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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Vorbereitungen für die machtübernahme





Obwohl die NSDAP und alle ihre Teilorganisationen verboten waren, breitete sie sich weiterhin im Untergrund aus. So gab es vor dem Anschluss schon über 1000 Mitglieder der Hitlerjugend in Graz und Graz-Umgebung, die unter anderem Bilder von Hitler und Hakenkreuzfahnen verbreiteten. Jugendliche, die schon vor dem 12. März Mitglieder in der Hitlerjugend gewesen waren, wurden die "Illegalen" genannt und in der Schule und der Partei bevorzugt behandelt.
Am 19. Februar 1938 veranstaltete die NSDAP einen Fackelzug zur Feier des Berchtesgadener Abkommens - der Beginn der "Volkserhebung". Ein Fassadenkletterer fixierte sogar zum ersten Mal eine Hakenkreuzfahne am Grazer Rathaus. Und schon am folgenden Tag fand die nächste Demonstration der Nationalsozialisten wegen einer Hitler-Rede über das Berchtesgadener Abkommen statt , bei dem die Hitlerjugend erstmals offiziell in den Straßen von Graz auftrat. Ab dem 22. Februar wird vom stummen Hitlergruß zwischen nationalsozialistischen Lehrern und Schülern berichtet. Seit 1. März waren der Gruß und das Tragen von Hakenkreuzabzeichen dann offiziell erlaubt, nachdem Seyß-Inquart Graz besucht hatte. Bis zum 11. März konnte der Unterricht aufrecht erhalten werden, einige Klassen des Lichtenfelsgymnasiums fuhren sogar noch auf Schikurs auf den Zirbitzkogel. Doch ab dem 11. März waren die Schüler nicht mehr zu beruhigen. Viele beteiligten sich mit viel Energie an der Machtübernahme des dritten Reiches. Am 11. März fand in Graz ein groß angelegter Schülerstreik statt, an dem auch die meisten Schüler des Lichtenfelsgymnasiums teilnahmen. Vor dem Lichtenfelsgymnasium versammelte sich eine große Menge von Schülern anderer Schulen, die mit Sprechchören ermunterten zum Mitmarschieren. Sie schrien "Heraus mit Euch, heraus mit Euch!" In der damaligen 1.a Klasse erlebte man das so: Als man diese Chöre hörte, hatte die Klasse gerade Latein. Der Lateinprofessor war sich nicht sicher, was er machen sollte, und ging darauf zum Herrn Direktor, um nach Rat zu fragen. Bald darauf kehrte er mit einem sehr betrübtem Gesichtsausdruck zurück und sagte: "Ich fürchte, ich muß Euch gehen lassen." Die meisten Schüler schlossen sich diesem Protestmarsch an, nur "Juden waren keine dabei". Zusammen zogen sie zum Akademischen Gymnasium weiter, wo sich das Gleiche wiederholte. Die gespannte Stimmung dieser Zeit wurde im Jahresbericht des Akademischen Gymnasiums so festgehalten:
"Da brachte die Rede Schuschniggs am 9. März die Lage zur Siedehitze. Der nächste Tag verlief voll Spannung, die Auslösung erfolgte erst am Freitag, den 11. März 1938, vormittags, als die Schüler zahlreicher Grazer Mittelschulen ihre Schulen verließen, sich in Zügen formatierten und durch die Stadt marschierten. Auch vor dem Anstaltsgebäude auf dem Tummelplatz gab es Kundgebungen, die das sterbende System nicht mehr verhindern konnte."
Ja, das "sterbende System" bemühte sich noch, Österreich zu erhalten und seine Macht zu demonstrieren, aber das war wohl nicht mehr möglich.
"Auch die in der Stadt mit schußfertigen Maschinengewehren eingesetzten Militärbereitschaften übten auf die Bevölkerung keinen Eindruck mehr aus. Als der 11. März zur Neige ging, trugen die Ätherwellen die Kunde vom Sturz des Schuschnigg-Regimes hinaus in die Welt...."
Und so sah es in vielen Schulen aus: "Auch dem neuen Direktor gelang es ebensowenig wie allen anderen in der gleichen Lage, die mit unbändiger Urgewalt heraufziehende politische Entwicklung, die zum Endkampf führen mußte, in der Schule zu hemmen oder auch nur aufzuhalten."
Wegen dieses Schülerprotestes und wegen der vielen anderen Protestveranstaltungen erhielt Graz nach dem Anschluss zuerst den Beinamen "Stadt der Volkserhebung"; später versuchte man sogar, den Namen "Graz" ganz zu verdrängen und unsere Heimatstadt nur noch "Stadt der Volkserhebung" zu nennen.

 
 



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