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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Andreas gryphius - tränen des vaterlandes


1. Drama
2. Liebe

Thränen des Vaterlandes (1636) r / Andreas Gryphius

Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr dann ganz verheeret!

Der frecher Völker Schar, die rasende Posaun,

Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Karthaun

Hat aller Schweiß und Fleiß und Vorrat aufgezehret.



Die Türme stehn in Glut, die Kirch ist umgekehret,

Das Rathaus liegt um Graus, die Starken sind zerhaun,

Die Jungfraun sind geschänd\'t, und wo wir hin nur schaun,

Ist Feuer, Pest und Tod, der Herz und Geist durchfähret.



Hier durch die Schanz und Stadt rinnt allzeit frisches Blut;

Dreimal sind\'s schon sechs Jahr, als unsrer Ströme Flut,

Von Leichen fast verstopft, sich langsam fortgedrungen;



Doch schweig\' ich noch von dem, was ärger als der Tod,

Was grimmer denn die Pest und Glut und Hungersnot:

Daß auch der Seelen Schatz so vielen abgezwungen.



Welcher Eindruck ist nach einer ersten Lektüre entstanden?

Die Katastrophe eines Krieges wird durch die gewählten Wörter der Dichtung verschönert dargestellt.

Geht es in dem Gedicht eher um Stimmungen, um die Beschreibung von Gegenständen, um die Beschreibung der Natur oder um die Darstellung von Gedanken?

Es werden die Umstände beschrieben, wie es nach einem Krieg aussieht, aber auch Stimmungen und Gedanken werden aufgezeigt.

Welche Themen werden behandelt?

Krieg, Pest, Tod, Hungersnot.

Welche Besonderheiten im Wortschatz lassen sich erkennen (Verteilung der Grundwortarten)?

Es werden relativ wenig Verben, aber dafür viele Adjektive verwendet.

Welche Satzarten kommen vor?

Gliedsätze

Wie verhalten sich zu Zeilenlänge, Vers, Reim, Strophen und Gliederung?

Das Gedicht zerfällt in 4 Sinnesabschnitte entsprechen der Gliederung der Quartette und Terzette. Es hat 14 fünffüßige jambische Verszeilen.

Welche sprachlichen Bilder kommen vor?

dem Leser wird ein Bild von einem weinendem Land vermittelt, aus dem man das Motiv, das Elend und die verheerende Auswirkung des Krieges schlussfolgern kann.

Ist ein bestimmter Rhythmus erkennbar?

Die ersten acht Zeilen bilden zwei umschlungene Reime die beiden einen Überblick über die Lage während des Krieges geben. Die nächsten Zeilen sind ein Paarreim.

Welche Reim, Strophen- und Gedichtform ist feststellbar?

Paarreim und Sonett

Gibt es ein (lyrisches) Ich?

Ja

Weisen bestimmte Anzeichen deutlich auf eine literarische Epoche hin?

ja, auf das Barock, da z.B.: der Manierismus vorkommt (schildert die Problematik des Krieges und dessen Folgen nicht nur im 30-jährigen Krieg. Es handelt von Schmerz und Elend. Da man in allen vier Sinnesabschnitten eine Steigerung zum jeweiligen nächsten erkennen kann, handelt es sich in diesem Gedicht um eine Finalstruktur, die ein weiteres Merkmal des typischen Sonettes in der Barockzeit ist.

Wie ist das Gedicht nach Beantwortung der bisherigen Fragen zu verstehen?

Der Religionskampf zwischen Protestanten und Katholiken war ausschlaggebend für den Ausbruch des Krieges. Der Autor will mit dem Gedicht auf das Leid des Krieges aufmerksam machen und deutlich machen, wie sehr er den Frieden wünscht.

Wie ist ihr Eindruck?

Das Gedicht spiegelt sehr gut die Verhältnisse und Zustände im 30-jährigen Krieg wieder.



Andreas Gryphius

,,Tränen des Vaterlandes''



Das Gedicht ,,Tränen des Vaterlandes'' von Andreas Gryphius wurde 1636 geschrieben und angeregt durch den 30-jährigen Krieg, seine Folgen und das Leid der Menschen. Es handelt von dem brutalen Ausmaß und der Problematik des Krieges. Jede einzelne Strophe steigert ihre Beschreibung der Brutalität. Der ersten Strophe kann man somit die Überschrift ,,Mittel des Krieges'' geben, da hier dem Leser deutlich gemacht wird mit welchen Waffen gekämpft wurde. In dieser Strophe wird die Armut (Z. 4) der Menschen geschildert. Schon in der zweiten Strophe des Gedichts steigert sich drastisch die Brutalität dieses Krieges. Das lyrische Ich erzählt vom Morden, Vergewaltigen und somit von der ,,Wirkung des Krieges'' auf die Bevölkerung. Es werden die schlimmsten Ereignisse des Krieges aufgelistet, wie das Feuer, die Pest und der Tod (Z .9). Alles wird zerstört und vor gar nichts halt gemacht (Z. 6ff.). Nach den ersten beiden Strophen kommt es zu einem Einschnitt, der üblich in der Barockzeit ist. Die dritte Strophe beschreibt die Länge des Krieges und den Opfern, die dieser mit sich führt. Die letzte Strophe weist auf das schlimmste Ereignis im 30-jährigen Krieg hin, nämlich den Raub des Glaubens, der in der Barockzeit eine große Rolle gespielt hat. Dieser Raub ist schlimmer als der Tod, das Feuer und die Pest.
Die Gedichtsform ist sehr typisch für die Zeit. Nämlich handelt es sich um ein Sonett, welches aus zwei Quartetten und zwei Terzetten besteht. Die beiden Quartette weisen einen umfassenden Reim (abba) und die Terzette einen Schweifreim (ccd/eed) auf. Die Verse sind in Alexandrinern verfasst und haben eine feste Zäsur. Immer der erste Vers in den Quartetten und der letzte Vers in allen Strophen besitzen eine weibliche Kadenz, während die übrigen eine männliche haben.

Man kann davon ausgehen, dass das lyrische Ich den Krieg miterlebt, dies erkennt man durch Wörter wie ,,wir'' (Z. 1), ,,ich'' (Z.15). In der Überschrift ,,Tränen des Vaterlandes'' verbirgt sich eine Metapher, diese verbildlicht ein weinendes Land. Die Beschreibung der Mittel des Krieges, in der ersten Strophe, wird durch zahlreiche Stilmittel verstärkt. Gryphius wendet eine Hyperbel in der ersten Zeile an (ganz; mehr den ganz), diese verstärkt die Situation im Land und das Ausmaß. Die Waffen werden personifiziert, da diese nur durch die Menschen benutzen werden können. Außerdem können Menschen oft noch Schmerzen zu führen, die viel tiefgehender sind. Mit der Onopoesie in Zeile 4 (,,Schweiß und Fleiß''), gibt das lyrische Ich die Armut, die durch den Krieg den Menschen widerfahren ist, wieder. Auch im zweiten Quartett wird die Situation sehr bildlich dargestellt und der Leser befindet sich im Kriegesschauplatz. Die Auswirkungen der Brutalität werden sichtbar. Die Gebäude, ,,Kirch'' und ,,Türm'' (Z. 6), stehen für die Sicherheit. Ein Turm ist üblicherweise groß und stabil, doch geht diese Stabilität im Krieg verloren. Auch das Gotteshaus gewährt den Gläubigen keine Zuflucht mehr, da dieses ,,umgekehret'' (Z. 6) ist. ,,Das Rathaus'' (Z. 7) dient für die Ordnung, welche nicht im Krieg vorhanden ist, da auch das zerstört wurde.. Durch diese Beispiele erkennt man, dass die Peiniger vor nichts halt machen. Mit der Akkumulation in Zeile 9 (,,Feuer, Pest und Tod''), wird das Leid verbildlicht und somit die das Mitfühlen des Leser bewirkt. Nun erfolgt der Einschnitt, wie schon oben genannt. Mit den Terzetten wird eine neue Seite, eine noch grausamere, des Krieges gezeigt. Die Alliteration ,, Schanz und Stadt'' (Z. 11) soll die Aufmerksamkeit auf die noch laufende Schlacht und Opfer lenken. Hinter der Feststellung, wie lang der Krieg schon andauert (Z. 12), versteckt sich eine Frage, nämlich wie lange noch dieser anhalten soll. Durch diese indirekte Frage wirkt das lyrische Ich schon sehr verzweifelt und man stellt sich keine weitere Steigerung der Ereignisse vor. Jedoch wird diese Vermutung widerlegt. In Zeile 13 zeigt sich durch eine erneute Hyperbel, ,,von Leichen fast verstopft'', die Anzahl der Opfer in den 18 Jahren. Nun denkt man wirklich, dass dies nicht mehr überstiegen werden kann. Aber auch diesmal täuscht man sich als Leser. Durch die zwei Terzette wird erklärt, was den Menschen in dem 30-jährigen Krieg geraubt wurde. Die Alliteration ,,Seelen Schatz'' weist auf das schlimmste Ereignis hin. Denn erst jetzt wird dem Leser gezeigt, dass nicht das Feuer, der Hunger, gar die Pest das schlimmste war (Z. 16), sondern der Verlust des Glaubens. In der Barockzeit war der Glauben sehr wichtig. Ihnen wurde mit dem Raub des Glaubens der letzte Halt genommen und somit die Würde und Hoffnung.

Mit seinem Gedicht zeigt Andreas Gryphius die Brutalität des Krieges und dass durch ihn sowohl physische als auch psychische Folgen bei Menschen verbleiben. Die psychischen Folgen können will grausamer und tiefer sein, wie in diesem Gedicht.



Gedichtinterpretation "Tränen des Vaterlandes"

Das Gedicht "Tränen des Vaterlandes" von Andreas Gryphius wurde anlässlich des 30- jährigen Krieges gedichtet. Es entstand in der Epoche des Hochbarocks. Diese Epoche wurde gekennzeichnet durch Kriege und menschlichem Leid, andererseits waren die Menschen damals stark religiös und lebten nach dem Grundsatz "carpe diem" was soviel wie "nutze den Tag" bedeutet. Das Gedicht wurde im Jahr 1636 gedichtet, das genaue Erscheinungsdatum ist jedoch unbekannt.

Das Gedicht "Tränen des Vaterlandes" beschreibt die Leiden und Folgen des 30-jährigen Krieges.

Das Gedicht ist als typisches Sonett geschrieben, mit zwei Quartetten und zwei darauf folgenden Terzetten. Die Quartette sind als umarmende Reime (abba) geschrieben, wohingegen die beiden Terzetten jeweils einen Schweifreim (aab/ccb) enthalten.

Der Text ist sprachlich in der "ich" bzw. "wir" Form geschrieben. Der Dichter erzählt das Kriegsgeschehen aus seiner gegenwärtigen Sicht.

Der Text selbst ist in Altdeutsch geschrieben und mit vielen Hyperbeln (Strophe1, Vers1:"Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret") und Metaphern (S1, V3:" Das vom Blut fette Schwert) gespickt.

Außerdem verstärken Adjektive wie "freche; rasende; fette; donnernde" die Wirkung des Textes auf den Leser, speziell das Mitgefühl für die Opfer des Krieges. Die Adjektive stellen das Geschehen realer dar und man kann sich besser in die Situation hineinfinden.

In dem Vers "Hat aller Schweiß und Fleiß und Vorrat aufgezehret" kommt besonders der Ernst der Lage hervor. Die hart erarbeiteten Vorräte wurden wohl durch den Feind eingenommen, vernichtet oder durch die hungernde Bevölkerung vorzeitig aufgezehrt.

In dem zweiten Quartett wird das Elend aus dem ersten noch einmal unterstrichen. So ist der Kriegsschauplatz als Trümmerfeld dargestellt und die Aussichtslosigkeit der Lage durch Allegorien wie "Die Türme stehn in Glut", wobei "Türme" in diesem Fall als Schutz zu verstehen sind, verdeutlicht.

In der ersten Terz wird zum ersten mal eine Zeitangabe gemacht ("Dreimal sind's schon sechs Jahr"). Das "schon" verdeutlicht das noch kein Ende des Krieges in Sichtweite ist. Dazu zeigt der Vers "Hier durch die Schanz und Stadt rinnt allzeit frisches Blut" dass die "Abschlachtung" noch immer munter weitergeht. Es stellt sich also insgesamt die Frage, wie lange es wohl noch so weiter gehen wird.

In der zweiten und letzten Terz, kommt der Höhepunkt des Gedichts zum Ausdruck. Der Dichter schildert die für ihn wohl schlimmste Auswirkung des Krieges, nämlich dass viele Menschen letztlich auch den Glauben an eine Besserung des Zustandes verloren haben.

Das ganze Gedicht hat einen linearen Verlauf, die Auswirkungen und Folgen des Krieges. Der Dichter blieb mit seinen sprachlichen Ausschweifen und Metaphern immer im Sinn der zentralen Aussage des Textes. Und auch der Titel "Tränen des Vaterlandes" verhält sich konkret zur Textaussage. Er stellt metaphorisch das "weinende Land" dar, sinnbildlich für das Leid und Elend der damaligen Zeit.

Andreas Gryphius stellt mit seinem Gedicht gelungen den 30-jährigen Krieg dar. Er selbst lebte zu dieser Zeit und konnte daher den Krieg in seiner wirklichen Form korrekt in ein Gedicht verarbeiten. Das Thema Krieg ist auch heute noch ein brisantes Thema. Man könnte zwar meinen, dass im jetzigen 21. Jahrhundert, dem Zeitalter der Kommunikation, dank fortgeschrittener Entwicklung, Kriege nicht mehr notwendig seien, sondern auftretende Probleme kommunikativ gelöst werden könnten. Doch anscheinend muss es noch viele weitere Kriege geben, für die Unmassen von unschuldigen Opfern ihren Glauben und ihr Leben hinhalten müssen, bevor diese primitive Denkweise aus den Köpfen der Menschen entschwindet.

 
 

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