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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die räuber - -


1. Drama
2. Liebe

Lesehinweis: Für Schnelleser gelten die Fettdrucke als Filter!
Versteht sich gleichzeitig als Kurzfassung!


Gang der Handlung mit Zitaten:


"Die Räuber" sind kein Stück, das 'in einem Guss' geschrieben wurde. Die Arbeiten zogen sich insgesamt über fünf Jahre hin, von 1776 bis 1781. In dieser Zeit hatte es derart an Umfang gewonnen, sodass es für eine Bühnenaufführung viel zu lang erschien. Es galt deshalb vornehmlich als Lesedrama und hatte alleine schon für die erste Bühnenaufführung in Mannheim umgeschrieben werden müssen. Wie sich zeigte blieb es nicht dabei. Schiller überarbeitete und kürzte es mindestens siebenmal, andere Quellen sprechen sogar zehnmal. (s.Grawe, Kap. II, S.76-109).




1. Akt, 1. Szene.

Die Geschichte beginnt in der der Erstfassung entsprechenden, durch mich verwendeten Ausgabe im Moorischen Schloss, welches im deutschen Franken befindlich beschrieben wird.
Der regierende Graf von Moor, mit Namen Maximilian, ist circa 60 Jahre alt. Er hat zwei ganz und gar verschiedene Söhne. Zum einen den erstgeborenen hochstrebenden, edlen Karl, der seinem Bruder weder in Charakter noch seiner Statur allzusehr ähnlich kommt. Franz, der mit seiner Lappländersnase und Hottentottenaugen eine bemerkenswerte Hässlichkeit aufgebürdet bekommen hat, verwünscht die Tatsache nicht als Erstgeborener aus dem Mutterleib gekrochen zu sein (S.16,30). Zeitlebens hat er sich als benachteiligter Sohn gefühlt. Er sieht die Gelegenheit gekommen und versteht es, seinen älteren Bruder Karl, der gerade schuldenhalber sein Studium in Leipzig verlassen hat , bei seinem Vater in gehörigen Misskredit zu bringen.
Mit Hilfe eines unterschlagenen sowie eines gefälschten Briefes gelingt es ihm, eine für leichtsinnige Taten um Verzeihung bittende Schrift Karls so zurechtzubiegen, dass der alte leichtgläubige Moor im geliebten Karl nur noch einen verluderten Studenten sieht, den man steckbrieflich verfolge und auf dessen Kopf ein Preis gesetzt sei. Der Vater lässt ihm durch Franz schreiben, dass er seine Hand von ihm ziehe, und enterbt ihn. Es besteht allerdings die Auflage, Karl mit dem Schreiben nicht zur Verzweiflung zu bringen. Franz, die "Kanaille", missachtet diesen Befehl und beschliesst, seinem verhassten und beneideten Bruder den Fluch des Vaters anzukündigen. "Glück zu , Franz! Weg ist das Schosskind - der Wald ist heller. - Und Gram wird auch den Alten bald fortschaffen - und Amalia muss ich ihren Geliebten , diesen Karl, aus dem Herzen reissen, wenn auch ihr halbes Leben daran hängen bleiben sollte" (S.16,21). "Frisch also! Mutig ans Werk! Ich will alles um mich her ausrotten, was mich einschränkt, dass ich nicht Herr bin" (S.18,37).
Franz triumphiert und sieht sich nahe seinem Ziel: alleiniger Herr auf dem Schloss und über die Güter seines Vaters zu werden.






Friedrich Schiller


Die Räuber



1. Akt, 2. Szene

In der Schenke an der Grenze zu Sachsen sitzt Karl von Moor in ein Buch vertieft. Der 'Projektemacher' Moritz Spiegelberg bei einem Bier daneben. Karl, der bestimmt ein wildes Leben geführt hat legt angewidert sein Buch zu Seite: "Pfui über das schlappe Kastratenjahrhundert zu lesen, zu nichts nütze, als die Taten der Vorzeit wiederzukäuen und die Helden des Altertums mit Kommentationen zu schinden und zu verhunzen mit Trauerspielen (S.19,35). Mir ekelt vor diesem tintenkleksenden Säkulum (Jahrhundert , s.S.145), wenn ich lese von grossen Menschen (S.19,5). Die Kraft ihrer Lenden ist versiegen gegangen, und nun muss Bierhefe den Menschen fortpflanzen helfen (S.19,38)."
Karl bereut inzwischen seine leichtsinnen Streiche und ist entschlossen zu seinem Vater zurückzukehren, um ihn um Vergebung zu bitten und an der Seite seiner Braut Amalia ein ruhiges Leben zu führen. Er will sich gerade in der Schenke von seinen Spiessgesellen trennen, als der Schandbrief des Bruders Franz eintrifft, der ihm jeglichen Weg zur Versöhnung abschneidet. Karl gerät darob sehr in Verzweiflung und macht das gesamte Umfeld und gesellschaftliche Ordnung für das ihm zugeführte Unrecht verantwortlich. Seine Kameraden, allesamt flüchtige Studenten , sind nur allzusehr angetan die angestaute Leidenschaft zur Entladung zu bringen. Der niederträchtige Spiegelberg plädiert als erster dafür sich in den böhmischen Wäldern niederzulassen und eine Räuberbande zu bilden. Der Gedanke zündet. Karl geht wie die anderen auf diesen Plan ein, um sich in seiner Verzweiflung an der Gesellschaft zu rächen. Karl von Moor übernimmt als gewählter Hauptmann die Gefolgschaft seiner Genossen - sehr zum Verdruss des ehrgeizigen Spiegelberg. Mit seinen Kumpanen Roller, Schwarz und Schweizer schwören sie sich gegenseitig Treue und Anhängerschaft bis in den Tod.




1. Akt, 3. Szene.

Auf dem Schloss des alten Moor treibt indessen Franz sein boshaftes Spiel weiter. Er versucht, Karl mittels übelster Verleumdungen und Überzeugungsreden bei seiner Geliebten Amalia von Edelreich, welche als Waise auf dem Schlosse lebt, in schlechtes Ansehen zu bringen und sie mit der Zeit für sich zu gewinnen. "Ich liebe dich wie mich selbst, Amalia !"(S.34,26). " Wenn du mich liebst, kannst du mir wohl eine Bitte abschlagen?"- "Keine, keine ! Wenn sie nicht mehr ist als mein Leben." - "O, wenn das ist ! Eine Bitte, die du so leicht, so gern erfüllen wirst, (stolz) - Hasse mich ! Ich müsste feuerrot werden vor Scham, wenn ich an Karln denke und mir eben einfiel', dass du mich hassest. Du versprichst mirs doch ?" - "Allerliebste Träumerin ! Wie sehr bewundere ich dein sanftes liebevolles Herz."(S.34,37).
"Seine Küsse sind Pest, sie vergiften die deinen" (S.36,17), ruft er ihr zu. Doch sie schlägt ihn, und er erntet damit nur noch mehr Verachtung. "Geh den Augenblick ! Geh, sag ich. Du hast mir eine kostbare Stunde gestohlen, sie werde dir an deinem Leben abgezogen ! Ich verachte dich, geh !" (S.38,24).
Amalia fühlt sich Karl seither nur noch fester gebunden.








Friedrich Schiller


Die Räuber



2. Akt, 1. Szene.

Elf Monate sind bereits vergangen ohne dass Graf Maximilian, , den der Kummer um Karl auf das Krankenlager gezwungen hat, gestorben wäre, so wie es Franz erhofft hatte (Königs Erläuterungen S.41). "Es dauert mir zu lange - der Doktor will,er sei im umkehren - das Leben eines Alten ist doch eine Ewigkeit ! - Und nun wär freie, ebene Bahn bis auf diesen ärgerlichen zähen Klumpen Fleisch, der mir den Weg zu meinen Schätzen verrammelt (S.40,3)". ... "Wir vermögen doch wirklich die Bedingungen des Lebens zu verlängern, warum sollten wir sie nicht auch verkürzen können ? (S.40,20)"
Franz beschliesst deshalb, den psychischen Druck auf den Alten zu verstärken, um ihn auf 'rechtlichem' Wege aus der Welt zu schaffen. Er beginnt Hermanns Rachegefühle zu schüren, welcher dazumale als abgewiesener Verehrer Amalias von Maximilian die Treppen hinuntergeworfen wurde (S.42,37). Er stachelt Hermann, den (Unehelichen) Bastard von einem Edelmann, mit seines Vaters Worten auf: "Er sagte: man raune sich einander ins Ohr, du seiest zwischen dem Rindfleisch und Meerrettich gemacht worden, und dein Vater habe dich nie ansehen können, ohne an die Brust zu schlagen und zu seufzen: Gott sei mir Sünder gnädig ! (S.42,40)" - "Blitz, Donner und Hagel, seid still !" - "Er riet dir, deinen Adelbrief im Aufstreich zu verkaufen, und deine Strümpfe damit flicken zu lassen." - "Alle Teufel ! Ich will ihm die Augen mit den Nägeln auskratzen. ... Ich will ihn zu Staub zerreiben. (S.43,16)."
Hermann ist sogleich darauf überredet, dem alten Moor die Nachricht zu überbringen, Karl habe aus Verzweiflung über die Verstossung aus dem elterlichen Hause den Schlachtentod gesucht und gefunden.





2. Akt, 2. Szene.

Der Plan scheint zu gelingen. Hermann verrichtet in der Verkleidung eines Boten seine rachegeforderte Pflicht. So berichtet er, Karl wäre als Soldat bei einem Treffen vor Prag gefallen. Der alte Moor, ohnehin von Selbstanklagen und Schuldgefühlen wegen der Verfluchung Karls geplagt, sinkt bei der Nachricht lallend: - mein Fluch ihn gejagt in den Tod , gefallen mein Sohn in Verzweiflung - , wie tot um. Es handelt sich dabei um einen Scheintod, der allerdings erst viel später durch Franz bemerkt werden wird. Amalia ist in Schmerz aufgelöst und gleichzeitig stolz auf ihren heissgeliebten Karl: "Hektor, Hektor ! Hört ihrs ? Er stand - (S.49,15). ... Sein letzter Seufzer , Amalia ! (S.49,35)"
Um den Glauben an Karls Tod aufrechtzuerhalten inszenierte Hermann ein mit angeblich Karls Blut beschriebenes Schwert. Karl sieht sich nun endlich am Ziel und malt sich seine Zukunft als Herrscher aus, indem er bekennt: "Blässe der Armut und sklavischen Furcht sind meine Leibfarbe: in diese Liverei (uniformartige Dienerkleidung - S.152) will ich euch (Untertanen) kleiden ! (S.54,38)"












Friedrich Schiller


Die Räuber



2. Akt, 3. Szene.

In den böhmischen Wäldern führen Karl und seine Gesellen unterdessen ein freies Leben. Der mit reichlich Cleverness ausgestattete Moritz Spiegelberg lässt diese Szene mit der Erzählung seiner unrühmlichen Räuber-Memoiren zum absoluten Höhepunkt dieses Schauspiels werden. Während er mit seinem Teil des Bandentrupps nur um Raub, Brandstiftung und ein zügelloses Leben zu tun hat, und nicht einmal vor Klosterschändung und Nonnenvergewaltigung zurückschreckt, besteht das Streben des Hauptmanns Karl von Moor einzig darin, um den Bedrängten zu helfen und den Leuteschindern, Geldprotzen, korrupten Beamten und heuchlerischen Pfaffen das Handwerk zu legen und sie zu bestrafen. Er vergibt und verteilt sogar den 'von Rechtens wegen' Dritten (-Teil) des Gewinns an Bedürftige. Nicht so aber Spiegelberg, der bekennt: "Narr ! Einen Spass muss ich Dir noch erzählen, den ich neulich im Cäcilienkloster angerichtet habe. Ich treffe das Kloster auf meiner Wanderschaft so gegen die Dämmerung, und da ich eben den Tag noch keine Patrone verschossen hatte, du weißt, ich hasse das auf den Tod, so musste die Nacht noch durch einen Streich verherrlicht werden, und sollts dem Teufel um ein Ohr gelten ! ... Die Lichter gehen aus. ... versichere mich des Klosterwächters ... schleich mich hinein, wo die Mägde schliefen, praktizier ihnen die Kleider weg, ... jetzt pfeiff ich, und meine Kerls fangen an zu stürmen ... mit bestialischem Gepolter, ... da hättest du die Hatz sehen sollen, ... wie Katzen, andere in der Angst ihres Herzens die Stube so besprenzten, dass du hättest das Schwimmen drin lernen können, ... und heraus mit dem Klosterschatz ..., oder ... - meine Kerls vestanden mich schon ... haben ihnen ein Andenken hinterlassen, sie werden ihre neun Monate daran zu schleppen haben. (S.56,7-S.57,11)"
Hauptmann Karl fühl sich mit einzelnen seiner Bande auf Leben und Tod verbunden und gilt unter ihnen als sehr mutig und getreu, hat aber doch so seine Grillen (S.61,16). Als er erfährt, dass Roller sein teuerster Kumpan schmachtet und baldigst öffentlich gehängt werden soll, schäumt er wie ein Eber (S.61,37). Er vermag Roller, in Kapuzinerskutte verkleidet, im letzten Moment zur Flucht zu verhelfen, wobei die ganze Stadt, ein Pulverturm und ein Krankenlager in Flammen aufgehen. Dreiundachtzig Tote werden gezählt. Darunter "nur der Bodensatz der Stadt" wie Schufterle sich zu rechtfertigen weiss (S.66,21). Alte Greise, Kranke, Frauen und Kinder waren dabei. Moor geht heftig auf und ab (S.67,9): "Roller, du bist teuer bezahlt. (S.66,14) ... O pfui über den Kindermord ! den Weibermord ! - den Krankenmord ! Wie beugt mich diese Tat ! Sie hat meine schönsten Werke vergiftet ! (S.67,15-17)" Roller bedankt sich: "Moor ! Moor ! möchtest du bald auch in den Pfeffer geraten, dass ich dir Gleiches mit gleichen vergelten kann ! (S.64,31)" - Ein bestialischer Wunsch, der sich schneller als erwartet in Realität umsetzt.
Ein dramatischer Höhepunkt ist gekommen: die Bande wird vom Militär in zwanzigfacher Übermacht im Walde eingekreist, dessen Vermittler ein Pater ist, welcher den Räubern ein Generalpardon anbietet, wenn sie ihm und seiner Mannschaft, den Hauptmann gefesselt ausliefern. Karl Moor, nimmt ihn nicht sonderlich ernst und verweist Schweizer: "Pfui doch Schweizer ! Du verdirbst ihm ja das Konzept - er hat seine Predigt so brav auswendig gelernt - nur weiter, mein Herr ! - "für Galgen und Rad ?" (S.70,5)".
Moor, der aber ohnehin an der Tragik seines Räuberlebens leidet, bietet sich freiwillig als Opfer für alle an. Roller versteht es, das Blatt in seiner Kampfesbegeisterung zu Moors Gunsten zu wenden. Es gelingt ihnen sich heil durchzuschlagen. Nur einer fällt. - Es ist Roller. - Sein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. - Hundertundsechzig Husaren - dreiundneunzig Dragoner, gegen vierzig Jäger - dreihundert in allem. "Dreihundert für einen ! (S.83,10)"








Friedrich Schiller


Die Räuber




3. Akt, 1. Szene.

Auf dem Moorschen Schlosse regiert nunmehr Franz. Er wirbt vergeblich um Amalias Hand, die dem totgeglaubten Karl noch immer die Treue hält. "Du hast meinen Geliebten ermordet, und Amalia soll dich Gemahl nennen ! Du -" - "... Franz spricht, und wenn man nicht antwortet, so wird er befehlen (S.77,34)." ... "Knirsche nur mit den Zähnen - speie Feuer und Mord aus den Augen - mich ergötzt der Grimm eines Weibes, macht dich nur schöner, begehrenswerter. ... Komm mit in meine Kammer - ich glühe vor Sehnsucht - Jetzt gleich sollst du mit mir gehen (S.78,22)." - Amalia fällt ihm um den Hals: Verzeih mir Franz !" Und reisst ihm den Degen von der Seite und tritt hastig zurück. "Wag es einmal meinen Leib zu betasten - dieser Stahl soll deine geile Brust mitten durchtrennen. ... Fleuch auf der Stelle ! (S.78,29)"
Amalia beschliesst in ein Kloster zu gehen, um nicht als des neuen Herrn von Moors Mätresse gemacht zu werden. Sie lässt diesen Plan aber fallen, als sie aus dem Geständnis des reuigen Hermann erfährt, dass Karl und ihr Oheim Maximilian noch leben.

3. Akt, 2.Szene.


Die Räuberbande ist inzwischen bis zur Donau vorgestossen, wo sie auf Karls Geheiss an einem Hang unter Bäumen ruhen. "Hier muss ich liegen bleiben. ... Ich wollt euch bitten, mir eine Handvoll Wasser zu holen, aber ihr seid alle matt bis in den Tod. (S.80,5)"
Schweizer hat sich bereits davongeschlichen, um ihm diesen Gefallen zu erfüllen, als der "Plunder" (S.82,33) unter seinen Füssen abrutscht und ihn mit sich reisst. Als er blutend zurückkehrt, erntet er gebührenden Dank. - "Dein Wasser war gut, Schweizer - diese Narben stehen dir gut." - "Pah ! hat noch Platz genug für ihrer dreissig (S.83,1)."
Beim Anblick des stimmungsvollen Sonnenuntergangs überkommt Karl Wehmut und beginnt von einer harmonischen Menschheitsidylle zu schwärmen. - Dass er seine Philosophie nicht verbergen kann, ist allen klar. "Bruder - ich habe die Menschen gesehen, ihre Bienensorgen und ihre Riesenprojekte - ihre Götterplane und ihre Mäusegeschäfte, das wunderseltsame Wettrennen nach Glückseligkeit; ... ; dieses bunte Lotto des Lebens, worin so mancher seine Unschuld, und - seinen Himmel setzt, einen Treffer zu haschen, und - Nullen sind der Auszug - am Ende war kein Treffer darin. Es ist ein Schauspiel, Bruder, ... (S.80,27)." - Ein Schauspiel, das Roller das Leben kostete.. . Seinen Platz wird in Zukunft der junge Kosinsky einnehmen, der neu zu ihnen stösst. Er hat ein verblüffend ähnliches Schicksal wie Karl Moor. Das Wissen, was Intrige am eigenen Leib zu erfahren bedeutet, und die zufällige Namensgleichheit seiner Braut Amalia ist der Anlass, dass Moor mit seiner Bande nach seiner Heimat in Franken aufbricht. "Auf ! Hurtig ! Alle ! nach Franken ! in acht Tagen müssen wir dort sein. - Sie weint, sie vertrauert ihr Leben (S.88,38)."

4. Akt, 1. Szene.

Karl ist in seinem Element. Der Gerechtigkeit willen ist er bereit, alles in Kauf zu nehmen. Als er jedoch das väterliche Schloss erstmals wieder vor sich sieht, überkommt ihn Wehmut. Nahe daran, sein Vorhaben ungeschehen zu lassen, gibt er sich einen Ruck: "Sie nicht sehen, nicht einen Blick ? - und nur eine Mauer gewesen zwischen mir und Amalia - Nein ! sehen muss ich sie - muss ich ihn -- es soll mich zermalmen !" - "Vater ! Vater ! dein Sohn naht ...(S.90,10)."






Friedrich Schiller


Die Räuber



4. Akt, 2. Szene.


Er lässt sich auf dem Schloss als 'Graf von Brand' einführen, wobei er hofft, von den Seinen nicht erkannt zu werden. Dabei kommt es zur Begegnung mit Amalia. Ihr erzählt er, er habe den alten Grafen von Moor vor 18 Jahren gekannt. Sie führt ihn darauf in die Ahnengalerie, wo er das Bild seines Vaters sofort erkennt. Amalia staunt darüber: "Wie ? Achtzehn Jahre nicht mehr gesehn, und noch - ... - Ein vortrefflicher Mann ! (S.91,6)"
Als sie auch an seinem eigenen Bildnis vorüberkommen, bemerkt Karl Amalias Unruhe. "Sie liebt mich ! - ihr ganzes Wesen fing an, sich zu empören, verräterisch rollten die Tränen von ihren Wangen. Sie liebt mich ! (S.91,38)"
Es ist Franz, der den Neuankömmling heimlich im Spiegel betrachtet hat, und darin seinen eigenen Bruder wiedererkannt zu haben glaubt. "Es ist Karl ! Ja, er ist's ! - Tod und Verdammnis ! (S.92,28)" Mit Schrecken von seiner Entdeckung überzeugt, erpresst er voller Misstrauen Daniel, den alten Diener des Moorschen Hauses zu dem Versprechen, den Fremden zu vergiften: "Bei deinem Gehorsam ! Verstehst du das Wort auch ? Bei deinem Gehorsam befehl ich dir, morgen darf der Graf nimmer unter den Lebendigen wandeln. (S.95,16)" - Daniel grollt.
Trotz seiner bösartigsten Verschlagenheit kämpft Franz nun doch mit Gewissensbissen, welche er krampfhaft zu rechtfertigen (ver-)sucht: " - Mord ! Und die ganze Schattenspielerei ist verschwunden. Es war etwas und wird nichts - Heisst es nicht ebensoviel als: es war nichts und wird nichts und um nichts wird kein Wort mehr gewechselt - der Mensch entstehet aus Morast, und macht Morast, und gärt wieder zusammen in Morast, bis er zuletzt an den Schuhsohlen seines Urenkels unflätig anklebt. ... , und somit - glückliche Reise, Herr Bruder ! (S.97,36)"

4. Akt, 3. Szene.

Es kommt zur Begegnung Daniels mit Karl(n). Bei einem vorgetäuschten Handkuss erkennt er Karl hocherfreut an einer längst verwachsenen Narbe, als sein erwachsenes Schosskind (S.98,8). Da Daniel leiser wird, greift Moor ein: "Was brummelst du da ? ... Rede deutlicher !" - "Aber ich will lieber meine alten Knochen abnagen vor Hunger, lieber vor Durst mein eigenes Wasser saufen, als Wohlleben die Fülle verdienen mit einem Totschlag (S.101,11)."
Dieser Ausruf fährt Hauptmann Moor in Mark und Bein: "Himmel und Hölle ! Nicht du, Vater ! Spitzbübische Künste ! Mörder, Räuber durch spitzbübische Künste ! - Oh ich blöder, blöder, blöder Tor ! (S.101,17)" - Tieferschüttert beschliesst er, noch unwissend über des Vaters Schicksal, sich an seinem Bruder nicht zu rächen und zu fliehen.


4. Akt, 4. Szene.

Karl trifft seine Geliebte, die ihn noch immer nicht erkennt, in wonneberauschten Erinnerungen schwelgend in der Gartenlaube vor. Seltsamerweise fühlt sie ihre Seele dem 'Grafen von Brand' anheim fallen (Duden Bd.1,S.113): "Aber warum meine Seele, so immer, so wider Willen diesem Fremdling (S.102,34) ? ... Meine Seele hat nicht Raum für zwei Gottheiten, ... (S.103,9) !"
Behutsame Versuche Karls, ihr den 'Wink' zu geben, schlagen fehl. Denn als er erwähnt, dass seine Geliebte ebenfalls Amalia heisse, er aber Mordschuld auf dem Gewissen habe, hört er zu seiner Verzweiflung Amalia sagen, dass ihr Karl solcher Taten nicht fähig sei (S.104,20+S.105,1), und stimmt das auch ihm bekannte Hektorlied an. Moor nimmt ihr das Instrument stillschweigend aus der Hand und beginnt die zweite Strophe zu spielen. - Sich so zu erkennen gegeben, verlässt er fluchtartig den Ort in Richtung Wald.

Friedrich Schiller


Die Räuber
4. Akt, 5. Szene.

Unter den wartenden Räubern bricht Unruhe aus, als er zu angegebener Stunde nicht erscheint. Der Möchtegern-Hauptmann Spiegelberg sieht die Gelegenheit günstig, einen Wechsel in der Rangordnung zu erwirken. Zu Razmann: "Ja - und Jahre schon dicht ich drauf: es soll anders werden. Man vermisst ihn - gibt ihn halb verloren - Razmann - mich dünkt, seine Stunde schlägt - wie ? (S.107,28) " Schweizer, der die beiden belauscht, sticht Spiegelberg tot: "Fahr hin, Meuchelmörder (S.108,4) !"
Karl, endlich zurück und von den Vorfällen unterrichtet, erwägt einige Augenblicke den Suizid, beschliesst dann aber doch, als er unterbrochen wird, sein Schicksal zu tragen: "Nein ! Nein ! Ein Mann muss nicht straucheln ! (S.111,38) ... Die Qual erlahme an meinem Stolz ! Ich wills vollenden (S.112,20)." Sprachs und wischte den Gedanken an sein gleichwohl drohendes Schicksal aus dem Sinn.
Plötzlich kommt Hermann, der Bastard von einem Edelmann durch den Wald zum Turm und klopft an, ohne jedoch Moor zu bemerken. Dieser gibt sich zu erkennen, stellt ihn und wird Zeuge des furchtbaren Verbrechens, das sein Bruder an seinem Vater verübt hat. "Hier steckt ein Geheimnis - heraus ! Sprich ! Ich will alles wissen (S.113,23)." Der alte Moor war damals nicht gestorben (siehe hier oben: 2.Akt, 2. Szene). Franz wollte den Lebenden aber nicht länger dulden und hatte ihn lebendig begraben lassen. Hermann hatte ihn dann aus dem Sarg befreit und in einem alten Mauergewölbe in der Nähe des Schlosses, wo die Räuberbande lagert, versteckt gehalten und ihn heimlich und kümmerlich ernährt.
Karl von Moors Zorn kennt nunmehr keine Grenzen mehr. Seinen halbverhungerten Vater befreit er, ohne sich zu erkennen zu geben, und beauftragt Schweizer, Franz lebend zu fangen: "Nein, jetzt will ich bezahlen. Schweizer, so ist noch kein Sterblicher geehrt worden wie du ! - Räche meinen Vater ! ... Aber ich sage dir, liefr' ihn mir nicht tot ! (S.118,9)" - "Genug, Hauptmann - Hier hast du meine Hand darauf: Entweder, du siehst zwei zurückkommen, oder gar keinen (S118,18)."


5. Akt, 1. Szene.

Es ist später in der Nacht. Auf dem Schloss hat Daniel heimlich sein Reisebündel gepackt und will gerade gehen, als Franz im Verfolgungswahn hereinstürzt. Er hat von Daniels Absichten nichts bemerkt, ist aber totenbleich.- Daniel: "Eure Stimme ist bang und lallet. ... Oh ihr seid ernstlich krank (S.120,20+36)." - Ja wahrlich, denn Franz leidet unter Wahnträumen, die Tote auferstehen lassen: "Träume bedeuten nichts - nicht wahr, Daniel ? (S.120,39)" - "Träume kommen von Gott. Ich will für euch beten (S.123,16)" - "Ja, ja ! Fürchterlich zischelts um mich: Richtet droben einer über den Sternen ! ... diese Nacht noch ! (S.123,26)"
In seiner Angst lässt Franz den Pastor Moser rufen. Über seinen mitternächtlichen Auftritt sonderlich erstaunt: "Das erste Mal in meinem Leben ! Habt Ihr im Sinn, über die Religion zu spotten, oder fangt Ihr an, vor ihr zu zittern ? (S.124,3)" - "Auf dein Leben sollst du mir antworten (S.124,9)."
Franz schildert seine Qual, worauf ihm Moser eine ausweglose Predigt beschert: "Das ist die Philosophie Eurer Verzweiflung (S.125,16). ... Ich will an Eurem Bette stehn, wenn ihr sterbet - ich möchte so gar gern einen Tyrannen sehen dahinfahren - ich will dabeistehn und Euch starr ins Auge fassen, wenn der Arzt Eure kalte, nasse Hand ergreift und den verloren schleichenden Puls kaum mehr finden kann, und aufschaut, und mit jenem schrecklichen Achselzucken zu Euch spricht: menschliche Hilfe ist umsonst ! (.125,30)" - "Pfaffengewäsche, Pfaffengewäsche ! (S.126,11)" - "Was hier endlicher Triumph war, wird dort ewige unendliche Verzweiflung (S.126,38)."
Als Daniel eine rasch näherkommende, johlende Reiterschar meldet, lässt Franz in Panik alle Glocken läuten und seine Bediensteten in der Kirche für ihn beten. Auf die Knie fallend versucht er sich eines Gebets: "Höre mich beten, Gott im Himmel ! - Es ist das erste Mal - soll auch gewiss nimmer geschehen - erhöre mich, Gott im Himmel !" - "Mein doch ! Das ist ja gottlos gebetet (S.129,9)."
Wie das Schloss in Flammen aufgeht, und Schweizer mit seinen Leuten hereindringt, erdrosselt er sich. Schweizer, der nun den Auftrag seines Hauptmanns, Franz lebend umzubringen, nicht erfüllen kann, erschiesst sich: "Gehet zurück und saget meinem Hauptmann: er ist maustot - mich sieht er nicht wieder (S.130,24)."

Friedrich Schiller


Die Räuber



5. Akt, 2. Szene.

Vor dem Schloss kommt es zur letzten, erschütternden Wiedererkennungsszene zwischen dem alten Moor und Karl und zwischen Karl und Amalia. Bei der Eröffnung, dass Karl der Hauptmann von "Räubern und Mördern" ist, gibt der alte Moor seinen Geist auf. Amalia bekennt sich aber trotzdem zu Karl Moor. Als dieser auch an ein neues Glück mit Amalia glaubt, fordert die Bande gebieterisch an den Todesschwur erinnernd: "Opfer um Opfer ! Amalia für die Bande !" - "Es ist aus ! - Ich wollte umkehren und zu meinem Vater gehen, aber der Himmel sprach, es soll nicht sein. Blöder Tor ich, warum wollt ich es auch ? (S.136,34)" So tötet Karl seine Amalia, die ihn vor den Räubern herausfordert: "Euer Meister ist ein eitler, feigherziger Prahler (S.137,29)." - "Seht doch recht her ! Ich hab euch einen Engel geschlachtet. Seid ihr nunmehr zufrieden ?" - "Du hast deine Schuld mit Wucher bezahlt. Komm jetzt weiter ! (S.138,4)"
Den Trugschluss: "Die Welt durch Greuel zu verschönern und die Gesetze durch Gesetzlosigkeit aufrecht zu erhalten, ... erfahre ich nun mit Zähneklappern und Heulen, dass zwei Menschen wie ich den ganzen Bau der sittlichen Welt zugrunde richten würden (S.138,38)."
Dieser höheren Einsicht fügt er sich, löst die Räuberbande auf und stellt sich selbst der Justiz. Er wird sich einem armen Tagelöhner mit elf Kindern in die Hände spielen, der die 1000 Louisdore haben soll, die man auf den 'grossen Räuber' gesetzt hat. - "Lasst ihn hinfahren ! Es ist die Grossmannssucht." - "Man könnte mich darum bewundern (S.139,31)." - Es ist seine letzte grosse soziale Tat !

Friedrich Schiller


Die Räuber




Hinweis: Um Wiederholungen der Geschichte zu vermeiden, seien hier nur Aussagen von 'Zeitzeugen'
erwähnt. (Der Verfasser P.V.)

 
 

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