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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

"romeo und julia auf dem dorfe"


1. Drama
2. Liebe



3.1 Vorgeschichte Romeo und Julia auf dem Dorfe wird 1856 erstmalig in der Novellensammlung "Die Leute von Seldwyla" veröffentlicht. Das entscheidende Motivationsmoment für das Schreiben Kellers Novelle ist die Berichterstattung in der Züricher Freitagszeitung am 3. September 1847 :

"Sachsen. - Im Dorfe Altsellerhausen, bei Leipzig, liebten sich ein Jüngling von 19 Jahren und ein Mädchen von 17 Jahren, beide Kinder armer Leute, die aber in einer tödtlichen Feindschaft lebten, und nicht in eine Vereinigung des Paares willigen wollten. Am 15. August begaben sich die Verliebten in eine Wirthschaft, wo sich arme Leute vergnügten, tanzten daselbst bis Nachts 1 Uhr, und entfernten sich hierauf. Am Morgen fand man die Leichen beider Liebenden auf dem Felde liegen; sie hatten sich durch den Kopf geschossen." (3)

Kurze Zeit später, versucht Keller die aufgenommen Informationen schriftlich in seinem Tagebuch festzuhalten. Zu diesem Zeitpunkt existierte bereits in seinen Gedanken das Bild der zwei pflügenden Bauern. Ein Jahr später hält er diese Notizen in Versform fest. (c)

3.2 Inhaltsangabe

Gottfried Kellers Novelle handelt von einem eskalierenden Nachbarschaftsstreit und dem daraus resultierenden Unglück um die beiden darin verwickelten Kinder.

Zu Beginn der Novelle wird eine bäuerliche Idylle geschildert. Zwei Bauern, Manz und Marti, Nachbarn aus einem Dorf bei Seldwyla, pflügen an einem Sommermorgen in aller Gemütsruhe ihre Äcker. Getrennt werden die zwei Felder von einer Brache, die dem schwarzen Geiger, ein aus der Gemeinde Ausgeschlossener und in den Augen der Bauern ebenso verwildert wie sein Feld, gehört. Er kann jedoch die nötigen Papiere nicht beibringen, die seinen Anspruch auf das Feld belegen würde. Manz kann schließlich das Feld auf einer öffentlichen Versteigerung erwerben, woraufhin Marti aus Neid ein Dreieck in das Brachland hineinfurcht und damit einen jahrelangen und ruinösen Rechtsstreit auslöst. Der Prozess endet schließlich mit dem finanziellen Ruin der beiden und dem beiderseitigen Verlust von Haus und Hof.

Mit zunehmender Verarmung der Bauern steigt auch ihr Hass aufeinander. Leidtragende dieser Entwicklung sind vor allem die Kinder der Streitenden, Sali und Vrenchen.

Vrenchen leidet unter der ". Tyrannerei eines verwilderten Vaters ..." (4) und Sali fällt die Situation auch nicht einfach.

Manz zieht mit seiner Familie in die Stadt und übernimmt einen verkommen Gasthof, der sich auch nicht lange rentiert. Manz sieht daher keinen Ausweg mehr und geht schließlich Fischen um seine Familie ernähren zu können. Marti vernachlässigt seine Felder und verfällt ebenfalls dem Fischen und plätscherte tagelang im Wasser herum. (5)

Die zu Kindeszeiten befreundeten Sali und Vrenchen sehen sich jahrelang nicht mehr. Als es dann einmal zu einer Eskalation der Auseinandersetzung zwischen den Vätern kommt und nur noch die Kinder die beiden Streiter trennen können, vollzieht sich alles ganz schnell:

,,. und in diesem Augenblick erhellte ein Wolkenriss, der den grellen Abendschein durchließ, das nahe Gesicht des Mädchens, und Sali sah in dies ihm so wohlbekannte und doch so viel anders und schöner gewordene Gesicht.\" (6)

Am darauf folgenden Tag macht sich der verliebte Sali auf den Weg zu Vrenchen. Aus Angst vor ihrem Vater, vertröstet sie ihn auf einen anderen Treffpunkt unweit der Felder, die die Quelle allen Übels waren. Zwar stört sie der schwarze Geiger, der der Schicksal der Eltern als Ausgleich für den ihm an getanen Schaden betrachtet, aber schließlich können sie sich ihre Liebe gestehen. In diesem Moment erwischt sie Marti beim Küssen und beginnt jähzornig Vrenchen zu misshandeln. Sali schlägt ihn daraufhin mit einem Stein nieder.

Marti bleibt tagelang bewusstlos. Als er körperlich wieder zu Kräften gelangt, stellt sich heraus, dass er durch den Schlag seinen Verstand verloren hat. Vrenchen versorgt ihn aufopferungsvoll, nach wochenlanger Pflege wird er jedoch in eine Heilanstalt gebracht.

Das Anwesen Martis soll versteigert werden. Vrenchen soll binnen weniger Tage in einem Armenhaus unterkommen. Vorher aber läuft sie noch mit Sali aufs gerade Wohl durch einige Dörfer, letztendlich gelangen sie zu den drei schicksalhaften Äckern. Der bürgerlichen Welt können, der Welt der Heimatlosen wollen sie nicht angehören. Aufgrund der "hoffnungsarmen Zukunft . und der Feindschaft ihrer Eltern" (7) beschließen sie, dass sie Hochzeit halten und dann aus der Welt gehen werden. (8) Sie finden ein am Ufer angebundenes Boot, das ihnen zunächst als Brautbett und dann als Todeslager dient.

Im ersten Morgenlicht lassen sich die Liebenden eng umschlungen in das eiskalte Wasser hinab und werden später unterhalb der Stadt tot geborgen.

3.3 Charaktere

Die Novelle kommt aufgrund des Motivs mit nur wenigen Figuren aus. Vier wesentliche Personen bestimmten die Handlung: die beiden Bauern Manz und Marti und deren Kinder Sali und Vrenchen. Von den Frauen der Bauern tritt nur die des Martis kurz hervor.

3.3.1 Manz und Marti

Der Autor Gottfried Keller hat die beiden Hauptcharaktere Manz und Marti vom äußeren Erscheinungsbild fast uniform dargestellt, weil er so zeigen möchte, dass eine sehr nebensächliche Angelegenheit zwei Menschen entzweien kann. So beschreibt er diese als ". lange, knochige Männer von ungefähr vierzig Jahren..." (9), die den sicheren, gutsituierten Bauern verkörpern. (10) Es wird auch erwähnt, dass sie von der Entfernung einander in Aussehen und Bewegung vollkommen gleichen. Diese Ähnlichkeit bestätigt sich auch in den fast übereinstimmenden Namen der beiden Bauern.

Manz erwirbt den nicht bewirtschafteten Acker und duldet das Verhalten Martis nicht, als dieser in den Acker hinein fuhr und sich ein gutes Dreieck abschnitt. Ab diesem Zeitpunkt spitzt sich der Konflikt zwischen den beiden Bauern Manz und Marti nur noch zu und aufgrund des damit ausgelösten Prozesses, ruinieren sich beide. Manz entschließt sich gemeinsam mit seiner Familie in die Stadt zu ziehen um dort weiter bestehen zu können. Das Gasthaus, das sie übernehmen, lohnt sich nicht, so dass Manz Fischen geht um etwas Essbares für sich und seine Familie zu haben, später wird er zusätzlich Hehler.

Marti lässt die Äcker zunehmend mehr verwahrlosen, bis schließlich sein Land verpfändet wird und er nichts mehr besitzt. Auch er sieht seine Chance im Angeln, so dass Beide beim Fischen am Fluss aufeinander treffen. Ein Streit entfacht sich, so dass sie nur durch ihre Kinder auseinander gehalten werden können.

Später wird Marti von Sali niedergeschlagen, als der Vater Vrenchen misshandeln wollte. Er wird geisteskrank und wird in eine Anstalt geliefert.

3.3.2 Sali und Vrenchen

Sali wird als ". ein hübscher und kräftiger junger Bursche, der sich zu wehren wusste ." (11) umschrieben.

Vrenchen beschreibt Keller als "ziervolles Mädchen, seine dunkelbraunen Haare ringelten sich unablässig fast bis über die blitzenden braunen Augen, dunkelrotes Blut durchschimmerten die Wangen des bräunlichen Gesichts." (12) Sie besaß "feurige Lebenslust und Fröhlichkeit" (13).

Die Kinder der beiden Bauern kennen sich bereits seit ihrer Kindheit, in der sie auch gemeinsam spielten. Doch mit dem Beginn des Streites der beiden Familien entfremden sie sich immer mehr. Erst bei dem Streit zwischen Marti und Manz auf der Brücke finden sie wieder zueinander und entdecken ihre Zuneigung. Keller unterstreicht diese Szene mit einem tobendem Gewitter, um den Zorn der Väter zu darzustellen, jedoch als Sali und Vrenchen sich in die Augen blicken, scheint ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke hindurch. (14)
Die Verliebten treffen sich heimlich, doch sie merken, dass der Hass der Eltern sich auf ihre Partnerschaft auswirkt und sprechen oftmals von einem Nichtmehrsehen. Beide sehen keine Zukunft miteinander, besonders Vrenchen ist durch den Verlust beider Elternteile am Ende, so dass ihnen nur der Freitod bleibt.
3.4 Symbolik

3.4.1 Der schwarze Geiger

Der schwarze Geiger, ein aus der Gemeinde Ausgeschlossener und in den Augen der Bauern ein ebenso verwilderter Mann wie sein Feld. Durch diese Figur zeigt Keller die Ungerechtigkeit und Schlechtigkeit von den Bauern Marti und Manz, denn der Geiger ist derjenige, dem die beiden das Unrecht zufügen.

Er symbolisiert den Tod und den Hass. Der dritte Acker, der dem Geiger gehört, ist der ausschlaggebende Grund des Streits zwischen Manz und Marti, die sich deswegen beide ruinieren. Besonders deutlich wird die Symbolik als der Sohn des schwarzen Trompeters Vrenchen und Sali ein tragisches Ende prophezeit. (15)


3.4.2 Die Steine

Die Steine tauchen erstmalig in der Novelle auf als diese von Manz auf dem streitigen Dreieck niederlegt und "... eine gewaltige Pyramide entsteht ..." (16)

Später schlägt Sali im Streit und ohne Besinnung (17) Marti mit einem Stein nieder.

Das Motiv der Steine steht für Unfruchtbarkeit hinsichtlich des abgeladenen Steine auf den Acker, Tod für den Kamp zwischen Sali und Marti und die Zerstörung der Harmonie zwischen den beiden Familien.

Die Steine versinnbildlichen auch die Trauer: "... und ihre Gemüter wurden so schwer wie Steine." (18)

Hauptsächlich stellen die Steine aber einen Wendepunkt des Lebens jeden Einzelnes in der Novelle dar. Nachdem Marti niedergeschlagen wurde, verändert sich die Situation erheblich. Manz muss die weiteren Auseinandersetzungen nicht mehr ertragen, Marti wird verrückt und setzt sein weiteres Leben in der Anstalt fort und Sali und Vrenchen sehen keinen anderen Ausweg als sich nach ihrem gemeinsamen Tag zu töten.


3.4.3 Der Acker

Der dritte Acker ähnelt dicht dem Bild der Steine, denn auf das Dreieck das Ackers werden die Steine niedergelassen.

Ihm ist von Anfang an das Sinnbild des Todes zugeschrieben worden, immerhin ist er der Grund warum Manz und Marti sich um ihr ganzes Vermögen bringen.
Der mittlere Acker wird als wüst und mit Steinen und Unkraut hoch bedeckt beschrieben (19), ist ein Ort der Wildnis und der Grausamkeit, wie die grausamen Spiele der Kinder zeigen. Aber auch weil Marti durch den Steinschlag zuerst bewusstlos und später verrückt wird. Er ist zugleich wilder Acker und Kindheitsparadies, welches später zum Ort der Verliebten und des Unheils wird.

2.4.4 Die Puppe von Vrenchen

Die Puppe die Vrenchen zu Beginn der Novelle dabei hat, als sie ihrem Vater das Mittagsvesper bringt, tritt verglichen mit den anderen Symbolen nur einmalig auf, dennoch spielt sie eine entscheidende Rolle, da sie mehre Funktion der Versinnbildlichung hat

Sali bewirft sie mit einem Stein von der Dieselstaude aus, dies verweist auf die Stelle, als Sali Marti mit einem Stein an den Kopf trifft.

Anschließend wird die Puppe von den beiden Kindern zerstört, damit ist der allmähliche Auseinandergang der Familien gemeint. Dies beweist eine weitere Symbolik.

Ein dritter Hinweis auf das, was noch geschehen wird, ist die lebendig begrabene Fliege in dem Puppenkopf, die die Kinder dort einschließen. Als Vrenchen ihren Vater ins Irrenhaus begleitet, ist in der Novelle von einem ". lebendigem Begräbnis ." (20) die Rede.

2.4.5 Der Fluss

Der Strom wird als erstes der Novelle genannt, der ". schöne Fluss. "(21) und wird letztlich erwähnt ". die kalten Fluten .". (22) Man könnte dies so deuten, dass der schöne Fluss anfangs das durchaus gute Verhältnis zwischen den Familien beschreibt und schließlich genau das Gegenteil, den Tod der Kinder, den Ruin beider Familien und die Verwirrtheit von Marti symbolisiert.

Er ist gleichzeitig auch Spiegel, der die augenblickliche Stimmungen der Hauptpersonen deutlich darstellt. Als die Familien noch nicht im Streit leben, wird er als der ". schöne ." (23), ruhig fließende Fluss, beschrieben. Als die Auseinandersetzung zwischen den Bauern auf der Brücke beginnt, wird er rasch zum ". dunklem melancholischem ." (24) Strom.

Als Sali und Vrenchen sich bereits am nächsten Tag auf dem Acker treffen, entwickelte sich aus dem reißerischen Strom ein in der Julisonne glänzender blauer Fluss. (25)



3.5 Gründe für das Entstehen des Werkes

Keller selbst wurde verhältnismäßig früh mit dem Tod konfrontiert, dies geht auch aus dem biografischen Teil dieser Arbeit hervor. Er war erst sechs Jahre alt, als er den schmerzvollen Verlust seines Vaters hinnehmen musste. Nach der Scheidung der zweiten Ehe der Mutter, besuchen Keller und sie regelmäßig das Grab des Vaters, ". sodaß der Tod zu seiner täglichen Welt gehörte". (26) Der Schriftsteller beschäftigt sich darüber hinaus mit dem Sterben und den jenseitsbezogenen religiösen Glaubensformen. Als Gottfried Keller 1834 der Industrieschule verwiesen wird, wendet er sich der Natur zu, über die er am 19. Februar 1836 in sein Tagebuch schrieb: " ,Alles lebt in der Natur; nichts ist tot; das, was wir Tod nennen, ist Ausgang zum Leben'." (27) Als 1838 seine Cousine starb, die er anscheinend innig liebte, schreib er lediglich in sein Tagebuch: "Heute starb sie." (28) Man kann vermuten, dass Keller augrund seiner Entwicklung und Erfahrung zu einem ". manischdepressiven Mensch [wurde], der oft mutlos war, grüblerisch dahinlebte, oft unfähig zur Arbeit." (29)
Seine menschlichen Stimmungslagen bewältigt er künstlerisch, wie noch kein Dichter zuvor. (30) Beispielsweise entsteht 1838 ein Aquarell, welches Kirche und Friedhof von Richterswil zur Winterzeit zeigt. Sieben Jahre danach entsteht das Gedicht "Erster Schnee". (d) Beide Kunstwerke deuten auf den Schnee, der als Symbol des Hasses und Todes interpretiert werden kann.
Gottfried Keller versucht der Angst vor dem Tod zu entkommen. Er verwirft den Gedanken, dass der Mensch durch Gott gerichtet wird. Die Gedanken betreffend des Todes bleiben trotzdem ein beständiger Teil seines Lebens. Diese Tatsache entwickelten sich so stark, dass bei Keller manchmal eine regelrechte Todessehnsucht entsteht, wie sie auch bei "Romeo und Julia auf dem Dorfe" zu beobachten ist.
Es lässt sich deshalb vermuten, dass der Novellist das Schreiben von "Romeo und Julia auf dem Dorfe" dazu genutzt hat, seine Erfahrungen erneut zu verarbeiten.


 
 



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