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physik artikel (Interpretation und charakterisierung)

Der vergessene urvater


1. Atom
2. Motor



In den letzten Jahren seines Lebens war Ferdinand Braun als Forscher und Erfinder hoch anerkannt. 1914 brach der schreckliche Krieg aus. Auch Ferdinand Braun wurde indirekt zum Opfer dieses Krieges: die deutsche Regierung sandte ihn nach Amerika. Die Engländer hatten einen Patentkrieg gegen die deutsche Funkstation in den noch neutralen Vereinigten Staaten angestrengt und Braun sollte als Experte an diesem Prozeß teilnehmen. Dieser fand jedoch nicht mehr statt, und auch Braun konnte nicht mehr in Sicherheit nach Deutschland zurückkehren. Zuerst mit viel Würde empfangen (zum Beispiel beim Jahrestreffen des Institute of Radio Engineers in New York am 24. April 1915) bekam er, nach dem Kriegseintritt Amerikas, den Sonderstatus eines \"feindlichen Ausländers\", glücklicherweise durfte er sich aber trotzdem ziemlich frei bewegen.

Am 20. April 1918 starb er in Brooklyn infolge einer langjährigen Krankheit. Sein Tod wurde kaum wahrgenommen.


Straßburg kam zu Frankreich zurück, die neue französische Universität nahm den Platz der ehemaligen Kaiser Wilhelm Universität ein. In Frankreich blieb Braun danach so gut wie unbekannt. Und Deutschland war mit anderen Sorgen beschäftigt als mit Erinnerungen an vergangene Forscher.


Erst 1965 erschien die umfangreiche Biographie von Friedrich Kurylo über Ferdinand Braun. Im Vorwort der englischen Ausgabe kann man lesen:


\"Ferdinand Braun war einer der großen Wissenschaftler unserer Zeit. Er entdeckte den Gleichrichtereffekt, die Basis der Halbleiterelektronik; er lieferte erhebliche Beiträge zur Thermodynamik und entwickelte magnetische Bauelemente; er erfand die Kathodenstrahlröhre und brachte die Radiotelegraphie so weit vorwärts, daß ihm zusammen mit Marconi 1909 der Nobelpreis in Physik überreicht wurde. Er war als Privatmann sehr bescheiden und seit seinem Tod in einem feindlich gesinnten Ausland ist er auf unverständliche Weise in Vergessenheit geraten sowohl bei Seinesgleichen als auch bei den Geschichtsschreibern...


...Am Tiefpunkt seiner Berühmtheit angelangt - krank, gealtert, verdächtigt, und vergessen - starb dieser edle Lehrer, Erfinder und Wohltäter der Menschheit im April 1918\" (Bernd Dibner).


Ferdinand Braun war sehr begabt. Er war seit Beginn ein Physiker der neuen Zeit. Seine zum Teil hervorragenden Lehrer gehörten zwar noch der alten Zeit an, er selbst aber hatte das größte Interesse für die neuen theoretischen Aspekte der Physik, z.B. machte er sich die Mathematik der Schwingungen zu eigen. Er war aber auch ein hervorragender Experimentator, der selbst seine Apparate erdachte und baute. Man darf hier wohl sagen, daß er ein genialer Bastler war, der seine Instrumente selbst fertigte um Theorien und Hypothesen der Physik experimentell nachzuweisen. Dazu sollte man seinen Nobelpreisvortrag lesen, dort wird es klar gesagt. Das Zusammentreffen dieser Eigenschaften, hervorragender Physiker in Theorie und Praxis, zusammen mit seinen Industriekontakten, machte ihn besonders dafür geeignet, sich an der Entwicklung der drahtlosen Telegraphie zu beteiligen. Seine Mitbewerber auf diesem Gebiet waren dem oft nicht gewachsen. Zum Teil wurde er aber, wie andere auch, ein Opfer der kolossalen Entwicklung dieser Erfindung. In allen Ländern arbeitete man eifrig am Fortschritt der Radiotechnik, umso mehr, als kolossale politische, militärische und wirtschaftliche Interessen damit verbunden waren. Im Jahre 1906 erfand Lee de Forest die Triode. Damit ergaben sich ganz neue Möglichkeiten im Bau von Sendern und Empfängern. Durch die Funkentechnik konnten nur gedämpfte elektromagnetische Wellen erzeugt werden (mit dieser Problematik hat sich Braun viel beschäftigt), dagegen können mit der neuen Technik ungedämpfte Schwingungen erzeugt werden. Nun konnte man \"funken ohne Funken\", diesen Wunsch hat Braun bereits in seiner Nobelansprache ausgedrückt. 1920 wurden die ersten Rundfunksender installiert. 1927 entwickelt Zworykin die Grundlagen des Fernsehens und die Braunsche Röhre kam damit wieder zu Ansehen. Die Halbleiterdioden fanden bereits in den vierziger Jahren in der Elektronik eine intensive Anwendung, und dann kam 1948 der Transistor zur Welt. W. Shockley, J. Bardeen und W.H. Brattain wurden 1956 dafür mit dem Nobelpreis geehrt. Man erinnerte sich bei dieser Gelegenheit an Braun, der als ersten die Halbleitereigenschaften dieser Stoffe entdeckt hatte.


Ferdinand Braun war ein Gelehrter in einer für uns fernen Zeit. Er hat als erster Techniken erfunden, die dann von vielen anderen ausgebaut wurden, Techniken, die nicht nur einen Fortschritt bedeuten, sondern eine gewaltige Umwälzung unserer Gesellschaft bewirkten. Er konnte diese Veränderungen natürlich nicht ahnen, wir aber können uns heute die Gesellschaft ohne diese Errungenschaften kaum vorstellen.

Ferdinand Braun war ein Deutscher im von Deutschland annektierten Elsaß. Es war lange Zeit unmöglich, in Straßburg über diesen großen Mann zu reden. Heute leben wir in der Zeit der Deutsch-Französischen Verständigung. Wir wünschen, daß Ferdinand Braun, ohne daß er es ahnen konnte, hier ein kleines Glied dieser Verständigung sein möge. In diesem Sinne haben wir gehandelt, als wir diese Erinnerungs-Ausstellung gestaltet haben.

 
 



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