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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Bauform und inhalt: die "schachnovelle" ist eine rahmennovell


1. Drama
2. Liebe



Die "Schachnovelle" ist eine Rahmennovelle, die sich in einen äußeren Rahmen und eine Binnenerzählung gliedert. Sie umfasst folgende drei Teile: Rahmenhandlung - Binnenerzählung - Rahmenhandlung.
Schauplatz der Novelle ist ein großer Passagierdampfer der Linie New York - Buenos Aires, die Hauptpersonen sind der Chronist (als Ich-Erzähler), ein gewisser McConnor (Tiefbauingenieur, der in Kalifornien zu Wohlstand gekommen ist), Mirko Czentovic (legendärer Schachweltmeister), und Dr. B. (ehemaliger Vermögensverwalter eines österreichischen Klosters und Ex-Gestapohäftling).

RAHMENHANDLUNG:
An Bord des Luxusdampfers wird der Chronist von einem mitreisenden Bekannten darauf aufmerksam gemacht, dass sich der legendäre Schachweltmeister Czentovic ebenfalls auf dem Schiff befindet. Er beschließt, den Schachweltmeister "näher unter die Lupe zu nehmen", da "alle Arten von monomanischen, in eine einzige Idee verschossenen Menschen" ihn zeitlebens angereizt haben (S.19). Jedoch gestaltet sich das schwieriger als erwartet, da Czentovic trotz seiner "abgründigen Beschränktheit" die "große Klugheit besitzt, sich keine Blößen zu geben" (S.20), und somit niemanden an sich heranlässt. Schließlich gelingt es ihm mit Hilfe eines Tricks doch. Mit einigen Schachinteressierten veranstaltet er so etwas wie einen Schaukampf, und tatsächlich tritt der Schachweltmeister hinzu, beobachtet kurz das Spiel, zeigt dann aber kein weiteres Interesse, das Spiel der Dilettanten zu verfolgen und entfernt sich wieder. McConnor, einer der Mitspieler, kommt schließlich auf die Idee, ein Spiel um Geld gegen den Schachweltmeister auszuhandeln. Es gelingt ihm, Czentovic gegen eine Gage von 250 Dollar zu einer Beratungspartie zu überreden, an der auch ein knappes halbes Dutzend Schachspieler teilnehmen, Czentovic aber hoffnungslos unterlegen sind. Der ehrgeizige McConnor ist derartig über diese Niederlage verärgert, dass er den Weltmeister zu einer Revanche-Partie herausfordert. Doch auch in der zweiten Partie scheinen die Herausforderer schon fast besiegt, bis sich ein bis dato Fremder einschaltet, der - trotz seiner offensichtlichen Ahnungslosigkeit über die Theorie des Spiels - die bereits verloren geschienene Partie noch einmal offen gestalten kann und Czentovic ein Remis abzwingt. Die Folge ist allgemeines Erstaunen und der geschlagene Weltmeister fordert einen dritte Partie, doch der Unbekannte lehnt heftig ab und zieht sich auffallend erregt zurück. Als sich herausstellt, dass der Unbekannte Österreicher ist, wird der Chronist als sein Landsmann aufgefordert, ihn zu der erneuten Revanche-Partie zu überreden. Nachdem der Chronist den Unbekannten auf dem Promenadendeck gefunden hatte, erfährt er, dass der Name des Unbekannten Dr. B. ist, der aus einer sehr angesehenen österreichischen Familie entstammt. Angesichts der Tatsache, dass Dr. B. gerade gegen einen echten Schachweltmeister gespielt hat, zeigt er sich erfreut, und willigt ein, eine weitere Partie zu spielen, jedoch nicht ohne zu betonen, dass er seit seiner Jugend keine Schachfigur mehr berührt habe. Er räumt ein, sich theoretisch und unter "ganz besonderen, ja völlig einmaligen Umständen" mit dem Schachspiel beschäftigt zu haben (S.48). Er bittet den Chronisten, sich zu ihm zu setzen, um ihm eine "ziemlich komplizierte Geschichte" zu erzählen, die "allenfalls als kleiner Beitrag zu (unserer) lieblichen großen Zeit" gelten könnte (S.48).

BINNENERZÄHLUNG:
Dr. B. hat eine unauffällige Anwaltspraxis, die in Wirklichkeit die Rechts- und Vermögensverwaltung großer Klöster übernommen hat, dies aber streng geheim tut. Denn seit der Machtergreifung der Nationalsozialisten gelten Verbindungen zu Klerus und Adel, und die daraus entstehende Beziehung zur kaiserlichen Familie als sehr gefährlich. Lange Zeit gelingt es Dr. B., diese Verbindungen geheim halten, bis bei ihm trotz aller Vorsicht ein Spitzel eingeschleust wird, und er durch diesen denunziert und schließlich von der Gestapo verhaftet wird. Dr. B. kommt, wie viele andere auch, von denen die Gestapo wichtiges Material und Geld erpressen zu können glaubte, in "Sonderbehandlung", d.h. in die Isolierhaft eines Hotelzimmers, abgeschlossen von der Außenwelt. Er hat nichts als sich allein und lebt "wie ein Taucher unter der Glasglocke im schwarzen Ozean des Schweigens, außerhalb der Zeit, außerhalb der Welt" (S.57). Nach 14 Tagen beginnen die Verhöre, welche die Gefangenen ungeheuersten psychischen Belastungen aussetzen. Nach etwa 4 Monaten zeigen die Verhöre bei Dr. B. ihre Wirkung, er verliert die geistige Klarheit und seine Widerstandskraft. Er wird bereit auszusagen. Während einer ausgedehnten Wartepause vor einem weiteren Verhör entdeckt Dr. B. in einer Manteltasche ein Buch, und er schafft es, trotz aller Gefahr das Buch zu stehlen und in sein Zimmer zu bringen. Dort stellt sich heraus, dass das Buch ein Schachbuch, genauer ein "Schachrepetitorium, eine Sammlung von hundertfünfzig Meisterpartien" war (S.71). Obwohl Dr. B. sehr enttäuscht darüber ist, da er nicht über die Kunst des Schachspiels verfügt, beginnt er, das Buch zu lesen und seine zunächst rätselhaften Zeichen zu entschlüsseln. Die beschriebenen Partien spielt er zunächst auf seinem karierten Bettuch (Betttuch?) nach, doch nach ca. drei Monaten steht er erneut vor einem Vakuum - er hat alle Partien durchgespielt und kann jeden Zug, ohne vorher darüber nachzudenken. Von nun an versucht Dr. B., die Paradoxie eines "Doppeldenkens" zu entwickeln (S.44), d.h. er versucht, gegen sich selbst zu spielen. Durch diese Partien, die einer Art Bewusstseinsspaltung gleichkamen, spielte sich Dr. B. in einen Wahn, und er war nahe dran, den Verstand zu verlieren. Ihm war es nicht mehr möglich, an etwas als die nächste Schachpartie zu denken. In diesem Wahn griff er eines Tages einen Wärter an, verletzte sich und verlor auf dem Weg zu einem Arzt das Bewusstsein. Als er wieder aufwachte, befand er sich in einem angenehmen Krankenzimmer, wo er sich schnell erholt. Nach schier endlosem Papierkrieg war er endlich frei und auf dem Weg, sich selbst eigentlich erst auf dem Schiff wieder näher zu kommen.

RAHMENHANDLUNG:
Durch diese Geschichte wird dem Chronisten auch klar, weshalb Dr. B. im Schachspiel gegen
Czentovic so glänzen konnte. Dr. B. erklärt sich bereit, das Spiel gegen den Weltmeister anzunehmen, aber nur als "Probe" um zu sehen, ob er überhaupt eine "normale Schachpartie, eine Partie auf einem wirklichen Schachbrett mit faktischen Figuren und einem lebendigen Partner" spielen kann (S.94).Allerdings betont er, nur eine einzige Partie zu spielen, da er der Gefahr einer erneuten "Schachvergiftung" aus dem Weg gehen wolle (S:95). Als es schließlich zum Spiel kommt, gibt sich Dr. B. heiter und unbeschwert, und gewinnt das Spiel mit Leichtigkeit. Czentovic fordert eine erneute Revanche, die Dr. B. mit einer, wie dem Erzähler scheint, "unangenehmen Begeisterung" annimmt (S.102). Er reagiert sehr heftig auf die Mahnungen seiner Mitspieler, es bei einer Partie zu belassen, und fordert Czentovic auf, schneller zu spielen. Doch der Weltmeister bleibt ruhig und setzt seine Figuren "boshaft langsam" (S.104). Er hat erkannt, dass diese Langsamkeit den Gegner ermüdet und irritiert. Im Verlauf des Spiels wird Dr. B.s Verhalten immer aggressiver und nervöser, er scheint sich in der Vergangenheit zu befinden und muss zu jedem Zug in die Gegenwart zurückgerufen werden. Gedanklich offenbar ganz in eine andere Partie vertieft ruft er völlig unvermittelt: "Schach! Schach dem König!" (107). Als sich Dr. B. seiner Verfassung bewusst wird, zieht er sich unter vielen Entschuldigungen schnell zurück. Niemand der Anwesenden, mit Ausnahme des Erzählers, kann sich die Vorgänge erklären. McConnor lässt seiner Enttäuschung mit einem kräftigen Fluch freien Lauf, und Czentovic hat seine Sicherheit wiedergewonnen und verlässt mit einer großmütigen Floskel über das Können seines Kontrahenten den Spieltisch.

 
 



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