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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Zwischenkriegszeit



Die Frauenbewegung der Zwischenkriegszeit konnte zum ersten Mal seit Anfang des 20. Jahrhunderts handfeste Erfolge im Bereich der Frauenrechte aufweisen. Nach Ende des Krieges (1918) kam es in den 20er Jahren zu erneuten Ansätzen für die Emanzipation der Frauen. Die politische Umgestaltung des Kaiserreichs zur Weimarer Republik brachte den Frauen die Beseitigung der alten Gesindeordnung, die freie Berufswahl, den Achtstundentag, eine relative Verringerung der Ungleichheit der Löhne und das uneingeschränkte Koalitionsrecht. Das Frauen aktiv in die Politik gingen, war zu dieser Zeit keineswegs selbstverständlich. Nur wenige Frauen, wie zum Beispiel Gertrud Bäumer und Anita Augsburg, welcher der Radikalen Bürgerlichen Frauen-bewegung angehörten, schafften es, in der Frühzeit der Weimarer Republik in ein Landesparlament oder in den Reichstag gewählt zu werden. Dieses ist nicht ver-wunderlich, setzte sich doch zum Beispiel der damals Bund deutscher Frauenvereine (BdF), der mit rund einer Millionen Mitgliedern den Kern der bürgerlichen Frauen-bewegung ausmachte, für nur begrenzte politische Mitspracherechte für Frauen ein. Merkmale dieser Frauen-bewegung waren weiterhin sowohl ein neues Selbstwertgefühl als auch ein neues, verändertes Aussehen der Frauen, welches sich in dem neuen Kurzhaarschnitt und dem, damals typischen, kurzen Rock widerspiegelte. Das tägliche Leben in der Familie und im Haushalt hat sich jedoch noch nicht verändert. Nach wie vor herrscht das Ideal der Hausfrau und der damit verbundenen Rollenverteilung, die nicht selten noch unumstößlicher wirkte als zuvor.

Viele Symbole für das neue weibliche Verhalten und das Auftreten von emanzipierten Frauen wirkten zum größten Teil nur als imaginäres Bild, bestimmt für die Außenwelt. Doch jenseits des äußeren Scheins halten sich hartnäckig die alten traditionellen Normen. In der Literatur der 20er und Anfang der 30er Jahre findet man hauptsächlich Schilderungen von sexuell und gesellschaftlich befreiten Frauen, deren Lebensgeschichte häufig in Form von Romanen, guten Absatz unter der Bevölkerung fanden. Das Ziel dieser Literatur war der Kampf für Gleichberechtigung der Geschlechter sowie gegen eine erstickende Moral. Die "neue" Frau versuchte in ihrem Streben, in den einzelnen Bewegungen, ihre Identität und ihre Autonomie gegen alle Traditionen zu erobern und zu verteidigen. Von Seiten der regierenden Obrigkeit kam es zu einer Betonung der weiblichen Empfindsamkeit, wodurch ihre Intelligenz vollkommen vernachlässigt wurde. Man schätzte an ihr die Unterwerfung und Hingabe für den Staat bzw. den Mann höher als den Ehrgeiz oder intellektuelle Spekulationen. Eine weitere Veränderung findet man auf dem Gebiet der Erwerbstätigkeit. Der öffentliche Meinung nach galt die Frau als nicht erwerbstätig, was jedoch in keinerlei Weise mit der Realität übereinstimmt.
In den Städten waren in etwa zwei Drittel der Mütter gezwungen, berufstätig zu sein, weil die Löhne ihre Ehemänner zu niedrig waren, um die Familie versorgen zu können. Diese Situation, die bereits im Ersten Weltkrieg entstanden war, trug dazu bei, daß Frauen-erwerbstätigkeit selbstverständlich wurde und der Hausfrauenideologie entgegenwirkte. In den Gebieten, wo die Art der Industrialisierung die Anzahl der Frauenarbeitsplätze begrenzte, wie zum Beispiel im Bergbau oder der Eisen- und Stahlindustrie, eröffneten die Frauen Gastronomiebetriebe, vermittelten an Pensionsgäste oder arbeiteten als Wäscherinnen. Neben der begrenzten Freiheit der Arbeitsplatzwahl gab es nun auch eine
freie Partnerwahl für die Ehe. Sowohl für junge Frauen als auch für junge Männer wurde die freie Partnerwahl in der Zwischenkriegszeit selbstverständlich und es kam nur noch selten zu arrangierten Heiraten durch die Eltern. Eine besonders gewichtige Forderung der damaligen Frauenbewegung war das Wahl- bzw. Frauenstimmrecht. Besonders aktiv traten für dieses Ziel die Radikalen ein, welche für das Frauenwahlrecht sogar auf die Straße gingen. Das Wahlrecht allerdings hatten die Frauen dem Sozialdemokratischen Rat der Volksbeauftragten zu verdanken, welche das entsprechende Gesetz 1918 verab-schiedeten.


In der Weimarer Republik scheinen somit alle wesentliche Forderungen der Frauen-bewegung erfüllt zu sein. Man erreichte das Wahlrecht, ein neues Selbstbewußtsein der Frau am Arbeitsplatz und in der Öffentlichkeit und neue Freiheiten in Ehe und Partner-schaft. Die Notwendigkeit der Zusammenarbeit der Frauen in Verbänden schien somit hinfällig und man engagierte sich nun wesentlich intensiver in der Partei. Obwohl zu dieser Zeit Berlin als Zentrum vielfältiger Frauenkultur galt, war es doch von vielfältigen Ver-änderungen der Frauenorganisationen geprägt. Die organisierte Frauenbewegung brach auseinander und hatte somit der Machtergreifung der Nationalsozialisten nichts mehr entgegenzusetzen. Als wichtigste Veränderung galt die Auflösung des Bund Deutscher Frauenvereine. Im Jahr 1933 - einen Tag vor der Gleichschaltung mit der NS Frauen-schaft - löste die letzte Vorsitzende des Bundes Deutscher Frauenvereine, Agnes v. Zahn-
Harnack, diesen Dachverband, der dt. Frauenorganisationen, auf.

 
 

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