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kunst artikel (Interpretation und charakterisierung)

Das werk





Vorbild für Schiele auf dem Gebiet der Zeichnung waren zweifellos Klimt doch auch das Werk Henri Toulouse-Lautrecs. Denn diesen beiden Künstlern diente die Zeichnung nicht einzig als Skizze, die ein Gemälde vorbereitete, sondern sie wurde um ihrer selbst willen, wegen der ihr eigenen graphischen Qualitäten hergestellt. Sie war für die Künstler quasi eine eigene Kunstgattung, die frei war von dem in der Ölmalerei herrschenden Zwang, ein Bild fertig zu malen, damit es vollendet ist.
Schiele entwickelte mit dem Bleistift einen dünnen, beinahe messerscharfen Strich, der den Körper mit einer harten, konturscharfen Linie umreißt. Die weichen Körperrundungen werden bei ihm ins Eckige übersetzt, wodurch seine Gestalten etwas Ausgezehrtes bekommen.
Meist sind die Figuren und Gegenstände in reinen Umrisslinien gezeichnet, nur selten ist die innere Form gestaltet, sie hängen oft einfach im Raum ohne einen festen Halt
Schraffuren, die Knochen, Muskeln oder Schatten zeigen, fehlen gänzlich. Die Gesichter besitzen häufig Porträtähnlichkeit und die Geschlechtsmerkmale werden stark betont, indem Scham und Brustwarzen deutlich ausgezeichnet sind.
"Schiele zeichnete rasch, der Stift glitt, wie von Geisterhand geführt, wie im Spiel über die weiße Papierfläche, mit einer Handhaltung, die zuweilen die der Handhaltung ostasiatischer Maler war. Radiergummi wurde nicht verwendet - änderte das Modell die Haltung, so wurden die neuen Linien neben die alten mit gleicher unfehlbarer Sicherheit gesetzt.....wie bohrte sich Schiele mit den Augen in das Modell!"
Heinrich Benesch; Sammler, Förderer

Die Figuren erscheinen oft wie auf einem optischen Seziertisch präsentiert, verzerrt,verrenkt oder akrobatisch verbogen. Von Zeitgenossen wird berichtet, dass Schiele nicht selten seine Modelle von einer Leiter herab zu zeichnen pflegte.

Auf virtuose Weise machte Schiele "Auslassungen", er zeichnete stellenweise Linien nicht zu Ende. Er ließ eine Leerstelle, so dass eine Art "Lücke" entsteht, bei der der Betrachter den Strich im Geiste hinzufügen muss.
Schiele liebte die Kolorierung der Zeichnungen, ohne jedoch die Farbe in Konkurrenz mit der Linie treten zu lassen.



Farben bei Schiele
Schiele war anfänglich nicht an den Qualitäten der Farbe interessiert, sondern sah diese immer in enger Beziehung zu Linie und Form. Er ordnete die Farbe der Linie unter; nicht die Farbe, sondern die Linie bildete die Form. Bis in sein letztes Lebensjahr begrenzte Schiele seine Figuren und Gegenstände mit einer deutlich sichtbaren Konturlinie.

Schieles dunkle, erdige, fleckige Farbgebung und ihre düstere Wirkung, vor allem in seinen Gemälden in den Jahren 1910 bis 1915 traf nicht unbedingt den Geschmack der Zeitgenossen. Erst in den Kriegsjahren (1. WK) wurden die Farben auf seiner Palette heller. Er fing an, sich für die verschiedenen technischen Möglichkeiten zur Steigerung der Farbwirkung zu interessieren.
Armin Friedmann in der Wiener Abendpost vom 21. März 1918:
"In einem gewissen Sinn ist dieser Herr Schiele ein malender, bedrohlicher Moralist, seine Visionen des Lasters haben wahrlich nichts Lockendes, nichts Verführerisches. Er schwelgt in Farben der Verwesung."



Selbstinszenierung und Selbstporträts
Schiele hat sich auffallend oft selbst dargestellt. Er schuf rund hundert Selbstporträts.
Seit der Renaissance gibt es die Tradition des Selbstbildnisses. Der Spiegel ist für die Künstler das wesentliche Instrument der Identitätsfindung. Meister dieser Gattung sind auch Dürer, van Gogh oder Rembrandt. Bis zu Beginn des 20.Jhdts waren Selbstporträts häufig Lebensprotokolle oder Selbststilisierungen. Schiele brach mit dieser Tradition, er hielt nicht seine soziale oder emotionale Situation fest, sondern das Fremde, das Unbekannte, die sogenannte dunkle Seite des Selbst. Seine Selbstporträts mit den exzentrischen Posen und extremen Gebärden erzeugen ein spannungsgeladenes, verfremdetes Bild.
Man ist nun verleitet, für Schieles Lust der Selbstdarstellung den Begriff "Narzissmus" zu verwenden. Jedoch bezieht sich die Eigenliebe des Narzissmus hauptsächlich auf die Schönheit des eigenen Körpers. Doch Schieles Ego ist verunstaltet, ausgezehrt und abstoßend und widerspricht nicht nur dem antiken Ideal sondern auch den Vorstellungen, die man zur Jahrhundertwende von einem kunstwürdigen Körper hatte.



Die Hände im Werk von Egon Schiele
Besondere Aufmerksamkeit richtete Schiele auf die Darstellung der Hände, was allerdings in der Kunst nicht neu ist.
Schiele zeigt aber immer wieder dieselbe Handhaltung: die gestreckten Finger zu einer V-Form gespreizt. Auch auf einigen Fotos ist er mit besonderen Handhaltungen zu sehen. Die Bedeutung dieser Gesten ist allerdings nicht eindeutig.


Die Kultur der Fratze:
Die Bildwelt und ihr Betrachter ergeben normalerweise eine Einheit. Durch die Grimasse jedoch, durch das Herausblicken, die mimische Zurückweisung wird die Bildgrenze gesprengt und der Dialog mit dem Betrachter beträchtlich gestört.

Krumau
Ab 1910 zog es Schiele recht oft in die südböhmische Kleinstadt Krumau, die Heimatstadt seiner Mutter. Man könnte es aber auch als eine Flucht aus der Großstadt sehen. Das Leben in Wien war teuer, die Verklärung kleinstädtischer Existenz trug das übrige zum Entschluss für ein Leben in ländlicher Umgebung bei.
1911 lernte er Wally Neuzil kennen, die bis zur Heirat seine Freundin und sein bevorzugtes Modell blieb. Die beiden übersiedelten nach Krumau. Dort begann eine künstlerisch überaus produktive Zeit. Er entdeckte als neue Themen die Stadt und die Kinder und wandte sich auch wieder der Landschaft zu. Die Realität holte ihn jedoch recht schnell ein: Da er mit seiner Lebensgefährtin Wally Neuzil in der Krumau in "wilder Ehe" zusammenlebte, machten die Einwohner dem unehelichen Paar das Leben schwer. Er wurde aus der Stadt ausgewiesen. Möglicherweise könnten es aber auch Beschwerden über die Atelierbesuche von Kindern gewesen sein.
In Krumau entstehen eine Reihe von Stadtansichten, in denen er den Charme winkeliger und schiefer Gässchen betonte, ohne in eine Postkartenästethik abzugleiten. (und die berühmte Zeichnung der alten Giebelhäuser)
Die Serie "Tote Stadt"
Für Schiele war Krumau auch die "Tote Stadt", eine Bezeichnung, die zum Teil auch biographische Wurzeln hat. Hier hatte sich sein Vater wenige Monate vor seinem Tod in die Moldau stürzen wollen. In Schieles "Toten Städten" Serie 1 -6 erscheint das Leben in den zusammengepressten Häuserfronten und engen Gassen wie erdrückt. In allen 6 Bildern blickt man von hoch oben auf die Häuser.. Der Malerfreund Albert Paris Gütersloh schrieb über die Stadtansichten: "Eine Stadt, die er in der Verkürzung von oben herab sieht, nennt er die tote. Weil es jede wird, wenn man sie so ansieht."

"Wenn ich nicht Maler wäre, was ich mit jeder Faser meines Leibes und aller Kraft meiner Seele bin, würde ich wohl noch am liebsten Baumeister sein wollen" Egon Schiele

Kinderdarstellungen und Akte
Kinderdarstellungen nehmen einen großen Platz in Schieles Schaffen ein. Dieses Thema findet sich aber nicht allein bei ihm. Auch Kokoschka zeichnete Kinder, die er sich mit Vorliebe auf den Straßen der Elendsquartiere suchte. Schiele tat es ihm gleich und fand seine Modelle in den Proletariervierteln Wiens.
In seinen Ateliers in Krumau und Neulengbach sollen sich außerdem ständig Kinder aufgehalten haben. Sein Interesse galt vor allem jungen Mädchen, die er vorzugsweise halbbekleidet oder nackt darstellte.
Seine jungen Aktmodelle stehen meist an der Schwelle zur Pubertät, aus ihrem Blick kann man sowohl die Verwirrung des Erwachsenwerdens als auch die erwachende Sexualität ablesen.
In seinen eindeutig erotischen Zeichnungen ging der Künstler aber weiter. Eine Zeichnung ist erhalten, in der ein Mädchen masturbiert. Für solche offiziell verbotenen Blätter gab es jedoch einen florierenden Markt.
Jedoch die Art und Weise der Darstellung vieler seiner Mädchenakte legt nahe, dass es Schiele um mehr als nur um eine lukrative Produktion von Pornographie ging.


Schieles Beziehung zu seinen Modellen

Schieles bevorzugte Modelle waren oftmals Frauen, zu denen er eine persönliche Beziehung hatte.
In seiner Jugend und in den ersten Jahren als Künstler nahm vor allem seine Schwester Gerti diese Rolle ein. Bis 1910 studierte er an Gerti den in der Pubertät reifenden Körper einer Frau. Es ist bemerkenswert, dass die jüngere Schwester keine Scham hatte, sich vom Bruder nackt darstellen zu lassen. Angesichts des strengen Moralkodexes der damaligen Zeit erscheint dieses Verhalten geradezu aufgeklärt und modern, es erklärt sich aber wohl eher aus den spezifischen Familienverhältnissen der Schieles.
Sein nächstes Modell Wally Neuzil war kaum älter als Gerti. Die Siebzehnjährige hatte schon für Klimt Modell gestanden. Schiele und Wally verliebten sich ineinander und gingen gemeinsam nach Krumau, wo ihre nichteheliche Gemeinschaft auf große Ablehnung bei der Bevölkerung stieß. Wally inspirierte Schiele zu sehr erotischen Zeichnungen und stand für einige große symbolische Figurenbilder Modell ("Der Tod und das Mädchen", ...............)
Große Bekanntheit erreichte das "Porträt Wally"( Wallys Porträt ist das Gegenstück zu einem Selbstbildnis Schieles) und auch die "Tote Stadt 3" (1912, Öl auf Holz, 33*40)), als sie 1997in New York nach der großen Schiele-Austellung konfisziert wurden, nachdem die jüdische Erben ehemaliger, in den Nazi- KZ`s ermordeter Eigentümer der beiden Bilder auf Herausgabe klagten. (Wert der beiden Bilder etwa 95 Mio. Schilling) Erst im Mai 1998 wurde die Beschlagnahmung der beiden Bilder vom New York Supreme Court endgültig aufgehoben und der Stiftung Leopold wieder zurückgegeben;

Eine lückenlose Rückverfolgung aller ehemaligen Besitzer war nicht wirklich möglich.
Schieles drittes wichtiges Modell schließlich war ab 1914 seine Ehefrau Edith. Sie machte zur Bedingung, dass Egon sein Verhältnis mit Wally beendete und nur sie sein Modell sein durfte. Bald jedoch ließ sie aber wieder Berufsmodelle zu.
Wally verletzte dieser Bruch sehr, denn sie selbst hatte ihm in schwierigen Zeiten die Treue gehalten.

 
 



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