrammatischer Kürze, bilderreich, voller Poesie und Musikalität, kostbare Miniaturen. Im Mittelpunkt ihrer Gedichte stehen das Grauen der Verfolgung, die Trauer um die verlorene Heimat, Erinnerungen an die Eltern und an glückliche Kindertage, die Erfahrung von Verlassenheit und Einsamkeit in der Fremde. Ihre Gedichte, die mit der Zeit immer kürzer und dichter werden, sind Gespräche, Selbstgespräche des lyrischen Ich und Anreden an ein Gegenüber.

 
 

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